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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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5. Schluß<br />

„LET thy Studies be free as thy Thoughts and Contemplations:<br />

but fly not only upon the wings of Imagination“.<br />

(Thomas Browne)<br />

„Wer kann den Ausschweifungen der Einbildungskraft, wenn sie<br />

nicht durch die Vernunft geleitet wird, Einhalt thun?“<br />

(<strong>Salomon</strong> <strong>Maimon</strong>)<br />

Die vorliegende Untersuchung zu den Begriffen <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> <strong>unendlicher</strong> <strong>Verstand</strong> in der<br />

Philosophie <strong>Maimon</strong>s hat zu argumentieren versucht, daß in <strong>Maimon</strong>s Gebrauch beider Be-<br />

griffe ein an <strong>Maimon</strong>ides <strong>und</strong> Spinoza orientierter Aristotelismus zum Ausdruck kommt, der<br />

wesentlich gegen Leibniz’ Monadenlehre als „das klassische System des Individualismus“ 463<br />

<strong>und</strong> gegen Kants „Selbstphilosophie“ 464 gerichtet ist. In der <strong>Weltseele</strong>ndiskussion diente zu-<br />

nächst Blumenbachs Epigenesis-Theorie als Argument gegen die (u.a. von Leibniz vertretene)<br />

Evolutionstheorie. Es konnte gezeigt werden, daß <strong>Maimon</strong>s Affinität zu Blumenbachs Theo-<br />

rie der Epigenesis in der generischen im Gegensatz zur individuellen Präformation der Evolu-<br />

tionstheorie zu sehen ist. Dabei identifiziert <strong>Maimon</strong>, entgegen der erklärten Absicht Blumen-<br />

bachs, dessen immanenten Bildungstrieb mit der transzendenten <strong>Weltseele</strong>. Das hauptsächli-<br />

che Interesse <strong>Maimon</strong>s an der Verwendung der Lehre von der <strong>Weltseele</strong> wurde darin gesehen,<br />

gegen Leibniz’ Monadologie einen Monopsychismus plausibel zu machen, der den Vorrang<br />

463 Heimsoeth (1958), 188. Vgl. weiterhin: „Was Leibniz so für die Metaphysik des Individuums geleistet hat,<br />

das ist von keinem Denker später übertroffen, ja eigentlich in seiner ganzen Bedeutung nie wieder recht gewürdigt<br />

<strong>und</strong> verwertet worden.“ (Heimsoeth [1958], 193) Diese Interpretation, eine Standardauffassung der Philosophiegeschichtsschreibung,<br />

formuliert bereits Schelling, der sich wiederum auf Friedrich Heinrich Jacobi beruft:<br />

„Jacobi hat erwiesen, daß sein ganzes System vom Begriff der Individualität ausgeht <strong>und</strong> darauf zurückkehrt.“<br />

(Schelling [1995], 275) In dieselbe Richtung interpretieren Leibniz Tymieniecka (1969), 220, Huber (1989), 326<br />

f., Herring (1995), 4 f. <strong>und</strong> Gerhardt (1999), 134. <strong>Maimon</strong> hingegen sieht Leibniz’ „Metaphysik des Individuums“<br />

(Heimsoeth [1958], 193) als esoterische Lehre, die nicht mit den (spinozistischen) Prämissen der Leibnizischen<br />

Philosophie in Einklang zu bringen ist.<br />

464 So der Ausdruck Fichtes für eine Philosophie, die den Ausgang von der transzendentalen Apperzeption<br />

nimmt: GA II, 3; 28.<br />

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