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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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nigung der beiden Entgegengesetzen ausführlich dargelegt 505 , um im praktischen Teil die<br />

Vereinigung als den Zielpunkt einer unendlichen Annäherung, eines Strebens, darzustellen.<br />

Das endliche Ich strebt nach der „vollkommenen Identität mit sich selbst“ 506 Hier wird aller-<br />

erst in aller Deutlichkeit klar, daß das Ich des § 1 nur etwas war, das weniger den Anfangs-,<br />

als vielmehr den Zielpunkt des endlichen Ich darstellt. Das reine Ich stellt also nicht etwas<br />

dar, das ist, sondern das sein soll. Fichte handelt vom absoluten Ich als einer Idee des Ich, die<br />

seiner praktischen unendlichen Forderung nothwendig zu Gr<strong>und</strong>e gelegt werden muss, die<br />

aber für unser Bewußtseyn unerreichbar ist, <strong>und</strong> daher in demselben nicht unmittelbar [wohl<br />

aber mittelbar in der philosophischen Reflexion] vorkommen kann.“ 507 Daraus ergibt sich für<br />

Fichte ebenfalls das, was <strong>Maimon</strong> die ‚allgemeine Antinomie des Denkens überhaupt’ ge-<br />

nannt hat: „Das ist denn in allen Wissenschaften, u. weis’t uns auf den Widerspruch in unsrer<br />

Natur selbst zwischen abhängig [vom Nicht-Ich; F.E.] u. unabhängig [als absolutes Ich; F.E.]<br />

hin.“ 508 Nach Fichte entstehen die Antinomien dadurch, daß wir uns einmal als unendlich (ab-<br />

505 Vgl. hierzu auch GA II, 2; 276: „das Entgegengesetzte muß verb<strong>und</strong>en werden, so lange noch etwas Entgegengesetztes<br />

ist, bis die absolute Einheit hervorgebracht sey; welche freilich, wie sich zu seiner Zeit zeigen wird,<br />

nur durch eine geendete Annäherung zum Unendlichen hervorgebracht werden könnte, welche an sich unmöglich<br />

ist.“ Man fühlt sich hierbei an <strong>Maimon</strong>s Worte erinnert: „Wir fangen also mit unserer Erkenntnis der Dinge<br />

von der Mitte an <strong>und</strong> hören wiederum in der Mitte auf.“ (Versuch, 190 [350]) Während es <strong>Maimon</strong> jedoch um<br />

die theoretische Vernunft geht, sieht Fichte dieses Streben als Streben der praktischen Vernunft an.<br />

506 GA I, 2; 400.<br />

507 GA I, 2; 409. Vgl. Hierzu auch Zöller (1998), 32 sowie 36: „The I of the intellectual intuition is thus not an<br />

instance of consciousness, but the gro<strong>und</strong> or the pure form of consciousness. Its status is that of an inferred condition,<br />

grasped in philosophical thought by means of abstraction from what is empirical in consciousness and reflection<br />

on what remains after such abstraction.“ Hanewald (2001) geht in seiner Darstellung auf das Verhältnis<br />

von erschlossener Bedingung der Möglichkeit von Subjektivität <strong>und</strong> unmittelbarer intellektueller Anschauung<br />

ein: „Hier soll hingegen versucht werden zu zeigen, daß der Ansatz der Gr<strong>und</strong>lage auch in anderer Weise konsistent<br />

interpretierbar ist, ohne die intellektuelle Anschauung hineinzuziehen. Dann sind allerdings sowohl das<br />

Sich-Setzen des absoluten Subjekts als auch das ‚Vorstellen’, das nach Fichtes Schrift Über den Begriff die erste<br />

Handlung des Philosophen ausmacht, zu spezifizieren. Der im Folgenden ausgeführte Vorschlag besteht darin,<br />

das unendliche Ich als Idee, als Aufgabe des Denkens zu bestimmen, was im Einklang mit der Behauptung Fichtes<br />

steht, der transzendentale Philosoph erweise wenigstens ‚die bloße Regel der Vernunft, zu abstrahiren, das<br />

bloße Gesez einer nicht zu realisierenden Bestimmung’ (GA I, 2, 382; SW I, 244). Wenn dieses Interpretationsvorhaben<br />

gelingt, dann stellt der erneute Rekurs auf die intellektuelle Anschauung in der Wissenschaftslehre nova<br />

methodo eine echte inhaltliche Veränderung gegenüber der Gr<strong>und</strong>lage dar, wobei natürlich auch in diesem<br />

Punkt einerseits die Abhebung vom Sprachgebrauch Kants zu beachten ist <strong>und</strong> andererseits die damit einhergehende<br />

Rechtfertigung, dem unmittelbaren <strong>und</strong> gleichwohl intellektuell-spontanen Bewußtsein eine positive Rolle<br />

in der Transzendentalphilosophie zuzuweisen.“ (8 f.)<br />

508 GA I, 2; 183.<br />

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