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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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2.2. <strong>Maimon</strong>s <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> die Zeugungslehre Blumenbachs<br />

Daß <strong>Maimon</strong> mit der Theorie des aktiven Intellekts der mittelalterlichen islamischen <strong>und</strong> jüdi-<br />

schen Tradition vertraut ist, folgt aus seiner intimen Kenntnis <strong>Maimon</strong>ides’. 97 Daß <strong>Maimon</strong><br />

darüber hinaus die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> in Übereinstimmung mit der mittelalterlichen<br />

Lehre des aktiven Intellekts konzipiert, ergibt sich nicht nur aus der Definition der <strong>Weltseele</strong>,<br />

welche <strong>Maimon</strong> liefert, sondern auch aus der Funktion, welche die <strong>Weltseele</strong> zu erfüllen hat.<br />

Es ergibt sich desweiteren bereits aus dem synonymen Gebrauch der Begriffe „Weltgeist“ <strong>und</strong><br />

„<strong>Weltseele</strong>“ 98 : In seinem Artikel „Ueber das Vorhersehungsvermögen“ behandelt <strong>Maimon</strong><br />

das Thema der Prophetie, indem er betreffende Passagen aus <strong>Maimon</strong>ides’ Führer der Un-<br />

schlüssigen übersetzt <strong>und</strong> kommentiert. Zunächst übersetzt <strong>Maimon</strong> die einschlägige Stelle<br />

aus dem Führer der Unschlüssigen: „Die Divination, (das Prophezeyungsvermögen), besteht<br />

in einem Ausfluß der Gottheit a), der sich vermittelst des Weltgeistes auf die höhern Seelen-<br />

kräfte, <strong>und</strong> vermittelst dieser b) auf die Einbildungskraft erstreckt.“ 99 An die Stelle der „akti-<br />

ven Vernunft“ 100 , so die deutsche Übersetzung der betreffenden Stelle von Adolf Weiß, ist bei<br />

<strong>Maimon</strong> der Weltgeist getreten. In seiner Anmerkung führt <strong>Maimon</strong> hierzu aus: „Der Welt-<br />

geist ist nach dem Aristoteles 101 , dessen Meinung der Verfasser zugethan ist, zwar nicht eine<br />

selbstständige, aber doch eine für sich bestehende sublunarische Intelligenz, die die Quelle al-<br />

was Wirkliches werden, eine selbständige Substanz, die zwar, solange der Körper besteht, mit diesem verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> von ihm untrennbar bleibt, aber nach dem Tode des Körpers eine Fortdauer hat. Es wird aus der hylischen<br />

die erworbene Vernunft. Dies kann allerdings nur durch solche Erkenntnisse geschehen, mit denen sich die Vernunft<br />

vollkommen identifiziert, die also für den Menschen etwas nicht bloß Äußerliches <strong>und</strong> Gegenständliches<br />

bleiben, sondern zu seinem Wesen werden.“ Man hat diese Form des Einswerdens „rationalistische Mystik“ genannt<br />

(siehe Freudenthal [Ms. b], Merlan (1963), 2, 16, 19; Cohen (1924), 273 sowie Renan (1866), 145 f. sowie<br />

179 f.<br />

97<br />

Auf weitere Vorbilder, beispielsweise Abraham Ibn Esra, wird weiter unten noch ausführlicher eingegangen.<br />

98<br />

Neben der zu behandelnden Stelle in „Ueber das Vorhersehungsvermögen“ siehe <strong>Weltseele</strong>, 66.<br />

99<br />

GW III, 279. Dabei handelt es sich um den ersten Satz des 36. Kapitels des 2. Buches des Führers der Unschlüssigen.<br />

100<br />

<strong>Maimon</strong>ides (1995), 2. Buch, 36. Kapitel, 238.<br />

101<br />

Es ist eine Frage, inwiefern sich <strong>Maimon</strong> darüber bewußt ist, daß es sich bei der von <strong>Maimon</strong>ides vertretenen<br />

Lehre des „Weltgeistes“, d.h. des aktiven Intellekts, um eine neuplatonisch gefärbte mittelalterliche Lehre handelt.<br />

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