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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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indet die reinen Formen mit dem empirischen Material, indem die dasselbe durch den reinen<br />

<strong>Verstand</strong> <strong>und</strong> die reine Anschauung in die Form empirischer Urteile bringt. Wie ist Erfahrung<br />

möglich? Diese Frage lautet transzendental-logisch: wie ist Synthesis aposteriori möglich,<br />

oder, da in der Synthesis der Faktor das apriorischen Verknüpfens durch <strong>Verstand</strong> <strong>und</strong> Anschauung<br />

enthalten ist: wie läßt sich das aposteriori Mannigfaltige apriorisch, d.h. im transzendentalen<br />

Bewußtsein verknüpfen? Das Verknüpfen des Mannigfaltigen, das Synthetisieren<br />

ist immer, da es im transzendentalen Bewußtsein geschieht, ein apriorisches. Die Frage ist also:<br />

wie ist es möglich, Aposteriorisches apriori zu verknüpfen, <strong>und</strong> diese Frage ist deshalb so<br />

schwerwiegend, weil aposteriori <strong>und</strong> apriori harte Gegensätze sind, zwischen denen es keine<br />

Brücke zu geben scheint.“ 371<br />

Hierbei ist die gr<strong>und</strong>legende Einsicht, daß eine Subsumtion gar nicht möglich ist, da es sich<br />

bei den Formen der Erfahrung (a priori) <strong>und</strong> der empirischen Anschauung (a posteriori) um<br />

gänzlich heterogene Elemente handelt, welche durch keinen Mittelbegriff oder Schematismus<br />

zu überwinden seien. Es handelt sich also beim Gegenstandsbezug nicht um einen „transzen-<br />

dentalen Syllogismus“ 372 , sondern um ein spontanes Produzieren, d.h. Aufnehmen in die Syn-<br />

thesis der gegenstandsbestimmenden Tätigkeit. Erfahrung ist in diesem Fall nicht das Produkt<br />

des erkennenden Subjekts, indem es der a posteriori gegebenen Materie „einen Platz in der ih-<br />

rer Form nach von ihm selbst gemachten Natur anweist.“ 373 Vielmehr ist Erfahrung selbst als<br />

das Produkt der ursprünglich-synthetischen Tätigkeit des transzendentalen Subjekts aufzufas-<br />

sen. Der Unterschied von empirischer Anschauung <strong>und</strong> reinem <strong>Verstand</strong>esbegriff wird in die-<br />

sem Fall also nicht durch einen Mittelbegriff zu vermitteln gesucht, wie das in Kants Schema-<br />

tismus der Fall ist, sondern darauf reflektiert, daß die beiden heterogenen Elemente der Erfah-<br />

rung (Form <strong>und</strong> Materie, Begriff <strong>und</strong> empirische Anschauung) unüberbrückbare Gegensätze<br />

sind, die schlechthin unvermittelbar sind. Es ist Aufgabe der ursprünglich-synthetischen Tä-<br />

tigkeit, die beiden entgegengesetzten Glieder a priori zur synthetischen Einheit der Erfahrung<br />

zu verbinden.<br />

371 Kroner (1921), 82; ferner 78-95, 247 f., 298 f. sowie den den Hinweis auf <strong>Maimon</strong> (93). Zur Problematik von<br />

Schematismus als Subsumtion siehe weiterhin Allison (1983), 177. Im Gegensatz hierzu faßt Röd (1995) „Kants<br />

Subsumtionstheorie der Erfahrung“ (426) als die vielversprechendere Alternative zur „Konstitutionstheorie“<br />

(426) auf (siehe auch Röd [1988]).<br />

372 Kroner (1921), 86, 247.<br />

373 Baum (1984), 177.<br />

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