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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Froschlaich. 123 Auch in diesem Fall gilt für Blumenbach, daß eine vorurteilsfreie Auswertung<br />

des empirischen Materials keinesfalls auf die Schlüsse der Ovisten führe. 124 Desweiteren führt<br />

Blumenbach zahlreiche Gegenbeispiele aus unwissenschaftlichen Quellen an, um die Strate-<br />

gie der Ovisten durch Beibringung von fragwürdigem Anschauungsmaterial ad absurdum zu<br />

führen. Die Ovisten bringen Beispiele, „wo sogar Mädgen in aller ihrer jungfräulichen Un-<br />

schuld durch die unzeitige Entwickelung eines solchen kleinen Keims guter Hoffnung wor-<br />

den“ (Bildungstrieb, 50). Blumenbach hält diesen Beispiele vor, „wo sich auch Mannsperso-<br />

nen oder andre männliche Thiere in gesegneten Leibesumständen bef<strong>und</strong>en haben sollen“<br />

(Bildungstrieb, 54). Um die Diskussion zu einem Ende zu bringen, behauptet Blumenbach:<br />

„Kein vorsichtiger <strong>und</strong> zuverlässiger Beobachter wird aber vor der dritten Woche der<br />

Schwangerschaft einen ungezweifelt wahren, menschlichen Embryo, oder im bebrüteten<br />

Hühnerey in den ersten zwölf St<strong>und</strong>en auch nur eine dunkle, <strong>und</strong> vor Ende des zweyten Tages,<br />

eine deutliche Spur des Küchelgens gesehn haben.“ (Bildungstrieb, 59 f.) 125<br />

Neben dem Argument der Unähnlichkeit von Keim <strong>und</strong> Individuum folgt das gewichtige<br />

klassische Argument gegen die individuelle Präformationstheorien, die der spontanen Neubil-<br />

dungen. 126 Darüber hinaus führt Blumenbach das bekannte Beispiel der Bastardbildung an. 127<br />

des Dotters continuirten. Nun aber habe der Dotter mit seiner Haut schon im Eyerstock der unbefruchteten Henne<br />

präexistirt, folglich nach aller Wahrscheinlichkeit auch zugleich mit derselben, obgleich unsichtbar das damit<br />

continuirende Küchelgen.“ (Bildungstrieb, 35 f.) Blumenbach sieht diesen Schluß als nicht zwingend an. Es folgt<br />

nicht daraus, „dass diese Häute <strong>und</strong> Gefässe, wenn sie auch wirklich nun mit einander continuirten, deshalb auch<br />

von je zusammen coexistirt haben müssten! Genug Erscheinungen an organisirten Körpern zeigen das erstere,<br />

ohne dass man sich wird beykommen lassen, daraus das zweyte zu folgern.“ (Bildungstrieb, 39) Blumenbach<br />

führt hierzu Beispiele aus dem Gewächs- <strong>und</strong> Tierreich an, welche im Gegensatz dazu Beispiele zum Erweis der<br />

Richtigkeit des Bildungstriebes sein sollen. Siehe auch Jantzen (1994), 590: „Präformationstheorien sind Kontinuitätstheorien.“<br />

123<br />

Spallanzani „nennt nemlich das schwarze Fleckgen im befruchteten Froschlaich geradezu Kaulquappe oder<br />

junges Fröschgen“ (Bildungstrieb, 47 f.)<br />

124<br />

Vgl. Bildungstrieb, 49 f.: „Wer sich je die kleine Mühe gegeben hat, das Froschlaich genau zu untersuchen,<br />

der wird gestehen müssen, dass der Einfall, das schwarze Fleckgen in demselben zum Kaulquappenzu demonstriren,<br />

die glücklichste Anwendung von der Logik des Bruder Peter im Mährgen von der Tonne sey, der auch<br />

seinen Brüdern das hausbackne Brod für einen exquisiten Hammelbraten andemonstriren wollte.“<br />

125<br />

Vgl. Blumenbach (1788), 11 f.<br />

126<br />

Siehe Bildungstrieb, 61: „Eben so wenig ist abzusehen, wie in aller Welt die Gönner der präformirten Keime,<br />

die unzähligen Fälle von Entstehung <strong>und</strong> Ausbildung ganz zufälliger Weise neuerzeugter, im natürlichen Bau gar<br />

nicht existirender organischer Theile mit ihrer Einschachtelungshypothese zusammen reimen wollen.“ „Die<br />

Schlussfolgen aus allen diesen Beyspielen ergeben sich von selbst. Können einmal vollkommne besondere Knochen,<br />

ganz neue ungewöhnliche Gelenke, neue organische Häute mit eben so neuen Blutgefässen, da gebildet<br />

37

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