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Quantitative Analyse - am Institut für Anorganische Chemie - KIT

Quantitative Analyse - am Institut für Anorganische Chemie - KIT

Quantitative Analyse - am Institut für Anorganische Chemie - KIT

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Anorganisch-Chemisches Praktikum <strong>für</strong> Physiker<br />

und Geoökologen:<br />

<strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Dr. Christopher Anson<br />

INSTITUT FÜR ANORGANISCHE CHEMIE<br />

<strong>KIT</strong> – Universität des Landes Baden-Württemberg und<br />

nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Qualitative <strong>Analyse</strong><br />

Was liegt in einer Probe vor? - Qualitative <strong>Analyse</strong><br />

Wie viel eines Stoffs liegt vor? - <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

2 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

www.kit.edu<br />

„Klassische“ Methoden: chemische Umsetzungen, nach denen eine<br />

Massen- und/oder Volumenbestimmungen vorgenommen wird.<br />

Nach diesen Bestimmungen wird die Menge (Masse bzw.<br />

Konzentration) dieses Stoffs berechnet.<br />

Gravimetrie (Gewichtsanalyse)<br />

Elementaranalyse (z.B. CHN Mikroanalyse)<br />

Volumetrie (Titrationen)<br />

Physikalische (meist spektroskopische) Methoden:<br />

Photometrie / Kolorimetrie (Messung der absorbierten Lichts)<br />

Atomabsorptions-/emissionsspektroskopie<br />

Röntgenfluoreszenzanalyse<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Geräte<br />

3 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Geräte<br />

Messpipetten sowie<br />

Messzylinder sind zu<br />

ungenau!<br />

1) Probe im Messkolben<br />

bis zu kurz unter der<br />

Linie verdünnen.<br />

2) Gut schütteln.<br />

3) Kurz warten.<br />

4) Bis zur Linie auffüllen.<br />

5) Nochmal schütteln.<br />

Vollpipetten werden mit einem Péleus-Ball<br />

aufgefüllt sowie entleert:<br />

4 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Oberes Ende der Pipette<br />

in den Ball einstecken.<br />

Ventil A und Ball<br />

drücken:<br />

Luft ausdrücken zum<br />

Ansaugen<br />

Pipetten-Spitze in die<br />

Lösung eintauchen.<br />

Ventil S (Saugen) drücken:<br />

Lösung bis oberhalb der<br />

Linie in Pipette ansaugen.<br />

Spitze aus der Lösung<br />

nehmen.<br />

Ventil E (Entleeren) drücken,<br />

bis der Meniskus genau auf<br />

der Linie ist.<br />

Pipetten-Inhalt abgeben (nochmal<br />

E drücken).<br />

Zur vollständigen Entleerung, die<br />

Pipetten-Spitze an die<br />

Gefäßwandung anstreichen.<br />

Letzte Tropfen nicht aufblasen!<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Die Maßlösung wird von einer<br />

Bürette abgegeben.<br />

Der Volumen wird (i) vor der<br />

Titration und (ii) <strong>am</strong> Endepunkt<br />

abgelesen.<br />

Bei einer Bürette mit Schellbach-<br />

Streifen, erfolgt die Ablesung <strong>am</strong><br />

Berührungs-punkt der beiden Spitzen.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


5<br />

6<br />

Gravimetrie<br />

Das zu bestimmende Ion X wird von einer Lösung in Form einer<br />

schwerlösliche Verbindung (Fällungsform) abgeschieden.<br />

Diese wird filtriert, gewaschen und getrocknet (evtl. auch geglüht)<br />

in eine gut definierte Wägeform – und gewogen…<br />

m(X) = λ λ · m(Wägeform) (λ = Massenanteil des X in der Wägeform)<br />

z.B. Fe3+ : Fällungsform = Fe(OH) 3·xH2O; Wägeform = Fe2O3 2 · M(Fe) 2 · 55,847 g mol<br />

Umrechnungsfaktor λ = = = 0,6994<br />

-1<br />

M(Fe2O3) 159,692 g mol-1 Die Fällungsform soll (mikro)kristallin statt schleimig oder kolloidal sein.<br />

Die Fällung soll unkompliziert und quantitativ sein, aus homogener Lösung.<br />

Die Wägeform soll stabil, rein und leicht zu trocken sein.<br />

Immer die Vollständigkeit der Fällung prüfen (Niederschlag absetzen lassen<br />

und noch 1 Tropfen des Fällungsreagenz zugeben).<br />

Wägeform bis zur Gewichtskonstanz austrocknen.<br />

Gravimetrie<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Gravimetrische Bestimmung von Ni 2+ als [Ni(Hdmg) 2]<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Dimethylglyoxim als Fällungsreagenz. Der rote schwerlösliche [Ni(Hdmg) 2]<br />

Komplex ist als Ni 2+ -Nachweis schon bekannt!<br />

Die Fällung des roten Niederschlages erfolgt quantitativ bei beliebiger Ni 2+ -<br />

Konzentration aus <strong>am</strong>moniakalischer sowie essigsaurer Lösung:<br />

M(Ni) 58,69 g mol<br />

λ = = = 0,2032<br />

-1<br />

M(C8H14N4NiO4) 288,91 g mol-1 Der niedrige λ-Wert ist günstig, kleinere Menge von Ni 2+ zu bestimmen.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


7<br />

Gravimetrie<br />

Abgekühlte Glasfiltertiegel wiegen.<br />

Masse von Ni (durch λ) berechnen.<br />

Fertig!<br />

Gravimetrische Bestimmung von Ni 2+ als [Ni(Hdmg) 2]<br />

Glasfiltertiegel etikettieren (N<strong>am</strong>e usw.) und im Ofen bei<br />

120°C austrocknen. Abkühlen lassen und wiegen.<br />

Messkolben mit Probe bis zur Markierung mit Wasser<br />

auffüllen und gut durchmischen.<br />

Mit der Vollpipette 25 oder 50 ml der Lösung<br />

entnehmen, in einen Erlenmeyerkolben geben und mit<br />

Wasser auffüllen.<br />

Ni 2+ mit <strong>am</strong>moniakalischer Na 2(dmg)-Lösung<br />

fällen und [Ni(Hdmg) 2] durch einen<br />

Glasfiltertiegel abfiltrieren.<br />

Im Ofen bei 110-120 °C trocknen:<br />

zunächst 2 h, dann in Intervallen von 45 min<br />

bis zur Gewichtskonstanz trocknen.<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Volumetrische <strong>Analyse</strong> (Titrimetrie)<br />

Bestimmung einer unbekannte Menge eines gelösten Stoffes<br />

8 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Zugabe (aus einer Bürette) einer Reagenzlösung bekannter<br />

Konzentration (Maß- oder Titerlösung) bis zur quantitativen Umsetzung<br />

Endpunkt (Äquivalenzpunkt) oft durch einen Indikator erkennbar<br />

Büretteablesung → gebrauchtes Volumen der Maßlösung<br />

Menge des Reagenz × Stöchiometrie der Reaktionsgleichung → Menge<br />

des Urstoffes<br />

Vorrausetzungen:<br />

Reaktionsablauf mit schneller und quantitativer Umsetzung<br />

Stabile und haltbare Maßlösung<br />

Genaue Erkennbarkeit des Endpunktes der Titration<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Fünf volumetrische <strong>Analyse</strong> (Titrationen):<br />

Säure-Base Titration Neutralisationsverfahren<br />

Calcium Komplexometrische Verfahren<br />

Kupfer (Jodometrie) Redoxverfahren<br />

Antimon (Bromatometrie) Redoxverfahren<br />

Chlorid (Argentometrie) Fällungsverfahren<br />

9 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Aber zuerst Titerherstellung und<br />

Faktorbestimmung der Maßlösungen…<br />

Titerherstellung und Faktorbestimmung (1)<br />

Direkt:<br />

10 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Die richtige Masse der reinen Titersubstanz wird genau<br />

ausgewogen, in einen Messkolben gegeben, gelöst, und die Lösung<br />

(bei 20°C) zur Marke aufgefüllt.<br />

Ampullen, die eine genaue Menge der Titersubstanz enthalten, sind<br />

käuflich. Einfach die Ampulle öffnen, deren Inhalt direkt in den<br />

Messkolben spülen, und die Lösung (bei 20°C) zur Marke auffü llen.<br />

Indirekt:<br />

Die entsprechende Masse der Titersubstanz wird ungefähr<br />

ausgewogen, in einen Messkolben gegeben, gelöst, und die Lösung<br />

zur Marke aufgefüllt.<br />

Die genaue Konzentration wird durch Titration gegen einer „Urtiter“-<br />

Substanz (d.h. unbegrenzt haltbar, nicht hygroskopisch, reagiert<br />

nicht mit CO 2 oder O 2) festgestellt.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Titerherstellung und Faktorbestimmung (2)<br />

Vorbereitung der Maßlösungen durch die Assistenten:<br />

Der Inhalt jeder Ampulle wird bis 2 Liter (bei 20°C) verdünnt →<br />

[NaOH] = [Na 2H 2(edta)] = [Na 2S 2O 3] = [AgNO 3] = 0.05 mol l -1<br />

[KBrO 3] = 0.00833 mol l -1<br />

KBrO 3-Maßlösung soll mit verd. HCl verdünnt werden!<br />

NaOH-Maßlösung immer gut verschlossen halten (wegen CO 2)!<br />

AgNO 3-Maßlösung vor Licht schützen (Alu-Folie)!<br />

Mehrere Messkolben jeder Maßlösung werden hergestellt.<br />

Studenten müssen immer die richtige Maßlösung (siehe Aushang) zur<br />

<strong>Analyse</strong> nehmen, und z.B. „NaOH Lösung 2“ im Protokoll eintragen.<br />

Diese Maßlösung-Konzentrationen sind „nominal“ - vor Gebrauch soll<br />

man die genaue Werte bestimmen…<br />

11 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Titerherstellung und Faktorbestimmung (3)<br />

12 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Die Maßlösung wird gegen einer genau bekannte Menge der<br />

Probesubstanz titriert:<br />

• HCl: 140mg; Ca 2+ : 160 mg; Cu 2+ : 250 mg; Sb 3+ : 240 mg; Cl - : 140 mg<br />

• Diese wird in einem 250 ml Messkolben ausgegeben.<br />

• Probesubstanz bis auf 250 ml verdünnen (Sb 3+ mit HCl!), gut schütteln.<br />

• 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen Erlenmeyerkolben<br />

abgeben, und auf ca. 100 ml verdünnen.<br />

• Mit Maßlösung titrieren (ca. 8 ml).<br />

Bürette-Ablesung ± 0,01 ml.<br />

Hier „1,40 ml“ (nicht „1,4 ml“ oder „1,400 ml“)<br />

Tropfen-Größe ≈ 0,02-0,04 ml<br />

Titration mehrmal (bis 9 × !) wiederholen → Durchschnittswert<br />

Genaue Konzentration berechnen<br />

[Titer] ist<br />

[Titer] soll<br />

→ Titerfaktor f n = ———— z.B. f n = 1,0374<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


13<br />

14<br />

Säure-Base-Titrationen (Neutralisation)<br />

D. h. eine starke Säure und eine starke Base reagieren (fast) quantitativ<br />

zus<strong>am</strong>men (Neutralisation):<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

2 H2O H3O + + OH- KW K W = [H 3O + ] [OH - ] = 10 -14 mol/l, pK W = -log 10(K W) = 14<br />

NaOH (aq) + HCl (aq) → H 2O + Na + + Cl -<br />

z. B.: Titration von 100 ml 0,01 mol/l HCl (enthält 0,001 mol H 3O + ) mit 1 mol/l NaOH<br />

Bis zum Äquivalenzpunkt gilt: pH = -log 10[restliche HCl]<br />

Beim Äquivalenzpunkt gilt: [H 3O + ] = [OH - ] = 10 -7 mol/l pH = 7<br />

Nach dem Äquivalenzpunkt gilt: [OH - ] = {(mol zugegebene OH - ) - 0,001 mol}/vol<br />

pOH = -log 10[OH - ], pH = 14 - pOH<br />

(Veränderungen des Ausgangsvolumens dürfen vernachlässigt werden...)<br />

Säure-Base-Titrationen (Neutralisation)<br />

Vol 1 M NaOH pH<br />

(ml)<br />

0,000 2,00<br />

0,100 2,05<br />

0,200 2,10<br />

0,300 2,15<br />

0,400 2,22<br />

0,500 2,30<br />

0,600 2,40<br />

0,700 2,52<br />

0,800 2,70<br />

0,900 3,00<br />

0,950 3,30<br />

0,990 4,00<br />

0,999 5,00<br />

1,000 7,00<br />

1,001 9,00<br />

1,010 10,00<br />

1,100 11,00<br />

1,300 11,48<br />

1,500 11,70<br />

1,800 11,90<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

pH<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Vol 1 M NaOH (ml)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Eine typische Neutralisationskurve.<br />

In der Nähe des Äquivalenzpunktes ändert<br />

sich der pH-Wert sprunghaft!<br />

2,000 12,00 Äquivalenzpunkt = Neutralpunkt: pH = 7<br />

Dieser Äquivalenzpunkt wird mit einem<br />

Indikator sichtbar gemacht.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Säure-Base-Titrationen: Indikatoren<br />

15 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

16<br />

Indikatoren sind schwache Säure, bei denen<br />

(HInd) und (Ind) - unterschiedliche Farben haben:<br />

z.B. Methylorange Phenolphthalein<br />

N +<br />

H3C CH3 N<br />

N<br />

SO 3 -<br />

H<br />

H3C<br />

+ H 2O H 3O + +<br />

pK S = 3,7<br />

N<br />

N<br />

CH 3<br />

N<br />

SO 3 -<br />

[H<br />

KS(HInd) = ———————<br />

3O + ] [(Ind) - ]<br />

[HInd]<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

+ H 2O H 3O + +<br />

pK S = 9,3<br />

pH = 3,1 pH = 4,4 pH = 8,0 pH = 9,8<br />

[(Ind) - ]<br />

pH = pKS(HInd) + log10 ———<br />

[HInd]<br />

[(Ind)<br />

Das Auge kann nur solche Mischfarben wahrnehmen, wenn 0,1 < ——— < 10<br />

d.h. pH ≈ pKS(HInd) ± 1 - Umschlagbereich des Indikators.<br />

- ]<br />

[HInd]<br />

Säure-Base-Titrationen: Indikatoren<br />

O<br />

O<br />

O -<br />

OH<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Am besten soll der pH-Wert beim Äquivalenzpunkt gleich wie der<br />

Umschlagpunkt des Indikators (= pK S(HInd)) sein.<br />

In der Praxis reicht es wenn der Äquivalenzpunkt im<br />

Umschlagbereich liegt.<br />

Ausnahme: Phenolphthalein wird oft <strong>für</strong> {starke Säure / starke<br />

Base} Titrationen ausgewählt, da die ersten violetten Spuren von<br />

(Ind) - bei pH = 8 nicht von der farblosen HInd verdeckt werden.<br />

14<br />

pH<br />

12<br />

10<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Vol 1 M NaOH (ml)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


17<br />

18<br />

Säure-Base-Titrationen: Durchführung<br />

CO 2 reagiert mit OH - -Ionen: CO 2 + OH - → HCO 3 -<br />

Wasser muss CO 2-frei sein – d.h. frisch ausgekocht!<br />

NaOH-Maßlösung immer gut verschlossen halten!<br />

1) HCl-Probe im Messkolben auf 250 ml mit destilliertem Wasser<br />

verdünnen. Gut schütteln!<br />

2) 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen<br />

Erlenmeyerkolben abgeben, und auf ca. 100 ml mit dest. Wasser<br />

verdünnen. 2-3 Tropfen Phenolphthalein-Lösung zugeben.<br />

3) Mit NaOH-Maßlösung titrieren (unter ständigem umschwenken<br />

des Kolbens) bis die erste Rosafärbung des Indikators 1 Min.<br />

lang bestehen bleibt.<br />

Ein weißes Blatt Papier unter dem Kolben hilft!<br />

mol (HCl) = mol (NaOH) = vol(Maßlsg.) · [NaOH] Maßlsg<br />

g (HCl) = mol (HCl) · M(HCl) = mol (HCl) · 36,461 g mol -1<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Titration: Schwache Säure mit Starker Base<br />

z. B.: Titration von 100 ml 0,1 mol/l Essigsäure<br />

(HAc, pK S = 4,75) mit 10 mol/l NaOH:<br />

Nach dem Äquivalenzpunkt:<br />

pH = 14 - log 10[OH - ]}<br />

Äquivalenzpunkt (NaAc liegt vor):<br />

pH = 14 - ½ {pK B(Ac - ) - log 10[Ac - ]}<br />

= 8,88<br />

Pufferplateau:<br />

[(Ac)<br />

pH = pKS(HAc) + ———<br />

- ]<br />

[HAc]<br />

Pufferpunkt ([HAc] = [Ac - ]:<br />

pH = pK S(HAc) = 4,75<br />

Anfang: pH = ½(pK S - log 10[HAc])<br />

= 2,87<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

pH<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Vol 10 M NaOH (ml)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Äquivalenzpunkt (pH = 8,88) ≠ Neutralpunkt.<br />

Solche Titrationen werden oft durch Potentiometrie gemessen<br />

→ [HA] sowie pK S(HA)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


19<br />

Potentiometrie: Glaselektrode<br />

Ein Glasrohr, an dem eine dünne kugelförmige Glasmembran<br />

angeschmolzen ist. Gefüllt mit einer Chlorid-Lösung (bei pH = 7<br />

gepuffert), in die eine Ag/AgCl-Elektrode eintaucht.<br />

Bezugselektrode ist eine konventionelle Ag/AgCl-Elektrode.<br />

An den Grenzflächen zwischen Lösungen<br />

und Membran bilden sich Potenziale aus<br />

(abhängig von [H 3O + ]).<br />

Nur das Potenzial zwischen Membran und<br />

Probelösung ist variabel.<br />

Das Ges<strong>am</strong>tpotenzial ändert sich um 59 mV<br />

pro pH-Einheit.<br />

Kann mit Pufferlösungen<br />

geeicht werden → direkte<br />

Ermittlung des pH-Werts<br />

der Probelösung:<br />

„Einstab-pH-Meter“<br />

Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Bestimmung von Ca 2+ durch Komplexometrie<br />

Ca 2+ bildet mit dem blauen Dianion der<br />

Calconcarbonsäure einen roten Komplex:<br />

20 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Ca 2+ + (CC) 2- Ca(CC)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Aber das Dinatriumsalz der Ethylenedi<strong>am</strong>intetraessigsäure (Na 2H 2edta,<br />

„Titriplex III“) bildet mit Ca 2+ ein viel stabileren farblosen Chelatkomplex:<br />

+ Ca 2+ + 4H 2O → + 2H 3O +<br />

D.h. Bestimmung von Ca 2+ durch Titration mit Na 2H 2edta, mit<br />

„Calconcarbonsäureverreibung“ (H 2CC + NaCl 1:100) als Indikator:<br />

Ca(CC) + (H 2edta) 2- + 4H 2O → [Ca(edta)(OH 2) 2] 2- + (CC) 2- + 2H 3O +<br />

Umschlag: Rot nach blau<br />

H 2CC:<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Bestimmung von Ca 2+ durch Komplexometrie<br />

Die Maßlösung wird gegen einer genau bekannte Menge der<br />

Probesubstanz titriert:<br />

• Kolben usw. ohne Kalkspüren!<br />

• Ca 2+ -Probe wird in einem 250 ml Messkolben ausgegeben.<br />

• Probe mit destilliertem Wasser auf 250 ml verdünnen, gut schütteln.<br />

• 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen Erlenmeyerkolben<br />

abgeben, und auf ca. 100 ml mit destilliertem Wasser verdünnen.<br />

• pH-Wert bis 11-12 mit NaOH-Lösung justieren.<br />

• Eine Spatelspitze Calconcarbonsäureverreibung zugeben.<br />

• Mit Na 2H 2edta-Maßlösung nach reinblau titrieren.<br />

Nicht vergessen – Titriplex-hältige Lösungen<br />

im „Titriplex-Kanister“ entsorgen!<br />

21 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Bestimmung von Cu 2+ durch Iodometrie<br />

22 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Cu 2+ wird durch Iodid reduziert:<br />

2 Cu 2+ + 4 I - → 2 CuI↓ + I 2<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Anschließend wird das gebildete Iod mit Thiosulfat titriert:<br />

Indikator: lösliche Stärke.<br />

3 I 2 + 6 S 2O 3 2- → 6 I - + 3 S4O 6 2-<br />

D.h. „indirekte“ Titration des Kupfers<br />

Löslicher Bestandteil der Stärke ist Amylose<br />

(Glukosemoleküle durch α-glycosidischer-1,4-<br />

Bindungen in helixartige Ketten aufgebaut).<br />

Im inneren Hohlraum dieser Helix wird Iod in Form<br />

von Polyiodid-Anionen (I (2n+1) - z.B. I3 - , I5 - … I15 - )<br />

eingelagert.<br />

Diese „Einschlussverbindung“ hat eine intensive<br />

tiefblaue Farbe.<br />

HOCH 2<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

OH<br />

O<br />

HOCH 2<br />

OH<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

O<br />

OH<br />

O


Bestimmung von Cu 2+ durch Iodometrie<br />

Nach Zugabe eine Überschuss von KI wird das gebildete Iod mit<br />

der Na 2S 2O 3-Maßlösung titriert:<br />

• Cu 2+ -Probe wird in einem 250 ml Messkolben ausgegeben.<br />

• Probe mit destilliertem Wasser auf 250 ml verdünnen, gut schütteln.<br />

• 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen Erlenmeyerkolben<br />

abgeben. 2 g KI und 30 ml verd. H 2SO 4 zugeben, und auf 100 ml mit<br />

destilliertem Wasser auffüllen.<br />

• Lösung mit Uhrglas zudecken und 15 Minuten stehen lassen.<br />

• Indikator-Lösung vorbereiten: 5 Spatelspitzen Stärke in einem halben<br />

Reagenzglas Wasser kochen.<br />

• Mit Na 2S 2O 3-Maßlösung titrieren, zuerst ohne Indikator, bis die braune<br />

Iodfarbe nur noch schwach zu erkennen ist.<br />

• Dann einige Tropfen Stärkeindikator zugeben, und die blaue Lösung<br />

titrieren bis zum scharf erfolgenden Umschlag.<br />

23 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Bestimmung von Sb 3+ durch Bromatometrie<br />

24 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Sb 3+ wird durch Bromat oxidiert, unter Bildung von Bromid:<br />

BrO 3 - + 3 Sb 3+ + 6 H3O + → Br - + 3 Sb 5+ + 9 H 2O<br />

Nach dem Endpunkt (kein Sb 3+ mehr) reagieren BrO 3 - und Br -<br />

zus<strong>am</strong>men zu Br 2:<br />

BrO 3 - + 5 Br - + 6 H3O + → 3 Br 2 + 3 H 2O<br />

Dieses Brom zerstört den Indikator (Methylrot):<br />

Br 2<br />

Bromierte Fragmente<br />

rot farblos<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Bestimmung von Sb 3+ durch Bromatometrie<br />

Sb 3+ wird mit KBrO 3 titriert, bis das nach dem Endpunkt<br />

gebildete Brom den Indikator zerstört:<br />

• Sb 3+ -Probe wird in einem 250 ml Messkolben ausgegeben.<br />

• Probe mit verd. Salzsäure auf 250 ml verdünnen, gut schütteln.<br />

(Nach Auffüllung mit Wasser fällt SbOCl aus!)<br />

• 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen Erlenmeyerkolben<br />

abgeben, und auf 100 ml mit verd. HCl auffüllen.<br />

• 1-2 Tropfen 0,1%-Methylrotlösung zugeben.<br />

• Die Lösung auf 50 °C erwärmen, und mit KBrO 3-Maßlösung bis zur<br />

Entfärbung titrieren, unter ständigem umschwenken des<br />

Erlenmeyerkolbens.<br />

• Bromatlösung gegen Ende der Titration nur langs<strong>am</strong> zugeben, und<br />

kurz vor dem Endpunkt noch 1 Tropfen Indikatorlösung zusetzen.<br />

25 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Bestimmung von Cl - durch Argentometrie<br />

26 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

Chlorid wird durch Ag + gefällt:<br />

Ag + + Cl - → 2 AgCl↓<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Sobald der Endpunkt überschritten ist, bildet Ag + mit Chromat<br />

einen rotbraunen Niederschlag von Ag 2Cr 2O 4:<br />

Wichtig!<br />

2Ag + + CrO 4 2- → Ag2CrO 4↓<br />

D.h. eine „Fällungsverfahren“, mit K 2CrO 4 als Indikator<br />

• In sauren Lösungen entsteht K 2Cr 2O 7 („Chromat-Dichromat Gleichgewicht“)<br />

• In alkalischen Lösungen bildet sich bräunliches Ag 2O<br />

D.h. pH-Wert zwischen 6.5 und 7.2 einstellen, mit NaHCO 3 und Essigsäure<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>


Bestimmung von Cl - durch Argentometrie<br />

Chlorid wird mit AgNO 3 titriert, bis das nach dem Endpunkt<br />

überschüssige Ag + mit CrO 4 2- einen rotbraune Niederschlag von<br />

Ag 2CrO 4 bildet:<br />

• Cl - -Probe wird in einem 250 ml Messkolben ausgegeben.<br />

• Probe auf 250 ml mit destilliertem Wasser verdünnen, gut schütteln.<br />

• 25 ml Probelösung mit einer Vollpipette in einen Erlenmeyerkolben<br />

abgeben, und auf 100 ml mit destilliertem Wasser auffüllen.<br />

• pH-Wert zwischen 6.5 und 7.2 einstellen, mit NaHCO 3 und/oder HAc.<br />

• 2 ml Indikatorlösung (0,3 mol l -1 K 2CrO 4) zugeben.<br />

• Die Lösung mit AgNO 3-Maßlösung unter ständigem umschwenken des<br />

Erlenmeyerkolbens langs<strong>am</strong> bis zum Umschlag titrieren.<br />

• Hauptfehler bei dieser „Chloridbestimmung nach Mohr“ ist dass zuviel<br />

AgNO 3 zugegeben wird, bis die Farbe des Ag 2CrO 4 erkannt wird.<br />

27 Dr. Christopher Anson: <strong>Quantitative</strong> <strong>Analyse</strong><br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>

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