# Mit Erstsemester_innen Spezial # LiSAs - kritisches O ...
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16 Geschichte der Uni Bremen<br />
Von der Kaderschmiede<br />
zum Standortfaktor<br />
Zur Geschichte der Uni Bremen.<br />
Die ersten Planungen zur Gründung der<br />
Universität Bremen begannen im Jahr<br />
1959. Die Universität selbst beruft sich<br />
offiziell gerne auf frühere Daten, um ihre<br />
Geschichte zu beg<strong>innen</strong>. Im Jahr 1610<br />
war das Gymnasium Illustre (dt. vornehme<br />
oder hohe Schule) mit Wurzeln in der<br />
Bremer Lateinschule gegründet worden.<br />
Eine Art weiterführende Schule mit wissenschaftlichem<br />
Anspruch, die aber keine<br />
akademischen Grade verlieh. 1810 wurde<br />
jedoch - mit Ausnahme einer 6-jährigen<br />
„Basisschule“, des heutigen alten Gymnasiums<br />
- der Lehrbetrieb eingestellt,<br />
da die Konkurrenz der 1736 gegründeten<br />
und sehr schnell aufstrebenden Göttinger<br />
Universität übermächtig geworden war.<br />
Kaum später, im Jahr 1811, kursierten im<br />
französisch besetzten Bremen Ideen einer<br />
„Französisch-Bremischen Universität“, die<br />
allerdings mit dem Sieg über Napoleon ihr<br />
frühes Ende fanden. Der Gedanke flammte<br />
im Jahr 1948 als „internationale Universität<br />
Bremen“ wieder auf, nachdem Bremen<br />
amerikanische Besatzungszone wurde.<br />
Die Pläne wurden zu diesem Zeitpunkt allerdings<br />
schnell wieder abgetan, da dieses<br />
Projekt als finanziell völlig unzumutbar eingestuft<br />
wurde.<br />
Eine Universität - des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs wegen<br />
Der wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit<br />
führte dann in der jungen Bundesrepublik<br />
Deutschland zu einer sich immer<br />
weiter steigernden Nachfrage nach<br />
hoch qualifizierten Arbeitskräften. Die Universitäten<br />
waren bis dahin kleine und vom<br />
gesellschaftlichen Alltag der Menschen abgeschottete<br />
Leuchttürme wissenschaftlicher<br />
Abstraktion. Aber nun reichten ihre<br />
Studienkapazitäten nicht mehr aus. Als<br />
der Wissenschaftsrat als beratendes Gremium<br />
für Bund und Länder im Jahr 1960<br />
die Gründung neuer Universitäten empfahl<br />
und Bremen dabei als optimalen Standort<br />
für eine Universität im Norden befand,<br />
flammte die Diskussion in der Stadt neu<br />
auf.<br />
Ein Gutachten wurde erstellt, schlug die<br />
Realisierung einer großen Universität mit<br />
allen Wissenschaftsbereichen vor und<br />
gab den Bremer Entscheidungsträgern<br />
gleichzeitig mit auf den Weg: „Während<br />
es das legitime Bestreben von Gruppen<br />
und Parteien ist, Einfluss und Macht, das<br />
heißt, die Mehrheit, zu gew<strong>innen</strong>, um ihre<br />
Ziele durchzusetzen, hat die Universität die<br />
Aufgabe, die Wahrheit in der Gemeinheit<br />
von Forschern und Schülern zu suchen. Die<br />
Wahrheit ist etwas anderes als die Mehrheit<br />
[...]<br />
1961 empfahl der Bremer Senat die Universitätsgründung,<br />
richtete einen Ausschuss<br />
ein und noch einmal drei Jahre später wurde<br />
die Gründung von der Bremer Bürgerschaft<br />
beschlossen. Allen Beteiligten war<br />
zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass „Bremen<br />
als kleinstes Bundesland nicht in der<br />
Lage ist, aus eigener Kraft eine Volluniversität<br />
zu betreiben.“ Der Bund hatte mittlerweile<br />
jedoch umfangreiche finanzielle<br />
Unterstützung für den Bau der Universität<br />
zugesagt. Das beflügelte die Bremer in der<br />
Planung und der Hoffnung, auch für die<br />
jährlichen Betriebskosten eine Lösung zu<br />
finden.<br />
Während das Problem der langfristigen Finanzierung<br />
einer Bremer Universität also<br />
beinahe geklärt schien, rückten ganz andere<br />
Fragen zunehmend in den <strong>Mit</strong>telpunkt:<br />
Wie sollte die Bremer Universität ausgestaltet<br />
werden? Nach welchen Prinzipien<br />
sollten ihre <strong>Mit</strong>glieder lernen und forschen?<br />
Eine Universität - eine neue, eine andere<br />
Die 50er und 60er Jahre, geprägt vom<br />
Wirtschaftswunder und dem Brechen mit<br />
gesellschaftlichen Traditionen und Tabus,<br />
waren die Zeiten großer Reformbemühungen<br />
im Hochschulwesen. Die Diskussionen<br />
über „Die Krise der Universitäten“, „die auf<br />
die Herausforderungen der Gesellschaft<br />
nicht mehr hinreichend antworten“, wurden<br />
über viele Jahre in aller gesellschaftlicher<br />
Öffentlichkeit geführt. „Unser mittelalterliches<br />
Hochschulsystem praktiziert<br />
TantePaul<br />
eine empörende Verletzung menschlicher<br />
Würde. Erwachsene Menschen werden wie<br />
unmündige Kinder behandelt und sind unwürdigen<br />
Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
unter fast unumschränkter Herrschaft<br />
selbstherrlicher Lehrpersonen ausgeliefert“,<br />
meinten die Einen, alle Veränderungen<br />
seien gesellschaftspolitisch gefährlich<br />
und nur „die Ausgeburt marxistisch-leninistischen<br />
Revolutionseifers“ die Anderen.<br />
Gleichwichtig war ihnen die damalige<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung von gut<br />
ausgebildeten Arbeitskräften.<br />
Während sich in allen etablierten Universitäten<br />
der Widerstand gegen strukturelle<br />
Veränderungen regte, bot eine Neugründung<br />
weit jenseits von altgedienten, verkrusteten<br />
Universitätsstrukturen allen<br />
Gruppen im Reformstreit die Möglichkeit,<br />
ihre Vorstellungen durchzusetzen. Das<br />
kurzweilige Bekenntnis aller Parteien in<br />
Bremen zu einer Universität mit neuer<br />
gesellschaftlicher und ökonomischer Innovationskraft<br />
unter „bewusster Betonung<br />
der Arbeitnehmerinteressen“ führte<br />
zu „weiterreichenden Vorstellungen als<br />
andernorts über Studien- und Prüfungsreform,<br />
über die Reform der universitären<br />
Entscheidungsstrukturen, und den Versuch,<br />
Ausbildung und Forschung enger mit<br />
gesellschaftlichen Bezügen zu verknüpfen<br />
[...].“<br />
Anders formuliert sollten neue emanzipatorische<br />
Lernformen das Studium bestimmen,<br />
sollte jedes Universitätsmitglied<br />
gleichberechtigt sein, sollte sich das Studium<br />
wesentlich stärker an den Problemen<br />
einer späteren Berufstätigkeit orientieren,<br />
sollte sich Wissenschaft an den Problemstellungen<br />
der Gesellschaft orientieren und<br />
zu ihrer Lösung beitragen. <strong>Mit</strong> politischem<br />
Rückhalt wurde Bremen Wegbereiter der<br />
Universitätsreform. Es entstand das „Bremer<br />
Modell“ mit folgenden Zielen:<br />
1. Die Kooperation aller Gruppen (Professor_<strong>innen</strong>,<br />
akademische <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />
und Studierende) bis zu einem Optimum<br />
2. Die Verwirklichung notwendiger inhaltli-