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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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in genauer Verbindung [...], nämlich mit der, über die Erklärung der Generation“ (<strong>Weltseele</strong>,<br />

52 f.) 105<br />

Blumenbachs Schrift Über den Bildungstrieb von 1789 106 versteht sich als Beitrag zur Zeu-<br />

gungstheorie <strong>und</strong> damit als Beitrag zu der im 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert geführten Debatte zwi-<br />

schen Epigenesis (von griech. epi ‚hinzu’ <strong>und</strong> genesis ‚Werden, Entstehung’) <strong>und</strong> Evolution<br />

(von lat. evolutio ‚Auswicklung’). 107 Die Schrift ist derart aufgebaut, daß in einem ersten Teil<br />

Gründe gegen die Evolutionstheorie geltend gemacht werden. In einem zweiten Teil werden<br />

die Gründe für die Epigenesis dargelegt, worauf eine Definition der spezifischen Epigenesis-<br />

Theorie Blumenbachs, dem Bildungstrieb, folgt. Diese stellt Blumenbach weiteren alternati-<br />

ven epigenetischen Modellen gegenüber.<br />

Der erste Teil der Schrift handelt „[v]on den verschiednen Wegen die man eingeschlagen hat,<br />

zu einigem Aufschluß über das Zeugungsgeschäfte zu gelangen.“ (Bildungstrieb, 1) Das „Ge-<br />

heimnis der Zeugung“ (Bildungstrieb, 3) kann nach Blumenbach durch zwei konkurrierende<br />

Modelle erklärt werden. Die Theorie der Epigenesis behauptet, „dass der reife, übrigens aber<br />

rohe ungeformte Zeugungsstoff der Eltern, wenn er zu seiner Zeit <strong>und</strong> unter den erforderli-<br />

chen Umständen an den Ort seiner Bestimmung gelangt, dann zum neuen Geschöpfe allmälig<br />

ausgebildet werde.“ (Bildungstrieb, 6) 108 Zunächst läßt sich festhalten, daß Epigenesis eine<br />

wirkliche (Neu-)Bildung vertritt: entweder aus absolut unorganisierter oder bereits (niedriger)<br />

105 <strong>Maimon</strong> behauptet weiterhin, „daß die Frage über die Erzeugung mit der Frage über die allgemeinen <strong>Weltseele</strong><br />

aufs genaueste verknüpft ist.“ (<strong>Weltseele</strong>, 63 f.) An einer Stelle behauptet <strong>Maimon</strong> explizit die Identität der<br />

<strong>Weltseele</strong> mit der von Blumenbach entworfenen Bildungskraft: „<strong>Weltseele</strong> oder die Bildungs <strong>und</strong> Erhaltungskraft“<br />

(<strong>Weltseele</strong>, 91). Siehe auch GW III, 292.<br />

106 Blumenbachs Ausführungen über den Bildungstrieb gehen auf einen kurzen Aufsatz aus dem Jahre 1780 zurück<br />

(siehe Blumenbach [1780]). 1781 verfaßt Blumenbach die erste Monographie zum Bildungstrieb (siehe<br />

Blumenbach [1971]). <strong>Maimon</strong> bezieht sich allein auf die zweite Auflage von 1789, ohne auf frühere Entwürfe,<br />

das Handbuch der Naturgeschichte (1. Auflage 1779, 3. Auflage 1788) oder (die hier nicht berücksichtigten) lateinischen<br />

Schriften Blumenbachs zu diesem Thema heranzuziehen.<br />

107 Einen ersten umfassenden Überblick über die Debatte geben beispielsweise Roe (2002) <strong>und</strong> Gasking (1967).<br />

108 Vgl. Blumenbach (1779), 19: „Die Epigenese lehrt, daß der rohe Gr<strong>und</strong>stoff [...] nach der Empfängnis oder<br />

Befruchtung allmählig ausgebildet, <strong>und</strong> ein Theil des organisirten Körpers nach dem andern geformt würde. Diese<br />

allmählige Bildung wahrscheinlich zu machen, haben ihre Anhänger allerhand Kräfte angenommen, die dieses<br />

Geschäfte bewürken sollten.“<br />

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