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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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eines <strong>und</strong> eben dasselbe sind“ 414 . Damit gibt <strong>Maimon</strong> eine pantheistische Interpretation der<br />

von Alexander von Aphrodias durchgeführten Identifikation von Aristoteles’ Denken des<br />

Denkens im zwölften Buch der Metaphysik mit dem aktiven Intellekt von Über die Seele. 415<br />

Daß für <strong>Maimon</strong> aus dieser Identifizierung von Subjekt <strong>und</strong> Objekt ein Pantheismus folgt,<br />

geht gleichfalls aus dem Hinweis hervor, den <strong>Maimon</strong> am Ende der in der Lebensgeschichte<br />

übersetzten Passage anschließt: „Worauf dieses führt, kann der denkende Leser leicht ein-<br />

sehn.“ 416 Jeder Leser, der mit der Ethik Spinozas vertraut ist, wird an eine Passage zur Attri-<br />

butenlehre 417 denken, in der Spinoza selbst auf <strong>Maimon</strong>ides hinzuweisen scheint. Dieser<br />

Hinweis ist der Anmerkung zum siebten Lehrsatz des zweiten Buches entnommen, in welcher<br />

der folgende Lehrsatz erläutert wird: „Die Ordnung <strong>und</strong> Verknüpfung der Ideen ist dieselbe<br />

wie die Ordnung <strong>und</strong> Verknüpfung der Dinge.“ 418 In der betreffenden Anmerkung heißt es<br />

hierzu:<br />

„So ist auch der Modus der Ausdehnung <strong>und</strong> die Idee dieses Modus ein <strong>und</strong> dasselbe, aber auf<br />

zweierlei Art ausgedrückt. Dies scheinen einige Hebräer dunkel eingesehen zu haben, wenn<br />

sie behaupten, Gott, der <strong>Verstand</strong> Gottes <strong>und</strong> die von ihm erkannten Dinge seien ein <strong>und</strong> dasselbe.<br />

Ein in der Natur existierender Kreis <strong>und</strong> die Idee eines existierenden Kreises ist z.B. ein<br />

<strong>und</strong> dasselbe Ding, das durch verschiedene Attribute ausgedrückt wird.“ 419<br />

Wie es sich auch immer mit dem Verhältnis von <strong>Maimon</strong>ides’ behaupteter Identität von Den-<br />

kem, Denkendem <strong>und</strong> Gedachtem zu Spinozas Attributenlehre verhalten mag 420 , so ist doch<br />

414 GW I, 365.<br />

415 <strong>Maimon</strong> folgt in dieser Hinsicht also dem Pantheismus <strong>Maimon</strong>ides’: „It is obvious that if God thinks not<br />

only himself but also the world’s substances, then <strong>Maimon</strong>ides’ conception leads to pantheism.“ (Gideon Freudenthal<br />

[Ms. b], 14.<br />

416 GW I, 366.<br />

417 Zur Attributenlehre Spinozas siehe die vierte Definition des ersten Buches der Ethik: „Unter Attribut verstehe<br />

ich das an der Substanz, was der <strong>Verstand</strong> als zu ihrem Wesen gehörig erkennt..“ (Spinoza [1990], 5) sowie die<br />

sechste Definition„Unter Gott verstehe ich das absolut unendliche Seiende, d.h. die Substanz, die aus unendlichen<br />

Attributen besteht, von denen ein jedes ewiges <strong>und</strong> unendliches Wesen ausdrückt.“ (Spinoza [1990], 5].<br />

418 Spinoza (1990), 2. Buch, 7. Lehrsatz, 123.<br />

419 Spinoza (1990), 2. Buch, 7. Lehrsatz, Anmerkung, 125.<br />

420 Um diese Frage zu entscheiden, müßte der Begriff des Ausdrucks bei Spinoza eingehend untersucht werden,<br />

d.h. es müßte geklärt werden, ob es sich dabei um eine Abbildrelation handelt oder nicht. Als eine Abbildrelation<br />

versteht es beispielsweise Deleuze: „Dieu s’exprime lui-même dans le monde ; le monde est l’expression,<br />

l’explication d’un Dieu-être ou de l’Un qui est.“ (Deleuze [1968], 159 f.) Letztlich berührt dies die Frage, ob<br />

Spinozas Theorie als Pantheismus oder Panentheismus aufzufassen sei, vgl. hierzu Kaufmann (1940): „Spinoza’s<br />

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