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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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mindestens drei mögliche Interpretationsmöglichkeiten, diese als „essential force“, „an in-<br />

dwelling vital force, soul or entelechy“ oder als „essential nature” 147 zu interpretieren. Ohne<br />

hier zu entscheiden, wie diese Kraft von Wolff tatsächlich konzipiert wird, so kann referiert<br />

werden, daß Blumenbach die vis essentialis als diejenige Kraft interpretiert, „wodurch der<br />

Nahrungsstoff in die Pflanze oder in das junge Thier getrieben wird.“ (Bildungstrieb, 31) Die-<br />

se ist nach Blumenbach zwar ein Teil des Bildungstriebes, nicht aber bereits der Bildungs-<br />

trieb. 148<br />

Zusammenfassend läßt sich Blumenbachs Epigenesis-Theorie wie folgt charakterisieren: Zu-<br />

nächst geht sie von der Aristotelischen Unterscheidung von passiver Materie <strong>und</strong> aktiver<br />

Form aus, um im Anschluß daran Entwicklung als durch einen Bildungstrieb gesteuert anzu-<br />

sehen, der sich in den Funktionen Zeugung, Ernährung <strong>und</strong> Reproduktion ausdrückt. Jede<br />

weitere Spekulation über den Bildungstrieb weist Blumenbach mit dem methodologischen<br />

Hinweis auf Newtons Kraftbegriff zurück. In Opposition zur vis plastica, veranschaulicht an<br />

der Auffassung Cudworth’, kann der Bildungstrieb Blumenbachs als immanente vitalistische<br />

„1. Vis essentialis = essential force. Wolff had in mind a force analogous to the forces in physics, and was<br />

suggesting that such a force acted as a causal agent to bring about the formation of the organism. The eighteenth<br />

century preformationists took Wolff to mean this, and objected that it was inconceivable that a single force<br />

would be equal to this task. […] 2. Vis essentialis = an indwelling vital force, soul or entelechy. If this was what<br />

Wolff meant, then the explanation is not inadequate in the above way, although it would not be acceptable to the<br />

majority of the eighteenth century naturalists. The theory would be similar to many which had been given in the<br />

past, and somewhat like Turberville Needham’s theory of ‘vegetative force’. […] 3. Vis essentialis = essential<br />

nature. On this view Wolff was simply not interested in giving a causal explanation of the phenomena. […] On<br />

this third view, then, Wolff was concerned to derive the ‘formal’ principles of development from his study of the<br />

phenomena. To put the difference in Aristotelian terms: construed in the second way the vis essentialis was a<br />

(spiritual) ‘efficient cause’ of developmental changes—construed in this third way it was the ‘formal cause’ of<br />

development.“ (Gasking [1967], 104)<br />

147 Gasking (1967),104.<br />

148 Herrlinger (1966), 19: „Vergleichen wir die Eigenschaften des Blumenbachschen Bildungstriebes mit der<br />

Kraft Wolffs, so ist jener umfassender. Er schließt die Reproduktion, d.h. die Regeneration mit ein, <strong>und</strong> zwar ist<br />

dies das eigentliche Wesentliche an ihm.“ Blumenbach äußert sich folgendermaßen zum Unterschied von Bildungstrieb<br />

<strong>und</strong> wesentlicher Kraft: „Denn jene vis essentialis wodurch die Nahrungssäfte in die Pflanze gebracht<br />

werden, zeigt sich auch bey den unförmlichsten, widernatürlichsten, wuchernden Auswüchsen der Gewächse,<br />

(an Baumstämmen etc.) wo gar kein bestimmter Bildungstrieb statt hat. Eben so bey Mondkälbern etc. Umgekehrt<br />

kan die vis essentialis bey schlecht ernährten organischen Körpern sehr schwach seyn, dem eigentlichen<br />

Bildungstriebe übrigens unbeschadet u. s. w.“ (Bildungstrieb, 31 f.) Als Vitalisten verstehen Wolff Driesch<br />

(1922), 35 <strong>und</strong> 43, Aulie (1961), 144 sowie Roe (2002), 103: „Never a total mechanist or an absolute vitalist,<br />

Wolff attempted instead to steer a middle course between the reductionism of mechanism and the inexplicability<br />

of vitalism.“ Als Mechanist beschreibt Wolff Breidbach (1999), II f., XXII f., XXIV, XXIX f.<br />

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