12.09.2013 Aufrufe

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Das Ding Gold ist ein unbekanntes Wesen, dessen Eigenschaften sind gelbe Farbe, vorzügliche<br />

Schwere u. s.w. Die Synthesis dieser macht bei uns den Begriff von Gold aus; dieser Begriff<br />

ist vom Dinge selbst bloß wegen seiner formellen Unvollständigkeit (Mangel der Einsicht<br />

in der objektiven Verknüpfung dieser Eigenschaften) unterschieden u. dergl.“ (Versuch,<br />

62 [104])<br />

Die Vorstellung ist vom Ding selbst durch Unvollständigkeit unterschieden, da <strong>Maimon</strong> „die<br />

Vorstellung oder den Begriff eines Dinges mit dem Dinge selbst für einerlei“ (Versuch, 117<br />

[210]) hält. 407 Im Gegensatz zu Kant, für den der höchste Punkt die synthetische Einheit der<br />

Apperzeption ist, „an dem man allen <strong>Verstand</strong>esgebrauch, selbst die ganze Logik, <strong>und</strong>, nach<br />

ihr, die Transzendental-Philosophie heften muß“ (B 134 Anm.), sieht <strong>Maimon</strong> in der syntheti-<br />

schen Einheit des Bewußtseins einen abgeleiteten Standpunkt. Objektive, d.h. absolute Ein-<br />

heit ist im Bewußtsein nicht anzutreffen. Eine solche Einheit entsteht nicht durch synthetische<br />

Verbindungstätigkeit, sondern „nur auf einmal“ 408 . Die ursprüngliche Tätigkeit kann nicht als<br />

Verbinden, sondern nur als Hervorbringen verstanden werden. Während das Verbinden ein<br />

Vorgang in der Zeit ist <strong>und</strong> gegebene Materie verlangt, ist die Hervorbringung der reellen<br />

Einheit in reinen Verhältnissen ein Vorgang ohne Zeit. Die Reinheit dieser Tätigkeit bedeutet<br />

folglich die Abwesenheit von sinnlicher Materie <strong>und</strong> sinnlicher Form (der inneren Anschau-<br />

ung). Die dem Bewußtsein zu Gr<strong>und</strong>e liegende objektive Einheit kann nach <strong>Maimon</strong> nur als<br />

eine solche reine Tätigkeit oder Spontaneität aufgefaßt werden. Die objektive Einheit kann<br />

nicht nach <strong>und</strong> nach entstehen <strong>und</strong> sie kann auch nicht in der Verbindung von sinnlich Gege-<br />

benem bestehen. Eine wahre (objektive) Einheit kann nach <strong>Maimon</strong> nicht nach <strong>und</strong> nach ent-<br />

stehen. Die absolute Einheit ist kein Quantum, das einer Verringerung oder Vergrößerung fä-<br />

407 Vgl. hierzu: „Eine Vorstellung im eigentlichen <strong>Verstand</strong>e, ist die Reproduktion von einem Teil einer Synthesis<br />

in Beziehung auf diese Synthesis.“ (Versuch, 189 [349]) Siehe auch: „So ist auch das vollständige Bewußtsein<br />

aller Teile der Synthesis <strong>und</strong> folglich auch der Synthesis selbst, keine Vorstellung sondern, eine Darstellung<br />

des (<strong>Verstand</strong>es) Dings selbst.“ (Versuch, 190 [349])<br />

408 Zu diesem Punkt siehe Krämer (1997), 277: „Nach <strong>Maimon</strong> kann die Verbindung nicht nur nicht durch Sinne<br />

in uns kommen, sondern sie kann überhaupt nicht entstehen, also auch nicht durch die Tätigkeit des <strong>Verstand</strong>es<br />

hervorgebracht werden. Die für das Bewußtsein konstitutive, gedachte Form der Einheit kann als Einheit nur auf<br />

einmal gedacht <strong>und</strong> nicht sukzessiv zusammengesetzt werden.“ Vgl. hierzu auch Krämer (1990).<br />

113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!