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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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dig ist, <strong>und</strong> nicht vermieden werden kann, wenn wir nicht aufhören wollen, vernünftige Wesen<br />

zu sein.“ 543<br />

<strong>Maimon</strong>s Einschätzung der Fichteschen Philosophie hingegen kritisiert die Kantischen Prä-<br />

missen der Fichteschen Philosophie: die kopernikanische Wende, das Primat der praktischen<br />

Philosophie sowie den Gebrauch der Einbildungskraft <strong>und</strong> damit das Problem des Individuel-<br />

len. Um den Unterschied zu Fichte zu erhellen, sei eine Stelle aus einem Brief <strong>Maimon</strong>s an<br />

Bendavid zitiert, in welchem <strong>Maimon</strong> eine deutliche Kritik an der Philosophie Fichtes vor-<br />

trägt. In diesem Brief verdeutlicht <strong>Maimon</strong> die Konsequenz aus Fichtes Position anhand eines<br />

Mannes, dessen Beispiel ihm bei dem Abfassen des Briefes vor Augen stünde – <strong>Maimon</strong><br />

denkt dabei aller Wahrscheinlichkeit nach an den Grafen Heinrich Wilhelm Adolf von Kalck-<br />

reuth (1766-1830), auf dessen Gut in Schlesien <strong>Maimon</strong> sich die letzten Jahre seines Lebens<br />

aufgehalten hat <strong>und</strong> der sich selbst als philosophischer Schriftsteller betätigte. 544 Dieser sei<br />

durch die Philosophie Fichtes „ein sowohl spekulativer als praktischer Narr geworden“ 545 . Die<br />

Methode Fichtes (ver-)führe ihn dazu, so <strong>Maimon</strong>, alles zu verachten, was „nicht synthetisch<br />

in gerader Linie aus seinem Ich herkomme[.]“ 546 . Und er schließt seine Kritik mit der Beo-<br />

bachtung: „Alles Wissen, alle Erkenntniß unmitttelbar aus dem Ich herauszubringen, hat so-<br />

viel Lockendes <strong>und</strong> Wegabkürzendes für unvorsichtige junge Leute, daß sie der Versuchung<br />

kaum widerstehen können.“ 547 Daß diese Wegabkürzung für <strong>Maimon</strong> ein Irrweg ist, braucht<br />

nicht weiter betont zu werden. <strong>Maimon</strong> sieht Fichtes „Art zu philosophieren mehr spitzfindig<br />

als gründlich, mehr ein Spiel der Imagination als ein methodisches Verfahren des <strong>Verstand</strong>es<br />

<strong>und</strong> der Vernunft.“ Unter Heranziehung der oben erzielten Resultate ergibt sich also, daß<br />

wußtseyns, unseres Lebens, unseres Seyns für uns, d.h. unsers Seyns, als Ich, sich gründet: so kann dieselbe<br />

nicht wegfallen, wenn wir nicht vom Ich abstrahiren sollen, welches sich widerspricht, da das abstrahirende unmöglich<br />

von sich selbst abstrahiren kann; mithin täuscht sie nicht, sondern sie giebt Wahrheit, <strong>und</strong> die einzigmögliche<br />

Wahrheit. Annehmen, daß sie täusche, heisst einen Skepticismus begründen, der das eigene Seyn bezweifeln<br />

lehrt.“<br />

543 GA I, 3; S. 189 f.<br />

544 Graf Heinrich Wilhelm Adolf von Kalckreuth war selbst philosophischer Schriftsteller <strong>und</strong> u.a. von J.G. Fichte<br />

beeinflußt. Vgl. hierzu seine in der Bibliographie angegebenen Schriften.<br />

545 Zit. nach Guttmann (1917), 211.<br />

546 Zit. nach Guttmann (1917), 211.<br />

547 Zit. nach Guttmann (1917), 211.<br />

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