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# Mit Erstsemester_innen Spezial # LiSAs - kritisches O ...

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Ausgabe Nr. 4, <strong>Mit</strong>te Oktober 2011<br />

TantePaul<br />

Wenn ich groß bin, werd ich Humankapital !<br />

# <strong>Mit</strong> <strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong> <strong>Spezial</strong><br />

# <strong>LiSAs</strong> - <strong>kritisches</strong> O-Wochenprogramm<br />

# Vorstellung des Jugendhaus Buchte<br />

# und viele Veranstaltungstips


02 Kurzmeldungen<br />

Inhalt<br />

Kurzmeldungen ......................................... 3<br />

Werden Studis in Gremien ernst<br />

genommen? ............................................... 5<br />

Die Buchte - unser Haus! ........................ 6<br />

Alles muss mensch selber machen! ...... 7<br />

Das Uni-ABC .............................................. 9<br />

Kritische Orientierungs-Woche<br />

von LiSA. .................................................. 13<br />

Von der Kaderschmiede zum<br />

Standortfaktor ........................................ 16<br />

Ein Verbrecher tritt zurück ....................20<br />

Leserbrief .................................................23<br />

Termine.....................................................24<br />

Wer ist eigentlich<br />

Editorial<br />

Moin! Und willkommen zurück in der Vorlesungszeit – mittlerweile mit<br />

der 4. Ausgabe der TantePaul, wir haben´s ins nächste Semester geschafft!<br />

Und das beginnt gleich mit einem riesigen Ersti-Ansturm: Allein im Bundesland<br />

Bremen gab es 52.000 Bewerber_<strong>innen</strong> auf insgesamt 7.000<br />

Studiplätze. Es dürfen sich also diejenigen glücklich schätzen, die direkt<br />

oder über Los einen Platz bekommen haben. Trotzdem will TantePaul<br />

Studiplätze für Alle!<br />

In dieser TantePaul Ausgabe gibt es ein <strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong>-<strong>Spezial</strong>:<br />

Viele Infos, etwas zur Uni-Geschichte und das O-Wochenprogramm<br />

von LiSA, d.h. jede Menge interessante Veranstaltungen (nicht nur) für<br />

Erstis.<br />

Eine Vorschau aufs Semester zeigt, dass einiges Spannendes ansteht:<br />

Die Uni feiert ihr 40. Jubiläum, wozu es auch Veranstaltungen geben<br />

wird, welche die Uni-Geschichte kritisch beleuchten werden; demnächst<br />

wird im AS der_die neue König_in Rektor_in gewählt; und nach dem<br />

Sommerloch stehen jede Menge Termine im Kalender an.<br />

TantePaul freut sich immer über zugeschickte Beiträge (tantepaul@<br />

allesfueralle.org), dieses Mal z.B. über den „Guttenberg-Text“ der Jungen<br />

Linken (wir haben's nicht geschafft, ihn eher abzudrucken, sorry!)<br />

und hofft, das eine oder andere neue Gesicht beim nächsten offenen<br />

Redaktions-Treffen zu sehen (jeden 1. Montag im Monat, bei Interesse<br />

schickt einfach ne Mail).<br />

Dann ran an's lesen!<br />

Paul?<br />

Wir sehen TantePaul als Versuch, das schreckliche Grau der Bremer<br />

Uni ein wenig zu durchbrechen und ein wenig Farbe in den Uni-<br />

Alltag zu bringen.<br />

Farbe? <strong>Mit</strong> einem Schwarz-Weiß-Druck? Wir möchten mit dieser<br />

Zeitung das Farb- spektrum jenseits von Zementgrau und Perldunkelgrau<br />

erreichen, indem wir selb- storganisiert, unkommerziell,<br />

unabhängig ein Medium ins Leben rufen, indem eine Kri- tik an<br />

Bestehendem möglich ist. Wir wollen weder unseren Lebenslauf<br />

erweitern, noch die Position irgendeiner Institution oder Partei<br />

einnehmen. Abgesehen davon haben wir in dieser Zeitung keinen<br />

Platz für Sexismus,<br />

Rassismus oder andere Arten der Diskriminierung. <strong>Mit</strong><br />

hoher Wahrscheinlichkeit stellt sich für den ein oder anderen<br />

Menschen die Frage, warum denn nun alles so grau ist an dieser<br />

Uni. Solange sich die Uni zu einer wirtschaft- streuen Ausbildungsmaschine<br />

entwickelt, in der freie und kritische Bildung<br />

nicht ein- mal mehr Anspruch sein soll, helfen auch keine farbigen<br />

MZH-Anbauten, Farben in den Uni-Alltag zu bringen. Auch die<br />

„liebevoll“ gestalteten Werbebanner der Hochschul- werbung auf<br />

dem Campus machen die Uni nicht bunter. Im Gegenteil.<br />

P.S.: Das bearbeitete Titelbild „golden gated city“ stammt im Original<br />

von Eric Drooker. Ansonsten viel Text, wenig Bild.<br />

Kontakt<br />

tantepaul@allesfueralle.org<br />

http://tantepaul.blogsport.de/<br />

Herausgeber_<strong>innen</strong><br />

Offene TantePaul Redaktion (momentan<br />

einige Menschen von LiSA, Aktive der HS<br />

Bremen und Einzelpersonen) - trifft sich<br />

jeden 1. Montag im Monat, siehe Kontakt<br />

Auflage<br />

circa 2000 Stück<br />

TantePaul<br />

Personen, die...<br />

...diese Zeitung verteilen sind nicht verantwortlich<br />

für deren Inhalt.<br />

Eigentumsvorbehalt<br />

Nach diesem Eigentumsvorbehalt ist diese<br />

Zeitung solange Eigentum des_ der Absender_in,<br />

bis sie den Gefangenen ausgehändigt<br />

worden ist. „Zur-Habe-Nahme“ ist keine<br />

Aushändigung im Sinne des Vorbehalts.<br />

Wird die Zeitung den Gefangenen nicht<br />

persönlich ausgehändigt, ist sie der_dem<br />

Absender_in mit dem Grund der Nichtaushändigung<br />

zurückzuschicken.


TantePaul Kurzgefasst 03<br />

Kurzgefasst.<br />

Bewerbungsansturm auf die Bremer Uni<br />

<strong>Mit</strong> den ersten doppelten Abiturjahrgängen<br />

aus Niedersachsen und andern G8-<br />

Bundesländern, sowie dem Wegfall des<br />

Wehr- und Zivildienstes summierten sich<br />

die Bewerber_<strong>innen</strong>zahlen allein von der<br />

Uni Bremen dieses Jahr auf rund 32.000, bei<br />

4.000 zur Verfügung stehenden Plätzen.<br />

Nach Angaben der taz gab es ca. 52.000<br />

Bewerber_<strong>innen</strong> auf nur 7.400 Plätze in<br />

ganz Bremen. Im Umkehrschluss heißt<br />

das, dass lediglich jede_r 7. Bewerber_in<br />

einen Studienplatz bekam! In Folge dessen<br />

sahen sich viele Studiengänge gezwungen<br />

einen NC einzuführen, um dem zu erwartenden<br />

Ansturm gerecht zu werden. Dabei<br />

stellt sich allerdings die Frage, warum<br />

auf Länderebene nicht schon im Vorfeld<br />

reagiert wurde, denn laut Pressestelle der<br />

Universität Bremen bewegt sich diese mit<br />

den 4.000 zur Verfügung gestellten Studienplätzen<br />

an der Kapazitätsgrenze. Auch<br />

aus dem CDU-regierten Niedersachsen<br />

hätte Unterstützung eingefordert werden<br />

können, immerhin kommen 38% der Bewerber_<strong>innen</strong><br />

von dort, im Vergleich dazu<br />

aus Bremen lediglich 10%. Für die heutigen<br />

und zukünftigen Studierenden wird dieser<br />

Mangel an Finanzierung zur Folge haben,<br />

dass sie sich auf noch mehr Wettbewerb<br />

und Konkurrenzdruck an der Uni oder<br />

Hochschule vorbereiten müssen, wenn sie<br />

nicht schon vom Turbo-AbiAbitur erdrückt<br />

wurden.<br />

Rektor_<strong>innen</strong>wahl - alle (5) Jahre wieder<br />

...ist es soweit: die Wahl eines neuen Uni-<br />

Oberhauptes steht vor der Tür. Am 16.<br />

November sollen die zwei Kandidat_<strong>innen</strong>,<br />

zwischen denen es dann zu wählen geht,<br />

im Akademischen Senat (AS) vorgestellt<br />

werden. Die Sitzungen des AS sind öffentlich,<br />

sodass jede_r Interessierte_r dort<br />

auftauchen und sich einen ersten Eindruck<br />

verschaffen kann. Dank dem hochumjubelten<br />

parlamentarischen Demokratiesystem<br />

dürfen jedoch nur noch die 22 <strong>Mit</strong>glieder<br />

des AS wählen. Doch wie so oft bei Wahlen<br />

geht es letztendlich auch nur darum, das<br />

kleinere Übel zu wählen. Schließlich heißt<br />

Rektor sein, das Unternehmen Universität<br />

zu führen und da ist nunmal Geld und<br />

Reputation wichtiger als Bedürfnisse und<br />

Wünsche von Studierenden.<br />

Planungsprobleme für die O-Woche<br />

Bei der O-Wochenplanung wurden die Stu-<br />

gen in diesem Jahr nicht, wie in der Vergangenheit,<br />

eingebunden. Stattdessen verlegte<br />

das Dezernat 6 den Tag für Infostände<br />

der Stugen von Montag auf Donnerstag,<br />

ohne dies vorher abzusprechen (was einmal<br />

wieder zeigt, wie die Univerwaltung<br />

mit Studis umgeht). So kam es zu Verwirrung<br />

und Planungsschwierigkeiten. Aufgrund<br />

von Protesten hat es ein klärendes<br />

Gespräch dazu gegeben, welches nunmehr<br />

beide Termine für Infostände offen lässt.<br />

„Her mit der Kohle“<br />

Wie TantePaul erfuhr, hat der neue AStA<br />

Schwierigkeiten gehabt, die Löhne an die<br />

rund 40 AStA Angestellten auszuzahlen.<br />

Dies betrifft die Monate Juli und August.<br />

Erst auf Nachfrage der Angestellten reagierte<br />

der Vorstand. Bis dahin hatte er<br />

es nicht nötig, sich für das Ausbleiben<br />

der Kohle zu rechtfertigen. Ob das auch<br />

was damit zu tun hat, dass die 2. Vorsitzende,<br />

die schon in Ihrer Abwesenheit gewählt<br />

wurde, sich seitdem kaum auf der<br />

AStA-Etage hat blicken lassen, oder ob es<br />

stimmt, dass die Bremer Landesbank über<br />

2 Monate Probleme mit der Automatisierung<br />

der Überweisung hatte, bleibt erst<br />

einmal spekulativ.<br />

Exzellentes Exzellenzgelaber<br />

Im August ließ die Uni verlauten, dass sie<br />

nun offiziell ihren Antrag für die nächste<br />

Runde der Exzellenzinitiative eingereicht<br />

hat. Unter dem nichtssagenden Titel „Ambitioniert<br />

und agil“ sieht sich die Uni in ihrer<br />

Zukunft als aufsteigende Forschungsuni,<br />

die „junge Spitzenwissenschaftler<strong>innen</strong><br />

und -wissenschaftler aus aller Welt (...)<br />

an der Uni Bremen einen Ort für ihre Forschungen“<br />

zur Verfügung stellen will und<br />

eine systematische Unterstützung der<br />

Karriereentwicklungen garantiert. Die Uni<br />

als „Campus für junge Talente“ zeichnet<br />

ein Bild der Zukunft ab, welches passend<br />

zu der Aussage des Rektors ist, dass ein<br />

Universität in der heutigen Zeit sich auch<br />

überlegen müsse, wie sie ohne Studierende<br />

auskommen kann. Wir sind auf dem allerbesten<br />

Weg dahin.<br />

Bullerei auf der Praxisbörse II<br />

Wie Tante Paul schon in der Ausgabe Nr. 3<br />

berichtet hat, wurde dieses Jahr die umstrittene<br />

Praxisbörse vor Ort von unserem<br />

„Freund und Helfer“ begleitet. Laut Anfrage<br />

im AS hatte „das Rektorat die Polizei über<br />

die Durchführung der Veranstaltung informiert<br />

und gebeten, diese in ihre Einsatzüberlegungen<br />

mit einzubeziehen“. Dies begründet<br />

die Unileitung damit, dass es „bei<br />

vormaligen Praxisbörsen“ zu „Übergriffen<br />

auf Aussteller und ihre Stände“ kam. Die<br />

Praxisbörse versucht seit 1994 einen „Personaltransfer<br />

zwischen Wissenschaft und<br />

Wirtschaft“ herzustellen, und leistet somit<br />

konkret ihren Teil zur Ökonomisierung der<br />

Uni, indem sie Unternehmen Raum an der<br />

Uni bietet, sich zu präsentieren. Die vergangenen<br />

Proteste richteten sich z.B. gegen<br />

die Teilnahme von Rüstungskonzernen<br />

(u.A. Farbliche Markierung des EADS-Standes);<br />

dass Proteste nun präventiv und mithilfe<br />

der Staatsgewalt verhindert werden<br />

sollen, ist allerdings neu, markiert aber den<br />

Kurs der Unileitung: „von oben herab“ anstatt<br />

offen zu diskutieren, wer diese Börse<br />

überhaupt will.<br />

Nächster Schritt zur Elite: Vergabe der-<br />

Deutschlandstipendien<br />

<strong>Mit</strong> dem Beginn des Wintersemester<br />

vergibt die Uni erstmalig sogenannte<br />

Deutschlandstipendien im Rahmen des<br />

von der schwarz-gelben Bundesregierung<br />

beschlossenen Nationalen Stipendienprogramms.<br />

Das auf monatlich 300 € dotierte<br />

und durchweg leistungsorientierte Stipendium<br />

wird zu je 50% vom Bund und aus privater<br />

Hand, sprich aus Unternehmen, Stiftungen,<br />

Vereine und Privatpersonen mit<br />

wirtschaftlichen Interessen finanziert. Das<br />

Deutschlandstipendium an der Bremer Uni<br />

unterstützen unter anderem etablierte<br />

Banken, wie die Bremer Landesbank und<br />

die Sparkasse, der Förderverein des Industrieclubs<br />

Bremen e.V., die Handelskammer<br />

Bremen, sowie die Stiftung des Unternehmen<br />

Kieserling, welches mitunter dick<br />

im Geschäft mit Atomtransporten durch<br />

Bremen ist. Sogar Wilfried Müller, der Rektor<br />

der Uni Bremen ist mit von der Partie.<br />

Bis jetzt sind es etwa 40 Akteur_<strong>innen</strong> aus<br />

Industrie und Wirtschaft, die an ganze 76<br />

von 18000 Studis ein Stipendien verteilen.<br />

Das „Elitestipendium“ wird unabhängig<br />

vom Einkommen vergeben. Schlappe 0,45%<br />

der Studis in ganz Deutschland erhalten<br />

diese Finanzspritze. Dieser neu eingeführte<br />

Obolus für die besonders Tüchtigen<br />

verstärkt das Leistungsprinzip weiter und<br />

bläst dem steigenden Konkurrenzkampf<br />

schon unter Studierende und der Individualisierung<br />

zusätzlich Wind in die Segel. Wie


04 Kurzgefasst<br />

nah Wirtschaft und Universität zusammenarbeiten<br />

macht zudem das Zitat des<br />

Hauptgeschäftsführers der Handelskammer<br />

Bremen, M. Fonger deutlich: “Die große<br />

Beteiligung der Bremer Unternehmen<br />

am Deutschlandstipendium zeigt, dass die<br />

Wirtschaft in unserer Region diese Entwicklung<br />

voll unterstützt und die Universität<br />

Bremen als wichtigen Partner stärken<br />

möchte“ Es lebe Wirtschaft und Industrie!<br />

Nieder mit kritischer Wissenschaft!<br />

Schüler_<strong>innen</strong> besetzten Schulen<br />

Ein gutes Vorbild für uns Studies. Die<br />

Schüler_<strong>innen</strong> in Bremen nehmen sich ihren<br />

Raum und protestieren gegen die Bildungszustände<br />

an Bremer Schulen. Nach<br />

Kürzungen von Lehrstunden besetzten<br />

Schüler_<strong>innen</strong> am 7. September als erstes<br />

das Gymnasium an der Hamburger Straße.<br />

In den darauffolgenden Wochen wurden<br />

weitere Gymnasien besetzt, wie das<br />

Alte Gymnasium, das Schulzentrum der<br />

Sekundarstufe II an der Delmestraße in<br />

der Bremer Neustadt und das Kippenberg-<br />

Gymnasium in Schwachhausen. Die Schüler_<strong>innen</strong><br />

fordern nicht nur die Rücknahme<br />

der Kürzungen, sondern setzten sich für<br />

mehr <strong>Mit</strong>bestimmung ein.<br />

TantePaul erklärt sich mit den Schüler_<strong>innen</strong><br />

solidarisch!<br />

Grund zum Feiern? Das BAföG wird 40<br />

1971 wurde das BAföG als Vollzuschuss<br />

zum Studium eingeführt. 1972 wurden fast<br />

45% aller Studis gefördert und das BAföG<br />

auf Schüler_<strong>innen</strong> und Auszubildende ausgeweitet.<br />

Doch schon zwei Jahre kam es<br />

zum ersten Rückschritt. Das BAföG gibt<br />

es seit 1974 nur noch als Darlehen, aber<br />

immerhin ohne Zinsen. Im Laufe der Jahre<br />

treten immer weitere Reduzierungen und<br />

Verschlechterungen ein, sodass 1999 nur<br />

noch 12,6% der Studierenden vom BAföG-<br />

Amt gefördert wurden. Nachdem 2001<br />

die rot-grüne Regierung nach jahrelangen<br />

Minimal-Erhöhungen Bedarfssätze und<br />

Freibeträge erhöhte, schienen die Wogen<br />

vorerst wieder geglättet. Doch in den darauffolgenden<br />

Jahren passierte dann lange<br />

mal wieder nichts. Die letzte BAföG-Erhöhung<br />

um 10% gab es 2005. Seitdem gab es<br />

2010 noch einmal eine kleinere Erhöhung<br />

und die Änderung von einigen Details, die<br />

sich zwar teilweise als durchaus sinnvoll<br />

erwiesen haben, aber letztendlich nur ein<br />

weiterer Tropfen auf den viel zu heißen<br />

Was verstehen wir Frauen auch von Politik?<br />

Entnazifizierung ganz normaler Frauen in Bremen (1945-52)<br />

Termine:<br />

* <strong>Mit</strong>twoch, 2. November 2011, 19.30 Uhr<br />

* Dienstag, 15. November 2011, 19.30 Uhr<br />

* Dienstag, 22. November 2011, 19.30 Uhr<br />

Stein waren. Betrachtet mensch die Anfänge<br />

des BAföG, dessen Entwicklung in<br />

den vergangenen 40 Jahren und den Punkt,<br />

wo es heute angekommen ist, dann gleicht<br />

es einer rasanten Talfahrt, deren sich auch<br />

kleine Verbesserung nicht in den Weg stellen<br />

können.<br />

Nur noch in Niedersachsen und Bayern<br />

Studiengebühren<br />

Dass Studiengebühren scheiße sind, ausgerechnet<br />

die Schwächsten treffen und<br />

Bildung für bestimmte Teile der Gesellschaft<br />

verschließen, war uns von Anfang<br />

an klar. Langsam scheint diese Erkenntnis<br />

auch bei den Landesregierungen anzukommen.<br />

Nach und nach ziehen immer<br />

mehr Länder die Studiengebühren zurück.<br />

Beständig auf Studiengebühren bestehend<br />

bleiben jedoch Bayern und genau vor unserer<br />

Haustür auch Niedersachsen. Und<br />

viele Bundesländer wie Bremen, Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz und weitere, die zwar Studiengebühren<br />

in Regelstudienzeit ablehnen,<br />

bleiben in Fragen zu Langzeitstudiengebühren<br />

beharrlich. Es gibt noch viel zu<br />

tun, also dran bleiben! Bildung darf nichts<br />

kosten! Freie Bildung für Alle!<br />

Bremen, August 1945. Die Internierungslager der Alliierten füllen sich<br />

rasch. Nicht nur mit Männern. Auch Frauen werden inhaftiert. „Ganz normale“<br />

Frauen, die im NS-Staat vielfältige Handlungsmöglichkeiten nutzen<br />

konnten. Waren sie fanatische Anhänger<strong>innen</strong> des Nationalsozialismus,<br />

wie die amerikanische Militärregierung befürchtete? Nur Befehlsempfänger<strong>innen</strong>,<br />

unwissende <strong>Mit</strong>läufer<strong>innen</strong> oder gar Opfer, wie viele Frauen<br />

behaupteten?<br />

Gestapo-Agentin und Denunziantin, KZ-Aufseherin und Funktionärin<br />

der NS-Frauenschaft, SS-Helferin und Fürsorgerin, Lehrerin und Ärztin,<br />

weiblicher Kapo und Sekretärin der Gestapo in Bremen oder im fernen<br />

Minsk. Sie alle werden entnazifiziert. Wie erklären sie nach 1945 ihr Handeln?<br />

Welches Bild entwerfen sie im Entnazifizierungsverfahren von sich<br />

selbst? Wie deutet die deutsche Nachkriegsgesellschaft ihre Aktivitäten?<br />

Was verstehen diese „ganz normalen“ Frauen unter Politik?<br />

www.sprechende-akten.de<br />

TantePaul


TantePaul Gremienarbeit - ein Erfahrungsbericht 05<br />

Werden Studis in Gremien<br />

ernst genommen?<br />

TantePaul bekam von einem ehemaligen Aktiven des StugA Digitale Medien einen Bericht über seine<br />

Erfahrung in und mit universitären Gremien zugeschickt. Wir drucken diesen hier nun gern für euch<br />

ab:<br />

Um diese Frage zu beantworten muss ich<br />

wohl etwas weiter ausholen. Als ich 2007<br />

anfing im Studiengang digitale Medien<br />

auf einen Bachelor hinzustudieren gab es<br />

gar keine Studis in unseren Gremien. Das<br />

hat den einfachen Grund, dass wir keinen<br />

StugA hatten und auch sonst niemanden<br />

in der Studierendenschaft der digitalen<br />

Medien, der/die sich über ein EsO Mentorenprogramm<br />

hinaus engagiert hätte. Im<br />

studentischen Alltag hat diese Funktionen<br />

der StugA Informatik mit übernommen. Als<br />

ich mit 2 <strong>Mit</strong>studierenden den Entschluss<br />

fasste, einen StugA digitale Medien zu<br />

gründen erfuhr ich, dass wir nicht die ersten<br />

waren. In den ca 7 Jahren, die es den<br />

Studiengang zu diesem Zeitpunkt gab, hatten<br />

sich bereits mehrere Stugen gebildet<br />

und waren wieder im Sande verlaufen. Damals<br />

glaubte ich an fehlendes Engagement<br />

oder Fehlplanung.<br />

<strong>Mit</strong> sehr lobenswerter Hilfe aus dem StugA<br />

Informatik war die Gründung dann relativ<br />

schnell erledigt und die Gremien unter den<br />

Gründungsmitgliedern verteilt. Danach politisierten<br />

wir im Studiengang mit, wurden<br />

zu Meinungen und Vorschlägen befragt<br />

und nahmen sogar konstruktiv an langen<br />

Sitzungen zur langfristigen Planung des<br />

Studiengang Teil. Alles war toll. Das erste<br />

Studienjahr war dann auch schneller<br />

um, als man dachte und unsere erste EsO<br />

stand an. Da haben wir auch in der Tat eine<br />

ebenfalls anfangs 3 Mann (bzw. ebenfalls<br />

2 Mann und eine Frau) starke Nachwuchstruppe<br />

rekrutiert. Der StugA schien auf<br />

Erfolgskurs. Im Laufe des Semesters kam<br />

noch ein Nachzügler dazu. Damit waren<br />

wir auf rekordverdächtige 7 <strong>Mit</strong>glieder angewachsen.<br />

Nach einiger Zeit jedoch gelangte<br />

der Studiengang dann in politische<br />

Schieflage. Um im folgenden verständlich<br />

zu bleiben, sollte man erwähnen, dass der<br />

Studiengang digitale Medien zu diesem<br />

Zeitpunkt eine Kooperation aus allen 4 öffentlichen<br />

Hochschulen des Landes Bremen<br />

(Uni, HS Bremen, HS Bremerhaven,<br />

Hochschule für Künste) war. Jeder Studi<br />

durfte überall Veranstaltungen besuchen,<br />

ohne nennenswerte Hürden, und mit Ausnahme<br />

der HSBler musste sogar jeder zwischendurch<br />

an die HfK. Die meisten Studis<br />

liebten dieses Konzept. Leider sah das der<br />

Lehrkörper anders. Einigen Lehrenden der<br />

Uni und der HfK schien die Lehrqualität sowie<br />

die Inhalte der Fachhochschulen nicht<br />

recht zu sein und einen großartigen Mehrwert<br />

schienen einige auch nicht in der vierteiligen<br />

Kooperation zu sehen; wohl aber<br />

einen deutlichen Mehraufwand. Die angestrebte<br />

Lösung: Zweiteilige Kooperation<br />

ohne die FHs. Frist um Frist für die mittel-<br />

bis langfristige Planung des Studiengangs<br />

verstrich, ohne dass die gemeinsame Kommission<br />

Digitale Medien (das gemeinsam<br />

beschließende Gremium des Studiengangs<br />

insgesamt an allen vier Hochschulen) eine<br />

klare Stellung beziehen wollte. Die einen<br />

hatten nichts zu melden und die anderen<br />

meinten, sie bräuchten sich nicht schriftlich<br />

oder auch nur mündlich klar zu äußern.<br />

Wir veranstalteten eine Unterschriftensammlung,<br />

eine Vollversammlung speziell<br />

zu dem Thema, an der auch ein guter Teil<br />

des politisch aktiven Lehrkörpers teilnahm,<br />

machten Umfragen in der Studierendenschaft<br />

und so weiter und sahen bald: Die<br />

Studis wollten einen Vierer-Studiengang.<br />

Diese ganze Diskussion wurde dann unter<br />

anderem durch unser Engagement öffentlich,<br />

doch leider schienen die Fronten nach<br />

wenigen Monaten endgültig verhärtet. Die<br />

einen können nicht ohne die anderen und<br />

die anderen wollen nicht mit den einen und<br />

keiner sah Potential, einen Kompromiss zu<br />

finden.<br />

<strong>Mit</strong> diesen Informationen im Rücken baten<br />

wir die GK (gemeinsame Kommission)<br />

wieder um eine klare Stellungnahme und<br />

letztlich kam es zu einer erzwungenen<br />

Kampfabstimmung, welche wir tatsächlich<br />

mit einer Stimme Vorsprung gewannen,<br />

obwohl an dem Tag mehrere unserer<br />

stimmberechtigten Unterstützer gar nicht<br />

anwesend waren. Und das Ende vom Lied?<br />

Die GK formulierte eine Stellungnahme an<br />

die LRK, deren Anfrage nach einer solchen<br />

wir als Hebel für die Abstimmung genutzt<br />

hatten, in der sinngemäß stand, dass 'die<br />

GK durch mit knapper Mehrheit für die<br />

Kooperation gelaufene Abstimmung sowie<br />

die vorherige gespaltene Diskussion<br />

einen klaren Dissens belegt, auf dem sich<br />

keine Kooperation aufbauen lässt und die<br />

Aufspaltung umgesetzt. Seit dem ist ein<br />

weiteres Jahr vergangen, nachdem in dem<br />

politischen Chaos immerhin noch ein Studi<br />

rekrutiert werden konnte und ein Master<br />

Senior Student dazu kam sind wir letztes<br />

Jahr leer ausgegangen und für die jetzt<br />

bevorstehende EsO sehe ich auch nicht<br />

viel Hoffnung. Nach der Abstimmung war<br />

unsere Meinung ganz nebenbei bemerkt<br />

auch nicht mehr so gefragt wie zuvor, auch<br />

wenn wir offiziell in den Kleinrunden, die<br />

die Zukunft der zweier Kooperation planen<br />

sollten, willkommen waren; umgesetzt<br />

wurde nur, was den Lehrenden in den Kram<br />

passte. Die GK hat nun auch soweit mir bekannt<br />

ist bald ein Jahr nicht mehr getagt<br />

- der festgesetzte Rhythmus beträgt 2-3<br />

Monate. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum<br />

in den Jahren vor uns augenscheinlich kein<br />

StugA den Generationswechsel erlebt hatte.<br />

Aber eventuell kommt ja nach uns ein<br />

neuer. Jetzt werden unsere DMler aber<br />

erst mal Stück für Stück wieder dem StugA<br />

Informatik übergeben, der sie auch vor<br />

uns betreut hatte, bis der Kreis von neuem<br />

beginnt und neue, engagierte Studis unser<br />

Zepter übernehmen um für einen studierenswerteren<br />

Studiengang zu kämpfen.<br />

Zum Abschluss möchte ich noch darauf<br />

hinweisen, dass es sich hier um meine persönliche<br />

Meinung und Wahrnehmung handelt<br />

und nicht um die, des StugA, welche in<br />

Teilen deutlich von der meinen abweichen<br />

kann.<br />

Marc Modrow, Gründungsmitglied des<br />

StugA digitale Medien.


06 Die Buchte - unser Haus!<br />

Die Buchte<br />

- unser Haus!<br />

Das Jugendhaus Buchte ist über einen längeren Zeitraum hinweg<br />

zu einem feststehenden Begriff in Bremen geworden, auch wenn<br />

es in den letzten Jahren ruhig um das Haus geworden war.<br />

... Dies soll sich in den kommenden Jahren<br />

wieder ändern. Das Gebäude in der<br />

Buchtstraße 14/15 gehörte der Immobilien<br />

Bremen, doch seit dem 29.09.2011 ist die<br />

Buchte in den Händen der Nutzer*<strong>innen</strong>,<br />

denn das Haus wurde von der Naturfreundejugend<br />

(Nfj) gekauft.<br />

Doch was steckt eigentlich hinter dem Jugendhaus?<br />

Die Nfj ist Träger der Buchte. Anders als<br />

der Name vermuten lässt, hat die Nfj nicht<br />

nur ökologische Ziele: Das Engagement<br />

erstreckt sich über den Umweltbereich<br />

hinaus und strebt die „Überwindung des<br />

Kapitalismus“ an. Die Bewegung ist aus<br />

dem Arbeiter*<strong>innen</strong>kampf heraus entstanden<br />

und „engagiert sich gegen Krieg<br />

und Faschismus, gegen Unterdrückung<br />

und Ausbeutung von Mensch und Natur“.<br />

Dementsprechend hat es sich die Buchte<br />

zur Aufgabe gemacht, linksorientierte<br />

Jugendarbeit zu betreiben. Als selbstverwaltetes<br />

Jugendhaus tut sie dies jedoch<br />

nicht nur, indem sie Freizeiten für Kinder,<br />

internationale Jugendbegegnungen und<br />

Jugendleiter*<strong>innen</strong>-Ausbildungen anbietet,<br />

sondern lebt vor allem davon, dass<br />

Jugendgruppen, Initiativen und Verbände<br />

die Räumlichkeiten des Hauses für ihre<br />

Aktivitäten nutzen. <strong>Mit</strong>bestimmung von<br />

Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen<br />

ist nicht nur erwünscht, sondern die<br />

Voraussetzung dafür, dass die Buchte sich<br />

selbst verwirklichen kann.<br />

Zurzeit wird die Buchte von Gruppen mit<br />

verschiedensten Interessen genutzt: Theatergruppen,<br />

politisch aktive Gruppen sowie<br />

Fußball- und Computerbegeisterte. Diese<br />

Gruppen besitzen jeweils einen Schlüssel<br />

für die Buchte und somit steht ihnen diese<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung.<br />

In der Buchte gibt es eine kleine T-<br />

Stube, die mit einem kleinen Herd und einer<br />

Spülmaschine ausgestattet ist sowie einen<br />

großen Saal, der ebenfalls genutzt werden<br />

kann. In den letzten Jahren haben sich Ju-<br />

gendliche und junge Erwachsene jedoch<br />

nicht nur in ihren regelmäßigen Gruppen<br />

getroffen, sondern es wurden auch einmalige<br />

Veranstaltungen wie Partys und<br />

Politveranstaltungen von Hausinternen<br />

sowie Externen durchgeführt. Zum Beispiel<br />

kamen im Februar diesen Jahres das<br />

„Berlin Boom Orchestra“, „Sookee“ und<br />

„Schlagzeiln“ in die Buchte und im letzten<br />

Jahr wurde eine Info-Veranstaltung zum<br />

Castor-Transport ausgerichtet.<br />

Zurzeit sind die haupt- und ehrenamtlichen<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter vollauf damit beschäftigt<br />

Spenden zu sammeln, um das Haus<br />

im Frühjahr 2012 sanieren zu lassen. Seit<br />

Jahren ist ein Teil des Hauses aufgrund eines<br />

Schwammbefalls nicht mehr komplett<br />

nutzbar. Auch hier freut sich die Buchte,<br />

neue Gesichter zu sehen, die Lust haben<br />

mit kreativen Einfällen oder einfach nur<br />

großer Motivation zu helfen. Wer weitere<br />

Infos haben möchte, über die Buchte an<br />

sich oder was genau in der Bauplanung<br />

passieren soll, kann sich per Mail an sie<br />

wenden: buchte@nfj-bremen.de.<br />

Aufgrund der Sanierung wird’s dann im<br />

nächsten Frühjahr schon wieder ruhiger<br />

werden. Allerdings wird die Buchte nach<br />

erfolgreicher Sanierung dann voll durchstarten<br />

können und kann als Jugendhaus<br />

endlich eigenständige Entscheidungen<br />

treffen.<br />

Folgende Veranstaltungen finden demnächst<br />

in der Buchte statt:<br />

* Ping-Pong-Kneipe: Fr., den 28.10.2011.<br />

Hier kann Bier getrunken, Ping-Pong<br />

gespielt, sich unterhalten, Musik gehört<br />

oder Leute beim Spielen beobachtet<br />

werden.<br />

* Theaterstück: Kinder des Theaters<br />

spielen „Du bist was Besonderes“ am<br />

11.11.2011 um 17 Uhr.<br />

Konzert<br />

The Movement<br />

The Movement spielt am 21. Oktober<br />

in der Lila Eule - Power-Pop,<br />

Punk, Ska in geballter Power!<br />

Support: The Blood Arm (Alternative,<br />

Indie)<br />

TantePaul<br />

Für alle Tanzwütigen gibt es am 21.10<br />

in der Lila Eule einen besonderen<br />

Anlass zur Freude, denn die dänische<br />

Mod-Rock Band The Movement<br />

macht auf ihrer Europa Tour Halt in<br />

Bremen, um ihre neue EP "Still Living<br />

The Dream" vorzustellen.<br />

Musikalisch bewegt sich die Band zwischen<br />

Power-Pop, Ska und Punk, wobei<br />

die drei Bandmitglieder die Bands<br />

The Clash, The Jam und The Who zu<br />

ihren größten Einflüssen zählen.<br />

Auch textlich kann die Band mit politischen<br />

Inhalten punkten. Ohne dabei in<br />

Plattitüden zu verfallen, wird sich auf<br />

die Interessen der arbeitenden Klasse<br />

bezogen und zum Widerstand aufgerufen.<br />

Ganz nach dem Motto "Politics<br />

and Poetry" befinden sich auch einige<br />

Liebeslieder im Repertoir der Band.<br />

Vorverkaufskarten gibt es bei Ear, Zoff<br />

Records, im Bremer Kartenkontor im<br />

Saturn oder auf Nachfrage an der Theke<br />

der Lila Eule.<br />

- VVK: 12 € AK: 14€ - ab 20Uhr


TantePaul Ersti-<strong>Spezial</strong> 07<br />

Liebe Erstis!<br />

Frisch angekommen an der Uni ist<br />

alles ganz neu, scheint alles erstmal<br />

aufregend und fühlt sich ungewohnt<br />

an. Und meist ist am Anfang, alles ist<br />

ein einziges Chaos...<br />

Willkommen an der Uni!<br />

Hier beginnt das „Ersti-<strong>Spezial</strong>“ dieser<br />

nun schon 4. TantePaul- Ausgabe.<br />

Auf den folgenden Seiten könnt ihr<br />

zum einen wichtige Begriffe des Uni-<br />

Alltags im Uni-ABC nachlesen, findet<br />

das O-Wochenprogramm der Liste der<br />

StudiengagsAktiven LiSA und könnt<br />

euch über die gar nicht mal so uninteressante<br />

Geschichte der Uni Bremen<br />

informieren. Das „Ersti-<strong>Spezial</strong>“ beginnt<br />

jedoch zuerst mit einem kleinem<br />

Artikel darüber, wie wichtig es ist sich<br />

an der Uni hochschulpolitisch zu engagieren<br />

und gibt euch einen kleinen Einblick,<br />

wo und welche Möglichkeiten an<br />

der Uni momentan bestehen, um aktiv<br />

zu werden. Denn wir hoffen, dass auch<br />

ihr mit eigenen Ideen und Plänen an<br />

die Uni gekommen seid und versucht,<br />

diese trotz des engen Stundenplans<br />

umzusetzen. Stellt dabei ruhig alles<br />

in Frage, schließlich ist dafür die Unis<br />

ja eigentlich da: Sich selbst und seine<br />

Umgebung kritisch zu hinterfragen.<br />

Sich einfach mit dem scheinbar Gegebenen<br />

abzufinden ist nicht unser Ding.<br />

Denn das tun zu viele. Zu viele knicken<br />

ein vor vermeintlichen Sachzwängen<br />

und schließen Frieden mit dem angeblich<br />

unabänderlichen Status Quo. Auch<br />

an den Universitäten wird heute leider<br />

mehr an der Zementierung eines "Normalzustandes“<br />

als an seiner notwendigen<br />

Überwindung gearbeitet. Die<br />

Hochschulen verkommen zu Instituten<br />

der regionalen Wirtschaftsförderung,<br />

freie Bildung ist in unserem exakt<br />

vorgeschriebenen Studienverlauf<br />

nicht vorgesehen.<br />

Doch das müssen wir nicht hinnehmen.<br />

Wir sind viele und wir haben<br />

Bock, was zu tun. In diesem Sinne:<br />

"Seien wir realistisch, versuchen wir<br />

das Unmögliche!“<br />

Viel Spaß beim Lesen.<br />

Eure TantePaul<br />

Alles muss<br />

mensch selber<br />

machen!<br />

Warum Engagement an der Uni sinnvoll<br />

und notwendig ist - für alle, die neu an der Uni sind oder Bock<br />

haben sich aktiv ins Uni-Leben einzubringen<br />

Dieser Text widmet sich dem Engagement<br />

an der Uni...Warum sich engagieren?<br />

Stimmt da etwa etwas nicht an dieser Uni?<br />

Und welche Möglichkeiten gibt es da?<br />

Warum sich engagieren?<br />

Wenn sich die erste Aufregung rund um<br />

den Start an der Uni gelegt hat und so<br />

langsam der Alltag eintritt, werden auch<br />

die Macken und Kanten, die es an der Uni<br />

Bremen (wie wahrscheinlich an vielen anderen<br />

Unis auch) gibt, für jede_n Studierenden<br />

langsam deutlich. Das Uni Leben ist<br />

zwar eine coole Zeit, mensch kann endlich<br />

das studieren, was eine_n interessiert und<br />

ein selbstbestimmtes Leben im eigenen<br />

neuen Zuhause/WG führen.<br />

Und trotzdem wird es plötzlich stressig<br />

an der Uni. Wörter wie Regelstudienzeit<br />

und ein vorgegebener Stundenplan für die<br />

nächsten drei Jahre dämmen die neu errungene<br />

Freiheit gleich wieder ein. „Und ich<br />

dachte an der Uni kann ich studieren, was<br />

mich interessiert und endlich frei wählen?“...nein<br />

so einfach ist das nicht. Der<br />

sogenannte Bologna-Prozess macht dem<br />

mehr oder weniger einen Strich durch die<br />

Rechnung. Dieser wurde nämlich 1999 mit<br />

dem Ziel der europaweiten Vereinheitlichung<br />

der Studiengänge, der Reduzierung<br />

von Studienabbrüchen, die Erhöhung der<br />

Mobilität von Studierenden und auf die<br />

Verkürzung der Studienzeit beschlossen.<br />

Die daraus folgende Konsequenz war die<br />

Einführung von Bachelor und Master und<br />

die Verlagerung des Schwerpunktes des<br />

Studiums auf die quantitative Lesbarkeit<br />

von Studienleistungen in Form von Credit<br />

Points.Für kritische und ausführliche Auseinandersetzung<br />

mit einem Thema fehlt<br />

jedoch häufig die Zeit und auf Grund der<br />

nicht ausreichend zur Verfügung stehenden<br />

Master-Plätze wächst der Konkurrenzkampf<br />

unter den Studierenden und<br />

eine Endsolidarisierung macht sich breit.<br />

Hinzu kommen so einige krumme Dinger,<br />

die die Uni Bremen am laufen hat...<br />

Affen-Versuche, Kooperationen mit Rüstungsfirmen<br />

und Schließung von Studiengängen,<br />

die wirtschaftlich nicht rentabel<br />

sind - Sonderpädagogik zum Beispiel. Diese<br />

Aufzählungen von nennen wir es mal<br />

„Missständen“ an der Uni sollen euch nicht<br />

frustrieren. Wie auch der Rest der Welt ist<br />

die Uni Bremen kein starres Gebilde und<br />

deshalb auch viel möglich.<br />

Wichtig ist, dass ihr euch nicht stressen<br />

lasst von dem, was Eltern, Profs und der<br />

vermeintliche Arbeitsmarkt von euch verlangen.<br />

Fest steht doch, sich bilden braucht<br />

Zeit und kann nicht unter Druck in einem<br />

vorgeformten Rahmen statt finden. Die<br />

Uni-Zeit ist eine großartige Zeit. Das kennt<br />

mensch vielleicht schon aus Erzählungen<br />

von früher, das soll auch heute noch so<br />

sein. In der Zeit an der Uni darf es nicht nur<br />

um Leistung und CPs gehen, sondern um<br />

persönliche Entfaltung und Zeit, um Dinge<br />

zu tun die eine_n persönlich weiter bringen<br />

und bereichern. Diese Freiheit steht<br />

jeder, jedem zu. Wenn euch also etwas an<br />

der Uni nicht passt, oder ihr euch in eurer<br />

freien Bildung eingeschränkt fühlt durch zu<br />

viel Reglementierung, dann sagt und tut<br />

einfach etwas dagegen!<br />

Es ist verständlich, wenn oft die Zeit und<br />

natürlich die Motivation für ein Engagement<br />

an der Uni fehlen, wenn doch alles so<br />

aussichtslos wirken kann. Doch ihr könnt<br />

sicher sein, mit einem Problem steht ihr nie<br />

alleine da, vielen geht es so. Schließt euch<br />

zusammen und lasst euch von den Strukturen<br />

an der Uni nicht frustrieren, es gibt<br />

Möglichkeiten etwas zu verändern!<br />

Schon der Gründungsrektor der Uni Bremen,<br />

Thomas von der Vring sagte 2004:


08 Engagement an der Uni<br />

„Und wenn die Universität heute so ist, wie sie<br />

ist, dann gehören die Studenten als Teil ihrer mit<br />

dazu. Wenn sie sich so in den 60er Jahren verhalten<br />

hätten, wär auch damals schon nichts<br />

in Bewegung gekommen. Und wenn wir heute<br />

fragen, was wollen die Studenten, dann sehen<br />

sie überall in der Tagesschau, sie wollen keine<br />

Gebühren bezahlen. Das reicht nicht. Das reicht<br />

nicht. Ihr müsst das schon selber machen und<br />

selber wollen, was sich ändern soll, denn ohne<br />

Druck passiert gar nichts. Ohne Druck passiert<br />

überhaupt nichts.“<br />

Wenn wir uns zusammen schließen und<br />

uns gemeinsam gegen die Missstände an<br />

der Uni einsetzten, dann können wir viel<br />

erreichen. Dennoch bleibt es dabei: wir<br />

müssen es selbst in die Hand nehmen.<br />

Veränderung kann nur von unten kommen,<br />

gemeinsam, solidarisch, entschlossen für<br />

ein schönes Leben und Lernen!<br />

Und wo kann ich mich engagieren?<br />

Wie wärs mit Stugenarbeit?<br />

Der StugA ist der Studiengangsausschuss<br />

oder treffender der Ort, an dem alle StudiengangsAktiven<br />

des selben Studiengangs<br />

zusammenkommen und sich zusammenschließen,<br />

um vorhandene Probleme und<br />

anfallende Aufgaben gemeinsam zu besprechen.<br />

Wenn du in deinem Studiengang<br />

Probleme hast, dann ist es stets ratsam<br />

sich zuerst an den zuständigen StugA zu<br />

wenden, da dieser den besten Zugang zu<br />

den zuständigen Lehrenden hat. Es lohnt<br />

sich einmal reinzuschauen, womit sich der<br />

jeweilige StugA beschäftigt. Schließlich ist<br />

es ein studentisches Organ mit Möglichkeiten,<br />

die über die Organisation von Partys<br />

hinausgehen und aktive <strong>Mit</strong>bestimmung<br />

bei Lehrplanänderungen oder der<br />

Auswahl neuer Profs ermöglichen.<br />

Stugen treffen sich zur Stugenkonferenz<br />

(StuKo) – jeden zweiten <strong>Mit</strong>twoch im Monat<br />

von 12-14 Uhr - um übergreifende Themen<br />

wie beispielsweise Abstimmung von<br />

Zusammenarbeit während der O- Woche<br />

zu besprechen. Die StuKo dient dem Informationsaustausch<br />

und der Koordination<br />

der Arbeit der einzelnen Stugen. Im Allgemeinen<br />

sind alle studentischen Gremien<br />

offen für die Beteiligung auch nicht gewählter<br />

Studis. Beteiligung ist also erwünscht!<br />

Wie wärs in der GW3-Initiative?<br />

Wenn ihr euch fragt, was im Lehmhaus am<br />

Unisee abläuft, folgt einmal der Seite der<br />

GW3 Initiative: gw3.allesfüralle.de<br />

Zunächst stand an dieser Stelle eine<br />

schnell herbei gezimmerte Holzhütte. Ein<br />

Freiraum, von Studierenden für (nicht nur)<br />

Studierende. Die Uni wollte einen großen<br />

Park an diese Stelle setzten, die wilden<br />

Schilfrohre und Brombeeren zähmen und<br />

in diesem Zuge auch die Holzhütte abreißen.<br />

Nur aufgrund heftigen Widerstands<br />

sich solidarisierender Menschen, wurden<br />

finanzielle <strong>Mit</strong>tel zum Neubau eines studentischen<br />

Freiraums eingeräumt. Noch<br />

ist der Bau des GW3 nicht abgeschlossen,<br />

einige Ideen schweben aber schon in der<br />

Luft, wie dieser Raum lebendig werden<br />

kann. Hast du auch eine Idee oder möchtest<br />

noch mit anpacken?<br />

Wie wärs bei LiSA?<br />

Eine weitere Chance dich an der Uni hochschulpolitisch<br />

zu engagieren, kannst du<br />

gemeinsam mit LiSA. Die Liste der StudiengangsAktiven,<br />

kurz LiSA, ist ein breiter<br />

und egalitärer Zusammenschluss von Studierenden.<br />

Unsere gemeinsame Motivation<br />

ist es, die bestehenden universitären Verhältnisse<br />

zu kritisieren und verbliebenen<br />

Räume für ein selbstbestimmtes Leben<br />

und Lernen zu verteidigen, sowie neue zu<br />

erkämpfen. Es geht uns dabei nicht darum,<br />

engstirnig unsere Ideen umzusetzen, sondern<br />

gemeinsam mit möglichst vielen Studierenden<br />

aktiv zu werden. LiSA trifft sich<br />

jeden <strong>Mit</strong>twoch, 14 Uhr an der Uni. Wenn<br />

du Lust hast,bei LiSA mal vorbeizuschauen,<br />

dann schreib an lisa@uni-verden.de. Mehr<br />

Infos gibt’s unter www.lisa-bremen.de<br />

Wie wärs bei TantePaul?<br />

Und diese Blätter die du in der Hand hältst,<br />

dieses selbstorganisierte Projekt nennt<br />

sich TantePaul und lädt herzlich zum Reinschnuppern<br />

bei offenen Treffen ein. Jeden<br />

ersten Montag im Monat 18 Uhr an der<br />

Uni. Bei Interesse schreib einfach an: tantepaul@allesfueralle.org.<br />

Der Umsonstladen<br />

Wie, hier gibt es alles umsonst? Ja, im Umsonstladen soll es ohne Geld<br />

gehen! Es wird weder gekauft, verkauft noch getauscht! Es geht darum,<br />

solidarische Ökonomie praktisch zu leben, Freiräume jenseits von Kapitalismus<br />

zu eröffnen und selbstorganisiert solidarisch miteinander zu leben.<br />

In einer gelebten solidarischen Ökonomie geht es nicht nur darum Dinge,<br />

sondern auch Fähigkeiten weiterzugeben.<br />

Doch wie funktioniert der Umsonstladen? Ganz einfach: Auch du hast vielleicht<br />

einen Pullover im Schrank, den du wunderschön findest, aber trotzdem<br />

nicht anziehst. Das ist die Gelegenheit. Dein Pullover könnte aus deinem<br />

Schrank in den Umsonstladen wandern. Dort wird er von einer anderen<br />

gefunden und mitgenommen. Sie trägt ihn nun als ihren Lieblingspullover.<br />

Jede_r kann brauchbare, saubere, heile, funktionierende Dinge, wie z.B.<br />

Kleidung, Geschirr, Bücher, Spielzeug, CD's, abgeben. Jede_r nimmt sich was<br />

sie/ er für sich braucht.<br />

Der Umsonstladen ist offen für alle. Jede und jeder kann mitmachen, gestalten<br />

und Ideen einbringen. Im Rahmen des Umsonstladen finden auch<br />

ab und zu Veranstaltungen zu unterschiedlichen politischen Themen statt.<br />

Der Raum ist auch ein Ort für Kommunikation und Fähigkeitenweitergabe<br />

bei einer leckeren Tasse Tee.<br />

Komm doch einfach mal vorbei in den Umsonstladen in der Gellertstr. 85<br />

(nahe Kornstr.):<br />

* Mo 10-12&17-19 Uhr<br />

* Di jeden 1. & 3. im Monat offenes Plenum<br />

* Mi 16:30-18:30 Uhr<br />

* Fr 10-12 & 16:30-18:30 Uhr<br />

* Sa 11-14 Uhr<br />

Kontakt: sozialeszentrumbremen@lists.so36.net<br />

www.umsonstladen-K108.de.vu<br />

Alles umsonst?!<br />

TantePaul


TantePaul Uni-Dschungel 09<br />

das Uni-ABC<br />

Was ist der Akademische Senat? Wie bekomme ich Internet an der Uni? Und was bedeutet c.t.? -<br />

<strong>Mit</strong> dem Unileben tauchen ständig neue Fragen und Begriffe auf. <strong>Mit</strong> dem Uni ABC wollen wir daher<br />

den Uni-Dschungel etwas entwirren, damit ihr ruhig und entspannt in die Vorlesungszeit starten<br />

könnt ...<br />

Affen<br />

Ein Synonym für Spießer, Angeber, Yuppies<br />

und Streber. Auch gemeint kann aber sein,<br />

dass an der Uni Bremen Makaken wohnen,<br />

die zu Forschungszwecken Löcher in den<br />

Schädel gebohrt und Elektroden ins Gehirn<br />

gepflanzt bekommen.<br />

Akademischer Senat - AS<br />

Das höchste Gremium der Universität. Dort<br />

werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen<br />

- außer der AS wird vom Rektorat<br />

umgangen, siehe Rektoratsentscheid. Die<br />

Studierenden haben im AS leider nicht viel<br />

zu sagen: bei den 22 Vertreter_<strong>innen</strong> handelt<br />

es sich um 7 ProfessorInnen, nochmal<br />

5 Professor_nnen nämlich 5 Dekane/Dekan<strong>innen</strong><br />

(Dekan=Vorstand eines Fachbereichs),<br />

4 akademische <strong>Mit</strong>arbeiter_nnen, 2<br />

sonstige <strong>Mit</strong>arbeiter und 4 Studierende.<br />

Akkreditierung<br />

Akkreditierung soll nationale und internationale<br />

Anerkennung der Studienabschlüsse<br />

durch die Sicherung der marktkonformen<br />

Qualität von Lehre und Studium gewährleisten.<br />

Allgemeiner StudentInnenausschuss AStA<br />

Der AStA vertritt offiziell die Studentenschaft<br />

nach <strong>innen</strong> und außen.Der jetzige<br />

AStA besteht ausschließlich aus Parteien-<br />

Listen. Dieser trinkt mit dem Rektorat fleißig<br />

Kaffee und pflegt ein gutes Verhältnis<br />

zum RCDS. Im Gegensatz dazu wird der<br />

AStA von Seiten der Uni als konstruktiv<br />

und kooperativ gelobt, doch ändern tut sich<br />

trotzdem nichts<br />

Ausländer<strong>innen</strong> und Ausländer<br />

Ausländische Studierende können sich an<br />

das International Office und die Ausländerbeauftragte<br />

wenden. Eine aktuelle Liste<br />

der jeweiligen Ausländerbeauftragten befindet<br />

sich im Veranstaltungsverzeichnis<br />

der Universität Bremen.<br />

Auslandsstudium<br />

Ein Auslandsstudium sollte möglichst<br />

frühzeitig und gut organisiert werden. Unterstützung<br />

bieten das International Of-<br />

fice und die Auslands-Beratung des AStA.<br />

Fremdsprachenkenntnisse können beim<br />

Fremdsprachenzentrum erweitert werden.<br />

Bachelor<br />

International anerkannter berufsqualifizierender<br />

Abschluss in der Regel nach<br />

sechs Semestern. Die Universität Bremen<br />

hat zum Wintersemester 05/06 sämtliche<br />

Lehramts und Magisterstudiengänge auf<br />

Bachelor und Master umgestellt.<br />

BAföG<br />

Bundesausbildungsförderungsgesetz.<br />

Studierenden können finanzielle Hilfen für<br />

die Ausbildung gewährt werden. Anträge<br />

sind an das BAföGAmt beim Studentenwerk<br />

zu richten.<br />

Beurlaubung<br />

Eine Beurlaubung ist ohne Angabe von<br />

Gründen nach dem ersten Semester für<br />

max. 2 Semester während des gesamten<br />

Studiums möglich. Zeiten des Mutterschafts-<br />

und Erziehungsurlaubs werden<br />

nicht angerechnet. In dieser Zeit dürfen<br />

keine prüfungsrelevanten Leistungen erbracht<br />

werden. Zuständig ist das Sekretariat<br />

für Studierende.<br />

Bibliotheken<br />

Es gibt eine Vielzahl von Bibliotheken in<br />

Bremen: die wichtigsten für Studierende<br />

sind die Staats- und Universitätsbibliothek<br />

SuUB, die Bereichsbibliotheken in den<br />

Fachbereichen, Studiengängen und an den<br />

Instituten. Eine umfangreiche Liste ist auf<br />

der Internet-Seite www.suub.uni-bremen.<br />

de unter den Links „A bis Z“ und „Bibliotheken<br />

in Bremen und Bremerhaven“ zu<br />

finden.<br />

Bildung<br />

Der Platz an dieser Stelle reicht nicht aus,<br />

um eine einigermaßen zufrieden stellende<br />

Bildungsdefinition zu skizzieren. Definitiv<br />

klar sein sollte aber, dass Bildung nicht der<br />

Humankapitalgewinnung dienen darf, sondern<br />

vielmehr der individuellen Persönlichkeitsentwicklung<br />

und der Schulung an der<br />

Waffe der Kritik Rechnung tragen muss.<br />

Bologna-Prozess<br />

Bologna ist nicht nur eine Stadt in Italien,<br />

sondern auch der Name eines in Bologna<br />

begonnen Prozesses zur Homogenisierung<br />

des europäischen Hochschulraums und<br />

weitgehender Umstrukturierungen<br />

Bremisches Hochschulgesetz - BremHG<br />

Dieses Gesetz gilt für die staatlichen Hochschulen<br />

der Freien Hansestadt Bremen<br />

und regelt alle wichtigen Angelegenheiten<br />

des Hochschulwesens.<br />

CHE<br />

Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) wurde auf Initiative von der Bertelsmann<br />

Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) als gemeinnützige<br />

GmbH gegründet. Das Centrum für Hochschulentwicklung<br />

versteht sich als eine<br />

Reformwerkstatt für das deutsche Hochschulwesen.<br />

Credit Points - CP<br />

Die in jedem Semester erbrachten Studien-<br />

und Prüfungsleistungen werden in<br />

CPs (manchmal auch bezeichnet als ECTS-<br />

Punkte) gemessen, die in der Regel alle mit<br />

in die Abschlussnote einfließen. Ein CP entspricht<br />

einer Arbeitsbelastung von etwa 30<br />

Stunden. Pro Semester sollen ca. 30 CP erworben<br />

werden, um das Studium innerhalb<br />

der Regelstudienzeit abschließen zu können.<br />

Damit ergibt sich ein Arbeitspensum<br />

für das Studium von ca. 40 Stunden pro<br />

Woche. Insgesamt müssen für einen Bachelor-Abschluss<br />

180 CPs erbracht werden<br />

c.t.<br />

cum tempore, lateinisch „mit Zeit“, akademische<br />

Viertelstunde, akademisches Viertel.<br />

Ein Hinweis, dass Lehrveranstaltungen<br />

15 Minuten später beg<strong>innen</strong> als angekündigt.<br />

Das wird allgemein an der Universität<br />

vorausgesetzt, wenn einer Zeitangabe<br />

nicht s.t. hinten angestellt wird.<br />

Deutsche Hochschulwerbung<br />

Die Deutsche Hochschulwerbung ist ein<br />

Unternehmen, das bundesweit dafür sorgt,<br />

dass kein Studierender über den Campus


010 Uni-Dschungel<br />

laufen kann, ohne mit kommerzieller Werbung<br />

zugeballert zu werden. Dies ist nicht<br />

nur deshalb nervig, weil man auf einen Teil<br />

einer "besonders kaufkräftigen" Zielgruppe<br />

reduziert wird, sondern auch, weil studentische<br />

Aushänge wie z.B. Wohnungsanzeigen<br />

oder Plakate dafür konsequent abgehängt<br />

werden. Ist möglich, weil der Rektor<br />

weite Teile der Uni an die verkauft hat.<br />

Bleibt die Frage, wem Eurer Meinung nach<br />

die Uni gehört: Der Hochschulwerbung,<br />

dem Rektor oder aber den Vielen, die dort<br />

studierenden?<br />

ECTS - European Credit Transfer System<br />

Punktesystem für die Anrechnung von<br />

Studienleistungen. Die EU entwickelte dieses<br />

System mit dem Zweck, die Anerkennung<br />

von Studienleistungen nach einem<br />

Auslandsaufenthalt zu vereinfachen<br />

Erziehungsurlaub/Elternzeit<br />

Studierende können Zeiten des Mutterschutzes<br />

und der Elternzeit geltend<br />

machen. Diese Zeit wird nicht auf die<br />

Hochschulsemester angerechnet (Studiengebühren).<br />

Während des Mutterschutzes<br />

und der Elternzeit können Studienleistungen<br />

erbracht werden, im Gegensatz zu einer<br />

Beurlaubung<br />

Essen<br />

Auf dem Campus finden sich zahlreiche<br />

Möglichkeiten für Mahlzeiten - jedenfalls<br />

bis 17 Uhr. Die meisten davon werden leider<br />

von privaten kommerziellen Anbietern<br />

betrieben. Tipp: Die meiste Auswahl und<br />

die kleinsten Preise findet man in der GW2<br />

Cafeteria und in der Mensa, beides vom<br />

Studentenwerk betrieben. Im Internet befindet<br />

sich ein Überblick: www.uni-bremen.<br />

de/essen/essenheute<br />

Exmatrikulation<br />

Ausschreibung, d.h. Abmeldung eines Studierenden<br />

von der Universität. Die Exmatrikulation<br />

erfolgt, wenn der Semesterbeitrag<br />

nicht überwiesen wurde oder automatisch<br />

am Ende des Semesters, in dem das Studiums<br />

abgeschlossen wurde. Zwangsexmatrikulation<br />

ist auch bei Verstößen gegen<br />

die Hausordnung oder mehrfacher Überführung<br />

schwerwiegender Plagiate möglich,<br />

diese Regelungen wurden gerade erst<br />

verschärft. Studierende können zu jedem<br />

Zeitpunkt auch selbst die Exmatrikulation<br />

im Sekretariat für Studierende veranlassen.<br />

Fachbereichsrat - FBR<br />

Oberstes Gremium eines Fachbereichs.<br />

Fremdsprachenzentrum - FZHB<br />

Hier könnt ihr Fremdsprachen lernen. Aber<br />

Achtung: <strong>Mit</strong>tlerweile sind die Kurse kostenpflichtig<br />

und sogar für das eigenständige<br />

Lernen am PC im Selbstlernzentrum<br />

müßt Ihr jetzt bezahlen.<br />

Gasthörer_in<br />

Gasthörer_<strong>innen</strong> können sich als Nicht-<br />

Studierende auf bestimmten Gebieten<br />

weiterbilden. Einzelne Lehrveranstaltungen<br />

können gegen Bezahlung einer Gebühr<br />

für die Dauer eines Semesters besucht<br />

werden. Sie sind aber nicht als ordentliche<br />

Studierende eingeschrieben (d.h. keine Semesterunterlagen,<br />

kein Semesterticket).<br />

Der Antrag ist im Sekretariat für Studierende<br />

zu erhalten.<br />

Generel agreement on trade<br />

in services - GATS<br />

Abkommen der Welthandelsorganisation<br />

(WTO), dass die Liberalisierung aller<br />

Dienstleistungsmärkte vorgibt. Es soll den<br />

Handel mit u.a. Bildung und Gesundheit ermöglichen.<br />

Der Bologna-Prozess steht in<br />

engem Zusammenhang mit GATS.<br />

HRK<br />

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist<br />

der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen<br />

und staatlich anerkannten Universitäten<br />

und Hochschulen in Deutschland. Sie<br />

hat gegenwärtig 262 <strong>Mit</strong>gliedshochschulen,<br />

in denen etwa 98 Prozent aller Studierenden<br />

in Deutschland immatrikuliert sind.<br />

Die HRK ist das Forum für den gemeinsamen<br />

Meinungsbildungsprozess der Hochschulleitungen.<br />

Immatrikulation<br />

Einschreiben in die Matrikel, d.h. Anmeldung<br />

in einen Studiengang. Geschieht mit<br />

der Überweisung des Semesterbeitrages.<br />

Internationaler Studierendenausweis ISIC<br />

<strong>Mit</strong> Hilfe der International Student Identity<br />

Card (ISIC) gelangen Studierende im Ausland<br />

oft zu Vergünstigungen, auch bei Einrichtungen,<br />

bei denen es zunächst manchmal<br />

nicht zu erwarten ist. Der Ausweis ist<br />

im AStA-Büro erhältlich und kostet zur Zeit<br />

12 Euro und ist nur für das laufende Jahr<br />

gültig. (Passfoto, Personalausweis und Immatrikulationsbescheinigung<br />

mitbringen!)<br />

Internet<br />

Beim Zentrum für Netze ZfN (MZH, Ebene<br />

4) kann mit den zu Studienbeginn zugesendeten<br />

Zugangsdaten in den Computerräumen<br />

kostenlos im Internet gesurft werden.<br />

TantePaul<br />

Leider eben nur mit personalisiertem Zugang,<br />

ebenso wie in der Bibliothek. In vielen<br />

Studiengängen gibt es weitere Möglichkeiten<br />

der Computer- und Internetnutzung,<br />

erkundigt Euch bei Euren Stugen..<br />

Keksdose<br />

Uni-Jargon. Hörsaalgebäude, das sich am<br />

Ende des Boulevards in Richtung Sportturm<br />

befindet (auf der Höhe der Radfahrer-<br />

Skulptur). Hier finden Veranstaltungen der<br />

verschiedensten Studiengänge statt.<br />

KfZ-Referat<br />

Studierende der Universität können beim<br />

AStA günstig Busse und Transporter leihen.<br />

Eine vorherige persönliche oder telefonische<br />

Reservierung ist erforderlich.<br />

KMK<br />

Nicht der Bund sondern die Bundesländer<br />

selbst entscheiden über ihre jeweilige<br />

Ausgestaltung der Bildung. Sie haben<br />

die so genannte Bildungshoheit. Um sich<br />

dennoch Länderübergreifend auf Rahmenbedingungen<br />

zu verständigen, wurde die<br />

Kultusministerkonferenz (KMK) gegründet.<br />

Auf ihr treffen sich regelmäßig die KultusministerInnen<br />

der einzelnen Bundesländer.<br />

Kommilitonin und Kommilitone<br />

Ältere Bezeichnung für Studienkollegin und<br />

Studienkollege, eher aus dem Burschi-Kontext..<br />

Lissabon-Prozess<br />

Hinter dem Lissabon - Prozess steht vor<br />

allem dieses Zitat: „Europa soll bis 2010<br />

zum konkurrenzfähigsten wissensbasierten<br />

Wirtschaftsraum der Welt werden.“<br />

Er führt dazu, dass alles im wissenschaftlichen<br />

Bereich nur noch an seiner Wirtschaftlichkeit<br />

gemessen wird.<br />

Liste(n)<br />

Einmal im Jahr wird von der Studierendenschaft<br />

der Studierendenrat (SR), der<br />

25 Personen umfasst, gewählt. Wahlberechtigt<br />

sind alle immatrikulierten Studierenden<br />

der Uni-Bremen. Zur Wahl treten<br />

so genannte Listen an, welche sich um die<br />

Sitze im SR bewerben.<br />

Master<br />

Ein Hochschulabschluss. Das Masterstudium<br />

ist ein Aufbaustudium, das nach einem<br />

Bachelor-Studium aufgenommen werden<br />

kann.<br />

Matrikelnummer<br />

Numerische Erfassung der Studierenden


TantePaul Uni-Dschungel 11<br />

beim Sekretariat für Studierende. Wichtige<br />

Angabe für alle Bescheinigungen z.B. für<br />

die Anmeldung zu einer Prüfung.<br />

Mensacard<br />

Die Speisen und Getränke können in der<br />

Cafeteria GW 2 und in der Mensa bargeldlos<br />

von der Mensacard abgebucht werden. Erhältlich<br />

ist die Mensacard am Service Point<br />

in der Mensa gegen eine Kaution von 5,00<br />

Euro und Vorlage des Studierendenausweises<br />

und des Personalausweises. Natürlich<br />

kann Essen und Trinken auch bar bezahlt<br />

werden. Seit kurzem kann in der SuUB nur<br />

noch mit der Mensacard oder mit Münzgeld<br />

kopiert werden. Die Bewohner _<strong>innen</strong><br />

des Studentenwohnheims können zusätzlich<br />

mit der Mensacard die Nutzung der<br />

Waschmaschine bezahlen. Datenschutzrechtlich<br />

bedenklich: die Speicherung diverser<br />

personenbezogener Daten auf dem<br />

Mensacard-Chip.<br />

Musik<br />

Die Probentermine und Ansprechpersonen<br />

der verschiedenen Musikgruppen an der<br />

Universität (Orchester, Hochschulchor, Uni-<br />

Big-Band, Latin Jazz Band, Tango-Orchester)<br />

werden im Veranstaltungsverzeichnis<br />

der Universität genannt.<br />

Modul<br />

Lehrveranstaltungspaket zu einem übergeordneten<br />

Thema, das sich über mindestens<br />

ein oder zwei Semester erstreckt<br />

und zwei oder mehr Lehrveranstaltungen<br />

umfasst.<br />

Parität<br />

bedeutet Gleichberechtigung. An der Universität<br />

Bremen gab es kurzzeitig eine<br />

paritätische Besetzung der Gremien, d.h.<br />

Studierende, wissenschaftliche <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />

und Professor_<strong>innen</strong> stellten zu<br />

gleichen Teilen die Abgeordneten. <strong>Mit</strong> dem<br />

fadenscheinigen Argument der Freiheit der<br />

Lehre wurde die Parität aber schon wenige<br />

Jahre nach der Gründung zu Gunsten einer<br />

absoluten Mehrheit der Professor_<strong>innen</strong><br />

abgeschafft.<br />

Plagiat<br />

Plagiatsvorwürfe beziehen sich auf Passagen<br />

in wissenschaftlichen Arbeiten, die<br />

aus anderen Texten rauskopiert und nicht<br />

entsprechend kenntlich gemacht werden.<br />

Kommt bei Professor_<strong>innen</strong> öfter vor, als<br />

man denkt, vor allem bei wissenschaftlichen<br />

<strong>Mit</strong>arbeitern und Studierenden wird<br />

gerne geklaut. Vielleicht deshalb trauen<br />

jetzt auch die Profs ihren Studierenden<br />

nicht mehr und verlangen ernsthaft eine<br />

explizite Erklärung zu studentischen Arbeiten,<br />

dass diese eigenständig verfasst<br />

wurden.<br />

Prüfungsamt<br />

Das Prüfungsamt ist zuständig für die<br />

Prüfungssachbearbeitung und die verwaltungsseitige<br />

Unterstützung der Arbeit<br />

des jeweiligen Prüfungsausschusses.<br />

Studierende wenden sich in Fragen der<br />

Bestätigung und Anerkennung von Studienleistungen,<br />

sowie bei der Anmeldung zu<br />

Prüfungen zunächst an das Prüfungsamt.<br />

Prüfungsausschuss<br />

Verantwortliches (gewähltes) Gremium,<br />

das für die Organisation der Zwischen-<br />

bzw. Abschlussprüfung zuständig ist.<br />

Die_der Vorsitzende ist darüber hinaus für<br />

die Anerkennung von Studienleistungen<br />

zuständig.<br />

Regelstudienzeit<br />

Dauer des Studiums, in der ein Studium abgeschlossen<br />

werden soll. Die Regelstudienzeit<br />

betrug in den Diplom-, Magister- und<br />

Lehramts-Studiengängen an Universitäten<br />

9 oder 10 Semester. In den Bachelor- Studiengängen<br />

beträgt die Regelstudienzeit<br />

zumeist 6 Semester. Aufbaustudiengänge<br />

sind i.d.R. kürzer oder gleich 4 Semester.<br />

Die Regelstudienzeit ist die Studiendauer,<br />

die vom BAföG unterstützt wird.<br />

Renate Jürgens-Pieper<br />

... ist Senatorin für Bildung und Wissenschaft<br />

in Bremen.<br />

Schein<br />

Für den Erwerb eines Moduls müssen<br />

Scheine (Leistungsnachweise) bestimmter<br />

Veranstaltungen vorliegen, die abhängig<br />

von der Prüfungsordnung des Studienganges<br />

unter bestimmten Voraussetzung<br />

gemacht werden müssen. Für den Erwerb<br />

eines Scheines gibt es Scheinbedingungen<br />

(sic!), die von den Hochschullehrer_<strong>innen</strong><br />

vorgegeben werden (sie können und sollten<br />

auch diskutiert werden!). Diese Scheine<br />

sind gut aufzuheben.<br />

Sekretariat für Studierende - SfS<br />

Das SfS ist zuständig für alle verwaltungstechnischen<br />

Fragen, z.B. Einschreibung/<br />

Immatrikulation, Rückmeldung, Beurlaubung<br />

und Ausschreibung/ Exmatrikulation.<br />

Semesterbeitrag<br />

<strong>Mit</strong> der Überweisung des Semesterbeitrag<br />

schreiben sich Studienanfänger_<strong>innen</strong> an<br />

der Uni Bremen ein. Bereits Studierende<br />

melden sich damit zurück. Der Semesterbeitrag<br />

wird jedes Semester neu festgesetzt<br />

und beträgt für das WS 11/12: 222,42<br />

EUR (112,92 EUR für das Semesterticket +<br />

9,50 EUR Beitrag für den AStA + 50,00 EUR<br />

Beitrag für das Studentenwerk + 50,00 EUR<br />

Verwaltungsgebühren).<br />

Semesterticket<br />

Das Semesterticket wird allen Studierenden<br />

mit den Semesterunterlagen, dem<br />

Leporello, zugeschickt. Es gilt nur zusammen<br />

mit einem amtlichen Lichtbildausweis<br />

(Personalausweis, Führerschein). <strong>Mit</strong> dem<br />

Semesterticket können Studierende ein<br />

Semester lang das gesamte öffentliche<br />

Nahverkehrsnetz des Verkehrsverbundes<br />

Bremen/Niedersachsen (VBN) und die<br />

Nahverkehrszüge der DB auf vielen Strecken<br />

nutzen. Neben Straßenbahn, Bus und<br />

Bahn im VBN-Gebiet gilt es für alle Nahverkehrszügen<br />

(RE, RB, SE, ME, NWB) bis z.B.<br />

nach Hamburg (HBf), Hannover (HBf), Bremerhaven<br />

und Wilhelmshaven. Genaueres<br />

ist auf dem Semesterticket und im Internet<br />

nachzulesen: www.semesterticket.info<br />

Sport<br />

Studierende, die neben dem Studium Sport<br />

treiben möchten, können die Angebote des<br />

Hochschulsports in Anspruch nehmen.<br />

Sie sind kostenpflichtig und zum großen<br />

Teil anfängerorientiert. Das Programm ist<br />

im Sportturm erhältlich. Oder im Internet:<br />

www.hospo.uni-bremen.de. Ganz ohne<br />

Gebühren könnt Ihr den Kraftraum während<br />

der "AStA"-Öffnungszeiten nutzen.<br />

Studierendenrat - SR<br />

Einmal im Jahr wird von der Studierendenschaft<br />

der Studierendenrat (SR), der 25<br />

Personen umfasst, gewählt. Der SR wählt<br />

dann den dreiköpfigen AStA-Vorstand<br />

(erste_r und zweite_r Vorsitzende_r, Finanzreferen<br />

_in), sowie die Referent_<strong>innen</strong>.<br />

s.t.<br />

sine tempore, lateinisch „ohne Zeit“. Die so<br />

gekennzeichneten Veranstaltungen finden<br />

exakt zur angegebenen Zeit statt. Im Gegensatz<br />

zu c.t., bei dem Veranstaltungen<br />

eine Viertelstunde nach der angegebenen<br />

Zeit beg<strong>innen</strong>.<br />

Staatsexamen<br />

Ein Hochschulabschluss in Studiengängen,<br />

deren Absolventen später vornehmlich im<br />

Staatsdienst tätig sein werden, z.B. Medizin,<br />

Pharmazie, Jura, Lehramt


12 Uni-Dschungel<br />

Stipendien<br />

In der Bundesrepublik gibt es neben dem<br />

BAföG eine Vielzahl von finanziellen Förderungsmöglichkeiten<br />

für Studierende. Solche<br />

Stipendien werden von Stiftungen vergeben,<br />

die ihre Stipendiat_<strong>innen</strong> aufgrund<br />

von Bewerbungen selbst aussuchen. Die<br />

Chancen, ein Stipendium zu erlangen, werden<br />

oft schlechter eingeschätzt, als sie tatsächlich<br />

sind. Vor einer Bewerbung sollten<br />

auf jeden Fall zusätzliche Informationen zu<br />

den Zielen der Stiftungen und der Bewerbung<br />

eingeholt werden.<br />

Studentenwerk<br />

Das Studentenwerk versteht sich als<br />

Dienstleistungsunternehmen und sieht<br />

seine Aufgabe in der wirtschaftlichen Betreuung<br />

und Förderung der Studierenden.<br />

Dazu gehört die Mensa, die Ausbildungsförderung<br />

(BAföG-Amt), die Wohnheime<br />

und die psychologisch-therapeutische Beratung<br />

(ptb). Das Studentenwerk fördert<br />

studentische Kulturarbeit sowie das Kindertagesheim<br />

und vermittelt Zimmer und<br />

Wohnungen.<br />

Studierendenausweis<br />

<strong>Mit</strong> dem Studierendenausweis gelangen<br />

Studierende oft zu Vergünstigungen, auch<br />

bei Einrichtungen, bei denen es zunächst<br />

nicht zu erwarten ist. So gewähren die<br />

meisten Airlines, Reisebüros und Fitnessstudios<br />

Studierendenrabatte, ebenso die<br />

Deutsche Bahn. Dieser Ausweis wird mit<br />

dem Leporello (den Semesterunterlagen)<br />

zugeschickt.<br />

Studienberatung<br />

Für allgemeine Fragen zum Studium ist die<br />

Zentrale Studienberatung (ZSB) zuständig,<br />

für verwaltungstechnische Fragen das Sekretariat<br />

für Studierende (SfS), für fachspezifische<br />

Fragen die Studienfachberatung.<br />

Studiendekane<br />

Studiendekane sind die verantwortlichen<br />

Hochschullehrer_<strong>innen</strong>, die für das Lehrangebot<br />

und die Organisation der Fachberatung<br />

zuständig sind.<br />

Studiengangskommission - StuKo<br />

Die StuKo ist ein Gremium an der Uni. Sie<br />

berät den Fachbereichsrat.<br />

Studiengebühren<br />

Auch an der Uni Bremen gibt es Studiengebühren.<br />

Nach 14 Semestern und bei jedem<br />

Zweit-Studium muss jede_r tief in die Tasche<br />

greifen.<br />

Studienkontenmodell<br />

Ein weiterer Schritt hin zu allgemeinen<br />

Studiengebühren - auch in Bremen. Zielt<br />

auf Studierende, die aus verschiedenen<br />

Gründen über die Regelstudienzeit hinaus<br />

studieren müssen oder wollen.<br />

Studierende mit Beeinträchtigungen und<br />

chronischen Erkrankungen<br />

Studierende mit Behinderungen und chronischen<br />

Erkrankungen können sich an den<br />

Behindertenbeauftragten und an die IG<br />

Handicap wenden. Internetseite der Uni<br />

Bremen für Studierende mit Behinderungen.<br />

www.handicap.uni-bremen.de<br />

Stud.IP<br />

Internetplattform zum Kursmanagement,<br />

die von immer mehr Dozent_<strong>innen</strong> genutzt<br />

wird. Hier können Materialien herauf/heruntergeladen<br />

werden, Thesenpapiere und<br />

Texte für die Sitzungen gefunden werden,<br />

usw. - oft leider nur noch hier.<br />

StugA<br />

StugA steht entweder für Studiengangsausschuss,<br />

oder Studiengangsaktive, je<br />

nach Selbstverständnis des jeweiligen<br />

StugA. Ein StugA ist die studentische Interessenvertretung<br />

auf Studiengangsebene.<br />

Meistens organisieren die Stugen auch<br />

<strong>Erstsemester</strong>_<strong>innen</strong>begrüßungen, Partys<br />

und gelegentlich auch noch einiges mehr.<br />

Die im Semester regelmäßig stattfindende<br />

Stugenkonferenz ermöglicht gemeinsame,<br />

studiengangsübergreifende Projekte der<br />

Stugen. Über der Stugenverteiler erafahrt<br />

ihr immer das Neuste.<br />

Stugenkonferenz - SK<br />

Die Stugenkonferenz ist die Versammlung<br />

von Studis aus möglichst vielen Studiengängen<br />

und Stugen der Uni. Sie dient dem<br />

Informations- und Ideenaustausch, sie ist<br />

unabhängig vom AStA und hat ein eigenes<br />

Budget.<br />

SWS<br />

SemesterWochenStunden. Z.B. bedeutet<br />

SWS 4+2 4 Stunden Lehrveranstaltung und<br />

2 Stunden Tutorium/Übung oder ähnliche<br />

die Vorlesung begleitende Veranstaltung.<br />

Tutorium<br />

Das Tutorium, in den Naturwissenschaften<br />

und der Mathematik auch Übung genannt,<br />

ist eine vorlesungsbegleitende Veranstaltung,<br />

in der zusammen mit einer Tutorin<br />

oder einem Tutor die Inhalte der Vorlesung<br />

aufgearbeitet werden. Tutoren sind Studierende<br />

oder WiMis, die den anderen Studie-<br />

TantePaul<br />

renden bei allen Fragen helfen, die die Vorlesung<br />

betreffen.<br />

Veranstaltungsbüro<br />

Beim Zentralen Veranstaltungsbüro (GW2<br />

B2730) werden alle Veranstaltungen mit<br />

Zeit und Raumangabe im Aushang bekannt<br />

gegeben.<br />

Veranstaltungsverzeichnis der Universität<br />

Bremen<br />

Das Veranstaltungsverzeichnis ist jeweils<br />

kurz vor Semesterbeginn im Buchhandel<br />

für 5,00 Euro erhältlich. Einige Ansichtsexemplare<br />

liegen auch in der Staats- und Universitätsbibliothek<br />

aus. Im Internet unter<br />

www.uni-bremen.de/veranstaltungen/<br />

vorlesungsverzeichnis werden ebenfalls<br />

alle Veranstaltungen aufgelistet..<br />

Vollversammlung - VV<br />

Vollversammlungen finden statt, wenn es<br />

wichtige studentische und/oder politische<br />

Angelegenheiten zu besprechen gibt, bei<br />

denen alle Studierenden mitreden können<br />

und sollen. Es gibt uniweite Vollversammlungen,<br />

Studiengangs-Vollversammlungen<br />

(bei denen oft auch der StugA gewählt<br />

wird) und Vollversammlungen der Frauen<br />

und der ausländischen Studierenden (bei<br />

denen das feministische Referat bzw. der<br />

AISA gewählt wird).<br />

WiMi<br />

Wissenschaftliche <strong>Mit</strong>arbeiter<strong>innen</strong> und<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter werden von allen WiMis genannt.<br />

Sie arbeiten für beziehungsweise<br />

mit einer Hochschullehrerin oder einem<br />

Hochschullehrer in dessen Arbeitsgruppe.<br />

Die WiMis sind sowohl in der Forschung als<br />

auch in der Lehre beschäftigt. Sie entwerfen<br />

oft Übungsblätter, korrigieren sie und<br />

leiten Tutorien etc. „Nebenbei“ schreiben<br />

sie ihre Doktorarbeit.<br />

Wohnheim<br />

Hier wohnen Studierende, hier könnt auch<br />

ihr wohnen. Die Wohnheime in Bremen<br />

werden im allgemeinen vom Studentenwerk<br />

verwaltet, dementsprechend müsst<br />

ihr euch dort um einen Platz bemühen.<br />

Zentrale Studienberatung - ZSB<br />

Die Zentrale Studienberatung berät Studieninteressierte<br />

und Studierende in allen<br />

studienrelevanten Fragen: Studienmöglichkeiten<br />

an der Universität Bremen,<br />

Bewerbungs- und Zulassungsverfahren,<br />

Aufbau, Inhalte und Anforderungen der<br />

Studiengänge, studienbegleitende Qualifizierungsangebote,<br />

Fach- und Ortswechsel.


TantePaul Kritische Orientierungs-Woche 13<br />

Kritische Orientierungs-<br />

Woche von LiSA<br />

Auch dieses Jahr veranstaltet LiSA ein <strong>kritisches</strong>, studentisch-selbstorganisiertes Orientierungsprogramm.<br />

Uns geht es dabei jedoch nicht darum, euch zu zeigen, wie ihr euren Wochenplan erstellt<br />

und wir ihr viele Credit Points abgreift, um möglichst schnell einen berufsqualifizierenden Abschluss<br />

zu erlangen. Stattdessen bietet wir euch ein buntes, vielfältiges Programm, zu dem alle herzlich<br />

eingeladen sind.<br />

DIENSTAG, 18.10.2011<br />

11 Uhr : Veranstaltung zur Nationalismus<br />

Kritik<br />

Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé -von der BA<br />

Bremen<br />

Nationalismus ist eine schlimme Sache; da sind sich<br />

viele Linke einig. Entsprechend stören sie sich an den<br />

Horden von fahnenschwenkenden Deutschland-Fans<br />

bei der Fußball-WM oder den staatlich verordneten Einheitsfeierlichkeiten.<br />

Aber jenseits solcher Events mit der<br />

Extra-Portion Nationalgefühl haben die Leute, die da<br />

feiern, ihre Selbstverordnung als Deutsche_r schon lange<br />

vorher vorgenommen. Unabhängig davon, wie stolz<br />

sie auf ihr Deutsch-Sein sind, erscheint ihnen letzteres<br />

als (fast) natürliche Tatsache: Nationale Identität. Was<br />

die ses Nation-Sein eigentlich ausmachen soll, ist dabei<br />

herzlich unklar (mal "Rasse", mal Kultur oder Sprache).<br />

Das wird in den entsprechenden Bereichen des Wissenschaftsbetriebes<br />

auch gar nicht geleugnet. Ebenso<br />

wird zugestanden, dass es sich dabei um eine ziemlich<br />

moderne Erfindung handelt und noch keine Nation ohne<br />

tatkräftiges "nation building" entstanden ist. Das alles<br />

tut der Bedeutung der "Schicksalsgemeinschaft" Nation<br />

keinen Abbruch. Überall auf der Welt wachen Staaten eifersüchtig<br />

über das richtige Nationalgefühl ihrer Bevölkerung.<br />

Schließlich stellen immer mal wieder Menschen<br />

fest, dass ihre Nation gar nicht zum passenden Staat<br />

gehört und entwickeln dagegen mitunter ziemlich blutige<br />

Aktivitäten (Befreiungsnationalismus). Teile der Linke<br />

entdecken daran lauter Fortschrittliches und beziehen<br />

sich dabei auf ein "Selbstbestimmungsrecht der Völker".<br />

Genug Gründe für uns, das Verhältnis von Staat, Nation<br />

und Volk noch einmal zum Thema zu machen. http://<br />

beah.blogsport.eu<br />

13-15 Uhr: Tee trinken mit LiSA<br />

Ort: Auf den Haupttreppen* - GW2-Eingang am<br />

Boulevard<br />

Hier ist Platz für Tee, Kaffee, Limo, Kuchen, Fragen & evtl.<br />

Antworten, nette Leute, etc.<br />

14 Uhr: Konsumkritischer Stadtrundgang<br />

Treffpunkt: Am Roland - von KonsUmDenken<br />

Wusstest du, dass eine asiatische Näherin für die Arbeit<br />

an einem Paar Markenschuhe, das im Geschäft für 100?<br />

verkauft wird, nur 40 Cent bekommt? Wie weit reist ein T-<br />

Shirt, bis es bei uns im Laden hängt? Und was steckt noch<br />

so alles hinter den coolen Werbeslogangs großer Markenfirmen?<br />

Ein bis zwei Stunden beschäftigen wir uns in der<br />

Bremer Innenstadt an verschiedenen Stationen mit unterschiedlichen<br />

Aspekten rund um die Themen Globalisierung,<br />

globale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und bewusster Konsum.<br />

Dabei nutzen wir vielseitige anschauliche und interaktive<br />

Methoden und können auf individuelle Fragen und<br />

Wünsche eingehen. Gemeinsam möchten wir versuchen<br />

komplizierte globale Zusammenhänge nachzuvollziehen,<br />

weltweite Ungerechtigkeiten zu entdecken und zu verstehen,<br />

unser eigenes alltägliches Handeln zu hintefragen und<br />

Alternativen zu erarbeiten - www.konsumdenken.org.<br />

15 Uhr: Netz Umsonstökonomie<br />

Ort: SFG 1070<br />

Umsonstökonomie, Kurzvorstellung der Grundideen in der<br />

Theorie und in unserer Praxis; Vorstellung Projekt Umsonstladen;<br />

Vorstellung Projekte Nutzungsgemeinschaft.<br />

MITTWOCH, 19.10.2011<br />

11 Uhr: Veranstaltung zur Kritik der<br />

Konsumkritik<br />

Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé - von der BA<br />

Bremen<br />

Kritik an der Art, wie produziert wird, gibt es eine Menge.<br />

ZB. daran, dass in Sweatshops zu miserablen Bedingungen<br />

Turnschuhe in Trikont-Ländern hergestellt werden, die man<br />

hier zum Spottpreis kauft. Tier und Umwelt wird auch übel<br />

mitgespielt, nur damit "wir" konsumieren können. Um das<br />

zu ändern, empfehlen allerlei Kampagnen dem Konsumenten<br />

bewusstes Einkaufen. Er solle nur für Dinge bezahlen,<br />

die unter guten Bedingungen produziert wurden. Das<br />

Problem daran ist kein Mangel an guter Absicht. Sondern:<br />

Vieles Kritikable wird durch die Hintertür für gut befunden.<br />

So wird sich positiv auf die Konkurrenz der Unternehmen<br />

bezogen, wenn die "schlechten" zugunsten der "guten"<br />

abgestraft werden. Im Lohn wird nur dann ein Ausbeu-


14 Kritische Orientierungs-Woche<br />

tungsverhältnis gesehen, wenn er niedriger als niedrig ist.<br />

Und die Umweltnutzung durchs Kapital ist kein Problem,<br />

wenn nicht mehr als üblich zerstört wird. Außerdem wird<br />

suggeriert, dass die Konsumentin in der Masse über die<br />

Produktionsbedingungen entscheiden könne. Warum man<br />

mit einer konsequenten Kritik an Armut und Umweltzerstörung<br />

nicht bei einer Konsumkritik-Kampagne, sondern<br />

bei einer Kapitalkritik rauskommt, wollen wir auf dieser<br />

Abendveranstaltung diskutieren. Eine Veranstaltung über<br />

die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Konsum- und<br />

Kapitalismuskritik für Menschen mit oder ohne Vorwissen.<br />

14 Uhr: Wir machen uns die Uni, wie sie uns<br />

gefällt!<br />

Ort: SFG 1070 - Praxisworkshop von LiSA<br />

Stencils sind Schablonen aus Pappe oder Folie, ihre gesprayten<br />

Ergebnisse findet ihr an fast jeder Straßenecke.<br />

Wir möchten mit euch einen Nachmittag lang solche Schablonen<br />

basteln um der grauen Beton-Tristesse auf dem<br />

Campus entgegenzuwirken. <strong>Mit</strong>zubringen ist nichts außer<br />

gute Laune und Kreativität.<br />

16 Uhr: Film: „UNI DEFEKT - bitte andere<br />

benutzen - Der Bremer Streik gegen<br />

Studiengebühren"<br />

Ort: unter den GW2-Haupttreppen* - von LiSA<br />

1972 waren in der BRD Studiengebühren abgeschafft worden.<br />

Im neoliberalen Fahrwasser der 1990er Jahre begann<br />

die politische Debatte um ihre Wiedereinführung. Als ersten<br />

konkreten Schritt zur direkten Beteiligung der Studierenden<br />

an den Kosten ihres Studiums plante die Bremer<br />

Landesregierung im Jahr 2003 die Einführung einer so<br />

genannten „Verwaltungsgebühr“ in Höhe von 50 € pro Semester.<br />

Anfang Dezember 2003 traten daraufhin die Studierenden<br />

der Uni Bremen in den Streik. Sie setzten den<br />

regulären Lehrbetrieb aus, um gemeinsam, mit aller Kraft<br />

und vielfältig gegen die drohenden Studiengebühren und<br />

die ohnehin miserablen Studienbedingungen zu Felde zu<br />

ziehen.<br />

DONNERSTAG, 20.10.2011<br />

12Uhr: Info-VA: Wie funktioniert die Uni ?<br />

Ort: unter den GW2-Haupttreppen*- von LiSA<br />

StugA, Akademischer Senat, AStA, Dekan, Rektorat, Studierendenrat,...<br />

das sind und bleiben für die meisten Studierenden<br />

der Uni Bremen zeit ihres Studiums Fremdwörter.<br />

Trotz der nicht unerheblichen Lebenszeit, die<br />

Veranstaltungsprogramm sich in naher Zukunft direkt<br />

in dem „Mini-System“ Universität abspielen wird, wissen<br />

viele Studierende eher wenig über dessen Organisation.<br />

Also, wie funktioniert dieses „Mini-System“ eigentlich? Wer<br />

entscheidet zum Beispiel, was gelehrt wird und was nicht;<br />

auf welche Forschung sich konzentriert wird; welche Veranstaltungen<br />

ich besuchen muss und welche Prüfungen<br />

abzulegen sind? Und nach welchen Spielregeln und Maßstäben<br />

werden all diese Entscheidungen eigentlich gefällt,<br />

die der Universität „ihr Gesicht“ geben? Wir Wir laden alle<br />

(angehenden) Studierenden aller Fachbereiche ein, sich einen<br />

kurzen Überblick über die relevanten „Akteur_<strong>innen</strong>“<br />

im Uni-Alltag zu verschaffen und zu schauen, wo Studierende<br />

selbst eigentlich stehen und worin Möglichkeiten<br />

bestehen, selbst mitzuwirken.<br />

12 Uhr: Frühstück im FemRef<br />

Ort: In den Räumen des Autonomen Feministischen<br />

Referats auf der AStA-Etage, Eingang über die<br />

Glashalle<br />

Das FemRef ist ein offener Zusammenschluss von<br />

queeren, feministischen, antisexistischen Aktiven. Wir<br />

diskutieren, organisieren Veranstaltungen und Wendo-<br />

Kurse, mischen in der Hochschulpolitik mit und sind<br />

vernetzt mit vielen anderen linken und feministischen<br />

Gruppen. Kommt vorbei, frühstückt mit uns - werft einen<br />

Blick in unsere Bibliothek und lernt die Arbeit des<br />

FemRef kennen. - Die Veranstaltung ist männerfrei,<br />

also exklusiv für Frauen, Lesben, Trans*.<br />

14 Uhr: Feministischer Campusspaziergang<br />

Treffpunkt: vor dem Mensaeingang - vom FemRef<br />

Frauencafés, feministische Forschung, Frauenstreiktage<br />

- in den letzten Jahrzehnten war ne Menge los auf<br />

dem Campus. Nicht alles ist geblieben, aber einige Räume<br />

und Anlaufstellen, die auch heute noch mit Lust &<br />

Energie daran arbeiten, den Campus ein bisschen netter<br />

zu machen, wollen wir euch vorstellen. Wo kann ich<br />

in Ruhe chillen? Wo finde ich antisexistische Literatur<br />

und Filme? Wo kann ich mich mit anderen Aktiven austauschen<br />

und vernetzen? - Die Veranstaltung ist männerfrei,<br />

also exklusiv für Frauen, Lesben, Trans*.<br />

14 Uhr: VA zu Integration & Ausgrenzung<br />

Treffpunkt: in der Glashalle vorm CouchCafé - von der<br />

BA Bremen<br />

"Die Integration ist gescheitert" heißt es der Tage immer<br />

häufiger in Politik und Medien. Parallelgesellschaften<br />

hätten sich gebildet, die Politik hätte es verfehlt die<br />

ausländischen <strong>Mit</strong>bürger in die deutsche Kultur einzugliedern<br />

und Sozialchauvinist_<strong>innen</strong> attestieren die<br />

Integrationsunwilligkeit von Migrant_<strong>innen</strong>. Aber ist<br />

das Projekt Integration wirklich gescheitert oder wird<br />

es momentan einfach genauso wenig benötigt wie<br />

diejenigen, die es zu integrieren gilt? Als Maßstab für<br />

den guten Migranten taugt der Begriff der Integration<br />

alle Male noch. Hat sie/er einen Job, spricht fließend<br />

Deutsch, zahlt Steuern, hält sich an Gesetze und geht<br />

Einkaufen, dann gilt eine Migrant_in generell als integriert<br />

und kann sogar in die Talkrunde mit Thilo Sarrazin<br />

gesteckt werden, um diesem ein lebendiges Beispiel für<br />

die Fehlerhaftigkeit seiner Thesen vorzuführen. Integration<br />

erscheint dabei als eine Art Projektionsfläche,<br />

die von einem Geschenk bis hin zu einer Erwartungshaltung<br />

reicht.<br />

16 Uhr: Atomausstieg bleibt Handarbeit!<br />

TantePaul<br />

Treffpunkt: unter den GW2-Haupttreppen* - von LiSA<br />

& dem Klimaplenum Bremen in Kooperation mit der<br />

Rosa Luxemburg Initiative Bremen<br />

Nachdem die Bundesregierung offiziell den Ausstieg<br />

aus der Atomkraft propagiert, scheint Widerstand nicht<br />

mehr nötig zu sein. Warum Proteste gegen Atomkraft<br />

und Transporte dennoch oder gerade deshalb immer<br />

noch wichtig sind, soll mit filmischen Impressionen und


TantePaul Kritische Orientierungs-Woche 15<br />

kurzen einführenden Beiträgen in dieser Veranstaltung<br />

diskutiert werden. Damit wollen wir einen Anlass bieten,<br />

aktuelle Strategien und Praxen emanzipatorischer Politik<br />

im Spannungsfeld von Energie- und Standortpolitik insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der Geschichte und Entschlossenheit<br />

des Widerstandes gegen Atommülltransporte<br />

nach Gorleben zu reflektieren.<br />

DIENSTAG, 25.10.2011<br />

15 Uhr: Rhythms of Resistance – Action<br />

Samba Band Bremen<br />

Treffpunkt: vor der Glashalle auf dem Boulevard<br />

Rhythms of Resistance Bremen erzählt, was es mit Action-Samba<br />

auf sich hat und will mit allen Interessierten<br />

zusammen kräftig musizieren. Musikalische Vorkenntnisse<br />

sind nicht nötig.<br />

MITTWOCH, 26.10.2011<br />

13-15 Uhr: Tee trinken mit LiSA<br />

Treffpunkt: Auf den Haupttreppen* - GW2-Eingang am<br />

Boulevard<br />

Hier ist Platz für Tee, Kaffee, Limo, Kuchen, Fragen & evtl.<br />

Antworten, nette Leute, etc.<br />

MITTWOCH, 02.11.2011<br />

16 Uhr: Film: "Darwins langer schatten - der<br />

Sozialdarwinismus"<br />

Ort: unter den GW2-Haupttreppen*- von LiSA<br />

Charles Darwins Evolutionstheorie ist die einflussreichste<br />

Naturtheorie der Wissenschaftsgeschichte. Sie löste seit<br />

ihrer Veröffentlichung im 19. Jahrhundert einen grundlegenden<br />

Wandel des Selbstbilds des Menschen aus und<br />

wirkte deshalb nicht nur auf die biologische Forschung,<br />

sondern auch auf die Gesellschaft. Der sogenannte Sozialdarwinismus<br />

übertrug die Ideen der Naturtheorie wie<br />

das herausgestellte Diktum Survival of the Fittest auf Gesellschaftsmodelle.<br />

Die neuere Darwin-Forschung belegt,<br />

dass der Sozialdarwinismus bereits bei Charles Darwin<br />

tief verankert war. Denn die entscheidenden Ideen für die<br />

Erklärung der Entwicklung der Arten nahm Darwin weniger<br />

von seinen Naturbeobachtungen als aus den Werken<br />

der Gesellschaftstheoretiker Thomas Robert Malthus und<br />

Herbert Spencer. Der Film dokumentiert auch die katastrophalen<br />

Folgen wie beispielsweise die Eugenik- und Rassengesetze<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />

*Anmerkung<br />

die Haupttreppen befinden sich im Gebäude GW2 - Geisteswissenschaften<br />

2 - und sind die großen, nicht zu übersehbaren<br />

Treppen darin<br />

Ein Schritt vor, zwei zurück: 40 Jahre Uni Bremen<br />

Die Uni wird 40 Jahre alt und will sich groß feiern.<br />

Doch gibt es Überhaupt einen Grund zum Feiern?<br />

Die Forschung ist zunehmend von Drittmitteleinwerbung,<br />

von Industrie und Wirtschaft abhängig,<br />

es wird Rüstungsforschung betrieben und Tierversuche<br />

an Makaken sind alltäglich geworden. An der<br />

Lehre wird sowieso immer mehr gespart und auslaufende,<br />

für die Wirtschaft unrentable, Lehrstühle<br />

werden nicht wieder neu besetzt. Die Liste der<br />

StudiengangsAktiven LiSA plant in diesem Rahmen<br />

so allerhand Trubel, unter anderem folgende Veranstaltungen:<br />

a<br />

Schafft sich die Uni<br />

selber ab?<br />

Zum Wandel der Wissenschaftsverständnisse<br />

an der Uni Bremen<br />

* Montag, 05.12.2011 - 19:00 Uhr – Uni Bremen<br />

„Auf dem Weg zur Exzellenz“ so lautet das Motto<br />

unter dem die Uni Bremen ihr 40- jähriges Jubiläum<br />

feiert. <strong>Mit</strong> einer Podiumsdiskussion werfen wir einen<br />

kritischen Blick auf die so zusammen gefasste<br />

junge Geschichte der Universität Bremen. <strong>Mit</strong> damaligen<br />

und heutigen universitären Akteur_<strong>innen</strong><br />

wollen wir im Spannungsfeld von Gründungsidealen<br />

und aktuellen Zielsetzungen der Universität<br />

diskutieren, wie unterschiedliche Bildungs- und<br />

Wissenschaftsverständnisse in der Geschichte der<br />

Universität Bremen aufeinander treffen.<br />

Unbequeme Fragen<br />

stellen?!<br />

Zum Umgang mit kritischer Wissenschaft in<br />

der Vergangenheit und Gegenwart der Uni<br />

Bremen<br />

* <strong>Mit</strong>twoch, 07.12.2011 – 19 Uhr – Uni Bremen<br />

Im Vordergrund der Diskussion steht der Umgang<br />

mit kritischen und politischen Wissenschaftler_<strong>innen</strong><br />

von Seiten der Universität und des Staates. Ins<br />

Visier genommen werden politische Instrumente<br />

und Repressionsmaßnahmen, deren Zweck es ist,<br />

kritische Wissenschaft einzudämmen und zu unterbinden.<br />

War es in den 70er und 80er vor allem<br />

der Ausspruch von Berufsverboten, ist es heute die<br />

Notwendigkeit Forschungsprojekte mit Drittmitteln<br />

aus Industrie und Wirtschaft zu finanzieren.<br />

Anhand persönlicher Erfahrungsberichte wollen<br />

wir der Frage nachgehen, inwiefern kritische Wissenschaft<br />

an der Uni Bremen möglich war und ist.<br />

Augen und Ohren offen halten lohnt sich!<br />

www.lisa-bremen.de


16 Geschichte der Uni Bremen<br />

Von der Kaderschmiede<br />

zum Standortfaktor<br />

Zur Geschichte der Uni Bremen.<br />

Die ersten Planungen zur Gründung der<br />

Universität Bremen begannen im Jahr<br />

1959. Die Universität selbst beruft sich<br />

offiziell gerne auf frühere Daten, um ihre<br />

Geschichte zu beg<strong>innen</strong>. Im Jahr 1610<br />

war das Gymnasium Illustre (dt. vornehme<br />

oder hohe Schule) mit Wurzeln in der<br />

Bremer Lateinschule gegründet worden.<br />

Eine Art weiterführende Schule mit wissenschaftlichem<br />

Anspruch, die aber keine<br />

akademischen Grade verlieh. 1810 wurde<br />

jedoch - mit Ausnahme einer 6-jährigen<br />

„Basisschule“, des heutigen alten Gymnasiums<br />

- der Lehrbetrieb eingestellt,<br />

da die Konkurrenz der 1736 gegründeten<br />

und sehr schnell aufstrebenden Göttinger<br />

Universität übermächtig geworden war.<br />

Kaum später, im Jahr 1811, kursierten im<br />

französisch besetzten Bremen Ideen einer<br />

„Französisch-Bremischen Universität“, die<br />

allerdings mit dem Sieg über Napoleon ihr<br />

frühes Ende fanden. Der Gedanke flammte<br />

im Jahr 1948 als „internationale Universität<br />

Bremen“ wieder auf, nachdem Bremen<br />

amerikanische Besatzungszone wurde.<br />

Die Pläne wurden zu diesem Zeitpunkt allerdings<br />

schnell wieder abgetan, da dieses<br />

Projekt als finanziell völlig unzumutbar eingestuft<br />

wurde.<br />

Eine Universität - des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs wegen<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit<br />

führte dann in der jungen Bundesrepublik<br />

Deutschland zu einer sich immer<br />

weiter steigernden Nachfrage nach<br />

hoch qualifizierten Arbeitskräften. Die Universitäten<br />

waren bis dahin kleine und vom<br />

gesellschaftlichen Alltag der Menschen abgeschottete<br />

Leuchttürme wissenschaftlicher<br />

Abstraktion. Aber nun reichten ihre<br />

Studienkapazitäten nicht mehr aus. Als<br />

der Wissenschaftsrat als beratendes Gremium<br />

für Bund und Länder im Jahr 1960<br />

die Gründung neuer Universitäten empfahl<br />

und Bremen dabei als optimalen Standort<br />

für eine Universität im Norden befand,<br />

flammte die Diskussion in der Stadt neu<br />

auf.<br />

Ein Gutachten wurde erstellt, schlug die<br />

Realisierung einer großen Universität mit<br />

allen Wissenschaftsbereichen vor und<br />

gab den Bremer Entscheidungsträgern<br />

gleichzeitig mit auf den Weg: „Während<br />

es das legitime Bestreben von Gruppen<br />

und Parteien ist, Einfluss und Macht, das<br />

heißt, die Mehrheit, zu gew<strong>innen</strong>, um ihre<br />

Ziele durchzusetzen, hat die Universität die<br />

Aufgabe, die Wahrheit in der Gemeinheit<br />

von Forschern und Schülern zu suchen. Die<br />

Wahrheit ist etwas anderes als die Mehrheit<br />

[...]<br />

1961 empfahl der Bremer Senat die Universitätsgründung,<br />

richtete einen Ausschuss<br />

ein und noch einmal drei Jahre später wurde<br />

die Gründung von der Bremer Bürgerschaft<br />

beschlossen. Allen Beteiligten war<br />

zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass „Bremen<br />

als kleinstes Bundesland nicht in der<br />

Lage ist, aus eigener Kraft eine Volluniversität<br />

zu betreiben.“ Der Bund hatte mittlerweile<br />

jedoch umfangreiche finanzielle<br />

Unterstützung für den Bau der Universität<br />

zugesagt. Das beflügelte die Bremer in der<br />

Planung und der Hoffnung, auch für die<br />

jährlichen Betriebskosten eine Lösung zu<br />

finden.<br />

Während das Problem der langfristigen Finanzierung<br />

einer Bremer Universität also<br />

beinahe geklärt schien, rückten ganz andere<br />

Fragen zunehmend in den <strong>Mit</strong>telpunkt:<br />

Wie sollte die Bremer Universität ausgestaltet<br />

werden? Nach welchen Prinzipien<br />

sollten ihre <strong>Mit</strong>glieder lernen und forschen?<br />

Eine Universität - eine neue, eine andere<br />

Die 50er und 60er Jahre, geprägt vom<br />

Wirtschaftswunder und dem Brechen mit<br />

gesellschaftlichen Traditionen und Tabus,<br />

waren die Zeiten großer Reformbemühungen<br />

im Hochschulwesen. Die Diskussionen<br />

über „Die Krise der Universitäten“, „die auf<br />

die Herausforderungen der Gesellschaft<br />

nicht mehr hinreichend antworten“, wurden<br />

über viele Jahre in aller gesellschaftlicher<br />

Öffentlichkeit geführt. „Unser mittelalterliches<br />

Hochschulsystem praktiziert<br />

TantePaul<br />

eine empörende Verletzung menschlicher<br />

Würde. Erwachsene Menschen werden wie<br />

unmündige Kinder behandelt und sind unwürdigen<br />

Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

unter fast unumschränkter Herrschaft<br />

selbstherrlicher Lehrpersonen ausgeliefert“,<br />

meinten die Einen, alle Veränderungen<br />

seien gesellschaftspolitisch gefährlich<br />

und nur „die Ausgeburt marxistisch-leninistischen<br />

Revolutionseifers“ die Anderen.<br />

Gleichwichtig war ihnen die damalige<br />

volkswirtschaftliche Bedeutung von gut<br />

ausgebildeten Arbeitskräften.<br />

Während sich in allen etablierten Universitäten<br />

der Widerstand gegen strukturelle<br />

Veränderungen regte, bot eine Neugründung<br />

weit jenseits von altgedienten, verkrusteten<br />

Universitätsstrukturen allen<br />

Gruppen im Reformstreit die Möglichkeit,<br />

ihre Vorstellungen durchzusetzen. Das<br />

kurzweilige Bekenntnis aller Parteien in<br />

Bremen zu einer Universität mit neuer<br />

gesellschaftlicher und ökonomischer Innovationskraft<br />

unter „bewusster Betonung<br />

der Arbeitnehmerinteressen“ führte<br />

zu „weiterreichenden Vorstellungen als<br />

andernorts über Studien- und Prüfungsreform,<br />

über die Reform der universitären<br />

Entscheidungsstrukturen, und den Versuch,<br />

Ausbildung und Forschung enger mit<br />

gesellschaftlichen Bezügen zu verknüpfen<br />

[...].“<br />

Anders formuliert sollten neue emanzipatorische<br />

Lernformen das Studium bestimmen,<br />

sollte jedes Universitätsmitglied<br />

gleichberechtigt sein, sollte sich das Studium<br />

wesentlich stärker an den Problemen<br />

einer späteren Berufstätigkeit orientieren,<br />

sollte sich Wissenschaft an den Problemstellungen<br />

der Gesellschaft orientieren und<br />

zu ihrer Lösung beitragen. <strong>Mit</strong> politischem<br />

Rückhalt wurde Bremen Wegbereiter der<br />

Universitätsreform. Es entstand das „Bremer<br />

Modell“ mit folgenden Zielen:<br />

1. Die Kooperation aller Gruppen (Professor_<strong>innen</strong>,<br />

akademische <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />

und Studierende) bis zu einem Optimum<br />

2. Die Verwirklichung notwendiger inhaltli-


TantePaul Geschichte der Uni Bremen 17<br />

cher Ansprüche an die neue Universität<br />

wie<br />

* die rationale, effektive und sich ihrer<br />

gesellschaftlichen Funktion bewusste<br />

Organisation von Forschung und<br />

Lehre<br />

* die Sicherung einer gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Fundierung und einer<br />

gesellschaftskritischen Orientierung<br />

von Forschung und Lehre<br />

* die Modernisierung des Studiums und<br />

des Prüfungswesens<br />

3. Die Transparenz des Universitätslebens<br />

für alle Beteiligten und für die Öffentlichkeit<br />

4. Die Stellung der Universität in der Gesellschaft<br />

als Stätte kritischer Bewusstseinsbildung<br />

gegenüber gesellschaftlichen,<br />

politischen und ökonomischen<br />

Prozessen, als Stätte wechselseitiger<br />

Beeinflussung aller gesellschaftlichen<br />

Gruppen, als Zentrum geistiger Ausstrahlung<br />

auf alle Bildungsbemühungen.<br />

Im universitären Alltag sollte dies die „konsequente<br />

Ausrichtung der Wissenschaft<br />

und Bildung auf die Bedürfnisse einer de-<br />

Universität als Ort kritischer<br />

Wissenschaft [...] gerät<br />

unausweichlich in Konflikt<br />

mit gesellschaftspolitischen<br />

Kräften<br />

mokratischen und sozialen Gesellschaft“,<br />

welche „die Interessen der großen Mehrheit<br />

der Bevölkerung aufnimmt“ bedeuten. Die<br />

Studierenden sollten mittels praktischem<br />

und gesellschaftswissenschaftlichem<br />

Bezug gesellschaftliche Verantwortung<br />

und Selbstständigkeit entwickeln. Gelernt<br />

werden sollte nur noch in Kleingruppen<br />

und anhand von Fallbeispielen, um so das<br />

Studium von Unnützem zu entlasten und<br />

zu straffen. Prüfungen, die eh nur mit Hilfe<br />

von Angst Herrschaftsverhältnisse zementieren,<br />

sollten, um der sozialen Selektion<br />

vorzubeugen, verwissenschaftlicht und<br />

Schritt für Schritt zu studienbegleitenden<br />

Leistungskontrollen umgestaltet werden.<br />

Der gesamte Wissenschaftsbetrieb sollte<br />

gleichberechtigt und demokratisch organisiert<br />

werden, um so die alleinige Vorherrschaft<br />

der Professor_<strong>innen</strong> wie an den<br />

alten Ordinarien-Universitäten zu durchbrechen.<br />

Die Studierenden sollten zu Partnern<br />

der Professor_<strong>innen</strong> werden.<br />

Eine Universität - als politischer Kristallisationspunkt<br />

Auf dem Höhepunkt der Student_<strong>innen</strong>bewegung,<br />

deren Ziele das „Bremer Modell“<br />

beeinflussten, wurde im Jahr 1968<br />

die Durchführung der konkreten Planung<br />

und Gründung der Bremer Universität in<br />

die Hände eines Gründungssenats gelegt,<br />

der aus Professor_<strong>innen</strong>, Assistent_<strong>innen</strong><br />

(akademischen <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong>) und<br />

Studierenden anderer deutscher Universitäten<br />

bestand. Dass diese Aufgabe nicht<br />

von einer Behörde, sondern von Universitätsmitgliedern<br />

und zwar aus allen Statusgruppen<br />

selbst übernommen werden sollte,<br />

war neu und stellte den Versuch dar, „die<br />

universitären Spannungen“ also die unterschiedlichen<br />

Interessen von Professor_<strong>innen</strong>,<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierenden<br />

- „schon während der Gründungsphase der<br />

Universität demokratisch auszutragen.“<br />

Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit konkretisierte<br />

sich nun die Universität. Die<br />

konservative Presse und insbesondere<br />

der Springer-Verlag verbreiteten das Klischee<br />

der „roten Kaderschmiede“, bevor<br />

der Lehrbetrieb überhaupt aufgenommen<br />

wurde. Aber auch die Bremer CDU und<br />

FDP schreckten zunehmend vor der konkreten<br />

Umsetzung dessen zurück, was sie<br />

als abstrakte Zielvorgabe noch selbst mit<br />

beschlossen hatten. Als die Universität<br />

Bremen zwei Jahre früher als geplant im<br />

Herbst 1971 eröffnet wurde, konterte der<br />

Gründungsrektor „Diese heftige konservative<br />

Opposition gegen die Bremer Universität<br />

war zu erwarten.“ Sie „hat die Aufgabe,<br />

uns vorbeugend einzuschüchtern [...]<br />

Universität als Ort kritischer Wissenschaft<br />

[...] gerät unausweichlich in Konflikt mit gesellschaftspolitischen<br />

Kräften“. Kräfte, „die<br />

mit Händen und Füßen dagegen kämpfen,<br />

daß eine kritische Einstellung der Bürger<br />

alltägliche Realität wird, weil sie fürchten,<br />

dass ihre Interessen und ihre Macht einem<br />

geschärften Blick wohlinformierter Bürger<br />

nicht standhält [...].“<br />

Eine Universität - in den Anfängen<br />

Eigentlich hätte der Lehrbetrieb erst im<br />

Herbst 1973 beg<strong>innen</strong> sollen. Bremen entschloss<br />

sich jedoch, einem Wunsch des<br />

Bundes folgend, zu einem Schnellbauprogramm,<br />

Finanzspritze inklusive, da der<br />

„Fachkräftemangel“ immer größer wurde.<br />

So nahmen im Wintersemester 1971/72 57<br />

Hochschullehrer_<strong>innen</strong> und 450 Studieren-<br />

de den Lehrbetrieb im GW1 und NW1 auf.<br />

Langfristig sollte ein Verhältnis von 10 Studierenden<br />

auf eine_n Hochschullehrer_in<br />

gehalten werden.<br />

Die eigentlichen Gebäude der Universität<br />

konnten erst nach und nach und bei weitem<br />

nicht den ursprünglichen Planungen<br />

entsprechend gebaut werden. Die Universität<br />

hatte ihren Platz am Stadtrand zwischen<br />

Park und Autobahn gefunden. Dies<br />

folgte der Überlegung, dass ein Standort<br />

innerhalb der Stadt auf Grund der räumlichen<br />

Enge keine langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu ließe.<br />

Gleichzeitig sollte aber die Stadt selbst um<br />

die neue Universität herum wachsen und<br />

sie so zum Zentrum eines neuen Stadtteils<br />

machen. Die Anlage eines Campus war<br />

zentraler Bestandteil der Universitätskonzeption.<br />

Im Zentrum die Universitätsbibliothek,<br />

im Außenbereich Sportplätze, sollte<br />

er der gemeinsame Lebensmittelpunkt aller<br />

Universitätsmitglieder sein. Etwa 2000<br />

Studierende sollten in Wohnheimen mit je<br />

80-120 Personen direkt auf dem Campus<br />

wohnen. Jedes Wohnheim sollte zudem<br />

eine Wohnung für eine_n Professor_in mit<br />

seiner_ihrer Familie umfassen.<br />

Über viele Jahre sorgfältig geplant und vorbereitet,<br />

lief der neue Alltagsbetrieb der<br />

Universität ab, wie an keiner Universität<br />

zuvor. Herkömmliche Lehrveranstaltungen,<br />

Vorlesungen und Seminare gab es<br />

Kräfte, „die mit Händen und<br />

Füßen dagegen kämpfen,<br />

daß eine kritische Einstellung<br />

der Bürger alltägliche<br />

Realität wird, weil sie<br />

fürchten, dass ihre Interessen<br />

und ihre Macht einem<br />

geschärften Blick wohlinformierter<br />

Bürger nicht standhält<br />

nicht, sondern ausschließlich Kleingruppenarbeit<br />

in Form von Projekten, deren<br />

Inhalte - wie das gesamte Studium - von<br />

Hochschullehrer_<strong>innen</strong> aus verschiedenen<br />

Studiengängen und auch den Studierenden<br />

selbst zusammengestellt wurden. Die<br />

Projektarbeit machte große Vorlesungsräume<br />

überflüssig. Statt dessen wurden<br />

die Innenwände der universitären Gebäu-


18 Uni-Geschichte<br />

de größtenteils ganz weggelassen und<br />

von tragbaren Trennwänden ersetzt. Für<br />

alle Studiengänge gab es eine einheitliche<br />

Prüfungsordnung, Prüfungen wurden<br />

überwiegend nicht als Klausur, sondern<br />

mündlich oder als Hausarbeit abgelegt,<br />

Kriterien zum Erlangen eines Scheins wurden<br />

zwischen Studierenden und Lehrendem<br />

ausgehandelt, Noten oft pauschal für<br />

alle Projektteilnehmer_<strong>innen</strong> vergeben. Die<br />

unterschiedlichen Wissenschaftsbereiche<br />

der Universität, traditionell als Fakultäten<br />

bezeichnet, nannte mensch in Abkehr aller<br />

Traditionen in Bremen zunächst Studien-,<br />

später Fachbereiche, deren Dekane Fachbereichsleiter.<br />

Mensch duzte sich.<br />

Am bedeutungsvollsten aber war die paritätische<br />

Besetzung der universitären<br />

Entscheidungsgremien. Professor_<strong>innen</strong>,<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierende hatten<br />

jeweils die gleiche Anzahl an Stimmen (1/3<br />

Parität). Keine Statusgruppe war so in der<br />

Lage, die Gestaltung der Universität zu dominieren.<br />

Die Herrschaft der Professor_<strong>innen</strong><br />

war gebrochen, Zusammenarbeit aller<br />

nötig.<br />

Die Studierenden der ersten Jahre kamen<br />

aus der gesamten damaligen Bundesrepublik<br />

an die Universität Bremen. Die Student_<strong>innen</strong>bewegung<br />

hatte begonnen,<br />

sich in andere, radikalere oder gemäßigtere<br />

Strukturen umzuwandeln und „Auf jene<br />

Studenten, die sich damals als revolutionär<br />

verstanden, und von denen gab es eine<br />

ganze Menge, hatte dieses Projekt eine<br />

gewisse Anziehungskraft [...] Man wollte<br />

demokratische Inhalte haben, man wollte<br />

antiimperialistische Arbeit machen, man<br />

wollte die Wissenschaft und ihre Theorien<br />

in ihren Begriffen, ihrer Praxis und ihrem<br />

Selbstverständnis kritisch hinterfragen in<br />

Bezug auf ihre Teilhabe an gesellschaftlicher<br />

Herrschaft und in Bezug auf ihre Möglichkeit<br />

zur Förderung gesellschaftlicher<br />

Emanzipationsprozesse.“<br />

Politisch war entsprechend dem Zeitgeist<br />

der frühen 70er und dem Reformgedanken<br />

der Uni ein breites linkes Spektrum vertreten.<br />

Die Professor_<strong>innen</strong> waren bereits<br />

nach dem Kriterium berufen worden, ob<br />

sie den Zielen des Bremer Modells aufgeschlossen<br />

gegenüberstehen. Etwa 30 %<br />

von ihnen tendierten in den ersten Jahren<br />

zur DKP. Auch unter den Studierenden hatten<br />

sich „schnell drei Hauptlager entwickelt<br />

mit teilweise traumatischen Spannungen<br />

untereinander - die sozialdemokratischen<br />

und Juso-Gruppen, die DKP-Anhänger und<br />

undogmatischen Linken [..].“<br />

Am bedeutungsvollsten<br />

aber war die paritätische<br />

Besetzung der universitären<br />

Entscheidungsgremien.<br />

Professor_<strong>innen</strong>, <strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong><br />

und Studierende<br />

hatten jeweils die gleiche<br />

Anzahl an Stimmen<br />

Der Umgang zwischen den <strong>Mit</strong>gliedern der<br />

Universität und der Bremer Politik war bereits<br />

in den Gründungsjahren keineswegs<br />

reibungslos. Reform war nicht gleich Reform.<br />

Der Vorschlag seitens der Universität,<br />

Studienplätze nicht wie üblich nach<br />

Abiturdurchschnitt (NC) zu vergeben, sondern<br />

per Los, hatte eine große Wahlkampagne<br />

der CDU („Weil du klug bist, darfst du<br />

nicht studieren“) zur Folge. Die Regierungskoalition<br />

aus SPD und FDP zerbrach 1971<br />

an der Berufung eines einzigen Professors.<br />

Man war sich in vielen Dingen uneins,<br />

von den Berufungen über die Dauer eines<br />

Lehramtsstudiums bis hin zu den knapp<br />

bemessenen Finanzen der Universität. Vor<br />

allem aber fürchtete man, dass der Bremer<br />

Senat wichtige Punkte des Reformmodells<br />

auf Druck der Öffentlichkeit schon bald<br />

wieder abschaffen würde. „Deshalb sind<br />

wir damals gleich im ersten Semester mit<br />

roten Fahnen ins Rathaus gegangen, sind<br />

da etwas gewaltsam eingedrungen [...] und<br />

haben uns zu Wort gemeldet“, schreibt der<br />

erste AStA-Vorsitzende der Uni in einem<br />

Rückblick.<br />

Eine Universität - an der der Vorhang fällt<br />

Zwei Jahre nach der Gründung wurde das<br />

„Bremer Modell“ zerstört. Das Bundesverfassungsgericht<br />

entschied 1973 nach der<br />

Klage niedersächsischer Professoren, daß<br />

die Besetzung der universitären Entscheidungsgremien<br />

nicht mit dem Grundgesetz<br />

vereinbar sei, solange „den Vertretern der<br />

Hochschullehrer nur die Hälfte der Stimmen<br />

eingeräumt wird [...].“ Die gleichberechtigte<br />

Teilnahme von Professor_<strong>innen</strong>,<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter_<strong>innen</strong> und Studierenden am<br />

universitären Alltag war damit beendet, die<br />

Allmachtstellung der Hochschullehrer_<strong>innen</strong><br />

wieder rekonstruiert.<br />

Darüber hinaus war die Bremer Universität<br />

den konservativen Kräften in Politik und<br />

Medien weiterhin ein Dorn im Auge. Poli-<br />

TantePaul<br />

tische Einstellung stünde hier über wissenschaftlicher<br />

Qualität. Es gelang ihnen,<br />

entscheidend Stimmung nicht nur gegen<br />

die Universität selbst, sondern auch gegen<br />

deren <strong>Mit</strong>glieder und Absolvent_<strong>innen</strong> zu<br />

schüren. „Meine Diplomarbeit wurde bewertet<br />

als neo-marxistisch, was sie nicht<br />

war; ich glaube, die das beurteilt haben,<br />

wussten gar nicht, was das für ein Begriff<br />

ist. Jedenfalls hieß das, dass eine berufliche<br />

Perspektive als Bremer Absolvent so ohne<br />

weiteres nicht möglich war.“ Berufsverbote<br />

waren in den 70ern und 80ern Ausdruck<br />

des Staates, gesellschaftliche Veränderungen<br />

zu unterdrücken. Viele große<br />

Unternehmen führten den so genannten<br />

„Bremen Malus“ und wollten keine Bremer<br />

Absolvent_<strong>innen</strong> beschäftigen.<br />

Der Bremer Senat und Teile der Uni misstrauten<br />

sich zunehmend. Während die<br />

Universitätsreform in der bildungs- und<br />

gesellschaftspolitischen Debatte im<br />

Deutschland der 70er Jahre an Boden verlor,<br />

wollten große Teile der Professor_<strong>innen</strong><br />

und Studierenden weiter von Bremen aus<br />

die Welt verändern.<br />

Sie engagierten sich in der Anti-AKW Bewegung,<br />

kritisierten die staatlichen Repressionen<br />

im deutschen Herbst, fanden<br />

sich in Gruppen und Organisationen, um<br />

mit einer teilweise emanzipatorischen Bewusstseinsveränderung<br />

der Gesellschaft<br />

die Macht des Kapitals zu brechen.<br />

„In dem Maße“ aber, „wie die Hochschulreform<br />

ihre Schwungkraft verloren hat, sind<br />

[...] auch in Bremen die Linien zurückverlegt<br />

worden [...].“ 1976 trat das erste Hochschulrahmengesetz<br />

des Bundes in Kraft und<br />

manifestierte einen höchstens bescheidenen<br />

bundesdeutschen Stand der Reformbewegung.<br />

Die sich bereits ankündigenden<br />

Wirtschaftskrisen ließen auch bei politisch<br />

gemäßigten Kräften andere Dinge wichtiger<br />

werden, als die breite Überwindung<br />

von Herrschaftsverhältnissen mittels paritätisch<br />

organisierter kritischer Wissenschaft.<br />

Das Gesetz blieb bei weitem hinter<br />

den Ideen und Konzepten der Bremer Uni<br />

zurück. Dies war der endgültige Todesstoß<br />

für das Reformmodell. „Die damalige Bremer<br />

Universität war in dieser bundesrepublikanischen<br />

Wissenschaftslandschaft<br />

nicht weiter zu verteidigen, weil sie kein<br />

einziges Korrespondenzmodell in irgendeiner<br />

anderen Region der Bundesrepublik<br />

gehabt hat“ formulierte es später der damalige<br />

Wissenschaftssenator. Um dem<br />

dennoch anhaltenden Eifer weiter Teile der<br />

Uni zur progressiven Gesellschaftsverän-


TantePaul Uni-Geschichte 19<br />

derung Einhalt gebieten zu können, nahm<br />

die Bremer Wissenschaftsbehörde die Universität<br />

von nun an an die kurze Leine. Die<br />

Berufungspolitik veränderte sich, das Projektstudium<br />

wurde zurückgedrängt und<br />

von Vorlesungen und Seminaren ersetzt,<br />

Professor_<strong>innen</strong>, die sich weiterhin allzu<br />

kritisch äußerten, wurden Maulkörbe verpasst.<br />

Eine Universität - damit der Rubel rollt<br />

Während der 80er und 90er Jahre verschärfte<br />

sich die Haushaltslage des Landes<br />

Bremen immer weiter. Die an kapitalistische<br />

Interessen gebundene deutsche<br />

Finanz- und Steuerpolitik war in den Zeiten<br />

der wirtschaftlichen Flaute und der Wiedervereinigung<br />

nicht mehr bereit vergangene<br />

soziale und kulturelle Bildungsstandards<br />

zu finanzieren.<br />

An der Universität wurden verstärkt neue,<br />

technische Studiengänge eingerichtet, um<br />

Bremen mit Hilfe von gut ausgebildeten<br />

Fachkräften für die Ansiedlung von Unternehmen<br />

interessant zu machen (z.B.<br />

Produktionstechnik für Daimler-Chrysler).<br />

1986 begann man sogar mit dem Bau des<br />

„Technologiepark“, einer Ansammlung von<br />

Unternehmen, die von der Forschung der<br />

Universität nebenan profitieren sollten.<br />

Heute nennt sich die Universität „anerkannter<br />

Wissenschaftsstandort“,damit<br />

viele Unternehmen Geld in die Universität<br />

investieren, weil sie dadurch Einfluss auf<br />

Forschungsvorhaben, -ergebnisse und<br />

Lehrinhalte bekommen. An Geld mangelt<br />

es der Universität trotzdem weiterhin, jedes<br />

Jahr werden ihre finanziellen <strong>Mit</strong>tel<br />

erneut gekürzt. Sie soll statt dessen mehr<br />

„Drittmittel“ , von Unternehmen einwerben<br />

und von Studierenden Gebühren einnehmen.<br />

Das schafft Konkurrenz. Die Uni wird<br />

nur noch mit ökonomischem Interesse betrachtet:<br />

Dem der Wirtschaft, des Kapitals.<br />

Der Bologna-Prozess ordnet im Jahr 1999<br />

Bildung dem europäischen Ziel unter, bis<br />

2010 zum „wettbewerbsfähigsten und<br />

dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum“<br />

zu werden. Forscher_<strong>innen</strong><br />

der Bremer Universität arbeiten derweil<br />

an militärischen Aufklärungsdrohnen oder<br />

Fuchs-Panzern der Bundeswehr mit. Das<br />

ist gut für den Standort Bremen und den<br />

Standort Deutschland. Alles, was sich<br />

aus Sicht des Staates und der Wirtschaft<br />

finanziell nicht mehr rechnet, wird aufgegeben.<br />

So wurden seit dem WS 2005 das<br />

Ende der Studiengänge Sport und Behindertenpädagogik<br />

besiegelt und andere wie<br />

etwa die Chemie stark zusammengekürzt.<br />

Ein Wissenschaftsplan wird aufgestellt,<br />

der die Zukunft der Universität bis ins Jahr<br />

2010 beschreibt. Er wird bestimmt von<br />

dem „wachsenden Bedarf an hochqualifiziertem<br />

Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt<br />

[...] sowie den knapper werdenden Wissenschaftsbudgets.“<br />

Auf einen Professor kommen<br />

im Durchschnitt mittlerweile etwa<br />

70 Studierende. Die Meinungen, Wünsche<br />

und Interessen der Studierenden spielen<br />

derweil keine Rolle mehr. Aus ihrer Sicht<br />

„handelt es sich [...] um eine Geschichte der<br />

fortlaufenden Verschlechterung des studentischen<br />

Alltags an jeder erdenklichen<br />

Stelle.“ Heute haben sie nur noch zu funktionieren,<br />

müssen sich eigene Interessen<br />

abgewöhnen und sich statt dessen Konkurrenz<br />

und herrschaftskonforme Leistungsbereitschaft<br />

zu eigen machen.<br />

Im Jahr 2010 ist die Universität Bremen<br />

längst wieder dort angekommen, wo sie<br />

einmal aufgebrochen war, vieles zu verändern:<br />

In den herrschenden Verhältnissen<br />

von Kapital, Macht, Anpassung und Selektion.<br />

Hierzu befand im Moment der Universitätsgründung<br />

ihr erster Rektor: „Zur<br />

staatlichen Politik gehört der Kompromiss<br />

zwischen Interessen und Mächten unter<br />

Hintenanstellung der Frage nach Richtig<br />

oder Falsch, ein Pragmatismus, der in der<br />

Wissenschaft tödlich wäre. [...] Eine Wissenschaft<br />

dagegen, die sich öffentlichen<br />

Vorurteilen unterwerfen und Tarnung zum<br />

Prinzip erheben würde, gäbe sich selbst<br />

auf. Es kann deshalb kein konfliktfreies<br />

Verhältnis zwischen Regierung und Universität<br />

geben.“ Der amtierende Rektor im<br />

Jahr 2005 hingegen erhebt in diesem Sinne<br />

die wissenschaftliche Selbstbeschränkung<br />

zum Prinzip und appelliert an alle Universitätsmitglieder:<br />

„In Kooperation mit dem<br />

Land schaffen wir es.“<br />

Eine Universität - die sich selbst abschaffen<br />

will<br />

Im Frühjahr 2008 wurde der hoch umstrittene<br />

Hochschulentwicklungsplan HEP<br />

5 beschlossen und mit der Umsetzung<br />

begonnen - aufgrund massiven studentischen<br />

Protests immerhin mit mehr als<br />

zwei Jahren Verspätung. In dessen Rahmen<br />

soll die Universität um 25%, was etwa<br />

4000 Studienplätzen und 70 Porfessuren<br />

entspricht, verkleinert werden. Diese Kürzungen<br />

stellen den krassesten Einschnitt<br />

in der gesamten Unigeschichte dar. Die<br />

Einführung des B.A./M.A.- Systems in<br />

mittlerweile fast allen Studiengängen<br />

führte zudem zu einem verschulten, unkritischen<br />

und überlasteten Studium mit<br />

Anwesenheitspflicht. Im November 2009<br />

ließen daher zahlreiche Studierende an<br />

der Uni Bremen ihren Unmut über die aktuellen,<br />

untragbaren Studienbedingungen,<br />

sowie über die seit dem WS 09/10 abgeschaffte<br />

<strong>Mit</strong>tagspause aus, protestierten<br />

und besetzen mehrere Wochen zwei Seminarräume.<br />

Die finanziellen Bedingungen der Studis<br />

verschlechtern sich weiterhin, und anstatt<br />

Bafög-Erhöhungen, gibt es nun auch hier<br />

das erste „Deutschlandstipendium“, welches<br />

im Akademischen Senat Ende 2010<br />

wohlwollend abgenickt wurde. <strong>Mit</strong>tlerweile<br />

laufen die ersten Stipendiat_<strong>innen</strong> über<br />

den Campus, die 300€ dafür bekommen,<br />

dass sie zu den besten ihres Faches gehören;<br />

schließlich muss sich Leistung wieder<br />

lohnen! Dass sich so die Eliten selbst<br />

produzieren, da die „Leistungsstärksten“<br />

statistisch zu den finanziell besser Ausgestatten<br />

gehören, wird dabei nicht hinterfragt.<br />

Im Jahr 2011 feiert die Uni ihr 40. Jubiläum.<br />

Die Feierlichkeiten und die Selbstbeweihräucherung<br />

stehen dabei unter dem Motto<br />

„Auf dem Weg zu Exzellenz“. Nachdem sich<br />

die Uni von den oben beschriebenen „Kinderkrankheiten“<br />

der Gründungszeit erholen<br />

konnte, ist sie nun erwachsen geworden<br />

und darf nun oben mitmischen: Anfang des<br />

Jahres konnte sie sich mit 7 weiteren Konkurrent<strong>innen</strong><br />

gegen 22 Universitäten der<br />

BRD in der Exzellenzinitiative durchsetzen<br />

und ist eine Runde weiter. Im August legte<br />

die Uni dem DFG und Wissenschaftrat<br />

ihren Vollantrag „Zukunftskonzepte zum<br />

projektbezogenem Ausbau der universitären<br />

Spitzenforschung“ vor. Wir werden sehen<br />

wie sich die Uni Bremen in Konkurrenzkampf<br />

um die exzellenteste, d.h. Elitärste,<br />

Uni schlägt, und ob sie so zuzätzliches Geld<br />

für Spitzenforschung abgreifen kann.


20 Geistiges Eigentum<br />

Ein Verbrecher tritt zurück.<br />

... oder über zwei Absurditäten „unserer Gesellschaft“: geistiges Eigentum und die Frage der Glaubwürdigkeit.<br />

Er war immer „bereit zu kämpfen“ in seinem<br />

aufopferungsvollen Einsatz für die<br />

deutsche Republik. Doch nun hat er die<br />

Grenzen seiner Kräfte erreicht und bittet<br />

um Rücktritt vom Amt des Verteidigungsministers.<br />

Auch die Bundeskanzlerin Merkel<br />

und Seehofer sind „erschüttert“ und<br />

danken „Karl-Theodor zu Guttenberg für<br />

seinen Dienst für unser Land von ganzem<br />

Herzen“. „Unser“ Karl-Theodor, der „die<br />

Herzen der Menschen“ im Lande erreicht,<br />

sie also auf ganz persönliche Art für all die<br />

angeordneten Themen politisiert und interessiert<br />

hat. Da konnte jeder Deutscher<br />

wissen: Bei ihm liegt „unser aller“, also auch<br />

mein Schicksal, in den richtigen Händen.<br />

Und manchmal ist ein Deutscher dann<br />

auch enttäuscht über den Rücktritt: „Schade,<br />

er war mir sympathisch.“ Was eine treffende<br />

Charakterisierung demokratischer<br />

Politiker zu sein scheint: Sie werden nach<br />

persönlichem Geschmack beurteilt statt zu<br />

fragen, was sie eigentlich mit der korrekten<br />

Ausführung ihres Amts so alles anstellen,<br />

was entgegen der beständigen Nörgelei<br />

über „die da oben" der Regelfall ist.<br />

Anhand zu Guttenbergs Fall soll zwei<br />

Sachverhalte etwas Aufmerksamkeit geschenkt<br />

werden. Zu Guttenberg hat nämlich<br />

nicht nur das sogenannte geistige Eigentum<br />

verletzt, sondern darüber auch<br />

noch seine Glaubwürdigkeit in Teilen der<br />

demokratischen Öffentlichkeit verloren.<br />

Wie konnte also der „beliebteste Politiker<br />

Deutschlands“ so tief fallen?<br />

Der „arme Kerl“ wurde des Plagiats bezüglich<br />

seiner Doktorarbeit überführt:<br />

Fehlender Zitation und unterlassener Fußnoten<br />

und Quellenangaben soll er sich zu<br />

schaden haben kommen lassen und damit<br />

gegen die „strengen Standards wissenschaftlichen<br />

Arbeitens“ verstoßen haben.1<br />

Eine ganze Wissenschaftsgemeinde fühlt<br />

sich düpiert und der Ruf der Universität<br />

Bayreuth (welche zu Guttenberg seinen<br />

Doktortitel verpasst hat) steht auf dem<br />

Spiel. Die „vernichtende wissenschaftliche<br />

Kritik“ lautet: zu Guttenberg habe geistiges<br />

Eigentum verletzt.<br />

Geistiges Eigentum...<br />

Vorgeworfen werden ihm also keine inhaltlichen<br />

Mängel oder Fehler in seiner Argumentation<br />

innerhalb der Doktorarbeit,<br />

sondern dass er Gedanken anderer in seine<br />

Ausführungen aufgenommen hat, ohne ihren<br />

Urheber kenntlich zu machen.<br />

Was ist daran eigentlich so schlimm?<br />

Schließlich ändert sich am Gedanken und<br />

seiner Triftigkeit nichts, ob zu Guttenberg<br />

oder ein anderer Mensch ihn äußert. Auch<br />

macht es von der Gedankentätigkeit keinen<br />

Unterschied, ob der niedergeschriebene<br />

Gedanke übernommen oder selbst erdacht<br />

wurde. Denn um ihn in eine Argumentation<br />

aufzunehmen, muss er sich gleichermaßen<br />

zu eigen gemacht werden. Egal, ob er einem<br />

anderen bereits früher durch den Kopf ging<br />

– der zitierendemuss den Gedanken selbst<br />

denken – oder nach-denken und so übernehmen.<br />

Das ist auch nichts Verwerfliches,<br />

sondern schlicht der Nachvollzug von Erkenntnis.<br />

Wenn sich aber an der Sache und<br />

ihrem Inhalt nichts verändert – was soll der<br />

ganze Aufschrei?<br />

Es scheint bspw. beim Zitieren sehr darauf<br />

anzukommen, wer etwas sagt. In einer<br />

wissenschaftlichen Publikation darf der<br />

Hinweis auf andere Geistesgrößen niemals<br />

fehlen. Nicht gefragt scheint zu sein,<br />

einfach die eigenen Überlegungen aufzuschreiben<br />

und zur Diskussion zu stellen, ob<br />

diese richtig sind. . Die eigene Arbeit muss<br />

belegt sein mit Zitaten und Quellenhinweisen<br />

auf große bereits anerkannte Denker.<br />

Das Dumme ist dabei: allein der Hinweis<br />

auf den anerkannten Namen bürgt schon<br />

für die Seriosität der eigenen Arbeit – man<br />

hat Popper, Samuelson und Freud studiert.<br />

Die Wichtigkeit des Zitierens in den Geistes-<br />

und Gesellschaftswissenschaften<br />

verweist somit folgende Ungemütlichkeit:<br />

Das da ein anderer eine Autorität darstellt,<br />

gereicht dieser Art von Wissenschaftstreiberei<br />

zur Berechtigung eines Urteils:<br />

Autorität ersetzt hierbei das inhaltliche<br />

Argument. In anderen wissenschaftlichen<br />

Arbeiten namentliche Erwähnung zu finden,<br />

erhöht so völlig inhaltsleer die eigene<br />

Reputation in der Wissenschaft und wird<br />

für die akademische Karriere dann auch<br />

notwendig.<br />

... in der Wissenschaft<br />

Werden Urteile geäußert, ist der Urheber<br />

enorm wichtig, dem „gehören“ quasi die eigenen<br />

Gedanken wie eine Firma oder ein<br />

Fahrrad. Andere dürfen die zwar auch be-<br />

TantePaul<br />

nutzen, aber nur mit dem Verweis auf den<br />

„Erstdenker“.Ansonsten ist das tatsächlich<br />

Diebstahl und ein ahndungsfähiges Delikt,<br />

was einem auf jeden Fall den Aufstieg innerhalb<br />

der universitären Konkurrenz um<br />

Doktoranden-, wissenschaftlicher <strong>Mit</strong>arbeiter-,<br />

Dozenten-, Professorenstellen behindert<br />

Die Gedanken als exklusive zu behandeln,<br />

eben als „geistiges Eigentum“, heißt ihre<br />

Möglichkeit allgemeiner Zugänglichkeit<br />

wieder durchzustreichen. Ein einmal gefasstes<br />

Urteil kann anderen mitgeteilt<br />

werden, ohne dass es dem Urheber verloren<br />

geht. Auch andere können sich die<br />

Erkenntnis jederzeit zu eigen machen und<br />

je nach deren Qualität praktische Schlüsse<br />

aus ihr ziehen. Das ist an sich ein immenser<br />

„Vorteil“ gegenüber materiellen Produkten:<br />

Wenn nur ein Fahrrad da ist, muss man es<br />

sich abwechselnd teilen, obwohl vielleicht<br />

drei Leute gerade Rad fahren wollen. Den<br />

Gedanken muss man anderen einmal erklären,<br />

ihn also auch „produzieren“. Dann<br />

aber ist er allen zugänglich und jederzeit<br />

verfügbar.<br />

Passend zur kapitalistischen Welt, in der<br />

alles zum Privateigentum und somit auch<br />

zur Quelle der privaten Bereicherung erklärt<br />

ist, wird auch Erkenntnis in dieses<br />

Rechtsverhältnis gezwängt. Eigentum<br />

heißt dabei immer: Privat wird exklusiv über<br />

Dinge verfügt, die andere benötigen. Diese<br />

anderen werden also ausgeschlossen und<br />

können ihren Ausschluss von den benötigten<br />

Dingen oder Services (mögen es Lebensmittel,<br />

Arbeitsmittel oder eine neue<br />

Haarfrisur sein) nur überwinden, indem sie<br />

den Eigentümern den verlangten Preis bezahlen.<br />

Wofür sie wiederum Geld brauchen,<br />

welches in der marktwirtschaftlichen Welt<br />

von Konkurrenz um Absatzmärkte und Arbeitsplätze<br />

auch erst einmal verdient sein<br />

will.<br />

Die Erkenntnis gilt als geistiges Eigentum<br />

von bestimmten Personen, ist also genauso<br />

privatisiert wie Wasserwerke oder<br />

Telekommunikationsmittel und damit der<br />

Möglichkeit entrissen, allgemein nutzbringend<br />

verwendet werden zu können.<br />

Wenn nun zu Guttenberg der erworbene


TantePaul und die Frage der Glaubwürdigkeit 21<br />

Doktortitel aberkannt und nachgeforscht<br />

wird, von wem genau Gedanken „geklaut“<br />

und „abgekupfert“ wurden, wenn 30.000<br />

Exemplare der Wissenschaftsgemeinde<br />

an Merkel einen empörten Brief schreiben:<br />

Dann geht es um den Erhalt der Konkurrenzbedingungen<br />

innerhalb des Akademikerbetriebes.<br />

Für den gibt es die passenden<br />

„strengen Maßstäbe wissenschaftlichen<br />

Arbeitens“.<br />

<strong>Mit</strong> dem Beharren auf der Wichtigkeit von<br />

Fußnoten und Anführungszeichen wird die<br />

Wichtigkeit geistigen Eigentums unterstrichen.<br />

So wird sich mittels dieser Maßstäbe<br />

wissenschaftlichen Arbeitens erstens<br />

auf die [Autorität bereits etablierter Geistesgrößen]<br />

berufen und zweitens die Urheberschaft<br />

eigener, neuer und origineller<br />

Ansätze (statt korrekte Argumentation)<br />

herausgestellt.<br />

Die Wissenschaftler bekommen mittels<br />

Zitieren ihre persönliche wissenschaftliche<br />

Leistung anerkannt. Je mehr sie von anderen<br />

zitiert werden, desto weniger richtig<br />

oder falsch wird zwar der geäußerte<br />

Gedanke, desto wichtiger wird jedoch ihre<br />

wissenschaftliche Bedeutung. Deshalb<br />

sind sie auch daran interessiert, sich keine<br />

Gedanken „klauen“ zu lassen. Schließlich<br />

muss jeder Wissenschaftstreibende darum<br />

bemüht sein, die eigene wissenschaftliche<br />

Originalität glaubhaft zu machen – also<br />

genau das, was über das Zitierte hinaus<br />

geht. Darüber zeichnet man sich nämlich<br />

gegenüber anderen Akademikern aus und<br />

bekommt eventuell auch den begehrten<br />

Doktortitel verliehen – oder auch nicht. Die<br />

Anerkennung ihrer eigenen Konkurrenzposition,<br />

die Konkurrenzstandards sowie das<br />

Ansehen der Universitäten Bayreuths und<br />

Deutschlands in Sachen Seriosität der elitären<br />

Selektion liegen der empörten Wissenschaftsgemeinde<br />

so sehr am Herzen,<br />

dass sie kaum mehr an Merkels ausgerufene<br />

„Bildungsrepublik“ glauben mag, von der<br />

sie doch so gern verantwortungsvoller und<br />

bedeutungsvoller Teil sein will.<br />

... und in der Ökonomie<br />

Auf einem anderen Gebiet als dem der<br />

Geistes- und Gesellschaftswissenschaften<br />

hat die Exklusivität der Anwendung<br />

von Erkenntnis einen handfesten Grund<br />

in der ökonomischen Konkurrenz der Kapitale.<br />

Die geschäftliche Nutzbarmachung<br />

naturwissenschaftlichen Wissens will jedes<br />

Unternehmen möglichst exklusiv für<br />

sich beanspruchen. Das staatlich geregelte<br />

Patentrecht garantiert genau das: Zeitlich<br />

begrenzt wird die exklusive Anwendung<br />

von Wissen in Form bestimmter Technologien<br />

oder z.B. die exklusive Nutzung pharmazeutischer<br />

Wirkstoffe zugesichert. Die<br />

Konkurrenz hat nicht das Recht der freien<br />

Anwendung der neuen Erkenntnisse und<br />

hat damit einen handfesten Nachteil. Andererseits<br />

sichert sich das patentnehmende<br />

Unternehmen die Möglichkeit Extragewinne<br />

zu machen, weil es zeitweilig allein<br />

über eine produktivere Technologie verfügt<br />

und damit billiger als die Konkurrenz produzieren<br />

kann. Oder es kann Extragewinne<br />

machen, weil andere Unternehmen seine<br />

Patente nutzen.. Dieses Verfahren wäre in<br />

einer Gesellschaft, in der es um bestmögliche<br />

Versorgung geht, reichlich absurd: Man<br />

hat die allgemeine Möglichkeit effektiver<br />

zu produzieren oder bestimmte Krankheiten<br />

zu heilen, privatisiert sie aber, so dass<br />

der Zugang die je verfügbare Geldmenge<br />

beschränkt ist statt nach Bedürftigkeit. In<br />

der Marktwirtschaft bedeutet dies, dass<br />

der Rest noch mit älteren Produktionsverfahren<br />

hinterherhinkt und darüber womöglich<br />

bankrott geht. Klar ist daher auch,<br />

dass unter vernünftigen Bedingungen<br />

einiges an Potenzen allgemeiner Produktivkraftentwicklung<br />

und erweiterter Versorgungsmöglichkeiten<br />

drin wäre. Anders<br />

hier im Kapitalismus: da zählt Wissen nicht<br />

für sich, sondern nur insofern es zum privat<br />

ausnutzbaren Konkurrenzvorteil gereicht,<br />

also einen direkten Beitrag zur Vermehrung<br />

des eigenen Kapitals leistet.<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Nun ist der „Lügenbaron“, über den sich Bildungsministerin<br />

Schavan „nicht nur heimlich<br />

schämt“, abgetreten. Warum, könnte<br />

man fragen, schließlich hat eine Dissertation<br />

inklusive doktoralen Ehrentitel herzlich<br />

wenig mit Kriegführen in Afghanistan oder<br />

einer Reform der Streitkräfte zu tun, welche<br />

sich die Bundesrepublik gerade vorgenommen<br />

hat. Ähnlich sieht das auch Frau<br />

Merkel, die sich „keinen wissenschaftlichen<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter“, sondern einen Kriegsminister<br />

berufen habe, der sein Amt bis dato auch<br />

zufriedenstellend ausgeübt habe.<br />

Aber eben diese „Trennung von wissenschaftlicher<br />

und politischer Person“ sei ein<br />

Fehler, weshalb die Frage der Glaubwürdigkeit<br />

auf die Tagesordnung gehöre. Wenn der<br />

Mensch zu Guttenberg als Wissenschaftler<br />

betrügt und mit dem Plagieren die Geltung<br />

eines Rechtsgutes infrage gestellt hat,<br />

dann ist er vielleicht auch ein unehrenhafter,<br />

weil betrügerischer Politiker! Und als<br />

aufrichtiger Politiker betrügt man sein Volk<br />

nicht, sondern sagt ihm, was Sache ist, wo-<br />

rauf es sich also untertänigst einzustellen<br />

hat! Wenn nun die Glaubwürdigkeit des<br />

Politikers zu Guttenberg infrage gestellt<br />

wird, wird die charakterliche Eignung des<br />

Menschen für das hohe Amt in Zweifel gezogen.<br />

Für diese hat er sich bis dato immer<br />

mächtig ins Zeug gelegt – mit demonstrativem<br />

Anstand, Korrektheit, Familienausflügen<br />

zu „unseren Jungs und Mädels“ „an<br />

die Front“, mit der Zurschaustellung seiner<br />

werten Gattin als Sympathieträgerin und<br />

regelmäßigen Ansprachen ans Volk qua<br />

BILD-Zeitung. Dabei hat er es zu erheblichen<br />

Sympathiepunkten gebracht, so dass<br />

er nicht nur bei seinen Soldaten, sondern<br />

auch beim Volk Deutschlands Polit-Liebling<br />

geworden und noch immer ist. Laut einer<br />

Umfrage des ARD-Magazins „Hart, aber<br />

fair“ würden 70 deutsche Bevölkerungsprozente<br />

den Rücktritt zu Guttenbergs<br />

nicht wollen und laut Stern hätten nur 24 %<br />

des Volks das „Vertrauen“ in ihn verloren.2<br />

Den hohen Ansprüchen der Politik - und<br />

der politischen Konkurrenz -, die sich hier<br />

wie sonst auch ihre Maßstäbe losgelöst<br />

vom „unmittelbaren Volkswillen“ setzt, genügt<br />

er deshalb trotzdem nicht. Hier geht<br />

es ums Prinzip.<br />

Was hat es also mit dieser merkwürdigen<br />

und so sachfremd erscheinenden Kategorie<br />

der Glaubwürdigkeit auf sich?<br />

Politiker werben darum, glaubwürdige Leute<br />

zu sein. So dass das Wahlvolk ihnen ihr<br />

Vertrauen schenkt und eben glaubt. Nur:<br />

warum soll man denn irgendwelchen Leuten,<br />

die man persönlich gar nicht zu seinem<br />

intimen Freunden zählt – zu welchen man<br />

ja tatsächlich ein Vertrauensverhältnis eingeht<br />

– Glauben schenken? Schlicht, weil die<br />

Zustimmung zu den eigenen Führern der<br />

Nation ganz unerlässlich ist für den demokratischen<br />

Herrschaftsbetrieb. Das Regieren<br />

will durch das Volk legitimiert sein,<br />

dieses soll hinter den Entscheidungen, die<br />

andere für es über es übernehmen stehen<br />

und ihnen pflichtbewusst Folge leisten.<br />

Gerade weil die demokratische Bevölkerung<br />

gar nicht in der Hand hat, worin die<br />

politischen Entscheidungen über sie bestehen<br />

werden, ist ihr Glaube daran, dass<br />

Politiker ganz viel Gutes wollen für's „Gemeinwohl“,<br />

für die „Bürger<strong>innen</strong> und Bürger“,<br />

für Deutschland, das „wir alle“ sind,<br />

unerlässlich.<br />

Die Entscheidung, jemandem zu glauben,<br />

dessen künftige Vorhaben, von denen man<br />

in aller Regel eher negativ als positiv betroffen<br />

gemacht ist, man gar nicht kennt,<br />

ist für sich schon seltsam. Wenn dieser<br />

jemand dann auch noch einer ist, der mit


22 geistiges Eigentum und die Frage der Glaubwürdigkeit<br />

der Macht eines Staatsamtes, nach dessen<br />

Notwendigkeiten der Rahmen des eigenen<br />

Lebens festgelegt wird, ausgestattet<br />

ist, kommt jener Glaube einer ziemlich<br />

willfährigen Ermächtigung nahe. Statt<br />

aber diese Unzuständigkeitserklärung und<br />

Überantwortung des eigenen Willens an<br />

wählbare Politiker absurd zu finden, ist in<br />

einer Demokratie gewissenhafte Prüfung<br />

angesagt, wem zu glauben sei! Entschieden<br />

wird diese dumme Gewissensfrage<br />

anhand von Sympathiefragen. Darum, den<br />

richtigen Eindruck beim Volk zu machen,<br />

konkurrieren Politiker dann auch mit allen<br />

Techniken der Selbstdarstellung: mal präsentieren<br />

sie sich als guter und anständiger<br />

Bürger, z.B. als Familienmensch, lassen<br />

sich vom Volk ihre moralische Vortrefflichkeit<br />

und Vorbildhaftigkeit attestieren oder<br />

treten Bier trinkend als Mensch wie Du und<br />

Ich auf – um nach eingesammelten Sympathiepunkten<br />

das Gegenteil von volksnahem<br />

„auf-gleicher-Augenhöhe“, nämlich ein<br />

politisches Amt zu bekleiden. Anhand der<br />

eigenen moralischen Maßstäbe entscheidet<br />

sich der völkische Geist dann, dem einen<br />

oder anderen Vertrauen zu schenken<br />

– von wem er sich beherrschen lassen will.<br />

<strong>Mit</strong> der ganzen Darstellung als moralisch<br />

anerkannter Symphat macht sich ein Politiker<br />

beim Volk glaubwürdig. Wer am Ende<br />

viel Erfolg bei der Inszenierung als sympathische<br />

Politfigur hat, hat auch große Garantie<br />

für die Geltung als glaub- und vertauenswürdig!<br />

Und gerade dieses wichtige<br />

Vertrauen in seine Eignung als Person für<br />

das hohe Amt hat zu Guttenberg auf's Spiel<br />

gesetzt, auch wenn dies breiten Bevölke-<br />

rungsteilen nicht so ganz einzuleuchten<br />

schien. Der Aufruhr bei Wissenschaftlern,<br />

Presse und der politischen Konkurrenz hat<br />

ihn außerdem vom Amt des Verteidigungsministers,<br />

für das er ja eigentlich voll da<br />

sein soll, etwas abgehalten.<br />

Doch ein Politiker wäre keiner, wenn er<br />

nicht wie zu Guttenberg mit seiner „eindrucksvollen“<br />

Rücktrittserklärung den<br />

Versuch unternehmen würde, seine Glaubwürdigkeit<br />

wiederherzustellen: „Der Grund<br />

[seines Rücktritts] liegt im Besonderen in<br />

der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen,<br />

die ich selbst an meine Verantwortung<br />

anlege, noch nachkommen kann.“3<br />

Hohe Ansprüche hat der Mann – vor sich<br />

selbst, so dass Politik als Ausfluss persönlicher<br />

Tugend des werten Herren zu<br />

Guttenberg erscheint! Er trage eine amtsmäßige<br />

„Verantwortung, die möglichst ungeteilte<br />

Konzentration und fehlerfreie Arbeit<br />

verlangt“. „Ich habe, wie jeder andere<br />

auch, zu meinen Schwächen und Fehlern<br />

zu stehen.“ „Und mir war immer wichtig,<br />

diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.<br />

Deswegen habe ich mich aufrichtig<br />

bei all jenen entschuldigt, die ich aufgrund<br />

meiner Fehler und Versäumnisse verletzt<br />

habe und wiederhole dies auch ausdrücklich<br />

heute.“ - Eine durch und durch ehrliche<br />

und reumütige Haut also, die – wie Du und<br />

Ich – eben auch nicht perfekt ist! Und noch<br />

eines: „Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich<br />

meiner Glaubwürdigkeit ist es mir<br />

auch ein aufrichtiges Anliegen, mich an der<br />

Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation<br />

zu beteiligen.“ Alle Achtung, der<br />

Liebe_r Tane Paul,<br />

es ist ja gar nicht so einfach in der Bremer Mensa<br />

noch einen Überblick über die unterschiedlichen<br />

"Informations"-materialien zu behalten,<br />

sei es nun links (meistens), oder leicht rechts<br />

(der RCDS traut sich auch manchmal noch),<br />

oder bemüht mittig. So habe ich Tante Paul mit<br />

der Ausgabe 3 zum erstem mal aktiv wahrgenommen<br />

... insbesondere durch den Artikel<br />

""Positiv" Rassismus".<br />

Ein interessanter Artikel, insbesondere fällt<br />

auf, dass es schwierig scheint die Grenze zu<br />

ziehen ab der Rassismus für den/die Autor_in<br />

Mann beweist Anstand!<br />

Und schließlich kann dann auch wieder die<br />

eigentlich wichtige „Arbeit“ an der Modernisierung<br />

der Bundeswehr zu einer allzeit,<br />

weltweit und schlagkräftig einsetzbaren<br />

Interventionsarmee für Deutschlands<br />

weltordnerische Ansprüche mit der Neubesetzung<br />

des Amts durch de Mazière – ohne<br />

störende Ablenkung des Amtsträgers – in<br />

aller Verantwortung „angepackt“ werden!<br />

1 In diesem Text soll hauptsächlich die<br />

Absurdität geistigen Eigentums kritisiert<br />

werden. Angabe von Quellen und Zitation<br />

kann allerdings durchaus wissenschaftliche<br />

Berechtigung haben. So Wissenschaft<br />

sich um die Erklärung bisher Unerkannten<br />

bemüht, macht es Sinn zu kennzeichnen<br />

worauf man aufbaut und was an neuer<br />

Erkenntnis in Sachen Benutzbarkeit<br />

der Natur oder über gesellschaftliche<br />

Zusammenhänge hinzukommt. Auch<br />

mag es sinnvoll sein, bei empirischen<br />

Untersuchungen oder generell wenn es um<br />

die Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher<br />

Resultate geht nicht jedesmal auf's Neue<br />

z.B. die Methoden oder Ableitungsschritte<br />

darzulegen, sondern einfach einen Verweis<br />

auf ihre ausführliche Darlegung an anderer<br />

Stelle zu machen.<br />

2 http: /www.spiegel.de/politik/<br />

deutschland/0,1518,634044,00.html<br />

3 Alle folgenden Zitate aus Guttenbergs<br />

Rücktritts-Rede.<br />

Junge Linke gegen Kapital und Nation<br />

www.junge-linke.org<br />

Gelesen, Nachgedacht, Kritisiert.<br />

In der letzten TantePaul Ausgabe gab es den von „Au“ verfassten Artikel „Positiv Rassismus“, zudem<br />

uns ein Leserbrief von Lukas erreichte. Da die TantePaul sich selbst auch als eine Plattform für<br />

Diskussionen versteht, drucken<br />

wir diesen Leserbrief gerne ab,<br />

wollen dies aber nicht kommentarlos<br />

tun. Um der Diskussion<br />

besser zu folgen, könnt ihr<br />

online unter: http://tantepaul.<br />

blogsport.de/images/Tantepaul3.pdf<br />

den betreffenden<br />

Artikel noch einmal nachlesen.<br />

Wir freuen uns über weitere<br />

Leserbriefe. Schreibt uns!<br />

TantePaul<br />

beginnt, wenn man schon vorsichtig sein muss,<br />

bei der Frage, woher jemand kommt!? Eine Erläuterung<br />

wäre hier sicher hilfreich gewesen.<br />

Ansonsten wird in dem Artikel ein schwieriges<br />

Thema angesprochen: Pauschalisierungen auf<br />

Grund eines begrenzten Erfahrungsschatzes<br />

sind immer gefährlich, und ab wann reicht die<br />

Erfahrung aus, um differenzierte Aussagen<br />

treffen zu können!? Und da fällt mir doch auf,<br />

dass dieser Artikel das Thema Rassismus mal<br />

wieder sehr eingeschränkt betrachtet: Rassismus<br />

wird fast immer nur im Bezug auf Menschen<br />

anderer Nationalität bzw. Herkunft aus<br />

einem anderen Land betrachtet. Wenn man<br />

jedoch ehrlich sein will, ist Rassismus doch


TantePaul Leserbrief 23<br />

nicht darauf beschränkt. Rassismus ist Fremdenfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit<br />

ist Feindlichkeit gegenüber Andersartigen und anders<br />

Denkenden.<br />

Nun frage ich mich doch, wieso Tante Paul einerseits gegen den Rassismus<br />

gegenüber Menschen anderer Nationalität/Herkunft wettert,<br />

gleichzeitig aber den – ich nennen ihn mal „linken Rassismus“ - nicht<br />

anprangert, nein ihn gar noch selbst verbreitet? Denn wo ist der Unterschied,<br />

ob ich Menschen dunkler Hautfarbe als „Kanaken“ bezeichne, oder<br />

Polizisten als „Bullen“ (siehe Artikel „Bullerei auf der Praxisbörse“)? Ebenso<br />

taucht derartiger Rassismus in anderen linken Veröffentlichungen an<br />

der Uni auf: Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Karikatur (ich weiß<br />

nicht mehr von welche Gruppierung sie veröffentlicht wurde) auf der eine<br />

Studentin abgebildet war, überall mit Aufschriften wie „Papa zahlt“ oder<br />

„mit dem goldenen Löffel“ versehen. Wo ist der Unterschied von Rassismus<br />

gegen Menschen die in einem anderen Land geboren wurden und<br />

Rassismus gegen Menschen die in ein anderes soziales Umfeld geboren<br />

wurden? Diese Tatsache und beinahe alle Artikel in Tante Paul zeigen<br />

(mal wieder) deutlich, dass „stark links“ und „stark rechts“ sich lediglich<br />

im konkreten Feindbild unterscheiden, aber beide ihre Wurzeln haben in<br />

Angst und Ignoranz gegenüber Andersartigen und Andersdenkenden.<br />

Ein ganz anderes Thema macht die Ignoranz und Intoleranz von Tante<br />

Paul auch deutlich: Der Artikel zum NPD Aufmarsch. Ich persönlich (und<br />

ich schätze da sind wir tatsächlich einer Meinung) finde es unglaublich<br />

traurig, dass es in Deutschland immer noch Menschen mit stark rechter<br />

Gesinnung gibt. Wenn es ein Land gelernt haben sollte, dann unseres.<br />

Gleichzeitig freut es mich, dass, wenn 150 Nazis kommen, 6.000 Menschen<br />

dagegen auf die Straße gehen (ich glaube das gibt es selten so<br />

stark in anderen Ländern) … noch besser wären natürlich 60.000. Trotzdem<br />

ist es ja nun so, dass die NPD zumindest öffentlich nicht z.B. gegen<br />

Gewalt gegen Ausländer aufruft. Ich kann die Meinung der NPD Anhänger<br />

nicht verstehen und nicht nachvollziehen. Genauso kann ich aber<br />

z.B. auch die Meinung von z.B. manchen extremen Umweltaktivisten,<br />

Wirtschaftsvertretern oder linken Gruppierungen nicht verstehen und<br />

nachvollziehen. Aber so lange sie sich öffentlich nicht wieder der Verfassung<br />

und Menschenrechten äußern hat jeder Mensch das Recht seine<br />

Meinung zu äußern und zu demonstrieren. Genauso haben die Gegner<br />

das Recht eine Gegendemonstration durchzuführen. Und gerade bei den<br />

Nazis ist es gut so, dass es die Gegendemonstranten gibt. Aber um den<br />

Willen der (Meinungs-)Freiheit in diesem Land ist es wichtig, dass auch<br />

die NPD ihre Meinung äußern darf und ggf. durch die Polizei geschützt<br />

wird, falls andere Gruppen diese Meinungsfreiheit unterbinden willen.<br />

Denn wie sagte Voltaire: „Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis<br />

zu meinem letzten Atemzug kämpfen, dass Sie Ihre Meinung frei äußern<br />

können.“ Der Polizei und dem Staat nun vorzuwerfen, dass sie die Freiheit<br />

schützen, auch ungeliebte Meinungen zu äußern, zeigt, dass Tante<br />

Paul nicht wirklich an Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie interessiert<br />

ist, sondern bitte nur in dem Rahmen wie es Tante Paul in die<br />

Gesinnung passt.<br />

Nun ist diese Mail doch länger geworden als gedacht, ich hoffe es wirkt<br />

nicht zu sehr nach „auskotzen“ aber ich haben links-orientierten Menschen<br />

immer mehr Toleranz zugeschrieben als rechts-orientierten aber<br />

je mehr ich im Umfeld der Uni Bremen mitbekommen desto weniger<br />

glaube ich noch daran. Vielleicht habt Ihr Interesse an einer Stellungnahme,<br />

vielleicht auch nicht. Ich wollte das mal loswerden und das habe ich<br />

hiermit getan. Die Welt, ach nicht mal die den Campus der Uni Bremen<br />

werde ich damit verändern aber was solls ….<br />

Lukas<br />

Hei Lukas,<br />

schön, dass du dir die Zeit genommen hast, uns eine so lange Stellungnahme<br />

zu einem, bzw. mehreren Artikeln der Tant Paul zu<br />

schreiben. Beim lesen fielen uns allerdings viele Aspekte auf, die wir<br />

kommentierend anreißen möchten.<br />

Es gibt viele Begriffe und Definitionen von Rassismus. Für uns ist<br />

eine Form von Rassismus jedoch immer noch eine Benachteiligung<br />

bis hin zur Verfolgung von Personen auf Grund ihrer Herkunft bzw.<br />

ihrer Abstammung. Das hat aber wenig damit zu tun, was eine Person<br />

sich für eigenständige Gedanken macht. Du verwendest Rassismus<br />

wie einen recht breit gefassten Begriff, der jegliche Ablehnung<br />

gegen eine Person in Worte fasst. Die Bezeichnung eines/einer<br />

Polizisten_in als Bulle ist für dich somit genau das selbe wie die Beschimpfung<br />

eines people of colour als „Kanake“ . Wir sehen da einen<br />

gravierenden Unterschied: Als Polizist_in („Bulle“) wird niemand<br />

geboren, eine dunkle Hautfarbe ist jedoch ein Geburtsmerkmal, anhand<br />

dessen Rassist_<strong>innen</strong> den Wert eines Menschen beurteilen.<br />

Ein Bulle ist ein Teil der staatlichen Exekutive und ein Beruf, zu dem<br />

sich der jeweilige Mensch - aus welchem Grund auch immer – bewusst<br />

entschieden hat.<br />

Wenn du folgend behauptest es gäbe keinen Unterschied zwischen<br />

der geographischen Herkunft und der sozialen Herkunft, wirfst du<br />

zwei Sachen in einen Topf, die so nicht vergleichbar sind. Nach deiner<br />

Aussage müsste im Umkehrschluss die Zugehörigkeit zu einer<br />

ethischen Gruppe per se auch zu ökonomischen Wohlstand führen,<br />

wenn es sich dabei tatsächlich um das Gleiche handeln würde. Letztendlich<br />

wurde bei diesen Aussagen, wie „Papa zahlt“, wohl eher auf<br />

ökonomische Verhältnisse angespielt und nicht darauf, dass ein_e<br />

Student_in zufällig in ein wohlhabendes Elternhaus geboren wurde<br />

und deswegen diskriminiert werden sollte.In unserer gegenwärtigen<br />

kapitalistischen Gesellschaft gibt es Reichtum nur für wenige<br />

auf Kosten der Mehrheit, denn für eine kleine Gruppe von Menschen,<br />

die in großem ökonomischen Wohlstand leben muss es eine große<br />

Gruppe von Menschen in ökonomischer Armut geben. Engagement<br />

gegen diese ungerechten Verhältnisse mit Rassismus gleichzusetzen<br />

ist unserer Meinung nach gefährlich und fehl am Platz!<br />

Dass du "stark links" und "stark rechts" gleichsetzt, können wir<br />

ebenfalls nicht unkommentiert stehen lassen. Natürlich sind die<br />

Begriffe "links" und "rechts" als Beschreibung einer politischen Einstellung<br />

völlig unzureichend, da sie ursprünglich lediglich die Sitzordnung<br />

in frühen Parlamenten aus Sicht des Parlamentsvorsitzenden<br />

beschreiben. Es gibt nicht „die Linke“ und „die Rechte“. Verkürzt wollen<br />

wir hier links mit progressiven, emanzipatorischen, freiheitlichen<br />

Ansprüchen gleichsetzen; rechts mit konservativen, reaktionären,<br />

faschistoiden, faschistischen, rassistischen, sexistischen Gedanken.<br />

Beide Richtungen können auch unterschiedlich ausgeprägt sein, von<br />

autoritär bis libertär, der Unterschied zwischen diesen "beiden Richtungen"<br />

sollte aber auffallen. Dabei wollen wir es an dieser Stelle<br />

auch belassen, eine genauere kritische Betrachtung dieser Begriffe,<br />

würde an dieser Stelle zu weit führen. (und müsste auf die Gleichsetzung<br />

von links und rechts im Zusammenhang mit der „Extremismusklausel“,<br />

die die politischen Extreme gleichsetzt und so die Motivationen<br />

und Absichten verkennt, eingehen)<br />

Warum wir z.B. auf Gegendemonstrationen zu Naziaufmärschen<br />

auch mehr Handlungen befürworten, als den Faschist_<strong>innen</strong> nur<br />

Plakate entgegenzuhalten, können wir dir erklären: In einer freien<br />

und gleichberechtigten Gesellschaft ist kein Platz für rassistische,<br />

nationalistische, sexistische, antisemitische und autoritäre Einstellungen<br />

geben, da so Strukturen erhalten bleiben, in denen sich<br />

Menschen über andere stellen und eine Gleichberechtigung unmöglich<br />

machen. Jeder ungestörte faschistische Aufmarsch gibt den<br />

politischen Kräften hinter den Aufmärschen das Selbstbewusstsein<br />

weiter für ihre menschenverachtende Ideologie einzutreten und<br />

noch weitere Aktionsformen zu wählen, wie etwa bei den Pogromen<br />

von Rostock-Lichtenhagen 1992.


Termine.<br />

OKTOBER<br />

DI 18/10 Welcome to Europe – Ein transnationales Netzwerk<br />

stellt sich vor.<br />

Kulturzentrum Paradox, Bernhardstr. 12, 19:00 h<br />

Zwei Aktivist_<strong>innen</strong> von Welcome to Europe berichten<br />

von der Arbeit des Info-Mobils, bei der Flüchtlinge<br />

direkt auf den Fluchtrouten beraten werden<br />

und stellen ihren Webguide für Flüchtlinge und Migrant_<strong>innen</strong><br />

vor.WMI 19/10 Rassismus in der<br />

Leistungsgesellschaft<br />

Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, 20:00 h<br />

Das mediale Ereignis der "Sarrazindebatte" führte<br />

zu einer breiten gesellschaftlichen Verschiebung<br />

nach rechts, enttabuisierte rassistisches Denken<br />

und verband in besonderer Weise Rassismus mit<br />

Elite- und Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexes<br />

Ereignis wird dem Ende August 2011 erscheinenden<br />

Sammelband "Rassismus in der Leistungsgesellschaft"<br />

in 15 Beiträgen mit unterschiedlichen<br />

theoretischen Perspektiven kritisch analysiert.<br />

20/10-30/10 7. Bremer Klezmerfest<br />

Weserterassen, Osterdeich 70b, Bremen<br />

Klezmer ist im Ursprung die Musik der osteuropäischen<br />

Juden im <strong>Mit</strong>telalter gewesen, die von umherziehenden<br />

Musikern, den Klezmorim, überall<br />

dort gespielt wurde, wo es gewünscht war.<br />

SA 22/10 Party<br />

Kurzschluss, Lahnstr. 16, Bremen, 20:00h<br />

Feine Getränke und feine Musik vom DJ<br />

DO 27./10 Die Todesmärsche 1944/45- Das letzte Kapitel des<br />

nationalsozialistischen Massenmords<br />

Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen, 20:00h<br />

Lesung mit dem Autor Daniel Blatman.Im Winter<br />

1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren,<br />

die alliierten Truppen in die Hände zu fallen<br />

drohen.<br />

SA 29/10 Homophober Moslem, toleranter Westen?<br />

Mediencoop/Lagerhaus, Schildstr. 12-19, 19:00h<br />

Auf einmal interessieren sich auch Konservative für<br />

die Probleme von Homosexuellen – nämlich wenn<br />

diese Opfer von Gewalt werden, die von „Fremden“<br />

ausgeht. Diese werden von ihnen einer „rückständigen“<br />

und „andersartigen“ Kultur zugeordnet, von<br />

der sie sich selbst abheben möchten. In seinem<br />

Vortrag dekonstruiert Georg Klauda diesen kulturalistischen<br />

Mythos.<br />

SO 30/10 Umsonsttagstee<br />

Kurzschluss, Lahnstr. 16, 16:00h<br />

MO 31/10 Kennen Sie Marx? Marxsche Theorie und der<br />

Verlust marxistischer Gewissheiten.<br />

Infoladen Bremen, St. Pauli-Str. 10/11, 20:00h<br />

Der Vortrag bietet eine verständliche Einführung in<br />

die theoretischen Modelle der Marx-Interpretation<br />

sowohl des traditionellen Marxismus als auch der<br />

kritischen Marxismen.<br />

NOVEMBER<br />

MI 09/11 Die sogenannte Reischskristallnacht in Bremen<br />

(Stadtrundgang)<br />

Treffpunkt: Ecke Obernstr./Sögestr., 15:00-17:00h<br />

Wie überall in Deutschland wurden auch in Bremen<br />

am 9. und 10. November 1938 in Bremen die Synagogen<br />

angezündet, Juden und Jüd<strong>innen</strong> aus ihren<br />

Wohnungen geprügelt, einige von ihnen ermordet<br />

und viele in KZs verschleppt.<br />

11/11-13/11 TURN IT UP! SPRAY IT LOUD! Antisexistisches Hip<br />

Hop Event<br />

Wo &wann: www.rosa-luxemburg.info/2011/11/11/<br />

Wir haben Bock uns mit der Hip Hop Kultur auseinander<br />

zu setzen und die Rolle von Frauen im Hip<br />

Hop, sowie sexistischer Diskriminierung zu beleuchten.<br />

Wir haben Bock coolen, korrekten und<br />

queer-feministischen Rap zu hören und wollen in<br />

einer Atmosphäre diskutieren und feiern, in der niemand<br />

aufgrund irgendeines Geschlechts, des Aussehens<br />

oder des Begehrens blöd angeguckt oder<br />

belästigt wird. Und wir haben Bock kreativ zu sein,<br />

zu sagen, was scheiße läuft, aber auch Bock etwas<br />

zu machen, was das Potential hat cool zu werden.<br />

26/11 My Angry Strings - queerfeministischer Abend<br />

Spedition, 19:30h<br />

Vortrag über Frauen in den Ursprüngen der Rockmusik<br />

1920-1960: Musik und Musikbewegungen<br />

werden gerne als subkulturell und irrelevant für politische<br />

Veränderungen abgetan. Dabei wird übersehen,<br />

dass gerade Musik eine wichtige Ausdrucksform<br />

für soziale Bewegungen ist.<br />

Aktiven-Verteiler.<br />

Der Aktiven-Verteiler wird von LiSA verwaltet und ist eine über die Universität hinausgehende politische E-Mail Plattform, die einen Versuch<br />

der Vernetzung und des Austausches darstellt. Der Aktiven-Verteiler dient zur Verbreitung von Informationen über linke, emanzipatorische<br />

Projekte, Veranstaltungen, Ereignissen, Aktionen jenseits von etablierten Institutionen wie Parteien, NGOs und anderen. Wenn ihr<br />

also wissen wollt „Was geht” oder eure Veranstaltungen ankündigen möchtet, könnt ihr eure Emailadresse hier eintragen:<br />

http://www.lisa-bremen.de/aktiven.html

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