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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Blumenbachs Argumente gegen die Evolutionstheorie lassen sich folgendermaßen zusam-<br />

menfassen: Spontaneität der Bildungen im Falle von Regeneration 128 , Mißbildungen sowie<br />

Bastardzeugung. Im Handbuch der Naturgeschichte von 1788 finden sich darüber hinaus<br />

noch die Argumente von Ausartungen, erblich werdenden Verstümmelungen <strong>und</strong> der Entste-<br />

hung von widernatürlichen Teilen. 129 Das Phänomen der Regeneration ist es auch gewesen,<br />

welches Blumenbach von einem Anhänger der Evolutionstheorie zu einem Vertreter der Epi-<br />

genesis hat werden lassen. Blumenbach berichtet von zwei Erlebnissen, welche hierfür den<br />

Ausschlag gegeben haben: Reproduktionsversuche mit Polypen sowie die Regeneration bei<br />

W<strong>und</strong>en. Auf dieses empirische Material basierend gibt Blumenbach die Definition des Bil-<br />

dungstriebes:<br />

„Dass keine präformirten Keime präexistiren: sondern dass in dem vorher rohen ungebildeten<br />

Zeugungsstoff der organisirte Körper nachdem er zu seiner Reise <strong>und</strong> an den Ort seiner Bestimmung<br />

gelangt ist, ein besonderer, dann lebenslang thätiger Trieb rege wird, ihre bestimmte<br />

Gestalt anfangs zu erhalten, <strong>und</strong> wenn sie ja etwas verstümmelt worden, wo möglich<br />

wieder herzustellen.<br />

Ein Trieb, der folglich zu den Lebenskräften gehört, der aber eben so deutlich von den übrigen<br />

Arten der Lebenskraft der organisirten Körper (der Contractilität, Irritabilität, Sensilität<br />

etc.) als von den allgemeinen physischen Kräften der Körper überhaupt, verschieden ist; der<br />

die erste wichtigste Kraft zu aller Zeugung, Ernährung, <strong>und</strong> Reproduction zu seyn scheint,<br />

<strong>und</strong> den man um ihn von andern Lebenskräften zu unterscheiden, mit dem Namen des Bildungstriebes<br />

(nisus formatiuus) bezeichnen kan.“ (Bildungstrieb, 24 f.) 130<br />

werden, wo an keinen dazu präformirten Keim zu denken ist, wozu brauchts denn überhaupt der ganzen Einschachtelungshypothese?“<br />

127<br />

Vgl. Bildungstrieb, 66: „Allein auch selbst die Erscheinungen bey Zeugung der Bastarde wiedersprechen allen<br />

Begriffen von Präexistenz eines präformirten Keims so schlechterdings, dass man kaum absieht, wie bey einer<br />

reifen Erwägung der erstern, die letztern noch ernstliche Vertheidiger haben finden können.“<br />

128<br />

Zum Problem der Regeneration siehe Bodemer (1964) <strong>und</strong> Cooper, (2003)<br />

129<br />

Siehe Blumenbach (1788), 11 f.<br />

130<br />

Mit dieser Definition sind Blumenbachs positive Aussagen über den Bildungstrieb erschöpft. Vgl. hierzu<br />

noch folgende Stelle: „Bildungstrieb, der das neue Geschöpf aus dem ungeformten Zeugungsstoff der alten ausbildet.“<br />

(Bildungstrieb, 83) Die erste Definition des Bildungstriebes von 1780 lautet: „Daß in allen belebten Geschöpfen<br />

vom Menschen bis zur Made <strong>und</strong> von der Ceder zum Schimmel herab ein besondrer eingebohrner, lebenslang<br />

thätiger würksamer Trieb liegt, ihre bestimmte Gestalt anfangs anzunehmen, dann zu erhalten, <strong>und</strong><br />

wenn sie ja zerstört worden, wo möglich wieder herzustellen. Ein Trieb, (oder Tendenz oder Bestreben, wie<br />

mans nur nennen will) der sowol von den allgemeinen Eigenschaften der Körper überhaupt, als auch von den übrigen<br />

eigenthümlichen Kräften der organisirten Körper ins besondere, gänzlich verschieden ist; der eine der ersten<br />

Ursachen aller Generation, Nutrition <strong>und</strong> Reproduction zu seyn scheint, <strong>und</strong> den ich hier um aller Misdeutung<br />

zuvor zu kommen, <strong>und</strong> um ihn von den andern Naturkräften zu unterscheiden, mit dem Namen des Bildungs-Triebes<br />

(Nisus formativus) belege.“ (Blumenbach [1780], 249 f.)<br />

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