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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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druck einer <strong>und</strong> eben derselben Kraft 475 aufgefaßt werden. Während dies im Versuch <strong>und</strong> in<br />

der <strong>Weltseele</strong> im Zusammenhang mit Kants Unterscheidung von Denken <strong>und</strong> Anschauung 476<br />

gebracht wird, so wird dies in der <strong>Weltseele</strong> darüber hinaus noch auf das „übersinnliche Sub-<br />

strat der Natur“ 477 von teleologischen <strong>und</strong> mechanischen Gründen angewandt. 478<br />

(3) Der Unterschied zwischen <strong>Maimon</strong>s Auffassung von der <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> dem unendlichen<br />

<strong>Verstand</strong> kann weiterhin mit Blick auf die philosophische Tradition erhellt werden. In dieser<br />

Hinsicht beschreibt der unendliche <strong>Verstand</strong> den göttlichen Intellekt an <strong>und</strong> für sich, während<br />

in der <strong>Weltseele</strong> sein Verhältnis auf die Welt betrachtet wird. Wie die Untersuchung von<br />

<strong>Maimon</strong>s Begriff des unendlichen <strong>Verstand</strong>es zu Tage gefördert hat, kann dieser als Zielpunkt<br />

einer unendlichen Annäherung betrachtet werden. Hierbei wird nicht auf das Verhältnis des<br />

unendlichen <strong>Verstand</strong>es auf die Welt <strong>und</strong> den Menschen reflektiert, sondern allein das Ver-<br />

hältnis der Welt <strong>und</strong> des Menschen auf dieses Ziel hin betrachtet. Der göttliche Intellekt oder<br />

die Idee der absoluten Spontaneität ist im Hinblick auf die mangelhafte <strong>und</strong> unvollständige<br />

conditio humana aus gesprochen <strong>und</strong> dient als Leitidee für wissenschaftliches Handeln <strong>und</strong><br />

Denken. Der unendliche <strong>Verstand</strong> ist in dieser Perspektive das Ziel des Weges ‚von unten<br />

herauf’. Die <strong>Weltseele</strong> hingen untersucht das Verhältnis Gottes auf die Welt, welches entwe-<br />

der neuplatonisch durch Emanation oder pantheistisch als immanentes aufgefaßt wird. Die<br />

475 Für Kant ist diese Kraft bloß formal: „Es ist eine <strong>und</strong> dieselbe Spontaneität, welche dort unter dem Namen der<br />

Einbildungskraft, hier des <strong>Verstand</strong>es, Verbindung in das Mannigfaltige der Anschauung hineinbringt.“ (B 162<br />

Anm.) <strong>Maimon</strong> hingegen geht von einer „reellen“ <strong>und</strong> objektiven Kraft aus, welche in dieser Hinsicht sowohl als<br />

<strong>Weltseele</strong> als auch als <strong>unendlicher</strong> <strong>Verstand</strong> bezeichnet werden kann.<br />

476 Siehe Versuch, 103 [182 f.]: „Herr Kant behauptet, daß Sinnlichkeit <strong>und</strong> <strong>Verstand</strong> zwei ganz verschiedene<br />

Vermögen sind; ich behaupte hingegen, daß, ob sie schon in uns als zwei verschiedene Vermögen vorgestellt<br />

werden müssen, sie doch von einem unendlichen denkenden Wesen als eine <strong>und</strong> eben dieselbe Kraft gedacht<br />

werden müssen, <strong>und</strong> daß die Sinnlichkeit bei uns der unvollständige <strong>Verstand</strong> ist.“ In der <strong>Weltseele</strong> liest man<br />

hierzu: „So beweißt die Allgemeinheit der Formen des Denkens <strong>und</strong> Anschauens, worauf alle objektive Wahrheit<br />

beruhet, die Gemeinschaft der ihnen gemäß wirkenden Kraft; was also nothwendige Bedingung aller Wahrheit<br />

überhaupt ist, muß selbst nothwendig wahr seyn.“ (<strong>Weltseele</strong>, 68 f.)<br />

477 Kant (2001), § 78, 333 [AA V, 414].<br />

478 An folgender Stelle ist es offensichtlich, daß <strong>Maimon</strong> das Verhältnis von mechanischen <strong>und</strong> teleologischen<br />

Gründen analog zum Verhältnis von Anschauung zum Denken (siehe A 51/B 75) bestimmt: „Hieraus erhellet,<br />

daß es eine <strong>und</strong> eben dieselbe Kraft seyn muß, die in ihren Wirkungen die Zwecke <strong>und</strong> Naturgesetze verbindet.<br />

Wir haben hier ein Ideal von der vollkommensten Verbindung einer gesetzgebenden <strong>und</strong> exekutiven Macht. Die<br />

erstere ist ohne die letztere leer (kann ihre Wirkung nicht äussern) hingegen ist diese ohne jene blind (Entweder<br />

Zufall oder fatale Nothwendigkeit).“ (<strong>Weltseele</strong>, 71)<br />

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