Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
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<strong>Maimon</strong>s Einwand gegen die Subsumtionslehre wird gegen Kroners Synthesislehre unter ver-<br />
änderten Vorzeichen erneuert: Es ist die Frage nach der Rechtmäßgkeit der Synthesis, die<br />
<strong>Maimon</strong> vorzubringen hat. Die Frage nach der Rechtmäßigkeit, dem „quid juris“ (A 84/B<br />
116) der transzendentalen Deduktion, kann nach <strong>Maimon</strong> nicht durch den Hinweis auf das<br />
Vermögen der transzendentalen Apperzeption bzw. der ursprünglich a priori synthetisieren-<br />
den Tätigkeit gelöst werden. Quid juris im Verständnis <strong>Maimon</strong>s ist gleichbedeutend mit<br />
„quid rationis? weil dasjenige rechtmäßig ist was gesetzmäßig ist, <strong>und</strong> in Ansehung des Den-<br />
kens ist dasjenige rechtmäßig, was den Gesetzen des Denkens oder der Vernunft gemäß ist“<br />
(Versuch, 197 [364]). Daraus folgt nun die Frage nach der Gesetzmäßigkeit der Synthesis:<br />
Welches Gesetz regelt die Verbindung von <strong>Verstand</strong>esbegriff <strong>und</strong> empirischer Anschauung?<br />
Da der gegenstandsbestimmenden Tätigkeit nicht dabei zugesehen werden kann,<br />
„wie sie bestimmte gegebene Momente anhand bestimmter Regeln [zu einer Erfahrung oder<br />
empirischen Synthesis; F.E.] verbindet, sondern lediglich darauf geschlossen wird, daß überhaupt<br />
eine derartige Tätigkeit stattfinden muß, läßt sich letzten Endes nicht sagen, welchem<br />
Ereignis nach welcher Regel sein Ort im Verhältnis zu welchen anderen bestimmt wurde.“ 374<br />
<strong>Maimon</strong>s gr<strong>und</strong>legender Einwand erneuert sich unter veränderten Vorzeichen: Nach welchem<br />
Gesetz wird die Empfindung a <strong>und</strong> b verb<strong>und</strong>en? Weshalb eignet sich die Verbindung von a<br />
<strong>und</strong> c nicht zur Synthesis a priori? Welche Gesetze regeln die ursprünglich-synthetische Tä-<br />
tigkeit? Die Rechtmäßigkeit im Sinne der Gesetzmäßigkeit der Synthesis kann also nicht in<br />
der transzendentalen Apperzeption als dem Vermögen der transzendentalen Synthesis be-<br />
gründet liegen. Selbst wenn es Kant gelungen sein sollte zu zeigen, daß Anschauung <strong>und</strong><br />
374 Krämer (1997), 279. Vgl. Allison (1983), 161: „The second and perhaps most problematic aspect of Kant’s<br />
doctrine is the claim that the imaginative synthesis is governed by the categories. Why, after all, should the<br />
imaginative activity have anything to do with the logical functions of judgment? I take this to be the most f<strong>und</strong>amental<br />
question raised by Kant’s analysis. Only by establishing such a connection can Kant demonstrate the<br />
connection between the categories and human sensibility that is needed for the explanation of the possibility of<br />
synthetic a priori judgments. The issue is thus central to the whole program of the Critique. Unfortunately, Kant<br />
seems to beg rather than to answer this question. Instead of providing an argument, he simply claims dogmatically<br />
that the imaginative synthesis is an expression of the sponteniety [sic] of thought, that it determines inner<br />
sense a priori in respect of its form, and that this determination is in accord with the unity of apperception.“<br />
(161)<br />
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