# Mit Erstsemester_innen Spezial # LiSAs - kritisches O ...
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Ausgabe Nr. 4, <strong>Mit</strong>te Oktober 2011<br />
TantePaul<br />
Wenn ich groß bin, werd ich Humankapital !<br />
# <strong>Mit</strong> <strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong> <strong>Spezial</strong><br />
# <strong>LiSAs</strong> - <strong>kritisches</strong> O-Wochenprogramm<br />
# Vorstellung des Jugendhaus Buchte<br />
# und viele Veranstaltungstips
02 Kurzmeldungen<br />
Inhalt<br />
Kurzmeldungen ......................................... 3<br />
Werden Studis in Gremien ernst<br />
genommen? ............................................... 5<br />
Die Buchte - unser Haus! ........................ 6<br />
Alles muss mensch selber machen! ...... 7<br />
Das Uni-ABC .............................................. 9<br />
Kritische Orientierungs-Woche<br />
von LiSA. .................................................. 13<br />
Von der Kaderschmiede zum<br />
Standortfaktor ........................................ 16<br />
Ein Verbrecher tritt zurück ....................20<br />
Leserbrief .................................................23<br />
Termine.....................................................24<br />
Wer ist eigentlich<br />
Editorial<br />
Moin! Und willkommen zurück in der Vorlesungszeit – mittlerweile mit<br />
der 4. Ausgabe der TantePaul, wir haben´s ins nächste Semester geschafft!<br />
Und das beginnt gleich mit einem riesigen Ersti-Ansturm: Allein im Bundesland<br />
Bremen gab es 52.000 Bewerber_<strong>innen</strong> auf insgesamt 7.000<br />
Studiplätze. Es dürfen sich also diejenigen glücklich schätzen, die direkt<br />
oder über Los einen Platz bekommen haben. Trotzdem will TantePaul<br />
Studiplätze für Alle!<br />
In dieser TantePaul Ausgabe gibt es ein <strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong>-<strong>Spezial</strong>:<br />
Viele Infos, etwas zur Uni-Geschichte und das O-Wochenprogramm<br />
von LiSA, d.h. jede Menge interessante Veranstaltungen (nicht nur) für<br />
Erstis.<br />
Eine Vorschau aufs Semester zeigt, dass einiges Spannendes ansteht:<br />
Die Uni feiert ihr 40. Jubiläum, wozu es auch Veranstaltungen geben<br />
wird, welche die Uni-Geschichte kritisch beleuchten werden; demnächst<br />
wird im AS der_die neue König_in Rektor_in gewählt; und nach dem<br />
Sommerloch stehen jede Menge Termine im Kalender an.<br />
TantePaul freut sich immer über zugeschickte Beiträge (tantepaul@<br />
allesfueralle.org), dieses Mal z.B. über den „Guttenberg-Text“ der Jungen<br />
Linken (wir haben's nicht geschafft, ihn eher abzudrucken, sorry!)<br />
und hofft, das eine oder andere neue Gesicht beim nächsten offenen<br />
Redaktions-Treffen zu sehen (jeden 1. Montag im Monat, bei Interesse<br />
schickt einfach ne Mail).<br />
Dann ran an's lesen!<br />
Paul?<br />
Wir sehen TantePaul als Versuch, das schreckliche Grau der Bremer<br />
Uni ein wenig zu durchbrechen und ein wenig Farbe in den Uni-<br />
Alltag zu bringen.<br />
Farbe? <strong>Mit</strong> einem Schwarz-Weiß-Druck? Wir möchten mit dieser<br />
Zeitung das Farb- spektrum jenseits von Zementgrau und Perldunkelgrau<br />
erreichen, indem wir selb- storganisiert, unkommerziell,<br />
unabhängig ein Medium ins Leben rufen, indem eine Kri- tik an<br />
Bestehendem möglich ist. Wir wollen weder unseren Lebenslauf<br />
erweitern, noch die Position irgendeiner Institution oder Partei<br />
einnehmen. Abgesehen davon haben wir in dieser Zeitung keinen<br />
Platz für Sexismus,<br />
Rassismus oder andere Arten der Diskriminierung. <strong>Mit</strong><br />
hoher Wahrscheinlichkeit stellt sich für den ein oder anderen<br />
Menschen die Frage, warum denn nun alles so grau ist an dieser<br />
Uni. Solange sich die Uni zu einer wirtschaft- streuen Ausbildungsmaschine<br />
entwickelt, in der freie und kritische Bildung<br />
nicht ein- mal mehr Anspruch sein soll, helfen auch keine farbigen<br />
MZH-Anbauten, Farben in den Uni-Alltag zu bringen. Auch die<br />
„liebevoll“ gestalteten Werbebanner der Hochschul- werbung auf<br />
dem Campus machen die Uni nicht bunter. Im Gegenteil.<br />
P.S.: Das bearbeitete Titelbild „golden gated city“ stammt im Original<br />
von Eric Drooker. Ansonsten viel Text, wenig Bild.<br />
Kontakt<br />
tantepaul@allesfueralle.org<br />
http://tantepaul.blogsport.de/<br />
Herausgeber_<strong>innen</strong><br />
Offene TantePaul Redaktion (momentan<br />
einige Menschen von LiSA, Aktive der HS<br />
Bremen und Einzelpersonen) - trifft sich<br />
jeden 1. Montag im Monat, siehe Kontakt<br />
Auflage<br />
circa 2000 Stück<br />
TantePaul<br />
Personen, die...<br />
...diese Zeitung verteilen sind nicht verantwortlich<br />
für deren Inhalt.<br />
Eigentumsvorbehalt<br />
Nach diesem Eigentumsvorbehalt ist diese<br />
Zeitung solange Eigentum des_ der Absender_in,<br />
bis sie den Gefangenen ausgehändigt<br />
worden ist. „Zur-Habe-Nahme“ ist keine<br />
Aushändigung im Sinne des Vorbehalts.<br />
Wird die Zeitung den Gefangenen nicht<br />
persönlich ausgehändigt, ist sie der_dem<br />
Absender_in mit dem Grund der Nichtaushändigung<br />
zurückzuschicken.
TantePaul Kurzgefasst 03<br />
Kurzgefasst.<br />
Bewerbungsansturm auf die Bremer Uni<br />
<strong>Mit</strong> den ersten doppelten Abiturjahrgängen<br />
aus Niedersachsen und andern G8-<br />
Bundesländern, sowie dem Wegfall des<br />
Wehr- und Zivildienstes summierten sich<br />
die Bewerber_<strong>innen</strong>zahlen allein von der<br />
Uni Bremen dieses Jahr auf rund 32.000, bei<br />
4.000 zur Verfügung stehenden Plätzen.<br />
Nach Angaben der taz gab es ca. 52.000<br />
Bewerber_<strong>innen</strong> auf nur 7.400 Plätze in<br />
ganz Bremen. Im Umkehrschluss heißt<br />
das, dass lediglich jede_r 7. Bewerber_in<br />
einen Studienplatz bekam! In Folge dessen<br />
sahen sich viele Studiengänge gezwungen<br />
einen NC einzuführen, um dem zu erwartenden<br />
Ansturm gerecht zu werden. Dabei<br />
stellt sich allerdings die Frage, warum<br />
auf Länderebene nicht schon im Vorfeld<br />
reagiert wurde, denn laut Pressestelle der<br />
Universität Bremen bewegt sich diese mit<br />
den 4.000 zur Verfügung gestellten Studienplätzen<br />
an der Kapazitätsgrenze. Auch<br />
aus dem CDU-regierten Niedersachsen<br />
hätte Unterstützung eingefordert werden<br />
können, immerhin kommen 38% der Bewerber_<strong>innen</strong><br />
von dort, im Vergleich dazu<br />
aus Bremen lediglich 10%. Für die heutigen<br />
und zukünftigen Studierenden wird dieser<br />
Mangel an Finanzierung zur Folge haben,<br />
dass sie sich auf noch mehr Wettbewerb<br />
und Konkurrenzdruck an der Uni oder<br />
Hochschule vorbereiten müssen, wenn sie<br />
nicht schon vom Turbo-AbiAbitur erdrückt<br />
wurden.<br />
Rektor_<strong>innen</strong>wahl - alle (5) Jahre wieder<br />
...ist es soweit: die Wahl eines neuen Uni-<br />
Oberhauptes steht vor der Tür. Am 16.<br />
November sollen die zwei Kandidat_<strong>innen</strong>,<br />
zwischen denen es dann zu wählen geht,<br />
im Akademischen Senat (AS) vorgestellt<br />
werden. Die Sitzungen des AS sind öffentlich,<br />
sodass jede_r Interessierte_r dort<br />
auftauchen und sich einen ersten Eindruck<br />
verschaffen kann. Dank dem hochumjubelten<br />
parlamentarischen Demokratiesystem<br />
dürfen jedoch nur noch die 22 <strong>Mit</strong>glieder<br />
des AS wählen. Doch wie so oft bei Wahlen<br />
geht es letztendlich auch nur darum, das<br />
kleinere Übel zu wählen. Schließlich heißt<br />
Rektor sein, das Unternehmen Universität<br />
zu führen und da ist nunmal Geld und<br />
Reputation wichtiger als Bedürfnisse und<br />
Wünsche von Studierenden.<br />
Planungsprobleme für die O-Woche<br />
Bei der O-Wochenplanung wurden die Stu-<br />
gen in diesem Jahr nicht, wie in der Vergangenheit,<br />
eingebunden. Stattdessen verlegte<br />
das Dezernat 6 den Tag für Infostände<br />
der Stugen von Montag auf Donnerstag,<br />
ohne dies vorher abzusprechen (was einmal<br />
wieder zeigt, wie die Univerwaltung<br />
mit Studis umgeht). So kam es zu Verwirrung<br />
und Planungsschwierigkeiten. Aufgrund<br />
von Protesten hat es ein klärendes<br />
Gespräch dazu gegeben, welches nunmehr<br />
beide Termine für Infostände offen lässt.<br />
„Her mit der Kohle“<br />
Wie TantePaul erfuhr, hat der neue AStA<br />
Schwierigkeiten gehabt, die Löhne an die<br />
rund 40 AStA Angestellten auszuzahlen.<br />
Dies betrifft die Monate Juli und August.<br />
Erst auf Nachfrage der Angestellten reagierte<br />
der Vorstand. Bis dahin hatte er<br />
es nicht nötig, sich für das Ausbleiben<br />
der Kohle zu rechtfertigen. Ob das auch<br />
was damit zu tun hat, dass die 2. Vorsitzende,<br />
die schon in Ihrer Abwesenheit gewählt<br />
wurde, sich seitdem kaum auf der<br />
AStA-Etage hat blicken lassen, oder ob es<br />
stimmt, dass die Bremer Landesbank über<br />
2 Monate Probleme mit der Automatisierung<br />
der Überweisung hatte, bleibt erst<br />
einmal spekulativ.<br />
Exzellentes Exzellenzgelaber<br />
Im August ließ die Uni verlauten, dass sie<br />
nun offiziell ihren Antrag für die nächste<br />
Runde der Exzellenzinitiative eingereicht<br />
hat. Unter dem nichtssagenden Titel „Ambitioniert<br />
und agil“ sieht sich die Uni in ihrer<br />
Zukunft als aufsteigende Forschungsuni,<br />
die „junge Spitzenwissenschaftler<strong>innen</strong><br />
und -wissenschaftler aus aller Welt (...)<br />
an der Uni Bremen einen Ort für ihre Forschungen“<br />
zur Verfügung stellen will und<br />
eine systematische Unterstützung der<br />
Karriereentwicklungen garantiert. Die Uni<br />
als „Campus für junge Talente“ zeichnet<br />
ein Bild der Zukunft ab, welches passend<br />
zu der Aussage des Rektors ist, dass ein<br />
Universität in der heutigen Zeit sich auch<br />
überlegen müsse, wie sie ohne Studierende<br />
auskommen kann. Wir sind auf dem allerbesten<br />
Weg dahin.<br />
Bullerei auf der Praxisbörse II<br />
Wie Tante Paul schon in der Ausgabe Nr. 3<br />
berichtet hat, wurde dieses Jahr die umstrittene<br />
Praxisbörse vor Ort von unserem<br />
„Freund und Helfer“ begleitet. Laut Anfrage<br />
im AS hatte „das Rektorat die Polizei über<br />
die Durchführung der Veranstaltung informiert<br />
und gebeten, diese in ihre Einsatzüberlegungen<br />
mit einzubeziehen“. Dies begründet<br />
die Unileitung damit, dass es „bei<br />
vormaligen Praxisbörsen“ zu „Übergriffen<br />
auf Aussteller und ihre Stände“ kam. Die<br />
Praxisbörse versucht seit 1994 einen „Personaltransfer<br />
zwischen Wissenschaft und<br />
Wirtschaft“ herzustellen, und leistet somit<br />
konkret ihren Teil zur Ökonomisierung der<br />
Uni, indem sie Unternehmen Raum an der<br />
Uni bietet, sich zu präsentieren. Die vergangenen<br />
Proteste richteten sich z.B. gegen<br />
die Teilnahme von Rüstungskonzernen<br />
(u.A. Farbliche Markierung des EADS-Standes);<br />
dass Proteste nun präventiv und mithilfe<br />
der Staatsgewalt verhindert werden<br />
sollen, ist allerdings neu, markiert aber den<br />
Kurs der Unileitung: „von oben herab“ anstatt<br />
offen zu diskutieren, wer diese Börse<br />
überhaupt will.<br />
Nächster Schritt zur Elite: Vergabe der-<br />
Deutschlandstipendien<br />
<strong>Mit</strong> dem Beginn des Wintersemester<br />
vergibt die Uni erstmalig sogenannte<br />
Deutschlandstipendien im Rahmen des<br />
von der schwarz-gelben Bundesregierung<br />
beschlossenen Nationalen Stipendienprogramms.<br />
Das auf monatlich 300 € dotierte<br />
und durchweg leistungsorientierte Stipendium<br />
wird zu je 50% vom Bund und aus privater<br />
Hand, sprich aus Unternehmen, Stiftungen,<br />
Vereine und Privatpersonen mit<br />
wirtschaftlichen Interessen finanziert. Das<br />
Deutschlandstipendium an der Bremer Uni<br />
unterstützen unter anderem etablierte<br />
Banken, wie die Bremer Landesbank und<br />
die Sparkasse, der Förderverein des Industrieclubs<br />
Bremen e.V., die Handelskammer<br />
Bremen, sowie die Stiftung des Unternehmen<br />
Kieserling, welches mitunter dick<br />
im Geschäft mit Atomtransporten durch<br />
Bremen ist. Sogar Wilfried Müller, der Rektor<br />
der Uni Bremen ist mit von der Partie.<br />
Bis jetzt sind es etwa 40 Akteur_<strong>innen</strong> aus<br />
Industrie und Wirtschaft, die an ganze 76<br />
von 18000 Studis ein Stipendien verteilen.<br />
Das „Elitestipendium“ wird unabhängig<br />
vom Einkommen vergeben. Schlappe 0,45%<br />
der Studis in ganz Deutschland erhalten<br />
diese Finanzspritze. Dieser neu eingeführte<br />
Obolus für die besonders Tüchtigen<br />
verstärkt das Leistungsprinzip weiter und<br />
bläst dem steigenden Konkurrenzkampf<br />
schon unter Studierende und der Individualisierung<br />
zusätzlich Wind in die Segel. Wie
04 Kurzgefasst<br />
nah Wirtschaft und Universität zusammenarbeiten<br />
macht zudem das Zitat des<br />
Hauptgeschäftsführers der Handelskammer<br />
Bremen, M. Fonger deutlich: “Die große<br />
Beteiligung der Bremer Unternehmen<br />
am Deutschlandstipendium zeigt, dass die<br />
Wirtschaft in unserer Region diese Entwicklung<br />
voll unterstützt und die Universität<br />
Bremen als wichtigen Partner stärken<br />
möchte“ Es lebe Wirtschaft und Industrie!<br />
Nieder mit kritischer Wissenschaft!<br />
Schüler_<strong>innen</strong> besetzten Schulen<br />
Ein gutes Vorbild für uns Studies. Die<br />
Schüler_<strong>innen</strong> in Bremen nehmen sich ihren<br />
Raum und protestieren gegen die Bildungszustände<br />
an Bremer Schulen. Nach<br />
Kürzungen von Lehrstunden besetzten<br />
Schüler_<strong>innen</strong> am 7. September als erstes<br />
das Gymnasium an der Hamburger Straße.<br />
In den darauffolgenden Wochen wurden<br />
weitere Gymnasien besetzt, wie das<br />
Alte Gymnasium, das Schulzentrum der<br />
Sekundarstufe II an der Delmestraße in<br />
der Bremer Neustadt und das Kippenberg-<br />
Gymnasium in Schwachhausen. Die Schüler_<strong>innen</strong><br />
fordern nicht nur die Rücknahme<br />
der Kürzungen, sondern setzten sich für<br />
mehr <strong>Mit</strong>bestimmung ein.<br />
TantePaul erklärt sich mit den Schüler_<strong>innen</strong><br />
solidarisch!<br />
Grund zum Feiern? Das BAföG wird 40<br />
1971 wurde das BAföG als Vollzuschuss<br />
zum Studium eingeführt. 1972 wurden fast<br />
45% aller Studis gefördert und das BAföG<br />
auf Schüler_<strong>innen</strong> und Auszubildende ausgeweitet.<br />
Doch schon zwei Jahre kam es<br />
zum ersten Rückschritt. Das BAföG gibt<br />
es seit 1974 nur noch als Darlehen, aber<br />
immerhin ohne Zinsen. Im Laufe der Jahre<br />
treten immer weitere Reduzierungen und<br />
Verschlechterungen ein, sodass 1999 nur<br />
noch 12,6% der Studierenden vom BAföG-<br />
Amt gefördert wurden. Nachdem 2001<br />
die rot-grüne Regierung nach jahrelangen<br />
Minimal-Erhöhungen Bedarfssätze und<br />
Freibeträge erhöhte, schienen die Wogen<br />
vorerst wieder geglättet. Doch in den darauffolgenden<br />
Jahren passierte dann lange<br />
mal wieder nichts. Die letzte BAföG-Erhöhung<br />
um 10% gab es 2005. Seitdem gab es<br />
2010 noch einmal eine kleinere Erhöhung<br />
und die Änderung von einigen Details, die<br />
sich zwar teilweise als durchaus sinnvoll<br />
erwiesen haben, aber letztendlich nur ein<br />
weiterer Tropfen auf den viel zu heißen<br />
Was verstehen wir Frauen auch von Politik?<br />
Entnazifizierung ganz normaler Frauen in Bremen (1945-52)<br />
Termine:<br />
* <strong>Mit</strong>twoch, 2. November 2011, 19.30 Uhr<br />
* Dienstag, 15. November 2011, 19.30 Uhr<br />
* Dienstag, 22. November 2011, 19.30 Uhr<br />
Stein waren. Betrachtet mensch die Anfänge<br />
des BAföG, dessen Entwicklung in<br />
den vergangenen 40 Jahren und den Punkt,<br />
wo es heute angekommen ist, dann gleicht<br />
es einer rasanten Talfahrt, deren sich auch<br />
kleine Verbesserung nicht in den Weg stellen<br />
können.<br />
Nur noch in Niedersachsen und Bayern<br />
Studiengebühren<br />
Dass Studiengebühren scheiße sind, ausgerechnet<br />
die Schwächsten treffen und<br />
Bildung für bestimmte Teile der Gesellschaft<br />
verschließen, war uns von Anfang<br />
an klar. Langsam scheint diese Erkenntnis<br />
auch bei den Landesregierungen anzukommen.<br />
Nach und nach ziehen immer<br />
mehr Länder die Studiengebühren zurück.<br />
Beständig auf Studiengebühren bestehend<br />
bleiben jedoch Bayern und genau vor unserer<br />
Haustür auch Niedersachsen. Und<br />
viele Bundesländer wie Bremen, Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz und weitere, die zwar Studiengebühren<br />
in Regelstudienzeit ablehnen,<br />
bleiben in Fragen zu Langzeitstudiengebühren<br />
beharrlich. Es gibt noch viel zu<br />
tun, also dran bleiben! Bildung darf nichts<br />
kosten! Freie Bildung für Alle!<br />
Bremen, August 1945. Die Internierungslager der Alliierten füllen sich<br />
rasch. Nicht nur mit Männern. Auch Frauen werden inhaftiert. „Ganz normale“<br />
Frauen, die im NS-Staat vielfältige Handlungsmöglichkeiten nutzen<br />
konnten. Waren sie fanatische Anhänger<strong>innen</strong> des Nationalsozialismus,<br />
wie die amerikanische Militärregierung befürchtete? Nur Befehlsempfänger<strong>innen</strong>,<br />
unwissende <strong>Mit</strong>läufer<strong>innen</strong> oder gar Opfer, wie viele Frauen<br />
behaupteten?<br />
Gestapo-Agentin und Denunziantin, KZ-Aufseherin und Funktionärin<br />
der NS-Frauenschaft, SS-Helferin und Fürsorgerin, Lehrerin und Ärztin,<br />
weiblicher Kapo und Sekretärin der Gestapo in Bremen oder im fernen<br />
Minsk. Sie alle werden entnazifiziert. Wie erklären sie nach 1945 ihr Handeln?<br />
Welches Bild entwerfen sie im Entnazifizierungsverfahren von sich<br />
selbst? Wie deutet die deutsche Nachkriegsgesellschaft ihre Aktivitäten?<br />
Was verstehen diese „ganz normalen“ Frauen unter Politik?<br />
www.sprechende-akten.de<br />
TantePaul
TantePaul Gremienarbeit - ein Erfahrungsbericht 05<br />
Werden Studis in Gremien<br />
ernst genommen?<br />
TantePaul bekam von einem ehemaligen Aktiven des StugA Digitale Medien einen Bericht über seine<br />
Erfahrung in und mit universitären Gremien zugeschickt. Wir drucken diesen hier nun gern für euch<br />
ab:<br />
Um diese Frage zu beantworten muss ich<br />
wohl etwas weiter ausholen. Als ich 2007<br />
anfing im Studiengang digitale Medien<br />
auf einen Bachelor hinzustudieren gab es<br />
gar keine Studis in unseren Gremien. Das<br />
hat den einfachen Grund, dass wir keinen<br />
StugA hatten und auch sonst niemanden<br />
in der Studierendenschaft der digitalen<br />
Medien, der/die sich über ein EsO Mentorenprogramm<br />
hinaus engagiert hätte. Im<br />
studentischen Alltag hat diese Funktionen<br />
der StugA Informatik mit übernommen. Als<br />
ich mit 2 <strong>Mit</strong>studierenden den Entschluss<br />
fasste, einen StugA digitale Medien zu<br />
gründen erfuhr ich, dass wir nicht die ersten<br />
waren. In den ca 7 Jahren, die es den<br />
Studiengang zu diesem Zeitpunkt gab, hatten<br />
sich bereits mehrere Stugen gebildet<br />
und waren wieder im Sande verlaufen. Damals<br />
glaubte ich an fehlendes Engagement<br />
oder Fehlplanung.<br />
<strong>Mit</strong> sehr lobenswerter Hilfe aus dem StugA<br />
Informatik war die Gründung dann relativ<br />
schnell erledigt und die Gremien unter den<br />
Gründungsmitgliedern verteilt. Danach politisierten<br />
wir im Studiengang mit, wurden<br />
zu Meinungen und Vorschlägen befragt<br />
und nahmen sogar konstruktiv an langen<br />
Sitzungen zur langfristigen Planung des<br />
Studiengang Teil. Alles war toll. Das erste<br />
Studienjahr war dann auch schneller<br />
um, als man dachte und unsere erste EsO<br />
stand an. Da haben wir auch in der Tat eine<br />
ebenfalls anfangs 3 Mann (bzw. ebenfalls<br />
2 Mann und eine Frau) starke Nachwuchstruppe<br />
rekrutiert. Der StugA schien auf<br />
Erfolgskurs. Im Laufe des Semesters kam<br />
noch ein Nachzügler dazu. Damit waren<br />
wir auf rekordverdächtige 7 <strong>Mit</strong>glieder angewachsen.<br />
Nach einiger Zeit jedoch gelangte<br />
der Studiengang dann in politische<br />
Schieflage. Um im folgenden verständlich<br />
zu bleiben, sollte man erwähnen, dass der<br />
Studiengang digitale Medien zu diesem<br />
Zeitpunkt eine Kooperation aus allen 4 öffentlichen<br />
Hochschulen des Landes Bremen<br />
(Uni, HS Bremen, HS Bremerhaven,<br />
Hochschule für Künste) war. Jeder Studi<br />
durfte überall Veranstaltungen besuchen,<br />
ohne nennenswerte Hürden, und mit Ausnahme<br />
der HSBler musste sogar jeder zwischendurch<br />
an die HfK. Die meisten Studis<br />
liebten dieses Konzept. Leider sah das der<br />
Lehrkörper anders. Einigen Lehrenden der<br />
Uni und der HfK schien die Lehrqualität sowie<br />
die Inhalte der Fachhochschulen nicht<br />
recht zu sein und einen großartigen Mehrwert<br />
schienen einige auch nicht in der vierteiligen<br />
Kooperation zu sehen; wohl aber<br />
einen deutlichen Mehraufwand. Die angestrebte<br />
Lösung: Zweiteilige Kooperation<br />
ohne die FHs. Frist um Frist für die mittel-<br />
bis langfristige Planung des Studiengangs<br />
verstrich, ohne dass die gemeinsame Kommission<br />
Digitale Medien (das gemeinsam<br />
beschließende Gremium des Studiengangs<br />
insgesamt an allen vier Hochschulen) eine<br />
klare Stellung beziehen wollte. Die einen<br />
hatten nichts zu melden und die anderen<br />
meinten, sie bräuchten sich nicht schriftlich<br />
oder auch nur mündlich klar zu äußern.<br />
Wir veranstalteten eine Unterschriftensammlung,<br />
eine Vollversammlung speziell<br />
zu dem Thema, an der auch ein guter Teil<br />
des politisch aktiven Lehrkörpers teilnahm,<br />
machten Umfragen in der Studierendenschaft<br />
und so weiter und sahen bald: Die<br />
Studis wollten einen Vierer-Studiengang.<br />
Diese ganze Diskussion wurde dann unter<br />
anderem durch unser Engagement öffentlich,<br />
doch leider schienen die Fronten nach<br />
wenigen Monaten endgültig verhärtet. Die<br />
einen können nicht ohne die anderen und<br />
die anderen wollen nicht mit den einen und<br />
keiner sah Potential, einen Kompromiss zu<br />
finden.<br />
<strong>Mit</strong> diesen Informationen im Rücken baten<br />
wir die GK (gemeinsame Kommission)<br />
wieder um eine klare Stellungnahme und<br />
letztlich kam es zu einer erzwungenen<br />
Kampfabstimmung, welche wir tatsächlich<br />
mit einer Stimme Vorsprung gewannen,<br />
obwohl an dem Tag mehrere unserer<br />
stimmberechtigten Unterstützer gar nicht<br />
anwesend waren. Und das Ende vom Lied?<br />
Die GK formulierte eine Stellungnahme an<br />
die LRK, deren Anfrage nach einer solchen<br />
wir als Hebel für die Abstimmung genutzt<br />
hatten, in der sinngemäß stand, dass 'die<br />
GK durch mit knapper Mehrheit für die<br />
Kooperation gelaufene Abstimmung sowie<br />
die vorherige gespaltene Diskussion<br />
einen klaren Dissens belegt, auf dem sich<br />
keine Kooperation aufbauen lässt und die<br />
Aufspaltung umgesetzt. Seit dem ist ein<br />
weiteres Jahr vergangen, nachdem in dem<br />
politischen Chaos immerhin noch ein Studi<br />
rekrutiert werden konnte und ein Master<br />
Senior Student dazu kam sind wir letztes<br />
Jahr leer ausgegangen und für die jetzt<br />
bevorstehende EsO sehe ich auch nicht<br />
viel Hoffnung. Nach der Abstimmung war<br />
unsere Meinung ganz nebenbei bemerkt<br />
auch nicht mehr so gefragt wie zuvor, auch<br />
wenn wir offiziell in den Kleinrunden, die<br />
die Zukunft der zweier Kooperation planen<br />
sollten, willkommen waren; umgesetzt<br />
wurde nur, was den Lehrenden in den Kram<br />
passte. Die GK hat nun auch soweit mir bekannt<br />
ist bald ein Jahr nicht mehr getagt<br />
- der festgesetzte Rhythmus beträgt 2-3<br />
Monate. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum<br />
in den Jahren vor uns augenscheinlich kein<br />
StugA den Generationswechsel erlebt hatte.<br />
Aber eventuell kommt ja nach uns ein<br />
neuer. Jetzt werden unsere DMler aber<br />
erst mal Stück für Stück wieder dem StugA<br />
Informatik übergeben, der sie auch vor<br />
uns betreut hatte, bis der Kreis von neuem<br />
beginnt und neue, engagierte Studis unser<br />
Zepter übernehmen um für einen studierenswerteren<br />
Studiengang zu kämpfen.<br />
Zum Abschluss möchte ich noch darauf<br />
hinweisen, dass es sich hier um meine persönliche<br />
Meinung und Wahrnehmung handelt<br />
und nicht um die, des StugA, welche in<br />
Teilen deutlich von der meinen abweichen<br />
kann.<br />
Marc Modrow, Gründungsmitglied des<br />
StugA digitale Medien.
06 Die Buchte - unser Haus!<br />
Die Buchte<br />
- unser Haus!<br />
Das Jugendhaus Buchte ist über einen längeren Zeitraum hinweg<br />
zu einem feststehenden Begriff in Bremen geworden, auch wenn<br />
es in den letzten Jahren ruhig um das Haus geworden war.<br />
... Dies soll sich in den kommenden Jahren<br />
wieder ändern. Das Gebäude in der<br />
Buchtstraße 14/15 gehörte der Immobilien<br />
Bremen, doch seit dem 29.09.2011 ist die<br />
Buchte in den Händen der Nutzer*<strong>innen</strong>,<br />
denn das Haus wurde von der Naturfreundejugend<br />
(Nfj) gekauft.<br />
Doch was steckt eigentlich hinter dem Jugendhaus?<br />
Die Nfj ist Träger der Buchte. Anders als<br />
der Name vermuten lässt, hat die Nfj nicht<br />
nur ökologische Ziele: Das Engagement<br />
erstreckt sich über den Umweltbereich<br />
hinaus und strebt die „Überwindung des<br />
Kapitalismus“ an. Die Bewegung ist aus<br />
dem Arbeiter*<strong>innen</strong>kampf heraus entstanden<br />
und „engagiert sich gegen Krieg<br />
und Faschismus, gegen Unterdrückung<br />
und Ausbeutung von Mensch und Natur“.<br />
Dementsprechend hat es sich die Buchte<br />
zur Aufgabe gemacht, linksorientierte<br />
Jugendarbeit zu betreiben. Als selbstverwaltetes<br />
Jugendhaus tut sie dies jedoch<br />
nicht nur, indem sie Freizeiten für Kinder,<br />
internationale Jugendbegegnungen und<br />
Jugendleiter*<strong>innen</strong>-Ausbildungen anbietet,<br />
sondern lebt vor allem davon, dass<br />
Jugendgruppen, Initiativen und Verbände<br />
die Räumlichkeiten des Hauses für ihre<br />
Aktivitäten nutzen. <strong>Mit</strong>bestimmung von<br />
Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen<br />
ist nicht nur erwünscht, sondern die<br />
Voraussetzung dafür, dass die Buchte sich<br />
selbst verwirklichen kann.<br />
Zurzeit wird die Buchte von Gruppen mit<br />
verschiedensten Interessen genutzt: Theatergruppen,<br />
politisch aktive Gruppen sowie<br />
Fußball- und Computerbegeisterte. Diese<br />
Gruppen besitzen jeweils einen Schlüssel<br />
für die Buchte und somit steht ihnen diese<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung.<br />
In der Buchte gibt es eine kleine T-<br />
Stube, die mit einem kleinen Herd und einer<br />
Spülmaschine ausgestattet ist sowie einen<br />
großen Saal, der ebenfalls genutzt werden<br />
kann. In den letzten Jahren haben sich Ju-<br />
gendliche und junge Erwachsene jedoch<br />
nicht nur in ihren regelmäßigen Gruppen<br />
getroffen, sondern es wurden auch einmalige<br />
Veranstaltungen wie Partys und<br />
Politveranstaltungen von Hausinternen<br />
sowie Externen durchgeführt. Zum Beispiel<br />
kamen im Februar diesen Jahres das<br />
„Berlin Boom Orchestra“, „Sookee“ und<br />
„Schlagzeiln“ in die Buchte und im letzten<br />
Jahr wurde eine Info-Veranstaltung zum<br />
Castor-Transport ausgerichtet.<br />
Zurzeit sind die haupt- und ehrenamtlichen<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter vollauf damit beschäftigt<br />
Spenden zu sammeln, um das Haus<br />
im Frühjahr 2012 sanieren zu lassen. Seit<br />
Jahren ist ein Teil des Hauses aufgrund eines<br />
Schwammbefalls nicht mehr komplett<br />
nutzbar. Auch hier freut sich die Buchte,<br />
neue Gesichter zu sehen, die Lust haben<br />
mit kreativen Einfällen oder einfach nur<br />
großer Motivation zu helfen. Wer weitere<br />
Infos haben möchte, über die Buchte an<br />
sich oder was genau in der Bauplanung<br />
passieren soll, kann sich per Mail an sie<br />
wenden: buchte@nfj-bremen.de.<br />
Aufgrund der Sanierung wird’s dann im<br />
nächsten Frühjahr schon wieder ruhiger<br />
werden. Allerdings wird die Buchte nach<br />
erfolgreicher Sanierung dann voll durchstarten<br />
können und kann als Jugendhaus<br />
endlich eigenständige Entscheidungen<br />
treffen.<br />
Folgende Veranstaltungen finden demnächst<br />
in der Buchte statt:<br />
* Ping-Pong-Kneipe: Fr., den 28.10.2011.<br />
Hier kann Bier getrunken, Ping-Pong<br />
gespielt, sich unterhalten, Musik gehört<br />
oder Leute beim Spielen beobachtet<br />
werden.<br />
* Theaterstück: Kinder des Theaters<br />
spielen „Du bist was Besonderes“ am<br />
11.11.2011 um 17 Uhr.<br />
Konzert<br />
The Movement<br />
The Movement spielt am 21. Oktober<br />
in der Lila Eule - Power-Pop,<br />
Punk, Ska in geballter Power!<br />
Support: The Blood Arm (Alternative,<br />
Indie)<br />
TantePaul<br />
Für alle Tanzwütigen gibt es am 21.10<br />
in der Lila Eule einen besonderen<br />
Anlass zur Freude, denn die dänische<br />
Mod-Rock Band The Movement<br />
macht auf ihrer Europa Tour Halt in<br />
Bremen, um ihre neue EP "Still Living<br />
The Dream" vorzustellen.<br />
Musikalisch bewegt sich die Band zwischen<br />
Power-Pop, Ska und Punk, wobei<br />
die drei Bandmitglieder die Bands<br />
The Clash, The Jam und The Who zu<br />
ihren größten Einflüssen zählen.<br />
Auch textlich kann die Band mit politischen<br />
Inhalten punkten. Ohne dabei in<br />
Plattitüden zu verfallen, wird sich auf<br />
die Interessen der arbeitenden Klasse<br />
bezogen und zum Widerstand aufgerufen.<br />
Ganz nach dem Motto "Politics<br />
and Poetry" befinden sich auch einige<br />
Liebeslieder im Repertoir der Band.<br />
Vorverkaufskarten gibt es bei Ear, Zoff<br />
Records, im Bremer Kartenkontor im<br />
Saturn oder auf Nachfrage an der Theke<br />
der Lila Eule.<br />
- VVK: 12 € AK: 14€ - ab 20Uhr
TantePaul Ersti-<strong>Spezial</strong> 07<br />
Liebe Erstis!<br />
Frisch angekommen an der Uni ist<br />
alles ganz neu, scheint alles erstmal<br />
aufregend und fühlt sich ungewohnt<br />
an. Und meist ist am Anfang, alles ist<br />
ein einziges Chaos...<br />
Willkommen an der Uni!<br />
Hier beginnt das „Ersti-<strong>Spezial</strong>“ dieser<br />
nun schon 4. TantePaul- Ausgabe.<br />
Auf den folgenden Seiten könnt ihr<br />
zum einen wichtige Begriffe des Uni-<br />
Alltags im Uni-ABC nachlesen, findet<br />
das O-Wochenprogramm der Liste der<br />
StudiengagsAktiven LiSA und könnt<br />
euch über die gar nicht mal so uninteressante<br />
Geschichte der Uni Bremen<br />
informieren. Das „Ersti-<strong>Spezial</strong>“ beginnt<br />
jedoch zuerst mit einem kleinem<br />
Artikel darüber, wie wichtig es ist sich<br />
an der Uni hochschulpolitisch zu engagieren<br />
und gibt euch einen kleinen Einblick,<br />
wo und welche Möglichkeiten an<br />
der Uni momentan bestehen, um aktiv<br />
zu werden. Denn wir hoffen, dass auch<br />
ihr mit eigenen Ideen und Plänen an<br />
die Uni gekommen seid und versucht,<br />
diese trotz des engen Stundenplans<br />
umzusetzen. Stellt dabei ruhig alles<br />
in Frage, schließlich ist dafür die Unis<br />
ja eigentlich da: Sich selbst und seine<br />
Umgebung kritisch zu hinterfragen.<br />
Sich einfach mit dem scheinbar Gegebenen<br />
abzufinden ist nicht unser Ding.<br />
Denn das tun zu viele. Zu viele knicken<br />
ein vor vermeintlichen Sachzwängen<br />
und schließen Frieden mit dem angeblich<br />
unabänderlichen Status Quo. Auch<br />
an den Universitäten wird heute leider<br />
mehr an der Zementierung eines "Normalzustandes“<br />
als an seiner notwendigen<br />
Überwindung gearbeitet. Die<br />
Hochschulen verkommen zu Instituten<br />
der regionalen Wirtschaftsförderung,<br />
freie Bildung ist in unserem exakt<br />
vorgeschriebenen Studienverlauf<br />
nicht vorgesehen.<br />
Doch das müssen wir nicht hinnehmen.<br />
Wir sind viele und wir haben<br />
Bock, was zu tun. In diesem Sinne:<br />
"Seien wir realistisch, versuchen wir<br />
das Unmögliche!“<br />
Viel Spaß beim Lesen.<br />
Eure TantePaul<br />
Alles muss<br />
mensch selber<br />
machen!<br />
Warum Engagement an der Uni sinnvoll<br />
und notwendig ist - für alle, die neu an der Uni sind oder Bock<br />
haben sich aktiv ins Uni-Leben einzubringen<br />
Dieser Text widmet sich dem Engagement<br />
an der Uni...Warum sich engagieren?<br />
Stimmt da etwa etwas nicht an dieser Uni?<br />
Und welche Möglichkeiten gibt es da?<br />
Warum sich engagieren?<br />
Wenn sich die erste Aufregung rund um<br />
den Start an der Uni gelegt hat und so<br />
langsam der Alltag eintritt, werden auch<br />
die Macken und Kanten, die es an der Uni<br />
Bremen (wie wahrscheinlich an vielen anderen<br />
Unis auch) gibt, für jede_n Studierenden<br />
langsam deutlich. Das Uni Leben ist<br />
zwar eine coole Zeit, mensch kann endlich<br />
das studieren, was eine_n interessiert und<br />
ein selbstbestimmtes Leben im eigenen<br />
neuen Zuhause/WG führen.<br />
Und trotzdem wird es plötzlich stressig<br />
an der Uni. Wörter wie Regelstudienzeit<br />
und ein vorgegebener Stundenplan für die<br />
nächsten drei Jahre dämmen die neu errungene<br />
Freiheit gleich wieder ein. „Und ich<br />
dachte an der Uni kann ich studieren, was<br />
mich interessiert und endlich frei wählen?“...nein<br />
so einfach ist das nicht. Der<br />
sogenannte Bologna-Prozess macht dem<br />
mehr oder weniger einen Strich durch die<br />
Rechnung. Dieser wurde nämlich 1999 mit<br />
dem Ziel der europaweiten Vereinheitlichung<br />
der Studiengänge, der Reduzierung<br />
von Studienabbrüchen, die Erhöhung der<br />
Mobilität von Studierenden und auf die<br />
Verkürzung der Studienzeit beschlossen.<br />
Die daraus folgende Konsequenz war die<br />
Einführung von Bachelor und Master und<br />
die Verlagerung des Schwerpunktes des<br />
Studiums auf die quantitative Lesbarkeit<br />
von Studienleistungen in Form von Credit<br />
Points.Für kritische und ausführliche Auseinandersetzung<br />
mit einem Thema fehlt<br />
jedoch häufig die Zeit und auf Grund der<br />
nicht ausreichend zur Verfügung stehenden<br />
Master-Plätze wächst der Konkurrenzkampf<br />
unter den Studierenden und<br />
eine Endsolidarisierung macht sich breit.<br />
Hinzu kommen so einige krumme Dinger,<br />
die die Uni Bremen am laufen hat...<br />
Affen-Versuche, Kooperationen mit Rüstungsfirmen<br />
und Schließung von Studiengängen,<br />
die wirtschaftlich nicht rentabel<br />
sind - Sonderpädagogik zum Beispiel. Diese<br />
Aufzählungen von nennen wir es mal<br />
„Missständen“ an der Uni sollen euch nicht<br />
frustrieren. Wie auch der Rest der Welt ist<br />
die Uni Bremen kein starres Gebilde und<br />
deshalb auch viel möglich.<br />
Wichtig ist, dass ihr euch nicht stressen<br />
lasst von dem, was Eltern, Profs und der<br />
vermeintliche Arbeitsmarkt von euch verlangen.<br />
Fest steht doch, sich bilden braucht<br />
Zeit und kann nicht unter Druck in einem<br />
vorgeformten Rahmen statt finden. Die<br />
Uni-Zeit ist eine großartige Zeit. Das kennt<br />
mensch vielleicht schon aus Erzählungen<br />
von früher, das soll auch heute noch so<br />
sein. In der Zeit an der Uni darf es nicht nur<br />
um Leistung und CPs gehen, sondern um<br />
persönliche Entfaltung und Zeit, um Dinge<br />
zu tun die eine_n persönlich weiter bringen<br />
und bereichern. Diese Freiheit steht<br />
jeder, jedem zu. Wenn euch also etwas an<br />
der Uni nicht passt, oder ihr euch in eurer<br />
freien Bildung eingeschränkt fühlt durch zu<br />
viel Reglementierung, dann sagt und tut<br />
einfach etwas dagegen!<br />
Es ist verständlich, wenn oft die Zeit und<br />
natürlich die Motivation für ein Engagement<br />
an der Uni fehlen, wenn doch alles so<br />
aussichtslos wirken kann. Doch ihr könnt<br />
sicher sein, mit einem Problem steht ihr nie<br />
alleine da, vielen geht es so. Schließt euch<br />
zusammen und lasst euch von den Strukturen<br />
an der Uni nicht frustrieren, es gibt<br />
Möglichkeiten etwas zu verändern!<br />
Schon der Gründungsrektor der Uni Bremen,<br />
Thomas von der Vring sagte 2004:
08 Engagement an der Uni<br />
„Und wenn die Universität heute so ist, wie sie<br />
ist, dann gehören die Studenten als Teil ihrer mit<br />
dazu. Wenn sie sich so in den 60er Jahren verhalten<br />
hätten, wär auch damals schon nichts<br />
in Bewegung gekommen. Und wenn wir heute<br />
fragen, was wollen die Studenten, dann sehen<br />
sie überall in der Tagesschau, sie wollen keine<br />
Gebühren bezahlen. Das reicht nicht. Das reicht<br />
nicht. Ihr müsst das schon selber machen und<br />
selber wollen, was sich ändern soll, denn ohne<br />
Druck passiert gar nichts. Ohne Druck passiert<br />
überhaupt nichts.“<br />
Wenn wir uns zusammen schließen und<br />
uns gemeinsam gegen die Missstände an<br />
der Uni einsetzten, dann können wir viel<br />
erreichen. Dennoch bleibt es dabei: wir<br />
müssen es selbst in die Hand nehmen.<br />
Veränderung kann nur von unten kommen,<br />
gemeinsam, solidarisch, entschlossen für<br />
ein schönes Leben und Lernen!<br />
Und wo kann ich mich engagieren?<br />
Wie wärs mit Stugenarbeit?<br />
Der StugA ist der Studiengangsausschuss<br />
oder treffender der Ort, an dem alle StudiengangsAktiven<br />
des selben Studiengangs<br />
zusammenkommen und sich zusammenschließen,<br />
um vorhandene Probleme und<br />
anfallende Aufgaben gemeinsam zu besprechen.<br />
Wenn du in deinem Studiengang<br />
Probleme hast, dann ist es stets ratsam<br />
sich zuerst an den zuständigen StugA zu<br />
wenden, da dieser den besten Zugang zu<br />
den zuständigen Lehrenden hat. Es lohnt<br />
sich einmal reinzuschauen, womit sich der<br />
jeweilige StugA beschäftigt. Schließlich ist<br />
es ein studentisches Organ mit Möglichkeiten,<br />
die über die Organisation von Partys<br />
hinausgehen und aktive <strong>Mit</strong>bestimmung<br />
bei Lehrplanänderungen oder der<br />
Auswahl neuer Profs ermöglichen.<br />
Stugen treffen sich zur Stugenkonferenz<br />
(StuKo) – jeden zweiten <strong>Mit</strong>twoch im Monat<br />
von 12-14 Uhr - um übergreifende Themen<br />
wie beispielsweise Abstimmung von<br />
Zusammenarbeit während der O- Woche<br />
zu besprechen. Die StuKo dient dem Informationsaustausch<br />
und der Koordination<br />
der Arbeit der einzelnen Stugen. Im Allgemeinen<br />
sind alle studentischen Gremien<br />
offen für die Beteiligung auch nicht gewählter<br />
Studis. Beteiligung ist also erwünscht!<br />
Wie wärs in der GW3-Initiative?<br />
Wenn ihr euch fragt, was im Lehmhaus am<br />
Unisee abläuft, folgt einmal der Seite der<br />
GW3 Initiative: gw3.allesfüralle.de<br />
Zunächst stand an dieser Stelle eine<br />
schnell herbei gezimmerte Holzhütte. Ein<br />
Freiraum, von Studierenden für (nicht nur)<br />
Studierende. Die Uni wollte einen großen<br />
Park an diese Stelle setzten, die wilden<br />
Schilfrohre und Brombeeren zähmen und<br />
in diesem Zuge auch die Holzhütte abreißen.<br />
Nur aufgrund heftigen Widerstands<br />
sich solidarisierender Menschen, wurden<br />
finanzielle <strong>Mit</strong>tel zum Neubau eines studentischen<br />
Freiraums eingeräumt. Noch<br />
ist der Bau des GW3 nicht abgeschlossen,<br />
einige Ideen schweben aber schon in der<br />
Luft, wie dieser Raum lebendig werden<br />
kann. Hast du auch eine Idee oder möchtest<br />
noch mit anpacken?<br />
Wie wärs bei LiSA?<br />
Eine weitere Chance dich an der Uni hochschulpolitisch<br />
zu engagieren, kannst du<br />
gemeinsam mit LiSA. Die Liste der StudiengangsAktiven,<br />
kurz LiSA, ist ein breiter<br />
und egalitärer Zusammenschluss von Studierenden.<br />
Unsere gemeinsame Motivation<br />
ist es, die bestehenden universitären Verhältnisse<br />
zu kritisieren und verbliebenen<br />
Räume für ein selbstbestimmtes Leben<br />
und Lernen zu verteidigen, sowie neue zu<br />
erkämpfen. Es geht uns dabei nicht darum,<br />
engstirnig unsere Ideen umzusetzen, sondern<br />
gemeinsam mit möglichst vielen Studierenden<br />
aktiv zu werden. LiSA trifft sich<br />
jeden <strong>Mit</strong>twoch, 14 Uhr an der Uni. Wenn<br />
du Lust hast,bei LiSA mal vorbeizuschauen,<br />
dann schreib an lisa@uni-verden.de. Mehr<br />
Infos gibt’s unter www.lisa-bremen.de<br />
Wie wärs bei TantePaul?<br />
Und diese Blätter die du in der Hand hältst,<br />
dieses selbstorganisierte Projekt nennt<br />
sich TantePaul und lädt herzlich zum Reinschnuppern<br />
bei offenen Treffen ein. Jeden<br />
ersten Montag im Monat 18 Uhr an der<br />
Uni. Bei Interesse schreib einfach an: tantepaul@allesfueralle.org.<br />
Der Umsonstladen<br />
Wie, hier gibt es alles umsonst? Ja, im Umsonstladen soll es ohne Geld<br />
gehen! Es wird weder gekauft, verkauft noch getauscht! Es geht darum,<br />
solidarische Ökonomie praktisch zu leben, Freiräume jenseits von Kapitalismus<br />
zu eröffnen und selbstorganisiert solidarisch miteinander zu leben.<br />
In einer gelebten solidarischen Ökonomie geht es nicht nur darum Dinge,<br />
sondern auch Fähigkeiten weiterzugeben.<br />
Doch wie funktioniert der Umsonstladen? Ganz einfach: Auch du hast vielleicht<br />
einen Pullover im Schrank, den du wunderschön findest, aber trotzdem<br />
nicht anziehst. Das ist die Gelegenheit. Dein Pullover könnte aus deinem<br />
Schrank in den Umsonstladen wandern. Dort wird er von einer anderen<br />
gefunden und mitgenommen. Sie trägt ihn nun als ihren Lieblingspullover.<br />
Jede_r kann brauchbare, saubere, heile, funktionierende Dinge, wie z.B.<br />
Kleidung, Geschirr, Bücher, Spielzeug, CD's, abgeben. Jede_r nimmt sich was<br />
sie/ er für sich braucht.<br />
Der Umsonstladen ist offen für alle. Jede und jeder kann mitmachen, gestalten<br />
und Ideen einbringen. Im Rahmen des Umsonstladen finden auch<br />
ab und zu Veranstaltungen zu unterschiedlichen politischen Themen statt.<br />
Der Raum ist auch ein Ort für Kommunikation und Fähigkeitenweitergabe<br />
bei einer leckeren Tasse Tee.<br />
Komm doch einfach mal vorbei in den Umsonstladen in der Gellertstr. 85<br />
(nahe Kornstr.):<br />
* Mo 10-12&17-19 Uhr<br />
* Di jeden 1. & 3. im Monat offenes Plenum<br />
* Mi 16:30-18:30 Uhr<br />
* Fr 10-12 & 16:30-18:30 Uhr<br />
* Sa 11-14 Uhr<br />
Kontakt: sozialeszentrumbremen@lists.so36.net<br />
www.umsonstladen-K108.de.vu<br />
Alles umsonst?!<br />
TantePaul
TantePaul Uni-Dschungel 09<br />
das Uni-ABC<br />
Was ist der Akademische Senat? Wie bekomme ich Internet an der Uni? Und was bedeutet c.t.? -<br />
<strong>Mit</strong> dem Unileben tauchen ständig neue Fragen und Begriffe auf. <strong>Mit</strong> dem Uni ABC wollen wir daher<br />
den Uni-Dschungel etwas entwirren, damit ihr ruhig und entspannt in die Vorlesungszeit starten<br />
könnt ...<br />
Affen<br />
Ein Synonym für Spießer, Angeber, Yuppies<br />
und Streber. Auch gemeint kann aber sein,<br />
dass an der Uni Bremen Makaken wohnen,<br />
die zu Forschungszwecken Löcher in den<br />
Schädel gebohrt und Elektroden ins Gehirn<br />
gepflanzt bekommen.<br />
Akademischer Senat - AS<br />
Das höchste Gremium der Universität. Dort<br />
werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen<br />
- außer der AS wird vom Rektorat<br />
umgangen, siehe Rektoratsentscheid. Die<br />
Studierenden haben im AS leider nicht viel<br />
zu sagen: bei den 22 Vertreter_<strong>innen</strong> handelt<br />
es sich um 7 ProfessorInnen, nochmal<br />
5 Professor_nnen nämlich 5 Dekane/Dekan<strong>innen</strong><br />
(Dekan=Vorstand eines Fachbereichs),<br />
4 akademische <strong>Mit</strong>arbeiter_nnen, 2<br />
sonstige <strong>Mit</strong>arbeiter und 4 Studierende.<br />
Akkreditierung<br />
Akkreditierung soll nationale und internationale<br />
Anerkennung der Studienabschlüsse<br />
durch die Sicherung der marktkonformen<br />
Qualität von Lehre und Studium gewährleisten.<br />
Allgemeiner StudentInnenausschuss AStA<br />
Der AStA vertritt offiziell die Studentenschaft<br />
nach <strong>innen</strong> und außen.Der jetzige<br />
AStA besteht ausschließlich aus Parteien-<br />
Listen. Dieser trinkt mit dem Rektorat fleißig<br />
Kaffee und pflegt ein gutes Verhältnis<br />
zum RCDS. Im Gegensatz dazu wird der<br />
AStA von Seiten der Uni als konstruktiv<br />
und kooperativ gelobt, doch ändern tut sich<br />
trotzdem nichts<br />
Ausländer<strong>innen</strong> und Ausländer<br />
Ausländische Studierende können sich an<br />
das International Office und die Ausländerbeauftragte<br />
wenden. Eine aktuelle Liste<br />
der jeweiligen Ausländerbeauftragten befindet<br />
sich im Veranstaltungsverzeichnis<br />
der Universität Bremen.<br />
Auslandsstudium<br />
Ein Auslandsstudium sollte möglichst<br />
frühzeitig und gut organisiert werden. Unterstützung<br />
bieten das International Of-<br />
fice und die Auslands-Beratung des AStA.<br />
Fremdsprachenkenntnisse können beim<br />
Fremdsprachenzentrum erweitert werden.<br />
Bachelor<br />
International anerkannter berufsqualifizierender<br />
Abschluss in der Regel nach<br />
sechs Semestern. Die Universität Bremen<br />
hat zum Wintersemester 05/06 sämtliche<br />
Lehramts und Magisterstudiengänge auf<br />
Bachelor und Master umgestellt.<br />
BAföG<br />
Bundesausbildungsförderungsgesetz.<br />
Studierenden können finanzielle Hilfen für<br />
die Ausbildung gewährt werden. Anträge<br />
sind an das BAföGAmt beim Studentenwerk<br />
zu richten.<br />
Beurlaubung<br />
Eine Beurlaubung ist ohne Angabe von<br />
Gründen nach dem ersten Semester für<br />
max. 2 Semester während des gesamten<br />
Studiums möglich. Zeiten des Mutterschafts-<br />
und Erziehungsurlaubs werden<br />
nicht angerechnet. In dieser Zeit dürfen<br />
keine prüfungsrelevanten Leistungen erbracht<br />
werden. Zuständig ist das Sekretariat<br />
für Studierende.<br />
Bibliotheken<br />
Es gibt eine Vielzahl von Bibliotheken in<br />
Bremen: die wichtigsten für Studierende<br />
sind die Staats- und Universitätsbibliothek<br />
SuUB, die Bereichsbibliotheken in den<br />
Fachbereichen, Studiengängen und an den<br />
Instituten. Eine umfangreiche Liste ist auf<br />
der Internet-Seite www.suub.uni-bremen.<br />
de unter den Links „A bis Z“ und „Bibliotheken<br />
in Bremen und Bremerhaven“ zu<br />
finden.<br />
Bildung<br />
Der Platz an dieser Stelle reicht nicht aus,<br />
um eine einigermaßen zufrieden stellende<br />
Bildungsdefinition zu skizzieren. Definitiv<br />
klar sein sollte aber, dass Bildung nicht der<br />
Humankapitalgewinnung dienen darf, sondern<br />
vielmehr der individuellen Persönlichkeitsentwicklung<br />
und der Schulung an der<br />
Waffe der Kritik Rechnung tragen muss.<br />
Bologna-Prozess<br />
Bologna ist nicht nur eine Stadt in Italien,<br />
sondern auch der Name eines in Bologna<br />
begonnen Prozesses zur Homogenisierung<br />
des europäischen Hochschulraums und<br />
weitgehender Umstrukturierungen<br />
Bremisches Hochschulgesetz - BremHG<br />
Dieses Gesetz gilt für die staatlichen Hochschulen<br />
der Freien Hansestadt Bremen<br />
und regelt alle wichtigen Angelegenheiten<br />
des Hochschulwesens.<br />
CHE<br />
Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />
(CHE) wurde auf Initiative von der Bertelsmann<br />
Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) als gemeinnützige<br />
GmbH gegründet. Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />
versteht sich als eine<br />
Reformwerkstatt für das deutsche Hochschulwesen.<br />
Credit Points - CP<br />
Die in jedem Semester erbrachten Studien-<br />
und Prüfungsleistungen werden in<br />
CPs (manchmal auch bezeichnet als ECTS-<br />
Punkte) gemessen, die in der Regel alle mit<br />
in die Abschlussnote einfließen. Ein CP entspricht<br />
einer Arbeitsbelastung von etwa 30<br />
Stunden. Pro Semester sollen ca. 30 CP erworben<br />
werden, um das Studium innerhalb<br />
der Regelstudienzeit abschließen zu können.<br />
Damit ergibt sich ein Arbeitspensum<br />
für das Studium von ca. 40 Stunden pro<br />
Woche. Insgesamt müssen für einen Bachelor-Abschluss<br />
180 CPs erbracht werden<br />
c.t.<br />
cum tempore, lateinisch „mit Zeit“, akademische<br />
Viertelstunde, akademisches Viertel.<br />
Ein Hinweis, dass Lehrveranstaltungen<br />
15 Minuten später beg<strong>innen</strong> als angekündigt.<br />
Das wird allgemein an der Universität<br />
vorausgesetzt, wenn einer Zeitangabe<br />
nicht s.t. hinten angestellt wird.<br />
Deutsche Hochschulwerbung<br />
Die Deutsche Hochschulwerbung ist ein<br />
Unternehmen, das bundesweit dafür sorgt,<br />
dass kein Studierender über den Campus
010 Uni-Dschungel<br />
laufen kann, ohne mit kommerzieller Werbung<br />
zugeballert zu werden. Dies ist nicht<br />
nur deshalb nervig, weil man auf einen Teil<br />
einer "besonders kaufkräftigen" Zielgruppe<br />
reduziert wird, sondern auch, weil studentische<br />
Aushänge wie z.B. Wohnungsanzeigen<br />
oder Plakate dafür konsequent abgehängt<br />
werden. Ist möglich, weil der Rektor<br />
weite Teile der Uni an die verkauft hat.<br />
Bleibt die Frage, wem Eurer Meinung nach<br />
die Uni gehört: Der Hochschulwerbung,<br />
dem Rektor oder aber den Vielen, die dort<br />
studierenden?<br />
ECTS - European Credit Transfer System<br />
Punktesystem für die Anrechnung von<br />
Studienleistungen. Die EU entwickelte dieses<br />
System mit dem Zweck, die Anerkennung<br />
von Studienleistungen nach einem<br />
Auslandsaufenthalt zu vereinfachen<br />
Erziehungsurlaub/Elternzeit<br />
Studierende können Zeiten des Mutterschutzes<br />
und der Elternzeit geltend<br />
machen. Diese Zeit wird nicht auf die<br />
Hochschulsemester angerechnet (Studiengebühren).<br />
Während des Mutterschutzes<br />
und der Elternzeit können Studienleistungen<br />
erbracht werden, im Gegensatz zu einer<br />
Beurlaubung<br />
Essen<br />
Auf dem Campus finden sich zahlreiche<br />
Möglichkeiten für Mahlzeiten - jedenfalls<br />
bis 17 Uhr. Die meisten davon werden leider<br />
von privaten kommerziellen Anbietern<br />
betrieben. Tipp: Die meiste Auswahl und<br />
die kleinsten Preise findet man in der GW2<br />
Cafeteria und in der Mensa, beides vom<br />
Studentenwerk betrieben. Im Internet befindet<br />
sich ein Überblick: www.uni-bremen.<br />
de/essen/essenheute<br />
Exmatrikulation<br />
Ausschreibung, d.h. Abmeldung eines Studierenden<br />
von der Universität. Die Exmatrikulation<br />
erfolgt, wenn der Semesterbeitrag<br />
nicht überwiesen wurde oder automatisch<br />
am Ende des Semesters, in dem das Studiums<br />
abgeschlossen wurde. Zwangsexmatrikulation<br />
ist auch bei Verstößen gegen<br />
die Hausordnung oder mehrfacher Überführung<br />
schwerwiegender Plagiate möglich,<br />
diese Regelungen wurden gerade erst<br />
verschärft. Studierende können zu jedem<br />
Zeitpunkt auch selbst die Exmatrikulation<br />
im Sekretariat für Studierende veranlassen.<br />
Fachbereichsrat - FBR<br />
Oberstes Gremium eines Fachbereichs.<br />
Fremdsprachenzentrum - FZHB<br />
Hier könnt ihr Fremdsprachen lernen. Aber<br />
Achtung: <strong>Mit</strong>tlerweile sind die Kurse kostenpflichtig<br />
und sogar für das eigenständige<br />
Lernen am PC im Selbstlernzentrum<br />
müßt Ihr jetzt bezahlen.<br />
Gasthörer_in<br />
Gasthörer_<strong>innen</strong> können sich als Nicht-<br />
Studierende auf bestimmten Gebieten<br />
weiterbilden. Einzelne Lehrveranstaltungen<br />
können gegen Bezahlung einer Gebühr<br />
für die Dauer eines Semesters besucht<br />
werden. Sie sind aber nicht als ordentliche<br />
Studierende eingeschrieben (d.h. keine Semesterunterlagen,<br />
kein Semesterticket).<br />
Der Antrag ist im Sekretariat für Studierende<br />
zu erhalten.<br />
Generel agreement on trade<br />
in services - GATS<br />
Abkommen der Welthandelsorganisation<br />
(WTO), dass die Liberalisierung aller<br />
Dienstleistungsmärkte vorgibt. Es soll den<br />
Handel mit u.a. Bildung und Gesundheit ermöglichen.<br />
Der Bologna-Prozess steht in<br />
engem Zusammenhang mit GATS.<br />
HRK<br />
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist<br />
der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen<br />
und staatlich anerkannten Universitäten<br />
und Hochschulen in Deutschland. Sie<br />
hat gegenwärtig 262 <strong>Mit</strong>gliedshochschulen,<br />
in denen etwa 98 Prozent aller Studierenden<br />
in Deutschland immatrikuliert sind.<br />
Die HRK ist das Forum für den gemeinsamen<br />
Meinungsbildungsprozess der Hochschulleitungen.<br />
Immatrikulation<br />
Einschreiben in die Matrikel, d.h. Anmeldung<br />
in einen Studiengang. Geschieht mit<br />
der Überweisung des Semesterbeitrages.<br />
Internationaler Studierendenausweis ISIC<br />
<strong>Mit</strong> Hilfe der International Student Identity<br />
Card (ISIC) gelangen Studierende im Ausland<br />
oft zu Vergünstigungen, auch bei Einrichtungen,<br />
bei denen es zunächst manchmal<br />
nicht zu erwarten ist. Der Ausweis ist<br />
im AStA-Büro erhältlich und kostet zur Zeit<br />
12 Euro und ist nur für das laufende Jahr<br />
gültig. (Passfoto, Personalausweis und Immatrikulationsbescheinigung<br />
mitbringen!)<br />
Internet<br />
Beim Zentrum für Netze ZfN (MZH, Ebene<br />
4) kann mit den zu Studienbeginn zugesendeten<br />
Zugangsdaten in den Computerräumen<br />
kostenlos im Internet gesurft werden.<br />
TantePaul<br />
Leider eben nur mit personalisiertem Zugang,<br />
ebenso wie in der Bibliothek. In vielen<br />
Studiengängen gibt es weitere Möglichkeiten<br />
der Computer- und Internetnutzung,<br />
erkundigt Euch bei Euren Stugen..<br />
Keksdose<br />
Uni-Jargon. Hörsaalgebäude, das sich am<br />
Ende des Boulevards in Richtung Sportturm<br />
befindet (auf der Höhe der Radfahrer-<br />
Skulptur). Hier finden Veranstaltungen der<br />
verschiedensten Studiengänge statt.<br />
KfZ-Referat<br />
Studierende der Universität können beim<br />
AStA günstig Busse und Transporter leihen.<br />
Eine vorherige persönliche oder telefonische<br />
Reservierung ist erforderlich.<br />
KMK<br />
Nicht der Bund sondern die Bundesländer<br />
selbst entscheiden über ihre jeweilige<br />
Ausgestaltung der Bildung. Sie haben<br />
die so genannte Bildungshoheit. Um sich<br />
dennoch Länderübergreifend auf Rahmenbedingungen<br />
zu verständigen, wurde die<br />
Kultusministerkonferenz (KMK) gegründet.<br />
Auf ihr treffen sich regelmäßig die KultusministerInnen<br />
der einzelnen Bundesländer.<br />
Kommilitonin und Kommilitone<br />
Ältere Bezeichnung für Studienkollegin und<br />
Studienkollege, eher aus dem Burschi-Kontext..<br />
Lissabon-Prozess<br />
Hinter dem Lissabon - Prozess steht vor<br />
allem dieses Zitat: „Europa soll bis 2010<br />
zum konkurrenzfähigsten wissensbasierten<br />
Wirtschaftsraum der Welt werden.“<br />
Er führt dazu, dass alles im wissenschaftlichen<br />
Bereich nur noch an seiner Wirtschaftlichkeit<br />
gemessen wird.<br />
Liste(n)<br />
Einmal im Jahr wird von der Studierendenschaft<br />
der Studierendenrat (SR), der<br />
25 Personen umfasst, gewählt. Wahlberechtigt<br />
sind alle immatrikulierten Studierenden<br />
der Uni-Bremen. Zur Wahl treten<br />
so genannte Listen an, welche sich um die<br />
Sitze im SR bewerben.<br />
Master<br />
Ein Hochschulabschluss. Das Masterstudium<br />
ist ein Aufbaustudium, das nach einem<br />
Bachelor-Studium aufgenommen werden<br />
kann.<br />
Matrikelnummer<br />
Numerische Erfassung der Studierenden
TantePaul Uni-Dschungel 11<br />
beim Sekretariat für Studierende. Wichtige<br />
Angabe für alle Bescheinigungen z.B. für<br />
die Anmeldung zu einer Prüfung.<br />
Mensacard<br />
Die Speisen und Getränke können in der<br />
Cafeteria GW 2 und in der Mensa bargeldlos<br />
von der Mensacard abgebucht werden. Erhältlich<br />
ist die Mensacard am Service Point<br />
in der Mensa gegen eine Kaution von 5,00<br />
Euro und Vorlage des Studierendenausweises<br />
und des Personalausweises. Natürlich<br />
kann Essen und Trinken auch bar bezahlt<br />
werden. Seit kurzem kann in der SuUB nur<br />
noch mit der Mensacard oder mit Münzgeld<br />
kopiert werden. Die Bewohner _<strong>innen</strong><br />
des Studentenwohnheims können zusätzlich<br />
mit der Mensacard die Nutzung der<br />
Waschmaschine bezahlen. Datenschutzrechtlich<br />
bedenklich: die Speicherung diverser<br />
personenbezogener Daten auf dem<br />
Mensacard-Chip.<br />
Musik<br />
Die Probentermine und Ansprechpersonen<br />
der verschiedenen Musikgruppen an der<br />
Universität (Orchester, Hochschulchor, Uni-<br />
Big-Band, Latin Jazz Band, Tango-Orchester)<br />
werden im Veranstaltungsverzeichnis<br />
der Universität genannt.<br />
Modul<br />
Lehrveranstaltungspaket zu einem übergeordneten<br />
Thema, das sich über mindestens<br />
ein oder zwei Semester erstreckt<br />
und zwei oder mehr Lehrveranstaltungen<br />
umfasst.<br />
Parität<br />
bedeutet Gleichberechtigung. An der Universität<br />
Bremen gab es kurzzeitig eine<br />
paritätische Besetzung der Gremien, d.h.<br />
Studierende, wissenschaftliche <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />
und Professor_<strong>innen</strong> stellten zu<br />
gleichen Teilen die Abgeordneten. <strong>Mit</strong> dem<br />
fadenscheinigen Argument der Freiheit der<br />
Lehre wurde die Parität aber schon wenige<br />
Jahre nach der Gründung zu Gunsten einer<br />
absoluten Mehrheit der Professor_<strong>innen</strong><br />
abgeschafft.<br />
Plagiat<br />
Plagiatsvorwürfe beziehen sich auf Passagen<br />
in wissenschaftlichen Arbeiten, die<br />
aus anderen Texten rauskopiert und nicht<br />
entsprechend kenntlich gemacht werden.<br />
Kommt bei Professor_<strong>innen</strong> öfter vor, als<br />
man denkt, vor allem bei wissenschaftlichen<br />
<strong>Mit</strong>arbeitern und Studierenden wird<br />
gerne geklaut. Vielleicht deshalb trauen<br />
jetzt auch die Profs ihren Studierenden<br />
nicht mehr und verlangen ernsthaft eine<br />
explizite Erklärung zu studentischen Arbeiten,<br />
dass diese eigenständig verfasst<br />
wurden.<br />
Prüfungsamt<br />
Das Prüfungsamt ist zuständig für die<br />
Prüfungssachbearbeitung und die verwaltungsseitige<br />
Unterstützung der Arbeit<br />
des jeweiligen Prüfungsausschusses.<br />
Studierende wenden sich in Fragen der<br />
Bestätigung und Anerkennung von Studienleistungen,<br />
sowie bei der Anmeldung zu<br />
Prüfungen zunächst an das Prüfungsamt.<br />
Prüfungsausschuss<br />
Verantwortliches (gewähltes) Gremium,<br />
das für die Organisation der Zwischen-<br />
bzw. Abschlussprüfung zuständig ist.<br />
Die_der Vorsitzende ist darüber hinaus für<br />
die Anerkennung von Studienleistungen<br />
zuständig.<br />
Regelstudienzeit<br />
Dauer des Studiums, in der ein Studium abgeschlossen<br />
werden soll. Die Regelstudienzeit<br />
betrug in den Diplom-, Magister- und<br />
Lehramts-Studiengängen an Universitäten<br />
9 oder 10 Semester. In den Bachelor- Studiengängen<br />
beträgt die Regelstudienzeit<br />
zumeist 6 Semester. Aufbaustudiengänge<br />
sind i.d.R. kürzer oder gleich 4 Semester.<br />
Die Regelstudienzeit ist die Studiendauer,<br />
die vom BAföG unterstützt wird.<br />
Renate Jürgens-Pieper<br />
... ist Senatorin für Bildung und Wissenschaft<br />
in Bremen.<br />
Schein<br />
Für den Erwerb eines Moduls müssen<br />
Scheine (Leistungsnachweise) bestimmter<br />
Veranstaltungen vorliegen, die abhängig<br />
von der Prüfungsordnung des Studienganges<br />
unter bestimmten Voraussetzung<br />
gemacht werden müssen. Für den Erwerb<br />
eines Scheines gibt es Scheinbedingungen<br />
(sic!), die von den Hochschullehrer_<strong>innen</strong><br />
vorgegeben werden (sie können und sollten<br />
auch diskutiert werden!). Diese Scheine<br />
sind gut aufzuheben.<br />
Sekretariat für Studierende - SfS<br />
Das SfS ist zuständig für alle verwaltungstechnischen<br />
Fragen, z.B. Einschreibung/<br />
Immatrikulation, Rückmeldung, Beurlaubung<br />
und Ausschreibung/ Exmatrikulation.<br />
Semesterbeitrag<br />
<strong>Mit</strong> der Überweisung des Semesterbeitrag<br />
schreiben sich Studienanfänger_<strong>innen</strong> an<br />
der Uni Bremen ein. Bereits Studierende<br />
melden sich damit zurück. Der Semesterbeitrag<br />
wird jedes Semester neu festgesetzt<br />
und beträgt für das WS 11/12: 222,42<br />
EUR (112,92 EUR für das Semesterticket +<br />
9,50 EUR Beitrag für den AStA + 50,00 EUR<br />
Beitrag für das Studentenwerk + 50,00 EUR<br />
Verwaltungsgebühren).<br />
Semesterticket<br />
Das Semesterticket wird allen Studierenden<br />
mit den Semesterunterlagen, dem<br />
Leporello, zugeschickt. Es gilt nur zusammen<br />
mit einem amtlichen Lichtbildausweis<br />
(Personalausweis, Führerschein). <strong>Mit</strong> dem<br />
Semesterticket können Studierende ein<br />
Semester lang das gesamte öffentliche<br />
Nahverkehrsnetz des Verkehrsverbundes<br />
Bremen/Niedersachsen (VBN) und die<br />
Nahverkehrszüge der DB auf vielen Strecken<br />
nutzen. Neben Straßenbahn, Bus und<br />
Bahn im VBN-Gebiet gilt es für alle Nahverkehrszügen<br />
(RE, RB, SE, ME, NWB) bis z.B.<br />
nach Hamburg (HBf), Hannover (HBf), Bremerhaven<br />
und Wilhelmshaven. Genaueres<br />
ist auf dem Semesterticket und im Internet<br />
nachzulesen: www.semesterticket.info<br />
Sport<br />
Studierende, die neben dem Studium Sport<br />
treiben möchten, können die Angebote des<br />
Hochschulsports in Anspruch nehmen.<br />
Sie sind kostenpflichtig und zum großen<br />
Teil anfängerorientiert. Das Programm ist<br />
im Sportturm erhältlich. Oder im Internet:<br />
www.hospo.uni-bremen.de. Ganz ohne<br />
Gebühren könnt Ihr den Kraftraum während<br />
der "AStA"-Öffnungszeiten nutzen.<br />
Studierendenrat - SR<br />
Einmal im Jahr wird von der Studierendenschaft<br />
der Studierendenrat (SR), der 25<br />
Personen umfasst, gewählt. Der SR wählt<br />
dann den dreiköpfigen AStA-Vorstand<br />
(erste_r und zweite_r Vorsitzende_r, Finanzreferen<br />
_in), sowie die Referent_<strong>innen</strong>.<br />
s.t.<br />
sine tempore, lateinisch „ohne Zeit“. Die so<br />
gekennzeichneten Veranstaltungen finden<br />
exakt zur angegebenen Zeit statt. Im Gegensatz<br />
zu c.t., bei dem Veranstaltungen<br />
eine Viertelstunde nach der angegebenen<br />
Zeit beg<strong>innen</strong>.<br />
Staatsexamen<br />
Ein Hochschulabschluss in Studiengängen,<br />
deren Absolventen später vornehmlich im<br />
Staatsdienst tätig sein werden, z.B. Medizin,<br />
Pharmazie, Jura, Lehramt
12 Uni-Dschungel<br />
Stipendien<br />
In der Bundesrepublik gibt es neben dem<br />
BAföG eine Vielzahl von finanziellen Förderungsmöglichkeiten<br />
für Studierende. Solche<br />
Stipendien werden von Stiftungen vergeben,<br />
die ihre Stipendiat_<strong>innen</strong> aufgrund<br />
von Bewerbungen selbst aussuchen. Die<br />
Chancen, ein Stipendium zu erlangen, werden<br />
oft schlechter eingeschätzt, als sie tatsächlich<br />
sind. Vor einer Bewerbung sollten<br />
auf jeden Fall zusätzliche Informationen zu<br />
den Zielen der Stiftungen und der Bewerbung<br />
eingeholt werden.<br />
Studentenwerk<br />
Das Studentenwerk versteht sich als<br />
Dienstleistungsunternehmen und sieht<br />
seine Aufgabe in der wirtschaftlichen Betreuung<br />
und Förderung der Studierenden.<br />
Dazu gehört die Mensa, die Ausbildungsförderung<br />
(BAföG-Amt), die Wohnheime<br />
und die psychologisch-therapeutische Beratung<br />
(ptb). Das Studentenwerk fördert<br />
studentische Kulturarbeit sowie das Kindertagesheim<br />
und vermittelt Zimmer und<br />
Wohnungen.<br />
Studierendenausweis<br />
<strong>Mit</strong> dem Studierendenausweis gelangen<br />
Studierende oft zu Vergünstigungen, auch<br />
bei Einrichtungen, bei denen es zunächst<br />
nicht zu erwarten ist. So gewähren die<br />
meisten Airlines, Reisebüros und Fitnessstudios<br />
Studierendenrabatte, ebenso die<br />
Deutsche Bahn. Dieser Ausweis wird mit<br />
dem Leporello (den Semesterunterlagen)<br />
zugeschickt.<br />
Studienberatung<br />
Für allgemeine Fragen zum Studium ist die<br />
Zentrale Studienberatung (ZSB) zuständig,<br />
für verwaltungstechnische Fragen das Sekretariat<br />
für Studierende (SfS), für fachspezifische<br />
Fragen die Studienfachberatung.<br />
Studiendekane<br />
Studiendekane sind die verantwortlichen<br />
Hochschullehrer_<strong>innen</strong>, die für das Lehrangebot<br />
und die Organisation der Fachberatung<br />
zuständig sind.<br />
Studiengangskommission - StuKo<br />
Die StuKo ist ein Gremium an der Uni. Sie<br />
berät den Fachbereichsrat.<br />
Studiengebühren<br />
Auch an der Uni Bremen gibt es Studiengebühren.<br />
Nach 14 Semestern und bei jedem<br />
Zweit-Studium muss jede_r tief in die Tasche<br />
greifen.<br />
Studienkontenmodell<br />
Ein weiterer Schritt hin zu allgemeinen<br />
Studiengebühren - auch in Bremen. Zielt<br />
auf Studierende, die aus verschiedenen<br />
Gründen über die Regelstudienzeit hinaus<br />
studieren müssen oder wollen.<br />
Studierende mit Beeinträchtigungen und<br />
chronischen Erkrankungen<br />
Studierende mit Behinderungen und chronischen<br />
Erkrankungen können sich an den<br />
Behindertenbeauftragten und an die IG<br />
Handicap wenden. Internetseite der Uni<br />
Bremen für Studierende mit Behinderungen.<br />
www.handicap.uni-bremen.de<br />
Stud.IP<br />
Internetplattform zum Kursmanagement,<br />
die von immer mehr Dozent_<strong>innen</strong> genutzt<br />
wird. Hier können Materialien herauf/heruntergeladen<br />
werden, Thesenpapiere und<br />
Texte für die Sitzungen gefunden werden,<br />
usw. - oft leider nur noch hier.<br />
StugA<br />
StugA steht entweder für Studiengangsausschuss,<br />
oder Studiengangsaktive, je<br />
nach Selbstverständnis des jeweiligen<br />
StugA. Ein StugA ist die studentische Interessenvertretung<br />
auf Studiengangsebene.<br />
Meistens organisieren die Stugen auch<br />
<strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong>begrüßungen, Partys<br />
und gelegentlich auch noch einiges mehr.<br />
Die im Semester regelmäßig stattfindende<br />
Stugenkonferenz ermöglicht gemeinsame,<br />
studiengangsübergreifende Projekte der<br />
Stugen. Über der Stugenverteiler erafahrt<br />
ihr immer das Neuste.<br />
Stugenkonferenz - SK<br />
Die Stugenkonferenz ist die Versammlung<br />
von Studis aus möglichst vielen Studiengängen<br />
und Stugen der Uni. Sie dient dem<br />
Informations- und Ideenaustausch, sie ist<br />
unabhängig vom AStA und hat ein eigenes<br />
Budget.<br />
SWS<br />
SemesterWochenStunden. Z.B. bedeutet<br />
SWS 4+2 4 Stunden Lehrveranstaltung und<br />
2 Stunden Tutorium/Übung oder ähnliche<br />
die Vorlesung begleitende Veranstaltung.<br />
Tutorium<br />
Das Tutorium, in den Naturwissenschaften<br />
und der Mathematik auch Übung genannt,<br />
ist eine vorlesungsbegleitende Veranstaltung,<br />
in der zusammen mit einer Tutorin<br />
oder einem Tutor die Inhalte der Vorlesung<br />
aufgearbeitet werden. Tutoren sind Studierende<br />
oder WiMis, die den anderen Studie-<br />
TantePaul<br />
renden bei allen Fragen helfen, die die Vorlesung<br />
betreffen.<br />
Veranstaltungsbüro<br />
Beim Zentralen Veranstaltungsbüro (GW2<br />
B2730) werden alle Veranstaltungen mit<br />
Zeit und Raumangabe im Aushang bekannt<br />
gegeben.<br />
Veranstaltungsverzeichnis der Universität<br />
Bremen<br />
Das Veranstaltungsverzeichnis ist jeweils<br />
kurz vor Semesterbeginn im Buchhandel<br />
für 5,00 Euro erhältlich. Einige Ansichtsexemplare<br />
liegen auch in der Staats- und Universitätsbibliothek<br />
aus. Im Internet unter<br />
www.uni-bremen.de/veranstaltungen/<br />
vorlesungsverzeichnis werden ebenfalls<br />
alle Veranstaltungen aufgelistet..<br />
Vollversammlung - VV<br />
Vollversammlungen finden statt, wenn es<br />
wichtige studentische und/oder politische<br />
Angelegenheiten zu besprechen gibt, bei<br />
denen alle Studierenden mitreden können<br />
und sollen. Es gibt uniweite Vollversammlungen,<br />
Studiengangs-Vollversammlungen<br />
(bei denen oft auch der StugA gewählt<br />
wird) und Vollversammlungen der Frauen<br />
und der ausländischen Studierenden (bei<br />
denen das feministische Referat bzw. der<br />
AISA gewählt wird).<br />
WiMi<br />
Wissenschaftliche <strong>Mit</strong>arbeiter<strong>innen</strong> und<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter werden von allen WiMis genannt.<br />
Sie arbeiten für beziehungsweise<br />
mit einer Hochschullehrerin oder einem<br />
Hochschullehrer in dessen Arbeitsgruppe.<br />
Die WiMis sind sowohl in der Forschung als<br />
auch in der Lehre beschäftigt. Sie entwerfen<br />
oft Übungsblätter, korrigieren sie und<br />
leiten Tutorien etc. „Nebenbei“ schreiben<br />
sie ihre Doktorarbeit.<br />
Wohnheim<br />
Hier wohnen Studierende, hier könnt auch<br />
ihr wohnen. Die Wohnheime in Bremen<br />
werden im allgemeinen vom Studentenwerk<br />
verwaltet, dementsprechend müsst<br />
ihr euch dort um einen Platz bemühen.<br />
Zentrale Studienberatung - ZSB<br />
Die Zentrale Studienberatung berät Studieninteressierte<br />
und Studierende in allen<br />
studienrelevanten Fragen: Studienmöglichkeiten<br />
an der Universität Bremen,<br />
Bewerbungs- und Zulassungsverfahren,<br />
Aufbau, Inhalte und Anforderungen der<br />
Studiengänge, studienbegleitende Qualifizierungsangebote,<br />
Fach- und Ortswechsel.
TantePaul Kritische Orientierungs-Woche 13<br />
Kritische Orientierungs-<br />
Woche von LiSA<br />
Auch dieses Jahr veranstaltet LiSA ein <strong>kritisches</strong>, studentisch-selbstorganisiertes Orientierungsprogramm.<br />
Uns geht es dabei jedoch nicht darum, euch zu zeigen, wie ihr euren Wochenplan erstellt<br />
und wir ihr viele Credit Points abgreift, um möglichst schnell einen berufsqualifizierenden Abschluss<br />
zu erlangen. Stattdessen bietet wir euch ein buntes, vielfältiges Programm, zu dem alle herzlich<br />
eingeladen sind.<br />
DIENSTAG, 18.10.2011<br />
11 Uhr : Veranstaltung zur Nationalismus<br />
Kritik<br />
Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé -von der BA<br />
Bremen<br />
Nationalismus ist eine schlimme Sache; da sind sich<br />
viele Linke einig. Entsprechend stören sie sich an den<br />
Horden von fahnenschwenkenden Deutschland-Fans<br />
bei der Fußball-WM oder den staatlich verordneten Einheitsfeierlichkeiten.<br />
Aber jenseits solcher Events mit der<br />
Extra-Portion Nationalgefühl haben die Leute, die da<br />
feiern, ihre Selbstverordnung als Deutsche_r schon lange<br />
vorher vorgenommen. Unabhängig davon, wie stolz<br />
sie auf ihr Deutsch-Sein sind, erscheint ihnen letzteres<br />
als (fast) natürliche Tatsache: Nationale Identität. Was<br />
die ses Nation-Sein eigentlich ausmachen soll, ist dabei<br />
herzlich unklar (mal "Rasse", mal Kultur oder Sprache).<br />
Das wird in den entsprechenden Bereichen des Wissenschaftsbetriebes<br />
auch gar nicht geleugnet. Ebenso<br />
wird zugestanden, dass es sich dabei um eine ziemlich<br />
moderne Erfindung handelt und noch keine Nation ohne<br />
tatkräftiges "nation building" entstanden ist. Das alles<br />
tut der Bedeutung der "Schicksalsgemeinschaft" Nation<br />
keinen Abbruch. Überall auf der Welt wachen Staaten eifersüchtig<br />
über das richtige Nationalgefühl ihrer Bevölkerung.<br />
Schließlich stellen immer mal wieder Menschen<br />
fest, dass ihre Nation gar nicht zum passenden Staat<br />
gehört und entwickeln dagegen mitunter ziemlich blutige<br />
Aktivitäten (Befreiungsnationalismus). Teile der Linke<br />
entdecken daran lauter Fortschrittliches und beziehen<br />
sich dabei auf ein "Selbstbestimmungsrecht der Völker".<br />
Genug Gründe für uns, das Verhältnis von Staat, Nation<br />
und Volk noch einmal zum Thema zu machen. http://<br />
beah.blogsport.eu<br />
13-15 Uhr: Tee trinken mit LiSA<br />
Ort: Auf den Haupttreppen* - GW2-Eingang am<br />
Boulevard<br />
Hier ist Platz für Tee, Kaffee, Limo, Kuchen, Fragen & evtl.<br />
Antworten, nette Leute, etc.<br />
14 Uhr: Konsumkritischer Stadtrundgang<br />
Treffpunkt: Am Roland - von KonsUmDenken<br />
Wusstest du, dass eine asiatische Näherin für die Arbeit<br />
an einem Paar Markenschuhe, das im Geschäft für 100?<br />
verkauft wird, nur 40 Cent bekommt? Wie weit reist ein T-<br />
Shirt, bis es bei uns im Laden hängt? Und was steckt noch<br />
so alles hinter den coolen Werbeslogangs großer Markenfirmen?<br />
Ein bis zwei Stunden beschäftigen wir uns in der<br />
Bremer Innenstadt an verschiedenen Stationen mit unterschiedlichen<br />
Aspekten rund um die Themen Globalisierung,<br />
globale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und bewusster Konsum.<br />
Dabei nutzen wir vielseitige anschauliche und interaktive<br />
Methoden und können auf individuelle Fragen und<br />
Wünsche eingehen. Gemeinsam möchten wir versuchen<br />
komplizierte globale Zusammenhänge nachzuvollziehen,<br />
weltweite Ungerechtigkeiten zu entdecken und zu verstehen,<br />
unser eigenes alltägliches Handeln zu hintefragen und<br />
Alternativen zu erarbeiten - www.konsumdenken.org.<br />
15 Uhr: Netz Umsonstökonomie<br />
Ort: SFG 1070<br />
Umsonstökonomie, Kurzvorstellung der Grundideen in der<br />
Theorie und in unserer Praxis; Vorstellung Projekt Umsonstladen;<br />
Vorstellung Projekte Nutzungsgemeinschaft.<br />
MITTWOCH, 19.10.2011<br />
11 Uhr: Veranstaltung zur Kritik der<br />
Konsumkritik<br />
Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé - von der BA<br />
Bremen<br />
Kritik an der Art, wie produziert wird, gibt es eine Menge.<br />
ZB. daran, dass in Sweatshops zu miserablen Bedingungen<br />
Turnschuhe in Trikont-Ländern hergestellt werden, die man<br />
hier zum Spottpreis kauft. Tier und Umwelt wird auch übel<br />
mitgespielt, nur damit "wir" konsumieren können. Um das<br />
zu ändern, empfehlen allerlei Kampagnen dem Konsumenten<br />
bewusstes Einkaufen. Er solle nur für Dinge bezahlen,<br />
die unter guten Bedingungen produziert wurden. Das<br />
Problem daran ist kein Mangel an guter Absicht. Sondern:<br />
Vieles Kritikable wird durch die Hintertür für gut befunden.<br />
So wird sich positiv auf die Konkurrenz der Unternehmen<br />
bezogen, wenn die "schlechten" zugunsten der "guten"<br />
abgestraft werden. Im Lohn wird nur dann ein Ausbeu-
14 Kritische Orientierungs-Woche<br />
tungsverhältnis gesehen, wenn er niedriger als niedrig ist.<br />
Und die Umweltnutzung durchs Kapital ist kein Problem,<br />
wenn nicht mehr als üblich zerstört wird. Außerdem wird<br />
suggeriert, dass die Konsumentin in der Masse über die<br />
Produktionsbedingungen entscheiden könne. Warum man<br />
mit einer konsequenten Kritik an Armut und Umweltzerstörung<br />
nicht bei einer Konsumkritik-Kampagne, sondern<br />
bei einer Kapitalkritik rauskommt, wollen wir auf dieser<br />
Abendveranstaltung diskutieren. Eine Veranstaltung über<br />
die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Konsum- und<br />
Kapitalismuskritik für Menschen mit oder ohne Vorwissen.<br />
14 Uhr: Wir machen uns die Uni, wie sie uns<br />
gefällt!<br />
Ort: SFG 1070 - Praxisworkshop von LiSA<br />
Stencils sind Schablonen aus Pappe oder Folie, ihre gesprayten<br />
Ergebnisse findet ihr an fast jeder Straßenecke.<br />
Wir möchten mit euch einen Nachmittag lang solche Schablonen<br />
basteln um der grauen Beton-Tristesse auf dem<br />
Campus entgegenzuwirken. <strong>Mit</strong>zubringen ist nichts außer<br />
gute Laune und Kreativität.<br />
16 Uhr: Film: „UNI DEFEKT - bitte andere<br />
benutzen - Der Bremer Streik gegen<br />
Studiengebühren"<br />
Ort: unter den GW2-Haupttreppen* - von LiSA<br />
1972 waren in der BRD Studiengebühren abgeschafft worden.<br />
Im neoliberalen Fahrwasser der 1990er Jahre begann<br />
die politische Debatte um ihre Wiedereinführung. Als ersten<br />
konkreten Schritt zur direkten Beteiligung der Studierenden<br />
an den Kosten ihres Studiums plante die Bremer<br />
Landesregierung im Jahr 2003 die Einführung einer so<br />
genannten „Verwaltungsgebühr“ in Höhe von 50 € pro Semester.<br />
Anfang Dezember 2003 traten daraufhin die Studierenden<br />
der Uni Bremen in den Streik. Sie setzten den<br />
regulären Lehrbetrieb aus, um gemeinsam, mit aller Kraft<br />
und vielfältig gegen die drohenden Studiengebühren und<br />
die ohnehin miserablen Studienbedingungen zu Felde zu<br />
ziehen.<br />
DONNERSTAG, 20.10.2011<br />
12Uhr: Info-VA: Wie funktioniert die Uni ?<br />
Ort: unter den GW2-Haupttreppen*- von LiSA<br />
StugA, Akademischer Senat, AStA, Dekan, Rektorat, Studierendenrat,...<br />
das sind und bleiben für die meisten Studierenden<br />
der Uni Bremen zeit ihres Studiums Fremdwörter.<br />
Trotz der nicht unerheblichen Lebenszeit, die<br />
Veranstaltungsprogramm sich in naher Zukunft direkt<br />
in dem „Mini-System“ Universität abspielen wird, wissen<br />
viele Studierende eher wenig über dessen Organisation.<br />
Also, wie funktioniert dieses „Mini-System“ eigentlich? Wer<br />
entscheidet zum Beispiel, was gelehrt wird und was nicht;<br />
auf welche Forschung sich konzentriert wird; welche Veranstaltungen<br />
ich besuchen muss und welche Prüfungen<br />
abzulegen sind? Und nach welchen Spielregeln und Maßstäben<br />
werden all diese Entscheidungen eigentlich gefällt,<br />
die der Universität „ihr Gesicht“ geben? Wir Wir laden alle<br />
(angehenden) Studierenden aller Fachbereiche ein, sich einen<br />
kurzen Überblick über die relevanten „Akteur_<strong>innen</strong>“<br />
im Uni-Alltag zu verschaffen und zu schauen, wo Studierende<br />
selbst eigentlich stehen und worin Möglichkeiten<br />
bestehen, selbst mitzuwirken.<br />
12 Uhr: Frühstück im FemRef<br />
Ort: In den Räumen des Autonomen Feministischen<br />
Referats auf der AStA-Etage, Eingang über die<br />
Glashalle<br />
Das FemRef ist ein offener Zusammenschluss von<br />
queeren, feministischen, antisexistischen Aktiven. Wir<br />
diskutieren, organisieren Veranstaltungen und Wendo-<br />
Kurse, mischen in der Hochschulpolitik mit und sind<br />
vernetzt mit vielen anderen linken und feministischen<br />
Gruppen. Kommt vorbei, frühstückt mit uns - werft einen<br />
Blick in unsere Bibliothek und lernt die Arbeit des<br />
FemRef kennen. - Die Veranstaltung ist männerfrei,<br />
also exklusiv für Frauen, Lesben, Trans*.<br />
14 Uhr: Feministischer Campusspaziergang<br />
Treffpunkt: vor dem Mensaeingang - vom FemRef<br />
Frauencafés, feministische Forschung, Frauenstreiktage<br />
- in den letzten Jahrzehnten war ne Menge los auf<br />
dem Campus. Nicht alles ist geblieben, aber einige Räume<br />
und Anlaufstellen, die auch heute noch mit Lust &<br />
Energie daran arbeiten, den Campus ein bisschen netter<br />
zu machen, wollen wir euch vorstellen. Wo kann ich<br />
in Ruhe chillen? Wo finde ich antisexistische Literatur<br />
und Filme? Wo kann ich mich mit anderen Aktiven austauschen<br />
und vernetzen? - Die Veranstaltung ist männerfrei,<br />
also exklusiv für Frauen, Lesben, Trans*.<br />
14 Uhr: VA zu Integration & Ausgrenzung<br />
Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé - von der<br />
BA Bremen<br />
"Die Integration ist gescheitert" heißt es der Tage immer<br />
häufiger in Politik und Medien. Parallelgesellschaften<br />
hätten sich gebildet, die Politik hätte es verfehlt die<br />
ausländischen <strong>Mit</strong>bürger in die deutsche Kultur einzugliedern<br />
und Sozialchauvinist_<strong>innen</strong> attestieren die<br />
Integrationsunwilligkeit von Migrant_<strong>innen</strong>. Aber ist<br />
das Projekt Integration wirklich gescheitert oder wird<br />
es momentan einfach genauso wenig benötigt wie<br />
diejenigen, die es zu integrieren gilt? Als Maßstab für<br />
den guten Migranten taugt der Begriff der Integration<br />
alle Male noch. Hat sie/er einen Job, spricht fließend<br />
Deutsch, zahlt Steuern, hält sich an Gesetze und geht<br />
Einkaufen, dann gilt eine Migrant_in generell als integriert<br />
und kann sogar in die Talkrunde mit Thilo Sarrazin<br />
gesteckt werden, um diesem ein lebendiges Beispiel für<br />
die Fehlerhaftigkeit seiner Thesen vorzuführen. Integration<br />
erscheint dabei als eine Art Projektionsfläche,<br />
die von einem Geschenk bis hin zu einer Erwartungshaltung<br />
reicht.<br />
16 Uhr: Atomausstieg bleibt Handarbeit!<br />
TantePaul<br />
Treffpunkt: unter den GW2-Haupttreppen* - von LiSA<br />
& dem Klimaplenum Bremen in Kooperation mit der<br />
Rosa Luxemburg Initiative Bremen<br />
Nachdem die Bundesregierung offiziell den Ausstieg<br />
aus der Atomkraft propagiert, scheint Widerstand nicht<br />
mehr nötig zu sein. Warum Proteste gegen Atomkraft<br />
und Transporte dennoch oder gerade deshalb immer<br />
noch wichtig sind, soll mit filmischen Impressionen und
TantePaul Kritische Orientierungs-Woche 15<br />
kurzen einführenden Beiträgen in dieser Veranstaltung<br />
diskutiert werden. Damit wollen wir einen Anlass bieten,<br />
aktuelle Strategien und Praxen emanzipatorischer Politik<br />
im Spannungsfeld von Energie- und Standortpolitik insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der Geschichte und Entschlossenheit<br />
des Widerstandes gegen Atommülltransporte<br />
nach Gorleben zu reflektieren.<br />
DIENSTAG, 25.10.2011<br />
15 Uhr: Rhythms of Resistance – Action<br />
Samba Band Bremen<br />
Treffpunkt: vor der Glashalle auf dem Boulevard<br />
Rhythms of Resistance Bremen erzählt, was es mit Action-Samba<br />
auf sich hat und will mit allen Interessierten<br />
zusammen kräftig musizieren. Musikalische Vorkenntnisse<br />
sind nicht nötig.<br />
MITTWOCH, 26.10.2011<br />
13-15 Uhr: Tee trinken mit LiSA<br />
Treffpunkt: Auf den Haupttreppen* - GW2-Eingang am<br />
Boulevard<br />
Hier ist Platz für Tee, Kaffee, Limo, Kuchen, Fragen & evtl.<br />
Antworten, nette Leute, etc.<br />
MITTWOCH, 02.11.2011<br />
16 Uhr: Film: "Darwins langer schatten - der<br />
Sozialdarwinismus"<br />
Ort: unter den GW2-Haupttreppen*- von LiSA<br />
Charles Darwins Evolutionstheorie ist die einflussreichste<br />
Naturtheorie der Wissenschaftsgeschichte. Sie löste seit<br />
ihrer Veröffentlichung im 19. Jahrhundert einen grundlegenden<br />
Wandel des Selbstbilds des Menschen aus und<br />
wirkte deshalb nicht nur auf die biologische Forschung,<br />
sondern auch auf die Gesellschaft. Der sogenannte Sozialdarwinismus<br />
übertrug die Ideen der Naturtheorie wie<br />
das herausgestellte Diktum Survival of the Fittest auf Gesellschaftsmodelle.<br />
Die neuere Darwin-Forschung belegt,<br />
dass der Sozialdarwinismus bereits bei Charles Darwin<br />
tief verankert war. Denn die entscheidenden Ideen für die<br />
Erklärung der Entwicklung der Arten nahm Darwin weniger<br />
von seinen Naturbeobachtungen als aus den Werken<br />
der Gesellschaftstheoretiker Thomas Robert Malthus und<br />
Herbert Spencer. Der Film dokumentiert auch die katastrophalen<br />
Folgen wie beispielsweise die Eugenik- und Rassengesetze<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
*Anmerkung<br />
die Haupttreppen befinden sich im Gebäude GW2 - Geisteswissenschaften<br />
2 - und sind die großen, nicht zu übersehbaren<br />
Treppen darin<br />
Ein Schritt vor, zwei zurück: 40 Jahre Uni Bremen<br />
Die Uni wird 40 Jahre alt und will sich groß feiern.<br />
Doch gibt es Überhaupt einen Grund zum Feiern?<br />
Die Forschung ist zunehmend von Drittmitteleinwerbung,<br />
von Industrie und Wirtschaft abhängig,<br />
es wird Rüstungsforschung betrieben und Tierversuche<br />
an Makaken sind alltäglich geworden. An der<br />
Lehre wird sowieso immer mehr gespart und auslaufende,<br />
für die Wirtschaft unrentable, Lehrstühle<br />
werden nicht wieder neu besetzt. Die Liste der<br />
StudiengangsAktiven LiSA plant in diesem Rahmen<br />
so allerhand Trubel, unter anderem folgende Veranstaltungen:<br />
a<br />
Schafft sich die Uni<br />
selber ab?<br />
Zum Wandel der Wissenschaftsverständnisse<br />
an der Uni Bremen<br />
* Montag, 05.12.2011 - 19:00 Uhr – Uni Bremen<br />
„Auf dem Weg zur Exzellenz“ so lautet das Motto<br />
unter dem die Uni Bremen ihr 40- jähriges Jubiläum<br />
feiert. <strong>Mit</strong> einer Podiumsdiskussion werfen wir einen<br />
kritischen Blick auf die so zusammen gefasste<br />
junge Geschichte der Universität Bremen. <strong>Mit</strong> damaligen<br />
und heutigen universitären Akteur_<strong>innen</strong><br />
wollen wir im Spannungsfeld von Gründungsidealen<br />
und aktuellen Zielsetzungen der Universität<br />
diskutieren, wie unterschiedliche Bildungs- und<br />
Wissenschaftsverständnisse in der Geschichte der<br />
Universität Bremen aufeinander treffen.<br />
Unbequeme Fragen<br />
stellen?!<br />
Zum Umgang mit kritischer Wissenschaft in<br />
der Vergangenheit und Gegenwart der Uni<br />
Bremen<br />
* <strong>Mit</strong>twoch, 07.12.2011 – 19 Uhr – Uni Bremen<br />
Im Vordergrund der Diskussion steht der Umgang<br />
mit kritischen und politischen Wissenschaftler_<strong>innen</strong><br />
von Seiten der Universität und des Staates. Ins<br />
Visier genommen werden politische Instrumente<br />
und Repressionsmaßnahmen, deren Zweck es ist,<br />
kritische Wissenschaft einzudämmen und zu unterbinden.<br />
War es in den 70er und 80er vor allem<br />
der Ausspruch von Berufsverboten, ist es heute die<br />
Notwendigkeit Forschungsprojekte mit Drittmitteln<br />
aus Industrie und Wirtschaft zu finanzieren.<br />
Anhand persönlicher Erfahrungsberichte wollen<br />
wir der Frage nachgehen, inwiefern kritische Wissenschaft<br />
an der Uni Bremen möglich war und ist.<br />
Augen und Ohren offen halten lohnt sich!<br />
www.lisa-bremen.de
16 Geschichte der Uni Bremen<br />
Von der Kaderschmiede<br />
zum Standortfaktor<br />
Zur Geschichte der Uni Bremen.<br />
Die ersten Planungen zur Gründung der<br />
Universität Bremen begannen im Jahr<br />
1959. Die Universität selbst beruft sich<br />
offiziell gerne auf frühere Daten, um ihre<br />
Geschichte zu beg<strong>innen</strong>. Im Jahr 1610<br />
war das Gymnasium Illustre (dt. vornehme<br />
oder hohe Schule) mit Wurzeln in der<br />
Bremer Lateinschule gegründet worden.<br />
Eine Art weiterführende Schule mit wissenschaftlichem<br />
Anspruch, die aber keine<br />
akademischen Grade verlieh. 1810 wurde<br />
jedoch - mit Ausnahme einer 6-jährigen<br />
„Basisschule“, des heutigen alten Gymnasiums<br />
- der Lehrbetrieb eingestellt,<br />
da die Konkurrenz der 1736 gegründeten<br />
und sehr schnell aufstrebenden Göttinger<br />
Universität übermächtig geworden war.<br />
Kaum später, im Jahr 1811, kursierten im<br />
französisch besetzten Bremen Ideen einer<br />
„Französisch-Bremischen Universität“, die<br />
allerdings mit dem Sieg über Napoleon ihr<br />
frühes Ende fanden. Der Gedanke flammte<br />
im Jahr 1948 als „internationale Universität<br />
Bremen“ wieder auf, nachdem Bremen<br />
amerikanische Besatzungszone wurde.<br />
Die Pläne wurden zu diesem Zeitpunkt allerdings<br />
schnell wieder abgetan, da dieses<br />
Projekt als finanziell völlig unzumutbar eingestuft<br />
wurde.<br />
Eine Universität - des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs wegen<br />
Der wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit<br />
führte dann in der jungen Bundesrepublik<br />
Deutschland zu einer sich immer<br />
weiter steigernden Nachfrage nach<br />
hoch qualifizierten Arbeitskräften. Die Universitäten<br />
waren bis dahin kleine und vom<br />
gesellschaftlichen Alltag der Menschen abgeschottete<br />
Leuchttürme wissenschaftlicher<br />
Abstraktion. Aber nun reichten ihre<br />
Studienkapazitäten nicht mehr aus. Als<br />
der Wissenschaftsrat als beratendes Gremium<br />
für Bund und Länder im Jahr 1960<br />
die Gründung neuer Universitäten empfahl<br />
und Bremen dabei als optimalen Standort<br />
für eine Universität im Norden befand,<br />
flammte die Diskussion in der Stadt neu<br />
auf.<br />
Ein Gutachten wurde erstellt, schlug die<br />
Realisierung einer großen Universität mit<br />
allen Wissenschaftsbereichen vor und<br />
gab den Bremer Entscheidungsträgern<br />
gleichzeitig mit auf den Weg: „Während<br />
es das legitime Bestreben von Gruppen<br />
und Parteien ist, Einfluss und Macht, das<br />
heißt, die Mehrheit, zu gew<strong>innen</strong>, um ihre<br />
Ziele durchzusetzen, hat die Universität die<br />
Aufgabe, die Wahrheit in der Gemeinheit<br />
von Forschern und Schülern zu suchen. Die<br />
Wahrheit ist etwas anderes als die Mehrheit<br />
[...]<br />
1961 empfahl der Bremer Senat die Universitätsgründung,<br />
richtete einen Ausschuss<br />
ein und noch einmal drei Jahre später wurde<br />
die Gründung von der Bremer Bürgerschaft<br />
beschlossen. Allen Beteiligten war<br />
zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass „Bremen<br />
als kleinstes Bundesland nicht in der<br />
Lage ist, aus eigener Kraft eine Volluniversität<br />
zu betreiben.“ Der Bund hatte mittlerweile<br />
jedoch umfangreiche finanzielle<br />
Unterstützung für den Bau der Universität<br />
zugesagt. Das beflügelte die Bremer in der<br />
Planung und der Hoffnung, auch für die<br />
jährlichen Betriebskosten eine Lösung zu<br />
finden.<br />
Während das Problem der langfristigen Finanzierung<br />
einer Bremer Universität also<br />
beinahe geklärt schien, rückten ganz andere<br />
Fragen zunehmend in den <strong>Mit</strong>telpunkt:<br />
Wie sollte die Bremer Universität ausgestaltet<br />
werden? Nach welchen Prinzipien<br />
sollten ihre <strong>Mit</strong>glieder lernen und forschen?<br />
Eine Universität - eine neue, eine andere<br />
Die 50er und 60er Jahre, geprägt vom<br />
Wirtschaftswunder und dem Brechen mit<br />
gesellschaftlichen Traditionen und Tabus,<br />
waren die Zeiten großer Reformbemühungen<br />
im Hochschulwesen. Die Diskussionen<br />
über „Die Krise der Universitäten“, „die auf<br />
die Herausforderungen der Gesellschaft<br />
nicht mehr hinreichend antworten“, wurden<br />
über viele Jahre in aller gesellschaftlicher<br />
Öffentlichkeit geführt. „Unser mittelalterliches<br />
Hochschulsystem praktiziert<br />
TantePaul<br />
eine empörende Verletzung menschlicher<br />
Würde. Erwachsene Menschen werden wie<br />
unmündige Kinder behandelt und sind unwürdigen<br />
Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
unter fast unumschränkter Herrschaft<br />
selbstherrlicher Lehrpersonen ausgeliefert“,<br />
meinten die Einen, alle Veränderungen<br />
seien gesellschaftspolitisch gefährlich<br />
und nur „die Ausgeburt marxistisch-leninistischen<br />
Revolutionseifers“ die Anderen.<br />
Gleichwichtig war ihnen die damalige<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung von gut<br />
ausgebildeten Arbeitskräften.<br />
Während sich in allen etablierten Universitäten<br />
der Widerstand gegen strukturelle<br />
Veränderungen regte, bot eine Neugründung<br />
weit jenseits von altgedienten, verkrusteten<br />
Universitätsstrukturen allen<br />
Gruppen im Reformstreit die Möglichkeit,<br />
ihre Vorstellungen durchzusetzen. Das<br />
kurzweilige Bekenntnis aller Parteien in<br />
Bremen zu einer Universität mit neuer<br />
gesellschaftlicher und ökonomischer Innovationskraft<br />
unter „bewusster Betonung<br />
der Arbeitnehmerinteressen“ führte<br />
zu „weiterreichenden Vorstellungen als<br />
andernorts über Studien- und Prüfungsreform,<br />
über die Reform der universitären<br />
Entscheidungsstrukturen, und den Versuch,<br />
Ausbildung und Forschung enger mit<br />
gesellschaftlichen Bezügen zu verknüpfen<br />
[...].“<br />
Anders formuliert sollten neue emanzipatorische<br />
Lernformen das Studium bestimmen,<br />
sollte jedes Universitätsmitglied<br />
gleichberechtigt sein, sollte sich das Studium<br />
wesentlich stärker an den Problemen<br />
einer späteren Berufstätigkeit orientieren,<br />
sollte sich Wissenschaft an den Problemstellungen<br />
der Gesellschaft orientieren und<br />
zu ihrer Lösung beitragen. <strong>Mit</strong> politischem<br />
Rückhalt wurde Bremen Wegbereiter der<br />
Universitätsreform. Es entstand das „Bremer<br />
Modell“ mit folgenden Zielen:<br />
1. Die Kooperation aller Gruppen (Professor_<strong>innen</strong>,<br />
akademische <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />
und Studierende) bis zu einem Optimum<br />
2. Die Verwirklichung notwendiger inhaltli-
TantePaul Geschichte der Uni Bremen 17<br />
cher Ansprüche an die neue Universität<br />
wie<br />
* die rationale, effektive und sich ihrer<br />
gesellschaftlichen Funktion bewusste<br />
Organisation von Forschung und<br />
Lehre<br />
* die Sicherung einer gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Fundierung und einer<br />
gesellschaftskritischen Orientierung<br />
von Forschung und Lehre<br />
* die Modernisierung des Studiums und<br />
des Prüfungswesens<br />
3. Die Transparenz des Universitätslebens<br />
für alle Beteiligten und für die Öffentlichkeit<br />
4. Die Stellung der Universität in der Gesellschaft<br />
als Stätte kritischer Bewusstseinsbildung<br />
gegenüber gesellschaftlichen,<br />
politischen und ökonomischen<br />
Prozessen, als Stätte wechselseitiger<br />
Beeinflussung aller gesellschaftlichen<br />
Gruppen, als Zentrum geistiger Ausstrahlung<br />
auf alle Bildungsbemühungen.<br />
Im universitären Alltag sollte dies die „konsequente<br />
Ausrichtung der Wissenschaft<br />
und Bildung auf die Bedürfnisse einer de-<br />
Universität als Ort kritischer<br />
Wissenschaft [...] gerät<br />
unausweichlich in Konflikt<br />
mit gesellschaftspolitischen<br />
Kräften<br />
mokratischen und sozialen Gesellschaft“,<br />
welche „die Interessen der großen Mehrheit<br />
der Bevölkerung aufnimmt“ bedeuten. Die<br />
Studierenden sollten mittels praktischem<br />
und gesellschaftswissenschaftlichem<br />
Bezug gesellschaftliche Verantwortung<br />
und Selbstständigkeit entwickeln. Gelernt<br />
werden sollte nur noch in Kleingruppen<br />
und anhand von Fallbeispielen, um so das<br />
Studium von Unnützem zu entlasten und<br />
zu straffen. Prüfungen, die eh nur mit Hilfe<br />
von Angst Herrschaftsverhältnisse zementieren,<br />
sollten, um der sozialen Selektion<br />
vorzubeugen, verwissenschaftlicht und<br />
Schritt für Schritt zu studienbegleitenden<br />
Leistungskontrollen umgestaltet werden.<br />
Der gesamte Wissenschaftsbetrieb sollte<br />
gleichberechtigt und demokratisch organisiert<br />
werden, um so die alleinige Vorherrschaft<br />
der Professor_<strong>innen</strong> wie an den<br />
alten Ordinarien-Universitäten zu durchbrechen.<br />
Die Studierenden sollten zu Partnern<br />
der Professor_<strong>innen</strong> werden.<br />
Eine Universität - als politischer Kristallisationspunkt<br />
Auf dem Höhepunkt der Student_<strong>innen</strong>bewegung,<br />
deren Ziele das „Bremer Modell“<br />
beeinflussten, wurde im Jahr 1968<br />
die Durchführung der konkreten Planung<br />
und Gründung der Bremer Universität in<br />
die Hände eines Gründungssenats gelegt,<br />
der aus Professor_<strong>innen</strong>, Assistent_<strong>innen</strong><br />
(akademischen <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong>) und<br />
Studierenden anderer deutscher Universitäten<br />
bestand. Dass diese Aufgabe nicht<br />
von einer Behörde, sondern von Universitätsmitgliedern<br />
und zwar aus allen Statusgruppen<br />
selbst übernommen werden sollte,<br />
war neu und stellte den Versuch dar, „die<br />
universitären Spannungen“ also die unterschiedlichen<br />
Interessen von Professor_<strong>innen</strong>,<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierenden<br />
- „schon während der Gründungsphase der<br />
Universität demokratisch auszutragen.“<br />
Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit konkretisierte<br />
sich nun die Universität. Die<br />
konservative Presse und insbesondere<br />
der Springer-Verlag verbreiteten das Klischee<br />
der „roten Kaderschmiede“, bevor<br />
der Lehrbetrieb überhaupt aufgenommen<br />
wurde. Aber auch die Bremer CDU und<br />
FDP schreckten zunehmend vor der konkreten<br />
Umsetzung dessen zurück, was sie<br />
als abstrakte Zielvorgabe noch selbst mit<br />
beschlossen hatten. Als die Universität<br />
Bremen zwei Jahre früher als geplant im<br />
Herbst 1971 eröffnet wurde, konterte der<br />
Gründungsrektor „Diese heftige konservative<br />
Opposition gegen die Bremer Universität<br />
war zu erwarten.“ Sie „hat die Aufgabe,<br />
uns vorbeugend einzuschüchtern [...]<br />
Universität als Ort kritischer Wissenschaft<br />
[...] gerät unausweichlich in Konflikt mit gesellschaftspolitischen<br />
Kräften“. Kräfte, „die<br />
mit Händen und Füßen dagegen kämpfen,<br />
daß eine kritische Einstellung der Bürger<br />
alltägliche Realität wird, weil sie fürchten,<br />
dass ihre Interessen und ihre Macht einem<br />
geschärften Blick wohlinformierter Bürger<br />
nicht standhält [...].“<br />
Eine Universität - in den Anfängen<br />
Eigentlich hätte der Lehrbetrieb erst im<br />
Herbst 1973 beg<strong>innen</strong> sollen. Bremen entschloss<br />
sich jedoch, einem Wunsch des<br />
Bundes folgend, zu einem Schnellbauprogramm,<br />
Finanzspritze inklusive, da der<br />
„Fachkräftemangel“ immer größer wurde.<br />
So nahmen im Wintersemester 1971/72 57<br />
Hochschullehrer_<strong>innen</strong> und 450 Studieren-<br />
de den Lehrbetrieb im GW1 und NW1 auf.<br />
Langfristig sollte ein Verhältnis von 10 Studierenden<br />
auf eine_n Hochschullehrer_in<br />
gehalten werden.<br />
Die eigentlichen Gebäude der Universität<br />
konnten erst nach und nach und bei weitem<br />
nicht den ursprünglichen Planungen<br />
entsprechend gebaut werden. Die Universität<br />
hatte ihren Platz am Stadtrand zwischen<br />
Park und Autobahn gefunden. Dies<br />
folgte der Überlegung, dass ein Standort<br />
innerhalb der Stadt auf Grund der räumlichen<br />
Enge keine langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu ließe.<br />
Gleichzeitig sollte aber die Stadt selbst um<br />
die neue Universität herum wachsen und<br />
sie so zum Zentrum eines neuen Stadtteils<br />
machen. Die Anlage eines Campus war<br />
zentraler Bestandteil der Universitätskonzeption.<br />
Im Zentrum die Universitätsbibliothek,<br />
im Außenbereich Sportplätze, sollte<br />
er der gemeinsame Lebensmittelpunkt aller<br />
Universitätsmitglieder sein. Etwa 2000<br />
Studierende sollten in Wohnheimen mit je<br />
80-120 Personen direkt auf dem Campus<br />
wohnen. Jedes Wohnheim sollte zudem<br />
eine Wohnung für eine_n Professor_in mit<br />
seiner_ihrer Familie umfassen.<br />
Über viele Jahre sorgfältig geplant und vorbereitet,<br />
lief der neue Alltagsbetrieb der<br />
Universität ab, wie an keiner Universität<br />
zuvor. Herkömmliche Lehrveranstaltungen,<br />
Vorlesungen und Seminare gab es<br />
Kräfte, „die mit Händen und<br />
Füßen dagegen kämpfen,<br />
daß eine kritische Einstellung<br />
der Bürger alltägliche<br />
Realität wird, weil sie<br />
fürchten, dass ihre Interessen<br />
und ihre Macht einem<br />
geschärften Blick wohlinformierter<br />
Bürger nicht standhält<br />
nicht, sondern ausschließlich Kleingruppenarbeit<br />
in Form von Projekten, deren<br />
Inhalte - wie das gesamte Studium - von<br />
Hochschullehrer_<strong>innen</strong> aus verschiedenen<br />
Studiengängen und auch den Studierenden<br />
selbst zusammengestellt wurden. Die<br />
Projektarbeit machte große Vorlesungsräume<br />
überflüssig. Statt dessen wurden<br />
die Innenwände der universitären Gebäu-
18 Uni-Geschichte<br />
de größtenteils ganz weggelassen und<br />
von tragbaren Trennwänden ersetzt. Für<br />
alle Studiengänge gab es eine einheitliche<br />
Prüfungsordnung, Prüfungen wurden<br />
überwiegend nicht als Klausur, sondern<br />
mündlich oder als Hausarbeit abgelegt,<br />
Kriterien zum Erlangen eines Scheins wurden<br />
zwischen Studierenden und Lehrendem<br />
ausgehandelt, Noten oft pauschal für<br />
alle Projektteilnehmer_<strong>innen</strong> vergeben. Die<br />
unterschiedlichen Wissenschaftsbereiche<br />
der Universität, traditionell als Fakultäten<br />
bezeichnet, nannte mensch in Abkehr aller<br />
Traditionen in Bremen zunächst Studien-,<br />
später Fachbereiche, deren Dekane Fachbereichsleiter.<br />
Mensch duzte sich.<br />
Am bedeutungsvollsten aber war die paritätische<br />
Besetzung der universitären<br />
Entscheidungsgremien. Professor_<strong>innen</strong>,<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierende hatten<br />
jeweils die gleiche Anzahl an Stimmen (1/3<br />
Parität). Keine Statusgruppe war so in der<br />
Lage, die Gestaltung der Universität zu dominieren.<br />
Die Herrschaft der Professor_<strong>innen</strong><br />
war gebrochen, Zusammenarbeit aller<br />
nötig.<br />
Die Studierenden der ersten Jahre kamen<br />
aus der gesamten damaligen Bundesrepublik<br />
an die Universität Bremen. Die Student_<strong>innen</strong>bewegung<br />
hatte begonnen,<br />
sich in andere, radikalere oder gemäßigtere<br />
Strukturen umzuwandeln und „Auf jene<br />
Studenten, die sich damals als revolutionär<br />
verstanden, und von denen gab es eine<br />
ganze Menge, hatte dieses Projekt eine<br />
gewisse Anziehungskraft [...] Man wollte<br />
demokratische Inhalte haben, man wollte<br />
antiimperialistische Arbeit machen, man<br />
wollte die Wissenschaft und ihre Theorien<br />
in ihren Begriffen, ihrer Praxis und ihrem<br />
Selbstverständnis kritisch hinterfragen in<br />
Bezug auf ihre Teilhabe an gesellschaftlicher<br />
Herrschaft und in Bezug auf ihre Möglichkeit<br />
zur Förderung gesellschaftlicher<br />
Emanzipationsprozesse.“<br />
Politisch war entsprechend dem Zeitgeist<br />
der frühen 70er und dem Reformgedanken<br />
der Uni ein breites linkes Spektrum vertreten.<br />
Die Professor_<strong>innen</strong> waren bereits<br />
nach dem Kriterium berufen worden, ob<br />
sie den Zielen des Bremer Modells aufgeschlossen<br />
gegenüberstehen. Etwa 30 %<br />
von ihnen tendierten in den ersten Jahren<br />
zur DKP. Auch unter den Studierenden hatten<br />
sich „schnell drei Hauptlager entwickelt<br />
mit teilweise traumatischen Spannungen<br />
untereinander - die sozialdemokratischen<br />
und Juso-Gruppen, die DKP-Anhänger und<br />
undogmatischen Linken [..].“<br />
Am bedeutungsvollsten<br />
aber war die paritätische<br />
Besetzung der universitären<br />
Entscheidungsgremien.<br />
Professor_<strong>innen</strong>, <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />
und Studierende<br />
hatten jeweils die gleiche<br />
Anzahl an Stimmen<br />
Der Umgang zwischen den <strong>Mit</strong>gliedern der<br />
Universität und der Bremer Politik war bereits<br />
in den Gründungsjahren keineswegs<br />
reibungslos. Reform war nicht gleich Reform.<br />
Der Vorschlag seitens der Universität,<br />
Studienplätze nicht wie üblich nach<br />
Abiturdurchschnitt (NC) zu vergeben, sondern<br />
per Los, hatte eine große Wahlkampagne<br />
der CDU („Weil du klug bist, darfst du<br />
nicht studieren“) zur Folge. Die Regierungskoalition<br />
aus SPD und FDP zerbrach 1971<br />
an der Berufung eines einzigen Professors.<br />
Man war sich in vielen Dingen uneins,<br />
von den Berufungen über die Dauer eines<br />
Lehramtsstudiums bis hin zu den knapp<br />
bemessenen Finanzen der Universität. Vor<br />
allem aber fürchtete man, dass der Bremer<br />
Senat wichtige Punkte des Reformmodells<br />
auf Druck der Öffentlichkeit schon bald<br />
wieder abschaffen würde. „Deshalb sind<br />
wir damals gleich im ersten Semester mit<br />
roten Fahnen ins Rathaus gegangen, sind<br />
da etwas gewaltsam eingedrungen [...] und<br />
haben uns zu Wort gemeldet“, schreibt der<br />
erste AStA-Vorsitzende der Uni in einem<br />
Rückblick.<br />
Eine Universität - an der der Vorhang fällt<br />
Zwei Jahre nach der Gründung wurde das<br />
„Bremer Modell“ zerstört. Das Bundesverfassungsgericht<br />
entschied 1973 nach der<br />
Klage niedersächsischer Professoren, daß<br />
die Besetzung der universitären Entscheidungsgremien<br />
nicht mit dem Grundgesetz<br />
vereinbar sei, solange „den Vertretern der<br />
Hochschullehrer nur die Hälfte der Stimmen<br />
eingeräumt wird [...].“ Die gleichberechtigte<br />
Teilnahme von Professor_<strong>innen</strong>,<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierenden am<br />
universitären Alltag war damit beendet, die<br />
Allmachtstellung der Hochschullehrer_<strong>innen</strong><br />
wieder rekonstruiert.<br />
Darüber hinaus war die Bremer Universität<br />
den konservativen Kräften in Politik und<br />
Medien weiterhin ein Dorn im Auge. Poli-<br />
TantePaul<br />
tische Einstellung stünde hier über wissenschaftlicher<br />
Qualität. Es gelang ihnen,<br />
entscheidend Stimmung nicht nur gegen<br />
die Universität selbst, sondern auch gegen<br />
deren <strong>Mit</strong>glieder und Absolvent_<strong>innen</strong> zu<br />
schüren. „Meine Diplomarbeit wurde bewertet<br />
als neo-marxistisch, was sie nicht<br />
war; ich glaube, die das beurteilt haben,<br />
wussten gar nicht, was das für ein Begriff<br />
ist. Jedenfalls hieß das, dass eine berufliche<br />
Perspektive als Bremer Absolvent so ohne<br />
weiteres nicht möglich war.“ Berufsverbote<br />
waren in den 70ern und 80ern Ausdruck<br />
des Staates, gesellschaftliche Veränderungen<br />
zu unterdrücken. Viele große<br />
Unternehmen führten den so genannten<br />
„Bremen Malus“ und wollten keine Bremer<br />
Absolvent_<strong>innen</strong> beschäftigen.<br />
Der Bremer Senat und Teile der Uni misstrauten<br />
sich zunehmend. Während die<br />
Universitätsreform in der bildungs- und<br />
gesellschaftspolitischen Debatte im<br />
Deutschland der 70er Jahre an Boden verlor,<br />
wollten große Teile der Professor_<strong>innen</strong><br />
und Studierenden weiter von Bremen aus<br />
die Welt verändern.<br />
Sie engagierten sich in der Anti-AKW Bewegung,<br />
kritisierten die staatlichen Repressionen<br />
im deutschen Herbst, fanden<br />
sich in Gruppen und Organisationen, um<br />
mit einer teilweise emanzipatorischen Bewusstseinsveränderung<br />
der Gesellschaft<br />
die Macht des Kapitals zu brechen.<br />
„In dem Maße“ aber, „wie die Hochschulreform<br />
ihre Schwungkraft verloren hat, sind<br />
[...] auch in Bremen die Linien zurückverlegt<br />
worden [...].“ 1976 trat das erste Hochschulrahmengesetz<br />
des Bundes in Kraft und<br />
manifestierte einen höchstens bescheidenen<br />
bundesdeutschen Stand der Reformbewegung.<br />
Die sich bereits ankündigenden<br />
Wirtschaftskrisen ließen auch bei politisch<br />
gemäßigten Kräften andere Dinge wichtiger<br />
werden, als die breite Überwindung<br />
von Herrschaftsverhältnissen mittels paritätisch<br />
organisierter kritischer Wissenschaft.<br />
Das Gesetz blieb bei weitem hinter<br />
den Ideen und Konzepten der Bremer Uni<br />
zurück. Dies war der endgültige Todesstoß<br />
für das Reformmodell. „Die damalige Bremer<br />
Universität war in dieser bundesrepublikanischen<br />
Wissenschaftslandschaft<br />
nicht weiter zu verteidigen, weil sie kein<br />
einziges Korrespondenzmodell in irgendeiner<br />
anderen Region der Bundesrepublik<br />
gehabt hat“ formulierte es später der damalige<br />
Wissenschaftssenator. Um dem<br />
dennoch anhaltenden Eifer weiter Teile der<br />
Uni zur progressiven Gesellschaftsverän-
TantePaul Uni-Geschichte 19<br />
derung Einhalt gebieten zu können, nahm<br />
die Bremer Wissenschaftsbehörde die Universität<br />
von nun an an die kurze Leine. Die<br />
Berufungspolitik veränderte sich, das Projektstudium<br />
wurde zurückgedrängt und<br />
von Vorlesungen und Seminaren ersetzt,<br />
Professor_<strong>innen</strong>, die sich weiterhin allzu<br />
kritisch äußerten, wurden Maulkörbe verpasst.<br />
Eine Universität - damit der Rubel rollt<br />
Während der 80er und 90er Jahre verschärfte<br />
sich die Haushaltslage des Landes<br />
Bremen immer weiter. Die an kapitalistische<br />
Interessen gebundene deutsche<br />
Finanz- und Steuerpolitik war in den Zeiten<br />
der wirtschaftlichen Flaute und der Wiedervereinigung<br />
nicht mehr bereit vergangene<br />
soziale und kulturelle Bildungsstandards<br />
zu finanzieren.<br />
An der Universität wurden verstärkt neue,<br />
technische Studiengänge eingerichtet, um<br />
Bremen mit Hilfe von gut ausgebildeten<br />
Fachkräften für die Ansiedlung von Unternehmen<br />
interessant zu machen (z.B.<br />
Produktionstechnik für Daimler-Chrysler).<br />
1986 begann man sogar mit dem Bau des<br />
„Technologiepark“, einer Ansammlung von<br />
Unternehmen, die von der Forschung der<br />
Universität nebenan profitieren sollten.<br />
Heute nennt sich die Universität „anerkannter<br />
Wissenschaftsstandort“,damit<br />
viele Unternehmen Geld in die Universität<br />
investieren, weil sie dadurch Einfluss auf<br />
Forschungsvorhaben, -ergebnisse und<br />
Lehrinhalte bekommen. An Geld mangelt<br />
es der Universität trotzdem weiterhin, jedes<br />
Jahr werden ihre finanziellen <strong>Mit</strong>tel<br />
erneut gekürzt. Sie soll statt dessen mehr<br />
„Drittmittel“ , von Unternehmen einwerben<br />
und von Studierenden Gebühren einnehmen.<br />
Das schafft Konkurrenz. Die Uni wird<br />
nur noch mit ökonomischem Interesse betrachtet:<br />
Dem der Wirtschaft, des Kapitals.<br />
Der Bologna-Prozess ordnet im Jahr 1999<br />
Bildung dem europäischen Ziel unter, bis<br />
2010 zum „wettbewerbsfähigsten und<br />
dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum“<br />
zu werden. Forscher_<strong>innen</strong><br />
der Bremer Universität arbeiten derweil<br />
an militärischen Aufklärungsdrohnen oder<br />
Fuchs-Panzern der Bundeswehr mit. Das<br />
ist gut für den Standort Bremen und den<br />
Standort Deutschland. Alles, was sich<br />
aus Sicht des Staates und der Wirtschaft<br />
finanziell nicht mehr rechnet, wird aufgegeben.<br />
So wurden seit dem WS 2005 das<br />
Ende der Studiengänge Sport und Behindertenpädagogik<br />
besiegelt und andere wie<br />
etwa die Chemie stark zusammengekürzt.<br />
Ein Wissenschaftsplan wird aufgestellt,<br />
der die Zukunft der Universität bis ins Jahr<br />
2010 beschreibt. Er wird bestimmt von<br />
dem „wachsenden Bedarf an hochqualifiziertem<br />
Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt<br />
[...] sowie den knapper werdenden Wissenschaftsbudgets.“<br />
Auf einen Professor kommen<br />
im Durchschnitt mittlerweile etwa<br />
70 Studierende. Die Meinungen, Wünsche<br />
und Interessen der Studierenden spielen<br />
derweil keine Rolle mehr. Aus ihrer Sicht<br />
„handelt es sich [...] um eine Geschichte der<br />
fortlaufenden Verschlechterung des studentischen<br />
Alltags an jeder erdenklichen<br />
Stelle.“ Heute haben sie nur noch zu funktionieren,<br />
müssen sich eigene Interessen<br />
abgewöhnen und sich statt dessen Konkurrenz<br />
und herrschaftskonforme Leistungsbereitschaft<br />
zu eigen machen.<br />
Im Jahr 2010 ist die Universität Bremen<br />
längst wieder dort angekommen, wo sie<br />
einmal aufgebrochen war, vieles zu verändern:<br />
In den herrschenden Verhältnissen<br />
von Kapital, Macht, Anpassung und Selektion.<br />
Hierzu befand im Moment der Universitätsgründung<br />
ihr erster Rektor: „Zur<br />
staatlichen Politik gehört der Kompromiss<br />
zwischen Interessen und Mächten unter<br />
Hintenanstellung der Frage nach Richtig<br />
oder Falsch, ein Pragmatismus, der in der<br />
Wissenschaft tödlich wäre. [...] Eine Wissenschaft<br />
dagegen, die sich öffentlichen<br />
Vorurteilen unterwerfen und Tarnung zum<br />
Prinzip erheben würde, gäbe sich selbst<br />
auf. Es kann deshalb kein konfliktfreies<br />
Verhältnis zwischen Regierung und Universität<br />
geben.“ Der amtierende Rektor im<br />
Jahr 2005 hingegen erhebt in diesem Sinne<br />
die wissenschaftliche Selbstbeschränkung<br />
zum Prinzip und appelliert an alle Universitätsmitglieder:<br />
„In Kooperation mit dem<br />
Land schaffen wir es.“<br />
Eine Universität - die sich selbst abschaffen<br />
will<br />
Im Frühjahr 2008 wurde der hoch umstrittene<br />
Hochschulentwicklungsplan HEP<br />
5 beschlossen und mit der Umsetzung<br />
begonnen - aufgrund massiven studentischen<br />
Protests immerhin mit mehr als<br />
zwei Jahren Verspätung. In dessen Rahmen<br />
soll die Universität um 25%, was etwa<br />
4000 Studienplätzen und 70 Porfessuren<br />
entspricht, verkleinert werden. Diese Kürzungen<br />
stellen den krassesten Einschnitt<br />
in der gesamten Unigeschichte dar. Die<br />
Einführung des B.A./M.A.- Systems in<br />
mittlerweile fast allen Studiengängen<br />
führte zudem zu einem verschulten, unkritischen<br />
und überlasteten Studium mit<br />
Anwesenheitspflicht. Im November 2009<br />
ließen daher zahlreiche Studierende an<br />
der Uni Bremen ihren Unmut über die aktuellen,<br />
untragbaren Studienbedingungen,<br />
sowie über die seit dem WS 09/10 abgeschaffte<br />
<strong>Mit</strong>tagspause aus, protestierten<br />
und besetzen mehrere Wochen zwei Seminarräume.<br />
Die finanziellen Bedingungen der Studis<br />
verschlechtern sich weiterhin, und anstatt<br />
Bafög-Erhöhungen, gibt es nun auch hier<br />
das erste „Deutschlandstipendium“, welches<br />
im Akademischen Senat Ende 2010<br />
wohlwollend abgenickt wurde. <strong>Mit</strong>tlerweile<br />
laufen die ersten Stipendiat_<strong>innen</strong> über<br />
den Campus, die 300€ dafür bekommen,<br />
dass sie zu den besten ihres Faches gehören;<br />
schließlich muss sich Leistung wieder<br />
lohnen! Dass sich so die Eliten selbst<br />
produzieren, da die „Leistungsstärksten“<br />
statistisch zu den finanziell besser Ausgestatten<br />
gehören, wird dabei nicht hinterfragt.<br />
Im Jahr 2011 feiert die Uni ihr 40. Jubiläum.<br />
Die Feierlichkeiten und die Selbstbeweihräucherung<br />
stehen dabei unter dem Motto<br />
„Auf dem Weg zu Exzellenz“. Nachdem sich<br />
die Uni von den oben beschriebenen „Kinderkrankheiten“<br />
der Gründungszeit erholen<br />
konnte, ist sie nun erwachsen geworden<br />
und darf nun oben mitmischen: Anfang des<br />
Jahres konnte sie sich mit 7 weiteren Konkurrent<strong>innen</strong><br />
gegen 22 Universitäten der<br />
BRD in der Exzellenzinitiative durchsetzen<br />
und ist eine Runde weiter. Im August legte<br />
die Uni dem DFG und Wissenschaftrat<br />
ihren Vollantrag „Zukunftskonzepte zum<br />
projektbezogenem Ausbau der universitären<br />
Spitzenforschung“ vor. Wir werden sehen<br />
wie sich die Uni Bremen in Konkurrenzkampf<br />
um die exzellenteste, d.h. Elitärste,<br />
Uni schlägt, und ob sie so zuzätzliches Geld<br />
für Spitzenforschung abgreifen kann.
20 Geistiges Eigentum<br />
Ein Verbrecher tritt zurück.<br />
... oder über zwei Absurditäten „unserer Gesellschaft“: geistiges Eigentum und die Frage der Glaubwürdigkeit.<br />
Er war immer „bereit zu kämpfen“ in seinem<br />
aufopferungsvollen Einsatz für die<br />
deutsche Republik. Doch nun hat er die<br />
Grenzen seiner Kräfte erreicht und bittet<br />
um Rücktritt vom Amt des Verteidigungsministers.<br />
Auch die Bundeskanzlerin Merkel<br />
und Seehofer sind „erschüttert“ und<br />
danken „Karl-Theodor zu Guttenberg für<br />
seinen Dienst für unser Land von ganzem<br />
Herzen“. „Unser“ Karl-Theodor, der „die<br />
Herzen der Menschen“ im Lande erreicht,<br />
sie also auf ganz persönliche Art für all die<br />
angeordneten Themen politisiert und interessiert<br />
hat. Da konnte jeder Deutscher<br />
wissen: Bei ihm liegt „unser aller“, also auch<br />
mein Schicksal, in den richtigen Händen.<br />
Und manchmal ist ein Deutscher dann<br />
auch enttäuscht über den Rücktritt: „Schade,<br />
er war mir sympathisch.“ Was eine treffende<br />
Charakterisierung demokratischer<br />
Politiker zu sein scheint: Sie werden nach<br />
persönlichem Geschmack beurteilt statt zu<br />
fragen, was sie eigentlich mit der korrekten<br />
Ausführung ihres Amts so alles anstellen,<br />
was entgegen der beständigen Nörgelei<br />
über „die da oben" der Regelfall ist.<br />
Anhand zu Guttenbergs Fall soll zwei<br />
Sachverhalte etwas Aufmerksamkeit geschenkt<br />
werden. Zu Guttenberg hat nämlich<br />
nicht nur das sogenannte geistige Eigentum<br />
verletzt, sondern darüber auch<br />
noch seine Glaubwürdigkeit in Teilen der<br />
demokratischen Öffentlichkeit verloren.<br />
Wie konnte also der „beliebteste Politiker<br />
Deutschlands“ so tief fallen?<br />
Der „arme Kerl“ wurde des Plagiats bezüglich<br />
seiner Doktorarbeit überführt:<br />
Fehlender Zitation und unterlassener Fußnoten<br />
und Quellenangaben soll er sich zu<br />
schaden haben kommen lassen und damit<br />
gegen die „strengen Standards wissenschaftlichen<br />
Arbeitens“ verstoßen haben.1<br />
Eine ganze Wissenschaftsgemeinde fühlt<br />
sich düpiert und der Ruf der Universität<br />
Bayreuth (welche zu Guttenberg seinen<br />
Doktortitel verpasst hat) steht auf dem<br />
Spiel. Die „vernichtende wissenschaftliche<br />
Kritik“ lautet: zu Guttenberg habe geistiges<br />
Eigentum verletzt.<br />
Geistiges Eigentum...<br />
Vorgeworfen werden ihm also keine inhaltlichen<br />
Mängel oder Fehler in seiner Argumentation<br />
innerhalb der Doktorarbeit,<br />
sondern dass er Gedanken anderer in seine<br />
Ausführungen aufgenommen hat, ohne ihren<br />
Urheber kenntlich zu machen.<br />
Was ist daran eigentlich so schlimm?<br />
Schließlich ändert sich am Gedanken und<br />
seiner Triftigkeit nichts, ob zu Guttenberg<br />
oder ein anderer Mensch ihn äußert. Auch<br />
macht es von der Gedankentätigkeit keinen<br />
Unterschied, ob der niedergeschriebene<br />
Gedanke übernommen oder selbst erdacht<br />
wurde. Denn um ihn in eine Argumentation<br />
aufzunehmen, muss er sich gleichermaßen<br />
zu eigen gemacht werden. Egal, ob er einem<br />
anderen bereits früher durch den Kopf ging<br />
– der zitierendemuss den Gedanken selbst<br />
denken – oder nach-denken und so übernehmen.<br />
Das ist auch nichts Verwerfliches,<br />
sondern schlicht der Nachvollzug von Erkenntnis.<br />
Wenn sich aber an der Sache und<br />
ihrem Inhalt nichts verändert – was soll der<br />
ganze Aufschrei?<br />
Es scheint bspw. beim Zitieren sehr darauf<br />
anzukommen, wer etwas sagt. In einer<br />
wissenschaftlichen Publikation darf der<br />
Hinweis auf andere Geistesgrößen niemals<br />
fehlen. Nicht gefragt scheint zu sein,<br />
einfach die eigenen Überlegungen aufzuschreiben<br />
und zur Diskussion zu stellen, ob<br />
diese richtig sind. . Die eigene Arbeit muss<br />
belegt sein mit Zitaten und Quellenhinweisen<br />
auf große bereits anerkannte Denker.<br />
Das Dumme ist dabei: allein der Hinweis<br />
auf den anerkannten Namen bürgt schon<br />
für die Seriosität der eigenen Arbeit – man<br />
hat Popper, Samuelson und Freud studiert.<br />
Die Wichtigkeit des Zitierens in den Geistes-<br />
und Gesellschaftswissenschaften<br />
verweist somit folgende Ungemütlichkeit:<br />
Das da ein anderer eine Autorität darstellt,<br />
gereicht dieser Art von Wissenschaftstreiberei<br />
zur Berechtigung eines Urteils:<br />
Autorität ersetzt hierbei das inhaltliche<br />
Argument. In anderen wissenschaftlichen<br />
Arbeiten namentliche Erwähnung zu finden,<br />
erhöht so völlig inhaltsleer die eigene<br />
Reputation in der Wissenschaft und wird<br />
für die akademische Karriere dann auch<br />
notwendig.<br />
... in der Wissenschaft<br />
Werden Urteile geäußert, ist der Urheber<br />
enorm wichtig, dem „gehören“ quasi die eigenen<br />
Gedanken wie eine Firma oder ein<br />
Fahrrad. Andere dürfen die zwar auch be-<br />
TantePaul<br />
nutzen, aber nur mit dem Verweis auf den<br />
„Erstdenker“.Ansonsten ist das tatsächlich<br />
Diebstahl und ein ahndungsfähiges Delikt,<br />
was einem auf jeden Fall den Aufstieg innerhalb<br />
der universitären Konkurrenz um<br />
Doktoranden-, wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter-,<br />
Dozenten-, Professorenstellen behindert<br />
Die Gedanken als exklusive zu behandeln,<br />
eben als „geistiges Eigentum“, heißt ihre<br />
Möglichkeit allgemeiner Zugänglichkeit<br />
wieder durchzustreichen. Ein einmal gefasstes<br />
Urteil kann anderen mitgeteilt<br />
werden, ohne dass es dem Urheber verloren<br />
geht. Auch andere können sich die<br />
Erkenntnis jederzeit zu eigen machen und<br />
je nach deren Qualität praktische Schlüsse<br />
aus ihr ziehen. Das ist an sich ein immenser<br />
„Vorteil“ gegenüber materiellen Produkten:<br />
Wenn nur ein Fahrrad da ist, muss man es<br />
sich abwechselnd teilen, obwohl vielleicht<br />
drei Leute gerade Rad fahren wollen. Den<br />
Gedanken muss man anderen einmal erklären,<br />
ihn also auch „produzieren“. Dann<br />
aber ist er allen zugänglich und jederzeit<br />
verfügbar.<br />
Passend zur kapitalistischen Welt, in der<br />
alles zum Privateigentum und somit auch<br />
zur Quelle der privaten Bereicherung erklärt<br />
ist, wird auch Erkenntnis in dieses<br />
Rechtsverhältnis gezwängt. Eigentum<br />
heißt dabei immer: Privat wird exklusiv über<br />
Dinge verfügt, die andere benötigen. Diese<br />
anderen werden also ausgeschlossen und<br />
können ihren Ausschluss von den benötigten<br />
Dingen oder Services (mögen es Lebensmittel,<br />
Arbeitsmittel oder eine neue<br />
Haarfrisur sein) nur überwinden, indem sie<br />
den Eigentümern den verlangten Preis bezahlen.<br />
Wofür sie wiederum Geld brauchen,<br />
welches in der marktwirtschaftlichen Welt<br />
von Konkurrenz um Absatzmärkte und Arbeitsplätze<br />
auch erst einmal verdient sein<br />
will.<br />
Die Erkenntnis gilt als geistiges Eigentum<br />
von bestimmten Personen, ist also genauso<br />
privatisiert wie Wasserwerke oder<br />
Telekommunikationsmittel und damit der<br />
Möglichkeit entrissen, allgemein nutzbringend<br />
verwendet werden zu können.<br />
Wenn nun zu Guttenberg der erworbene
TantePaul und die Frage der Glaubwürdigkeit 21<br />
Doktortitel aberkannt und nachgeforscht<br />
wird, von wem genau Gedanken „geklaut“<br />
und „abgekupfert“ wurden, wenn 30.000<br />
Exemplare der Wissenschaftsgemeinde<br />
an Merkel einen empörten Brief schreiben:<br />
Dann geht es um den Erhalt der Konkurrenzbedingungen<br />
innerhalb des Akademikerbetriebes.<br />
Für den gibt es die passenden<br />
„strengen Maßstäbe wissenschaftlichen<br />
Arbeitens“.<br />
<strong>Mit</strong> dem Beharren auf der Wichtigkeit von<br />
Fußnoten und Anführungszeichen wird die<br />
Wichtigkeit geistigen Eigentums unterstrichen.<br />
So wird sich mittels dieser Maßstäbe<br />
wissenschaftlichen Arbeitens erstens<br />
auf die [Autorität bereits etablierter Geistesgrößen]<br />
berufen und zweitens die Urheberschaft<br />
eigener, neuer und origineller<br />
Ansätze (statt korrekte Argumentation)<br />
herausgestellt.<br />
Die Wissenschaftler bekommen mittels<br />
Zitieren ihre persönliche wissenschaftliche<br />
Leistung anerkannt. Je mehr sie von anderen<br />
zitiert werden, desto weniger richtig<br />
oder falsch wird zwar der geäußerte<br />
Gedanke, desto wichtiger wird jedoch ihre<br />
wissenschaftliche Bedeutung. Deshalb<br />
sind sie auch daran interessiert, sich keine<br />
Gedanken „klauen“ zu lassen. Schließlich<br />
muss jeder Wissenschaftstreibende darum<br />
bemüht sein, die eigene wissenschaftliche<br />
Originalität glaubhaft zu machen – also<br />
genau das, was über das Zitierte hinaus<br />
geht. Darüber zeichnet man sich nämlich<br />
gegenüber anderen Akademikern aus und<br />
bekommt eventuell auch den begehrten<br />
Doktortitel verliehen – oder auch nicht. Die<br />
Anerkennung ihrer eigenen Konkurrenzposition,<br />
die Konkurrenzstandards sowie das<br />
Ansehen der Universitäten Bayreuths und<br />
Deutschlands in Sachen Seriosität der elitären<br />
Selektion liegen der empörten Wissenschaftsgemeinde<br />
so sehr am Herzen,<br />
dass sie kaum mehr an Merkels ausgerufene<br />
„Bildungsrepublik“ glauben mag, von der<br />
sie doch so gern verantwortungsvoller und<br />
bedeutungsvoller Teil sein will.<br />
... und in der Ökonomie<br />
Auf einem anderen Gebiet als dem der<br />
Geistes- und Gesellschaftswissenschaften<br />
hat die Exklusivität der Anwendung<br />
von Erkenntnis einen handfesten Grund<br />
in der ökonomischen Konkurrenz der Kapitale.<br />
Die geschäftliche Nutzbarmachung<br />
naturwissenschaftlichen Wissens will jedes<br />
Unternehmen möglichst exklusiv für<br />
sich beanspruchen. Das staatlich geregelte<br />
Patentrecht garantiert genau das: Zeitlich<br />
begrenzt wird die exklusive Anwendung<br />
von Wissen in Form bestimmter Technologien<br />
oder z.B. die exklusive Nutzung pharmazeutischer<br />
Wirkstoffe zugesichert. Die<br />
Konkurrenz hat nicht das Recht der freien<br />
Anwendung der neuen Erkenntnisse und<br />
hat damit einen handfesten Nachteil. Andererseits<br />
sichert sich das patentnehmende<br />
Unternehmen die Möglichkeit Extragewinne<br />
zu machen, weil es zeitweilig allein<br />
über eine produktivere Technologie verfügt<br />
und damit billiger als die Konkurrenz produzieren<br />
kann. Oder es kann Extragewinne<br />
machen, weil andere Unternehmen seine<br />
Patente nutzen.. Dieses Verfahren wäre in<br />
einer Gesellschaft, in der es um bestmögliche<br />
Versorgung geht, reichlich absurd: Man<br />
hat die allgemeine Möglichkeit effektiver<br />
zu produzieren oder bestimmte Krankheiten<br />
zu heilen, privatisiert sie aber, so dass<br />
der Zugang die je verfügbare Geldmenge<br />
beschränkt ist statt nach Bedürftigkeit. In<br />
der Marktwirtschaft bedeutet dies, dass<br />
der Rest noch mit älteren Produktionsverfahren<br />
hinterherhinkt und darüber womöglich<br />
bankrott geht. Klar ist daher auch,<br />
dass unter vernünftigen Bedingungen<br />
einiges an Potenzen allgemeiner Produktivkraftentwicklung<br />
und erweiterter Versorgungsmöglichkeiten<br />
drin wäre. Anders<br />
hier im Kapitalismus: da zählt Wissen nicht<br />
für sich, sondern nur insofern es zum privat<br />
ausnutzbaren Konkurrenzvorteil gereicht,<br />
also einen direkten Beitrag zur Vermehrung<br />
des eigenen Kapitals leistet.<br />
Glaubwürdigkeit<br />
Nun ist der „Lügenbaron“, über den sich Bildungsministerin<br />
Schavan „nicht nur heimlich<br />
schämt“, abgetreten. Warum, könnte<br />
man fragen, schließlich hat eine Dissertation<br />
inklusive doktoralen Ehrentitel herzlich<br />
wenig mit Kriegführen in Afghanistan oder<br />
einer Reform der Streitkräfte zu tun, welche<br />
sich die Bundesrepublik gerade vorgenommen<br />
hat. Ähnlich sieht das auch Frau<br />
Merkel, die sich „keinen wissenschaftlichen<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter“, sondern einen Kriegsminister<br />
berufen habe, der sein Amt bis dato auch<br />
zufriedenstellend ausgeübt habe.<br />
Aber eben diese „Trennung von wissenschaftlicher<br />
und politischer Person“ sei ein<br />
Fehler, weshalb die Frage der Glaubwürdigkeit<br />
auf die Tagesordnung gehöre. Wenn der<br />
Mensch zu Guttenberg als Wissenschaftler<br />
betrügt und mit dem Plagieren die Geltung<br />
eines Rechtsgutes infrage gestellt hat,<br />
dann ist er vielleicht auch ein unehrenhafter,<br />
weil betrügerischer Politiker! Und als<br />
aufrichtiger Politiker betrügt man sein Volk<br />
nicht, sondern sagt ihm, was Sache ist, wo-<br />
rauf es sich also untertänigst einzustellen<br />
hat! Wenn nun die Glaubwürdigkeit des<br />
Politikers zu Guttenberg infrage gestellt<br />
wird, wird die charakterliche Eignung des<br />
Menschen für das hohe Amt in Zweifel gezogen.<br />
Für diese hat er sich bis dato immer<br />
mächtig ins Zeug gelegt – mit demonstrativem<br />
Anstand, Korrektheit, Familienausflügen<br />
zu „unseren Jungs und Mädels“ „an<br />
die Front“, mit der Zurschaustellung seiner<br />
werten Gattin als Sympathieträgerin und<br />
regelmäßigen Ansprachen ans Volk qua<br />
BILD-Zeitung. Dabei hat er es zu erheblichen<br />
Sympathiepunkten gebracht, so dass<br />
er nicht nur bei seinen Soldaten, sondern<br />
auch beim Volk Deutschlands Polit-Liebling<br />
geworden und noch immer ist. Laut einer<br />
Umfrage des ARD-Magazins „Hart, aber<br />
fair“ würden 70 deutsche Bevölkerungsprozente<br />
den Rücktritt zu Guttenbergs<br />
nicht wollen und laut Stern hätten nur 24 %<br />
des Volks das „Vertrauen“ in ihn verloren.2<br />
Den hohen Ansprüchen der Politik - und<br />
der politischen Konkurrenz -, die sich hier<br />
wie sonst auch ihre Maßstäbe losgelöst<br />
vom „unmittelbaren Volkswillen“ setzt, genügt<br />
er deshalb trotzdem nicht. Hier geht<br />
es ums Prinzip.<br />
Was hat es also mit dieser merkwürdigen<br />
und so sachfremd erscheinenden Kategorie<br />
der Glaubwürdigkeit auf sich?<br />
Politiker werben darum, glaubwürdige Leute<br />
zu sein. So dass das Wahlvolk ihnen ihr<br />
Vertrauen schenkt und eben glaubt. Nur:<br />
warum soll man denn irgendwelchen Leuten,<br />
die man persönlich gar nicht zu seinem<br />
intimen Freunden zählt – zu welchen man<br />
ja tatsächlich ein Vertrauensverhältnis eingeht<br />
– Glauben schenken? Schlicht, weil die<br />
Zustimmung zu den eigenen Führern der<br />
Nation ganz unerlässlich ist für den demokratischen<br />
Herrschaftsbetrieb. Das Regieren<br />
will durch das Volk legitimiert sein,<br />
dieses soll hinter den Entscheidungen, die<br />
andere für es über es übernehmen stehen<br />
und ihnen pflichtbewusst Folge leisten.<br />
Gerade weil die demokratische Bevölkerung<br />
gar nicht in der Hand hat, worin die<br />
politischen Entscheidungen über sie bestehen<br />
werden, ist ihr Glaube daran, dass<br />
Politiker ganz viel Gutes wollen für's „Gemeinwohl“,<br />
für die „Bürger<strong>innen</strong> und Bürger“,<br />
für Deutschland, das „wir alle“ sind,<br />
unerlässlich.<br />
Die Entscheidung, jemandem zu glauben,<br />
dessen künftige Vorhaben, von denen man<br />
in aller Regel eher negativ als positiv betroffen<br />
gemacht ist, man gar nicht kennt,<br />
ist für sich schon seltsam. Wenn dieser<br />
jemand dann auch noch einer ist, der mit
22 geistiges Eigentum und die Frage der Glaubwürdigkeit<br />
der Macht eines Staatsamtes, nach dessen<br />
Notwendigkeiten der Rahmen des eigenen<br />
Lebens festgelegt wird, ausgestattet<br />
ist, kommt jener Glaube einer ziemlich<br />
willfährigen Ermächtigung nahe. Statt<br />
aber diese Unzuständigkeitserklärung und<br />
Überantwortung des eigenen Willens an<br />
wählbare Politiker absurd zu finden, ist in<br />
einer Demokratie gewissenhafte Prüfung<br />
angesagt, wem zu glauben sei! Entschieden<br />
wird diese dumme Gewissensfrage<br />
anhand von Sympathiefragen. Darum, den<br />
richtigen Eindruck beim Volk zu machen,<br />
konkurrieren Politiker dann auch mit allen<br />
Techniken der Selbstdarstellung: mal präsentieren<br />
sie sich als guter und anständiger<br />
Bürger, z.B. als Familienmensch, lassen<br />
sich vom Volk ihre moralische Vortrefflichkeit<br />
und Vorbildhaftigkeit attestieren oder<br />
treten Bier trinkend als Mensch wie Du und<br />
Ich auf – um nach eingesammelten Sympathiepunkten<br />
das Gegenteil von volksnahem<br />
„auf-gleicher-Augenhöhe“, nämlich ein<br />
politisches Amt zu bekleiden. Anhand der<br />
eigenen moralischen Maßstäbe entscheidet<br />
sich der völkische Geist dann, dem einen<br />
oder anderen Vertrauen zu schenken<br />
– von wem er sich beherrschen lassen will.<br />
<strong>Mit</strong> der ganzen Darstellung als moralisch<br />
anerkannter Symphat macht sich ein Politiker<br />
beim Volk glaubwürdig. Wer am Ende<br />
viel Erfolg bei der Inszenierung als sympathische<br />
Politfigur hat, hat auch große Garantie<br />
für die Geltung als glaub- und vertauenswürdig!<br />
Und gerade dieses wichtige<br />
Vertrauen in seine Eignung als Person für<br />
das hohe Amt hat zu Guttenberg auf's Spiel<br />
gesetzt, auch wenn dies breiten Bevölke-<br />
rungsteilen nicht so ganz einzuleuchten<br />
schien. Der Aufruhr bei Wissenschaftlern,<br />
Presse und der politischen Konkurrenz hat<br />
ihn außerdem vom Amt des Verteidigungsministers,<br />
für das er ja eigentlich voll da<br />
sein soll, etwas abgehalten.<br />
Doch ein Politiker wäre keiner, wenn er<br />
nicht wie zu Guttenberg mit seiner „eindrucksvollen“<br />
Rücktrittserklärung den<br />
Versuch unternehmen würde, seine Glaubwürdigkeit<br />
wiederherzustellen: „Der Grund<br />
[seines Rücktritts] liegt im Besonderen in<br />
der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen,<br />
die ich selbst an meine Verantwortung<br />
anlege, noch nachkommen kann.“3<br />
Hohe Ansprüche hat der Mann – vor sich<br />
selbst, so dass Politik als Ausfluss persönlicher<br />
Tugend des werten Herren zu<br />
Guttenberg erscheint! Er trage eine amtsmäßige<br />
„Verantwortung, die möglichst ungeteilte<br />
Konzentration und fehlerfreie Arbeit<br />
verlangt“. „Ich habe, wie jeder andere<br />
auch, zu meinen Schwächen und Fehlern<br />
zu stehen.“ „Und mir war immer wichtig,<br />
diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.<br />
Deswegen habe ich mich aufrichtig<br />
bei all jenen entschuldigt, die ich aufgrund<br />
meiner Fehler und Versäumnisse verletzt<br />
habe und wiederhole dies auch ausdrücklich<br />
heute.“ - Eine durch und durch ehrliche<br />
und reumütige Haut also, die – wie Du und<br />
Ich – eben auch nicht perfekt ist! Und noch<br />
eines: „Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich<br />
meiner Glaubwürdigkeit ist es mir<br />
auch ein aufrichtiges Anliegen, mich an der<br />
Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation<br />
zu beteiligen.“ Alle Achtung, der<br />
Liebe_r Tane Paul,<br />
es ist ja gar nicht so einfach in der Bremer Mensa<br />
noch einen Überblick über die unterschiedlichen<br />
"Informations"-materialien zu behalten,<br />
sei es nun links (meistens), oder leicht rechts<br />
(der RCDS traut sich auch manchmal noch),<br />
oder bemüht mittig. So habe ich Tante Paul mit<br />
der Ausgabe 3 zum erstem mal aktiv wahrgenommen<br />
... insbesondere durch den Artikel<br />
""Positiv" Rassismus".<br />
Ein interessanter Artikel, insbesondere fällt<br />
auf, dass es schwierig scheint die Grenze zu<br />
ziehen ab der Rassismus für den/die Autor_in<br />
Mann beweist Anstand!<br />
Und schließlich kann dann auch wieder die<br />
eigentlich wichtige „Arbeit“ an der Modernisierung<br />
der Bundeswehr zu einer allzeit,<br />
weltweit und schlagkräftig einsetzbaren<br />
Interventionsarmee für Deutschlands<br />
weltordnerische Ansprüche mit der Neubesetzung<br />
des Amts durch de Mazière – ohne<br />
störende Ablenkung des Amtsträgers – in<br />
aller Verantwortung „angepackt“ werden!<br />
1 In diesem Text soll hauptsächlich die<br />
Absurdität geistigen Eigentums kritisiert<br />
werden. Angabe von Quellen und Zitation<br />
kann allerdings durchaus wissenschaftliche<br />
Berechtigung haben. So Wissenschaft<br />
sich um die Erklärung bisher Unerkannten<br />
bemüht, macht es Sinn zu kennzeichnen<br />
worauf man aufbaut und was an neuer<br />
Erkenntnis in Sachen Benutzbarkeit<br />
der Natur oder über gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge hinzukommt. Auch<br />
mag es sinnvoll sein, bei empirischen<br />
Untersuchungen oder generell wenn es um<br />
die Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher<br />
Resultate geht nicht jedesmal auf's Neue<br />
z.B. die Methoden oder Ableitungsschritte<br />
darzulegen, sondern einfach einen Verweis<br />
auf ihre ausführliche Darlegung an anderer<br />
Stelle zu machen.<br />
2 http: /www.spiegel.de/politik/<br />
deutschland/0,1518,634044,00.html<br />
3 Alle folgenden Zitate aus Guttenbergs<br />
Rücktritts-Rede.<br />
Junge Linke gegen Kapital und Nation<br />
www.junge-linke.org<br />
Gelesen, Nachgedacht, Kritisiert.<br />
In der letzten TantePaul Ausgabe gab es den von „Au“ verfassten Artikel „Positiv Rassismus“, zudem<br />
uns ein Leserbrief von Lukas erreichte. Da die TantePaul sich selbst auch als eine Plattform für<br />
Diskussionen versteht, drucken<br />
wir diesen Leserbrief gerne ab,<br />
wollen dies aber nicht kommentarlos<br />
tun. Um der Diskussion<br />
besser zu folgen, könnt ihr<br />
online unter: http://tantepaul.<br />
blogsport.de/images/Tantepaul3.pdf<br />
den betreffenden<br />
Artikel noch einmal nachlesen.<br />
Wir freuen uns über weitere<br />
Leserbriefe. Schreibt uns!<br />
TantePaul<br />
beginnt, wenn man schon vorsichtig sein muss,<br />
bei der Frage, woher jemand kommt!? Eine Erläuterung<br />
wäre hier sicher hilfreich gewesen.<br />
Ansonsten wird in dem Artikel ein schwieriges<br />
Thema angesprochen: Pauschalisierungen auf<br />
Grund eines begrenzten Erfahrungsschatzes<br />
sind immer gefährlich, und ab wann reicht die<br />
Erfahrung aus, um differenzierte Aussagen<br />
treffen zu können!? Und da fällt mir doch auf,<br />
dass dieser Artikel das Thema Rassismus mal<br />
wieder sehr eingeschränkt betrachtet: Rassismus<br />
wird fast immer nur im Bezug auf Menschen<br />
anderer Nationalität bzw. Herkunft aus<br />
einem anderen Land betrachtet. Wenn man<br />
jedoch ehrlich sein will, ist Rassismus doch
TantePaul Leserbrief 23<br />
nicht darauf beschränkt. Rassismus ist Fremdenfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit<br />
ist Feindlichkeit gegenüber Andersartigen und anders<br />
Denkenden.<br />
Nun frage ich mich doch, wieso Tante Paul einerseits gegen den Rassismus<br />
gegenüber Menschen anderer Nationalität/Herkunft wettert,<br />
gleichzeitig aber den – ich nennen ihn mal „linken Rassismus“ - nicht<br />
anprangert, nein ihn gar noch selbst verbreitet? Denn wo ist der Unterschied,<br />
ob ich Menschen dunkler Hautfarbe als „Kanaken“ bezeichne, oder<br />
Polizisten als „Bullen“ (siehe Artikel „Bullerei auf der Praxisbörse“)? Ebenso<br />
taucht derartiger Rassismus in anderen linken Veröffentlichungen an<br />
der Uni auf: Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Karikatur (ich weiß<br />
nicht mehr von welche Gruppierung sie veröffentlicht wurde) auf der eine<br />
Studentin abgebildet war, überall mit Aufschriften wie „Papa zahlt“ oder<br />
„mit dem goldenen Löffel“ versehen. Wo ist der Unterschied von Rassismus<br />
gegen Menschen die in einem anderen Land geboren wurden und<br />
Rassismus gegen Menschen die in ein anderes soziales Umfeld geboren<br />
wurden? Diese Tatsache und beinahe alle Artikel in Tante Paul zeigen<br />
(mal wieder) deutlich, dass „stark links“ und „stark rechts“ sich lediglich<br />
im konkreten Feindbild unterscheiden, aber beide ihre Wurzeln haben in<br />
Angst und Ignoranz gegenüber Andersartigen und Andersdenkenden.<br />
Ein ganz anderes Thema macht die Ignoranz und Intoleranz von Tante<br />
Paul auch deutlich: Der Artikel zum NPD Aufmarsch. Ich persönlich (und<br />
ich schätze da sind wir tatsächlich einer Meinung) finde es unglaublich<br />
traurig, dass es in Deutschland immer noch Menschen mit stark rechter<br />
Gesinnung gibt. Wenn es ein Land gelernt haben sollte, dann unseres.<br />
Gleichzeitig freut es mich, dass, wenn 150 Nazis kommen, 6.000 Menschen<br />
dagegen auf die Straße gehen (ich glaube das gibt es selten so<br />
stark in anderen Ländern) … noch besser wären natürlich 60.000. Trotzdem<br />
ist es ja nun so, dass die NPD zumindest öffentlich nicht z.B. gegen<br />
Gewalt gegen Ausländer aufruft. Ich kann die Meinung der NPD Anhänger<br />
nicht verstehen und nicht nachvollziehen. Genauso kann ich aber<br />
z.B. auch die Meinung von z.B. manchen extremen Umweltaktivisten,<br />
Wirtschaftsvertretern oder linken Gruppierungen nicht verstehen und<br />
nachvollziehen. Aber so lange sie sich öffentlich nicht wieder der Verfassung<br />
und Menschenrechten äußern hat jeder Mensch das Recht seine<br />
Meinung zu äußern und zu demonstrieren. Genauso haben die Gegner<br />
das Recht eine Gegendemonstration durchzuführen. Und gerade bei den<br />
Nazis ist es gut so, dass es die Gegendemonstranten gibt. Aber um den<br />
Willen der (Meinungs-)Freiheit in diesem Land ist es wichtig, dass auch<br />
die NPD ihre Meinung äußern darf und ggf. durch die Polizei geschützt<br />
wird, falls andere Gruppen diese Meinungsfreiheit unterbinden willen.<br />
Denn wie sagte Voltaire: „Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis<br />
zu meinem letzten Atemzug kämpfen, dass Sie Ihre Meinung frei äußern<br />
können.“ Der Polizei und dem Staat nun vorzuwerfen, dass sie die Freiheit<br />
schützen, auch ungeliebte Meinungen zu äußern, zeigt, dass Tante<br />
Paul nicht wirklich an Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie interessiert<br />
ist, sondern bitte nur in dem Rahmen wie es Tante Paul in die<br />
Gesinnung passt.<br />
Nun ist diese Mail doch länger geworden als gedacht, ich hoffe es wirkt<br />
nicht zu sehr nach „auskotzen“ aber ich haben links-orientierten Menschen<br />
immer mehr Toleranz zugeschrieben als rechts-orientierten aber<br />
je mehr ich im Umfeld der Uni Bremen mitbekommen desto weniger<br />
glaube ich noch daran. Vielleicht habt Ihr Interesse an einer Stellungnahme,<br />
vielleicht auch nicht. Ich wollte das mal loswerden und das habe ich<br />
hiermit getan. Die Welt, ach nicht mal die den Campus der Uni Bremen<br />
werde ich damit verändern aber was solls ….<br />
Lukas<br />
Hei Lukas,<br />
schön, dass du dir die Zeit genommen hast, uns eine so lange Stellungnahme<br />
zu einem, bzw. mehreren Artikeln der Tant Paul zu<br />
schreiben. Beim lesen fielen uns allerdings viele Aspekte auf, die wir<br />
kommentierend anreißen möchten.<br />
Es gibt viele Begriffe und Definitionen von Rassismus. Für uns ist<br />
eine Form von Rassismus jedoch immer noch eine Benachteiligung<br />
bis hin zur Verfolgung von Personen auf Grund ihrer Herkunft bzw.<br />
ihrer Abstammung. Das hat aber wenig damit zu tun, was eine Person<br />
sich für eigenständige Gedanken macht. Du verwendest Rassismus<br />
wie einen recht breit gefassten Begriff, der jegliche Ablehnung<br />
gegen eine Person in Worte fasst. Die Bezeichnung eines/einer<br />
Polizisten_in als Bulle ist für dich somit genau das selbe wie die Beschimpfung<br />
eines people of colour als „Kanake“ . Wir sehen da einen<br />
gravierenden Unterschied: Als Polizist_in („Bulle“) wird niemand<br />
geboren, eine dunkle Hautfarbe ist jedoch ein Geburtsmerkmal, anhand<br />
dessen Rassist_<strong>innen</strong> den Wert eines Menschen beurteilen.<br />
Ein Bulle ist ein Teil der staatlichen Exekutive und ein Beruf, zu dem<br />
sich der jeweilige Mensch - aus welchem Grund auch immer – bewusst<br />
entschieden hat.<br />
Wenn du folgend behauptest es gäbe keinen Unterschied zwischen<br />
der geographischen Herkunft und der sozialen Herkunft, wirfst du<br />
zwei Sachen in einen Topf, die so nicht vergleichbar sind. Nach deiner<br />
Aussage müsste im Umkehrschluss die Zugehörigkeit zu einer<br />
ethischen Gruppe per se auch zu ökonomischen Wohlstand führen,<br />
wenn es sich dabei tatsächlich um das Gleiche handeln würde. Letztendlich<br />
wurde bei diesen Aussagen, wie „Papa zahlt“, wohl eher auf<br />
ökonomische Verhältnisse angespielt und nicht darauf, dass ein_e<br />
Student_in zufällig in ein wohlhabendes Elternhaus geboren wurde<br />
und deswegen diskriminiert werden sollte.In unserer gegenwärtigen<br />
kapitalistischen Gesellschaft gibt es Reichtum nur für wenige<br />
auf Kosten der Mehrheit, denn für eine kleine Gruppe von Menschen,<br />
die in großem ökonomischen Wohlstand leben muss es eine große<br />
Gruppe von Menschen in ökonomischer Armut geben. Engagement<br />
gegen diese ungerechten Verhältnisse mit Rassismus gleichzusetzen<br />
ist unserer Meinung nach gefährlich und fehl am Platz!<br />
Dass du "stark links" und "stark rechts" gleichsetzt, können wir<br />
ebenfalls nicht unkommentiert stehen lassen. Natürlich sind die<br />
Begriffe "links" und "rechts" als Beschreibung einer politischen Einstellung<br />
völlig unzureichend, da sie ursprünglich lediglich die Sitzordnung<br />
in frühen Parlamenten aus Sicht des Parlamentsvorsitzenden<br />
beschreiben. Es gibt nicht „die Linke“ und „die Rechte“. Verkürzt wollen<br />
wir hier links mit progressiven, emanzipatorischen, freiheitlichen<br />
Ansprüchen gleichsetzen; rechts mit konservativen, reaktionären,<br />
faschistoiden, faschistischen, rassistischen, sexistischen Gedanken.<br />
Beide Richtungen können auch unterschiedlich ausgeprägt sein, von<br />
autoritär bis libertär, der Unterschied zwischen diesen "beiden Richtungen"<br />
sollte aber auffallen. Dabei wollen wir es an dieser Stelle<br />
auch belassen, eine genauere kritische Betrachtung dieser Begriffe,<br />
würde an dieser Stelle zu weit führen. (und müsste auf die Gleichsetzung<br />
von links und rechts im Zusammenhang mit der „Extremismusklausel“,<br />
die die politischen Extreme gleichsetzt und so die Motivationen<br />
und Absichten verkennt, eingehen)<br />
Warum wir z.B. auf Gegendemonstrationen zu Naziaufmärschen<br />
auch mehr Handlungen befürworten, als den Faschist_<strong>innen</strong> nur<br />
Plakate entgegenzuhalten, können wir dir erklären: In einer freien<br />
und gleichberechtigten Gesellschaft ist kein Platz für rassistische,<br />
nationalistische, sexistische, antisemitische und autoritäre Einstellungen<br />
geben, da so Strukturen erhalten bleiben, in denen sich<br />
Menschen über andere stellen und eine Gleichberechtigung unmöglich<br />
machen. Jeder ungestörte faschistische Aufmarsch gibt den<br />
politischen Kräften hinter den Aufmärschen das Selbstbewusstsein<br />
weiter für ihre menschenverachtende Ideologie einzutreten und<br />
noch weitere Aktionsformen zu wählen, wie etwa bei den Pogromen<br />
von Rostock-Lichtenhagen 1992.
Termine.<br />
OKTOBER<br />
DI 18/10 Welcome to Europe – Ein transnationales Netzwerk<br />
stellt sich vor.<br />
Kulturzentrum Paradox, Bernhardstr. 12, 19:00 h<br />
Zwei Aktivist_<strong>innen</strong> von Welcome to Europe berichten<br />
von der Arbeit des Info-Mobils, bei der Flüchtlinge<br />
direkt auf den Fluchtrouten beraten werden<br />
und stellen ihren Webguide für Flüchtlinge und Migrant_<strong>innen</strong><br />
vor.WMI 19/10 Rassismus in der<br />
Leistungsgesellschaft<br />
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, 20:00 h<br />
Das mediale Ereignis der "Sarrazindebatte" führte<br />
zu einer breiten gesellschaftlichen Verschiebung<br />
nach rechts, enttabuisierte rassistisches Denken<br />
und verband in besonderer Weise Rassismus mit<br />
Elite- und Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexes<br />
Ereignis wird dem Ende August 2011 erscheinenden<br />
Sammelband "Rassismus in der Leistungsgesellschaft"<br />
in 15 Beiträgen mit unterschiedlichen<br />
theoretischen Perspektiven kritisch analysiert.<br />
20/10-30/10 7. Bremer Klezmerfest<br />
Weserterassen, Osterdeich 70b, Bremen<br />
Klezmer ist im Ursprung die Musik der osteuropäischen<br />
Juden im <strong>Mit</strong>telalter gewesen, die von umherziehenden<br />
Musikern, den Klezmorim, überall<br />
dort gespielt wurde, wo es gewünscht war.<br />
SA 22/10 Party<br />
Kurzschluss, Lahnstr. 16, Bremen, 20:00h<br />
Feine Getränke und feine Musik vom DJ<br />
DO 27./10 Die Todesmärsche 1944/45- Das letzte Kapitel des<br />
nationalsozialistischen Massenmords<br />
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, 20:00h<br />
Lesung mit dem Autor Daniel Blatman.Im Winter<br />
1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren,<br />
die alliierten Truppen in die Hände zu fallen<br />
drohen.<br />
SA 29/10 Homophober Moslem, toleranter Westen?<br />
Mediencoop/Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 19:00h<br />
Auf einmal interessieren sich auch Konservative für<br />
die Probleme von Homosexuellen – nämlich wenn<br />
diese Opfer von Gewalt werden, die von „Fremden“<br />
ausgeht. Diese werden von ihnen einer „rückständigen“<br />
und „andersartigen“ Kultur zugeordnet, von<br />
der sie sich selbst abheben möchten. In seinem<br />
Vortrag dekonstruiert Georg Klauda diesen kulturalistischen<br />
Mythos.<br />
SO 30/10 Umsonsttagstee<br />
Kurzschluss, Lahnstr. 16, 16:00h<br />
MO 31/10 Kennen Sie Marx? Marxsche Theorie und der<br />
Verlust marxistischer Gewissheiten.<br />
Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 20:00h<br />
Der Vortrag bietet eine verständliche Einführung in<br />
die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation<br />
sowohl des traditionellen Marxismus als auch der<br />
kritischen Marxismen.<br />
NOVEMBER<br />
MI 09/11 Die sogenannte Reischskristallnacht in Bremen<br />
(Stadtrundgang)<br />
Treffpunkt: Ecke Obernstr./Sögestr., 15:00-17:00h<br />
Wie überall in Deutschland wurden auch in Bremen<br />
am 9. und 10. November 1938 in Bremen die Synagogen<br />
angezündet, Juden und Jüd<strong>innen</strong> aus ihren<br />
Wohnungen geprügelt, einige von ihnen ermordet<br />
und viele in KZs verschleppt.<br />
11/11-13/11 TURN IT UP! SPRAY IT LOUD! Antisexistisches Hip<br />
Hop Event<br />
Wo &wann: www.rosa-luxemburg.info/2011/11/11/<br />
Wir haben Bock uns mit der Hip Hop Kultur auseinander<br />
zu setzen und die Rolle von Frauen im Hip<br />
Hop, sowie sexistischer Diskriminierung zu beleuchten.<br />
Wir haben Bock coolen, korrekten und<br />
queer-feministischen Rap zu hören und wollen in<br />
einer Atmosphäre diskutieren und feiern, in der niemand<br />
aufgrund irgendeines Geschlechts, des Aussehens<br />
oder des Begehrens blöd angeguckt oder<br />
belästigt wird. Und wir haben Bock kreativ zu sein,<br />
zu sagen, was scheiße läuft, aber auch Bock etwas<br />
zu machen, was das Potential hat cool zu werden.<br />
26/11 My Angry Strings - queerfeministischer Abend<br />
Spedition, 19:30h<br />
Vortrag über Frauen in den Ursprüngen der Rockmusik<br />
1920-1960: Musik und Musikbewegungen<br />
werden gerne als subkulturell und irrelevant für politische<br />
Veränderungen abgetan. Dabei wird übersehen,<br />
dass gerade Musik eine wichtige Ausdrucksform<br />
für soziale Bewegungen ist.<br />
Aktiven-Verteiler.<br />
Der Aktiven-Verteiler wird von LiSA verwaltet und ist eine über die Universität hinausgehende politische E-Mail Plattform, die einen Versuch<br />
der Vernetzung und des Austausches darstellt. Der Aktiven-Verteiler dient zur Verbreitung von Informationen über linke, emanzipatorische<br />
Projekte, Veranstaltungen, Ereignissen, Aktionen jenseits von etablierten Institutionen wie Parteien, NGOs und anderen. Wenn ihr<br />
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