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Essay Internet - Das Medium der Zukunft

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Prof. Dr. Andreas Böhn<br />

VL: Mediengeschichte<br />

WS 2005/2006<br />

BOZ-Schein für BOZ 1 Presse, Rundfunk, Fernsehen<br />

<strong>Essay</strong><br />

<strong>Internet</strong> – das <strong>Medium</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong>?<br />

Vor- und Nachteile im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Medien<br />

Milena Hoffmann<br />

Matrikelnr.: 1312447<br />

Fächer: Europäische Kultur- und Ideengeschichte / Kulturwissenschaft<br />

Semester: I


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung: Geschichte des <strong>Internet</strong>s und dessen Nutzungsmöglichkeiten S.1<br />

2. <strong>Internet</strong> und an<strong>der</strong>e Medien im Vergleich S.2<br />

2.1. Buch / Lexikon S.2<br />

2.2. Zeitung S.3<br />

2.3. Fernsehen S.4<br />

2.4. Radio S.5<br />

2.5. Kommunikation: Brief / Telefon S.6<br />

3. Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nutzungsweise? - Statistiken S.7<br />

4. Fazit S.9<br />

5. Bibliographie S.11


1. Einleitung: Geschichte des <strong>Internet</strong>s und dessen<br />

Nutzungsmöglichkeiten<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> (International network) ist ein „weltweites dezentrales Netz von miteinan<strong>der</strong><br />

verbundenen Computernetzen“ 1 . Seinen Ursprung hat das <strong>Internet</strong> in dem 1969 vom<br />

amerikanischen Verteidigungsministerium eingerichteten ARPANET (Advanced Research<br />

Projects Agency), das Computer in den Bereichen von Wissenschaft und Militärtechnik<br />

vernetzte. 1990 wurde das ARPANET durch das leistungsfähigere Netz NSFNET (National<br />

Science Foundation-NET) abgelöst. 2 1990 wurde <strong>der</strong> HTML-Code (Hypertext Markup<br />

Language) als allgemein zugängliche Sprache für das <strong>Internet</strong> entwickelt. 3 Dies war die<br />

Geburtsstunde des World Wide Web (WWW), ein Dienst zur Übertragung von Webseiten,<br />

die mit einem Webbrowser angezeigt werden können. Aufgrund <strong>der</strong> Hypermedia-Fähigkeiten<br />

des WWW 4 , dem Einbezug von Ton und Medien etc., ist es <strong>der</strong> komfortabelste und<br />

leistungsfähigste Dienst. <strong>Das</strong> Kommunikationsprotokoll TCP/IP (transmission control<br />

protocol/internet protocol), welches aus einer Vielzahl von Prozeduren besteht, die die<br />

Kommunikationsabläufe zwischen zwei Computern vorschreiben, bildet die Basis <strong>der</strong><br />

Datenübertragung. HTTP (Hypertext Transfer Protocol) baut auf TCP/IP als<br />

Transportprotokoll auf und ist ein vor allem im WWW des <strong>Internet</strong> benutztes<br />

Übertragungsprotokoll für Text, Grafik, Ton u.ä. Durch das WWW können auch Laien auf<br />

das Netz zugreifen, was zu einer wachsenden Zahl von Nutzern führte. „Inzwischen sind<br />

knapp 58% aller bundesdeutschen Erwachsenen online.“ 5 Weltweit haben ca. 580 Millionen<br />

Menschen Zugang zum <strong>Internet</strong>.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> eröffnet dem Nutzer eine vielfältige Anzahl an Möglichkeiten: Zu nennen wären<br />

hierbei zum Beispiel E-Mail, Diskussionsforen, Chats, Online-Spiele,<br />

Informationsrecherchen, Herunterladen (Download) von Software, Home-Banking, Web-<br />

Radio, <strong>Internet</strong>-Telefonie (Voice-over-IP), Video-on-demand, Handel mit Produkten und<br />

Dienstleistungen (Electronic Commerce), Onlineauktionen, Peer-to-Peer-Systeme<br />

(Tauschbörsen), Newsgroups und vieles mehr. <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> ist sozusagen ein Allround-Talent,<br />

weshalb sich die Frage stellt, inwieweit das <strong>Medium</strong> <strong>Internet</strong> den Alltag <strong>der</strong> Menschen<br />

verän<strong>der</strong>t und ob sich eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> älteren Medien wie Buch,<br />

Fernsehen, Radio etc. nachweisen lässt. Im Folgenden sollen die Vor- und Nachteile des<br />

<strong>Internet</strong>s im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Medien herausgearbeitet werden und eine Antwort auf<br />

die Frage gesucht werden: Verdrängt das <strong>Internet</strong> an<strong>der</strong>e Medien?<br />

1 Brockhaus DVD, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001, Stichwort: <strong>Internet</strong><br />

2 vgl. Schanze, Helmut (Hg) : Handbuch <strong>der</strong> Mediengeschichte. Stuttgart : Kröner Verlag, 2001, S. 533<br />

3 vgl. Hörisch, Jochen : Eine Geschichte <strong>der</strong> Medien. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004 , S. 387<br />

4 vgl. Schanze, Helmut (Hg) : Handbuch <strong>der</strong> Mediengeschichte. Stuttgart : Kröner Verlag, 2001 , S. 549<br />

5 ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp , S. 1<br />

1


2. <strong>Internet</strong> und an<strong>der</strong>e Medien im Vergleich<br />

2.1. Buch / Lexikon<br />

<strong>Das</strong> Buch, das wichtigste Transportmittel von Wissen, hat durch das neue <strong>Medium</strong> <strong>Internet</strong><br />

Konkurrenz bekommen. Im virtuellen Netz tummelt sich eine Fülle an Informationen, an<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Wissensbeschaffung, die dem Buch als Informationsquelle zum<br />

Verhängnis werden könnten: Es gibt z.B. Online-Nachschlagewerke, freie Enzyklopädien und<br />

viele private und offizielle Homepages, die Informationen zur Verfügung stellen. Am 15.<br />

Januar 2001 startete das Projekt „Wikipedia – die freie Enzyklopädie“. Mittlerweile existiert<br />

das Projekt in mehr als 100 Sprachen. „Die deutschsprachige Wikipedia enthielt im Februar<br />

2006 über 350.000 Artikel, die englische über 970.000.“ 6 Vorteile einer Online-Enzyklopädie<br />

sind <strong>der</strong> schnelle Zugriff, die interaktive und einfache Recherche, die Selektionsmöglichkeit<br />

mit anschließen<strong>der</strong> Druckmöglichkeit, die anschauliche Aufbereitung des Materials,<br />

Querverweise, <strong>der</strong> oftmals hohe Aktualitätsgrad <strong>der</strong> Informationen und die<br />

Speichermöglichkeit. Die Stärke z.B. von Wikipedia liegt darin, „dass sie multimedial<br />

gestaltet ist: Sie liefert nicht nur textliche Erklärungen, son<strong>der</strong>n auch Bil<strong>der</strong>, Karten, Filme<br />

und akustische Informationen.“ 7 Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es auch eine Reihe von Nachteilen<br />

und Gefahren: Die Informationen stehen teilweise ungeprüft im Netz, man muss sie kritisch<br />

hinterfragen und überprüfen, denn manche Texte enthalten eine Wertung und sind daher nicht<br />

objektiv. 8 „Die meisten Wikis ermöglichen das Editieren ohne vorherige Anmeldung.“ 9 Daher<br />

rührt die Debatte, ob Wikipedia als Enzyklopädie zitierfähig ist. Die Fülle an verfügbaren<br />

Informationen führt zudem zu einer Unübersichtlichkeit: Nicht die Beschaffung, son<strong>der</strong>n die<br />

Selektion von Information stellt die Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Vor allem die Interaktivität, die<br />

multimedialen Verknüpfungen von Daten durch Hyperlinks, können zu einer<br />

Orientierungslosigkeit führen. Hypertexte eröffnen dem Leser durch Links viele verschiedene<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Lektüre. Hypertexte erfor<strong>der</strong>n daher ein an<strong>der</strong>es Leseverhalten als <strong>der</strong><br />

lineare Text eines Buches. Durch die Multilinearität des Hypertextes muss <strong>der</strong> Leser selbst<br />

entscheiden, wie tief er in den Text einsteigen will, ob er einem Querverweis folgt o<strong>der</strong> nicht.<br />

Dies for<strong>der</strong>t vom Rezipienten Selektionszwang; er muss selbst für Stringenz und Datenfluss<br />

sorgen. Elektronische Netzwerke sind außerdem ein flüchtiges <strong>Medium</strong>: Der User kann sich<br />

nicht sicher sein, die Informationsangebote unverän<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong> so anzutreffen, wie er sie<br />

schon einmal gesehen hat.<br />

<strong>Das</strong> Buch beziehungsweise Lexikon bekommt also hinsichtlich Informationsbeschaffung und<br />

Wissensvermittlung starke Konkurrenz, man muss aber qualitativ genau differenzieren: <strong>Das</strong><br />

<strong>Internet</strong> eignet sich eher zum kurzen Anlesen von Informationen und um aktuelle<br />

6 http://de.wikipedia.org/ [Stand: 28. Februar 2006]<br />

7 Klaner, Andreas : Lernen Online. Baden-Baden : Humboldt-Verlag GmbH, 2004 , S. 41<br />

8 vgl. Möller, Erik : Die heimliche Medienrevolution. Wie Welogs, Wikis und freie Software die Welt<br />

verän<strong>der</strong>n. Hannover : Heise Zeitschriften Verlag GmbH, 2005 , S. 174<br />

9 Möller, Erik : Die heimliche Medienrevolution. Wie Welogs, Wikis und freie Software die Welt verän<strong>der</strong>n.<br />

Hannover : Heise Zeitschriften Verlag GmbH, 2005 , S. 168<br />

2


Geschehnisse zu erfahren; weniger zur Übernahme von Zitaten, die geprüft und gesichert sein<br />

sollten. In dieser Hinsicht wird das Buch weiterhin Wissensquelle Nummer eins bleiben.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Unterhaltungsbücher kontert das <strong>Internet</strong> mit e-books, elektronischen Bücher,<br />

die man sich teilweise kostenlos herunterladen kann, um sie anschließend am Computer zu<br />

lesen o<strong>der</strong> auszudrucken. Die meisten Leser möchten jedoch einen unterhaltenden Roman<br />

gemütlich auf <strong>der</strong> Couch lesen und dabei das Gefühl, Geräusch und den Geruch echter Seiten<br />

spüren. Dies kann ein e-book jedoch nicht leisten und wird es daher auch in <strong>Zukunft</strong> schwer<br />

haben, den gedruckten Roman zu verdrängen.<br />

2.2. Zeitung<br />

Die permanente Aktualisierbarkeit mit minimaler Reaktionszeit von Informationen im Netz<br />

ist das neue Problem, mit dem die Zeitung zu kämpfen hat. <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> bietet dem Nutzer die<br />

Möglichkeit, gezielt nach Nachrichten zu suchen o<strong>der</strong> einfach querbeet Nachrichten zu<br />

verfolgen. Viele Zeitungen haben dies bereits erkannt und eigene Homepages entwickelt, auf<br />

denen ihre Leser einen Auszug von Nachrichten lesen können. Zudem können Leser vieler<br />

Zeitungen, wie z.B. <strong>der</strong> BNN o<strong>der</strong> FAZ, die Zeitung digital als kostenpflichtiges e-Paper<br />

abonnieren. Zunehmend entwickeln sich im virtuellen Netz Informationsmöglichkeiten zu<br />

aktuellem Geschehen, die an<strong>der</strong>s als eine Tageszeitung, sogar Ton- und Filmsequenzen<br />

einbauen können. So gibt es beispielsweise unzählige „News-Seiten“. Auch das Wort<br />

„Netzeitung“ hat sich bereits eingebürgert: Auf www.net-zeitung.de kann man lesen, suchen<br />

und sich informieren. Sich über aktuelle Geschehnisse per <strong>Internet</strong> auf dem Laufenden zu<br />

halten, bietet sich vor allem für diejenigen an, die sowieso viel mit diesem neuen <strong>Medium</strong><br />

arbeiten und sich zwischendurch auf den neuen Stand bringen möchten. Vorteile bietet es<br />

auch für diejenigen, die sich nicht jeden Tag eine Tageszeitung kaufen möchten und so per<br />

Knopfdruck selbst bestimmen können, wann sie wie viel lesen. Keinen Ersatz bietet die<br />

virtuelle Informationsbeschaffung solchen Menschen, die wie beim Buch auch das haptische<br />

Lesegefühl nicht missen möchten. Ein Computer kann niemals eine frisch gedruckte<br />

knisternde Zeitung ersetzen, erst recht nicht am Frühstückstisch. Zudem haben einige<br />

Menschen Schwierigkeiten längere Zeit auf einen flimmernden Monitor zu starren und dabei<br />

Informationen aufzunehmen.<br />

Die generelle Möglichkeit, Aktuelles aus dem Netz zu bekommen, besteht jedoch zur<br />

Genüge. Der „Media Analyse“ zufolge 10 lässt sich im Zeitraum zwischen 1990 und 2003<br />

sowohl ein minimaler Rückgang <strong>der</strong> Verkaufsauflage als auch <strong>der</strong> Reichweite <strong>der</strong><br />

Tageszeitungen konstatieren. <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong>angebot ist mitunter einer <strong>der</strong> Gründe. Zudem führt<br />

die Differenzierung von Lebens- und Arbeitswelten zu spezielleren Leseinteressen, die von<br />

<strong>der</strong> Zeitung als Universalmedium nicht mehr abgedeckt werden können. 11 Diese Lücke<br />

schließt wie<strong>der</strong>um das <strong>Internet</strong>, in dem <strong>der</strong> einzelne User sich selbst sein Angebot<br />

10 vgl. Neuberger, C./Tonnemacher, J. (Hrsg.) : Online – Die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Zeitung? <strong>Das</strong> Engagement deutscher<br />

Tageszeitungen im <strong>Internet</strong>. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2003 , S. 30<br />

11 vgl. Neuberger, C./Tonnemacher, J. (Hrsg.) : Online – Die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Zeitung? <strong>Das</strong> Engagement deutscher<br />

Tageszeitungen im <strong>Internet</strong>. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2003 , S. 32<br />

3


zusammenstellen und gezielt suchen kann. Durch die steigende Mobilität wird die<br />

Lokalzeitung verzichtbar. Im <strong>Internet</strong> kann <strong>der</strong> Leser selektieren, interagieren und ständig<br />

aktualisierte Informationen abrufen. „Eine Zeitung ist irgendwann fertig, das <strong>Internet</strong> nie.“ 12<br />

Dies ist natürlich auf <strong>der</strong> einen Seite ein Vorteil und an<strong>der</strong>erseits auch nachteilig, denn die<br />

ständige Aktualisierung kann den Leser überfor<strong>der</strong>n, weil er denkt, dass er etwas verpassen<br />

könnte.<br />

Festzuhalten bleibt also: Bisher hat das Printmedium Tageszeitung durch das <strong>Internet</strong> und die<br />

Online-Angebote von Tageszeitungen noch nicht viele Leser einbüßen müssen, da diese<br />

beiden Medien unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen. Dennoch besteht eine Alternative<br />

zur Zeitung, die zu einer Än<strong>der</strong>ung des Nutzungsverhaltens führen könnte.<br />

2.3. Fernsehen<br />

Wie Statistiken belegen steigt <strong>der</strong> tägliche Fernsehkonsum weiterhin an, dennoch hat das<br />

Fernsehen mit dem <strong>Internet</strong> einen Kontrahenten bekommen. Differenzieren kann man das<br />

Fernsehen in zwei Bereiche: Einerseits in den Informationsbereich (Nachrichten etc.) und<br />

an<strong>der</strong>erseits in den Unterhaltungsbereich (Spielfilme etc.). Der erste Bereich wird stark vom<br />

<strong>Medium</strong> <strong>Internet</strong> überschattet: Im Netz herrscht die orts- und zeitungebundene Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Informationsbeschaffung wie bereits in Punkt 2.2. ausgeführt. Im Fernsehen hingegen<br />

laufen zu bestimmten Zeiten bestimmte Nachrichtensendungen, von denen man sich berieseln<br />

lassen kann. Dieses Berieseln führt dazu, dass das Fernsehen von <strong>der</strong> „Lean-back-Position“ 13<br />

bestimmt wird: Man schaltet den Fernseher ein und nimmt die Informationen ohne weiteres<br />

Zutun auf. An<strong>der</strong>s sieht dies jedoch beim <strong>Internet</strong> aus: Dort muss man aktiv in <strong>der</strong> „Lean-<br />

forward-Position“ 14 interagieren, um an Informationen heranzukommen. Dies ist mitunter ein<br />

Grund dafür, warum das Fernsehen nach wie vor so beliebt ist. Dennoch bietet das <strong>Internet</strong><br />

viele Alternativen zu den Nachrichten im Fernsehen. Fast je<strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> bietet im<br />

<strong>Internet</strong> eine Plattform, auf <strong>der</strong> man Informationen über das Tagesgeschehen erhält. So kann<br />

man beispielsweise auf www.rtl.de, www.n-tv.de und www.cnn.com viele Themen nachlesen<br />

o<strong>der</strong> auf www.tagesschau.de zu je<strong>der</strong> Tageszeit kostenlos die aktuelle o<strong>der</strong> eine archivierte<br />

Tagesschau-Sendung ansehen. Dies ist natürlich ein enormer Vorteil im Vergleich zum<br />

Fernsehen: Man kann sich den Zeitpunkt selbst aussuchen, an dem man die Sendung schauen<br />

möchte, man kann sie beliebig oft wie<strong>der</strong>holen und man kann in älteren archivierten<br />

Sendungen stöbern. Vorraussetzung ist jedoch ein <strong>Internet</strong>anschluss, <strong>der</strong> schnell genug sein<br />

muss, um die Videos in akzeptabler Qualität zu übertragen. Im Informationsbereich hat das<br />

<strong>Internet</strong> also durchaus Potenzial, dem Fernsehen ernsthaft Konkurrenz zu machen.<br />

Etwas an<strong>der</strong>s sieht die Sache im Bereich <strong>der</strong> Unterhaltung aus: Nur wenige Spielfilme, Soaps,<br />

Dokumentationen, Talk-Shows o<strong>der</strong> Spiel-Shows lassen sich in gleicher Art und Weise im<br />

<strong>Internet</strong> sehen. Dennoch bietet das <strong>Internet</strong> Unterhaltungsangebote wie beispielsweise<br />

12 Neuberger, C./Tonnemacher, J. (Hrsg.) : Online – Die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Zeitung? <strong>Das</strong> Engagement deutscher<br />

Tageszeitungen im <strong>Internet</strong>. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2003 , S. 61<br />

13 Eberspächer J. / Ziemer A. (Hrsg.) : Digitale Medien und Konvergenz. Heidelberg : Hüthig, 2001, S. 92<br />

14 Eberspächer J. / Ziemer A. (Hrsg.) : Digitale Medien und Konvergenz. Heidelberg : Hüthig, 2001, S. 92<br />

4


Bouquets: <strong>Das</strong> sind Angebote des Fernsehens im Netz; meist sind es Zusatzangebote zur<br />

einmalig ausgestrahlten Sendung. Diese Angebote können jedoch nicht das eigentliche<br />

Fernsehen ersetzen. Eine echte Alternative könnte „Video-on-demand“ bieten: Dabei lassen<br />

sich zumeist kostenpflichtige Dokumentationen, Reportagen, Spielfilme o<strong>der</strong> Kinofilme zu<br />

je<strong>der</strong> Tageszeit anschauen. Eine kostenlose Mediathek stellt beispielsweise ZDF unter<br />

www.zdf.de/ZDFmediathek/ zur Verfügung, kostenpflichtige Angebote bietet u.a. Arcor an.<br />

Erst durch das <strong>Internet</strong> trat das Problem <strong>der</strong> illegalen Downloads auf: Millionen User laden<br />

sich verbotenerweise Kinofilme, MP3s u.ä. herunter und schaden damit vor allem <strong>der</strong> Musik-<br />

und Filmindustrie.<br />

Man kann also letztendlich feststellen, dass das <strong>Internet</strong> zwar Zusatzangebote und<br />

Alternativen liefert und mit dem nicht vorhandenen Tageszeitenprogramm und dem<br />

Nebeneinan<strong>der</strong> an Angeboten punkten kann – generell kann es dem Fernsehen aber nicht den<br />

Rang ablaufen, da die Angebote das Fernsehen nicht ersetzen können und die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Fernsehzuschauer nicht befriedigt werden können.<br />

2.4. Radio<br />

<strong>Das</strong> Radio ist seit <strong>der</strong> Erfindung des Fernsehers zum Nebenbei-<strong>Medium</strong> geworden. Es wird<br />

nicht mehr zur gezielten Aufnahme von Nachrichten gebraucht, son<strong>der</strong>n meist um<br />

abwechslungsreiche Musik zu hören. Auch hier bietet das <strong>Internet</strong> für technisch ausreichend<br />

gerüstete Computer eine Alternative: Web-Radios. Vorteile dabei sind die vielfältige<br />

Auswahl, da man sich weltweit alle verfügbaren Radiosen<strong>der</strong> anhören kann, was auf<br />

herkömmliche Art und Weise nicht möglich ist. Für den Rundfunkanbieter bedeutet dies, dass<br />

das Zielpublikum nicht mehr auf ein Sendegebiet beschränkt ist, son<strong>der</strong>n dass „die<br />

potenziellen Hörer rund um den Erdball erreichbar sind.“ 15 Viele Hörfunkprogramme, die<br />

über ein Online-Angebot verfügen, strahlen zudem im Netz Text- und Bildinformationen,<br />

sowie Filmsequenzen aus – ein zusätzlicher Reiz für die Hörer online zu gehen. Mit <strong>der</strong><br />

Verfügbarkeit von Online-Angeboten verän<strong>der</strong>t sich auch die Beziehung zwischen Anbietern<br />

und Abnehmern: Durch E-Mail-Kontakt, Abstimmlisten u.ä. treten Publikum und<br />

Programmanbieter in eine Kommunikation.<br />

Zur tatsächlichen Nutzung kann man Folgendes sagen: „6,37 Millionen Erwachsene in<br />

Deutschland, das sind 17% aller <strong>Internet</strong>nutzer, haben bereits über das <strong>Internet</strong> Radio gehört.<br />

1999 waren es erst 1,68 Millionen Erwachsene.“ 16 Es ist also ein Anstieg zu bemerken,<br />

generell ist die Zahl <strong>der</strong> Web-Radio-Hörer im Vergleich zum normalen Radio aber gering.<br />

Da jedoch die meisten Radiosen<strong>der</strong> auch als Web-Radio fungieren, stellt die steigende<br />

Nutzung von Web-Radios keine direkte Konkurrenz dar. Diese tritt erst dann auf, wenn die<br />

Online-Nutzer auf ausländische Sen<strong>der</strong> zugreifen o<strong>der</strong> durch ihre eigene zum Teil illegale<br />

heruntergeladene Musiksammlung auf den Radiokonsum vollständig verzichten.<br />

15 Neuberger, C./Tonnemacher, J. (Hrsg.) : Online – Die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Zeitung? <strong>Das</strong> Engagement deutscher<br />

Tageszeitungen im <strong>Internet</strong>. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2003 , S. 312<br />

16 ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp , S. 14<br />

5


2.5. Kommunikation: Brief / Telefon<br />

Die Kommunikationsmöglichkeiten sind die Stärken des <strong>Internet</strong>s. Dies lässt sich auch im<br />

Nutzungsverhalten <strong>der</strong> User erkennen: Der Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Internet</strong>nutzung liegt laut<br />

mehreren Statistiken auf <strong>der</strong> Individualkommunikation 17 , sprich E-Mail u.ä.. 78% <strong>der</strong><br />

Befragten <strong>der</strong> ARD/ZDF-Online-Studie 2005 gaben an, mehrmals wöchentlich E-Mails zu<br />

empfangen und zu versenden. 18 Damit steht die E-Mail auf Platz eins <strong>der</strong> Nutzung. Der Brief<br />

ist dadurch akut gefährdet, da eine Antwort des Kommunikationspartners lange dauert. Vor<br />

allem in <strong>der</strong> jüngeren Generationen ist das traditionelle Briefeschreiben auf dem Rückmarsch.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> bietet den Vorteil <strong>der</strong> schnellen Rückmeldung bzw. <strong>der</strong> direkten Echtzeit-<br />

Kommunikation im Chat. „Im Jahr 1988 erfand <strong>der</strong> Finne Oikarinen den „<strong>Internet</strong> Relay<br />

Chat“ (IRC) einen Textzeilen-Kommunikationsdienst.“ 19 <strong>Das</strong> Chatten in Chatrooms mit<br />

Nicknames o<strong>der</strong> das Chatten mit Instant Messagern wie z.B. ICQ ist längst ein beliebtes<br />

Hobby von vielen Jugendlichen und Erwachsenen geworden. Der Vorteil liegt klar auf <strong>der</strong><br />

Hand: Man kann in Echtzeit mit mehreren Leuten rund um den Erdball kommunizieren.<br />

Natürlich gibt es auch Nachteile: Die Anonymität in Chats ist ein großer Gefahrenfaktor,<br />

weiterhin treten Grammatik und Rechtschreibung in den Hintergrund, denn die User<br />

schreiben oft nur in Kleinbuchstaben und in Umgangssprache. Wegen des Sprachstils und <strong>der</strong><br />

Echtzeitkommunikation hat <strong>der</strong> Chat ebenso wie die E-Mail Analogien zur mündlichen<br />

Kommunikation.<br />

Die Kommunikation per Netz, v.a. per E-Mail hat den Brief im privaten Bereich, zumindest<br />

bei <strong>der</strong> jüngeren Generation, vollständig abgelöst. Es werden bereits Grußkarten mit Musik<br />

und Ton zum Geburtstag und Weihnachten versendet anstatt Karten o<strong>der</strong> Briefe per Post. In<br />

<strong>der</strong> Handhabung ist es für viele einfacher, schneller und billiger. Die E-Mail hat ihren<br />

Siegeszug bereits angetreten und wird aus dem Leben <strong>der</strong> Menschen auch in <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

nicht mehr weg zu denken sein.<br />

Große Konkurrenz bekommt auch das Telefon durch die <strong>Internet</strong>telefonie (VoIP = Voice-<br />

over-IP). Anfangs war es nur möglich, mit Hilfe eines Programms wie Skype von Computer<br />

zu Computer per Headset zu telefonieren. Dabei ist es auch möglich in <strong>der</strong> Kombination mit<br />

Webcams sein Gegenüber während des Telefonats zu sehen und so Videokonferenzen<br />

abzuhalten.<br />

Die neuesten Entwicklungen führen jedoch dazu, dass je<strong>der</strong>mann auch ohne<br />

Computerkenntnisse mit einem VoIP-fähigen Telefon, einem entsprechenden<br />

<strong>Internet</strong>anschluss und Router Gesprächsteilnehmer anrufen kann, die selber nur über einen<br />

normalen Telefonanschluss verfügen. Dadurch werden vor allem Gespräche ins Ausland<br />

erheblich günstiger.<br />

17 vgl. Meyen, Michael : Mediennutzung. Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster. Konstanz :<br />

UTB, 2004 , S. 208<br />

18 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp , S. 10<br />

19 Möller, Erik : Die heimliche Medienrevolution. Wie Welogs, Wikis und freie Software die Welt verän<strong>der</strong>n.<br />

Hannover : Heise Zeitschriften Verlag GmbH, 2005 , S. 33<br />

6


Obwohl sich diese neue Kommunikationsmöglichkeit rasant ausweitet, kann man nicht von<br />

einer Verdrängung des „Telefons“ sprechen, da sich hier zwei Technologien für den Benutzer<br />

unsichtbar vermischen. Für den Endbenutzer än<strong>der</strong>t sich nichts an seinem Telefonverhalten,<br />

da sich nur <strong>der</strong> Übertragungskanal verän<strong>der</strong>t.<br />

3. Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nutzungsweise? - Statistiken<br />

Die bisherigen Ausführungen haben aufgezeigt, welch vielfältige Möglichkeiten und<br />

Alternativen das <strong>Internet</strong> bietet. Nun stellt sich jedoch die Frage, inwieweit die einzelnen<br />

Angebote genutzt werden und ob das <strong>Internet</strong> einen Einfluss auf das Nutzungsverhalten <strong>der</strong><br />

klassischen Medien hat. Antworten darauf liefert die ARD/ZDF-Online-Studie von 2005. Die<br />

ARD/ZDF-Online-Studie analysiert umfassend Ursachen, Tendenzen und Folgen <strong>der</strong><br />

<strong>Internet</strong>verbreitung. Im Mittelpunkt stehen zwei Repräsentativbefragungen unter Onlinern<br />

und Offlinern ab 14 Jahren. Seit 1997 bilden die ARD/ZDF-Studien jährlich die<br />

<strong>Internet</strong>entwicklung innerhalb <strong>der</strong> bundesdeutschen Bevölkerung ab. Auftraggeber ist die<br />

ARD/ZDF-Medienkommission. Zur Nutzungsweise von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen im Alter<br />

zwischen 11 und 13 Jahren kann man sagen, dass private Interessen im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />

„Die Kin<strong>der</strong> sind fasziniert von <strong>der</strong> Informationsfülle und -dichte. Sie nutzen das <strong>Internet</strong><br />

additiv zu an<strong>der</strong>en Informationsquellen o<strong>der</strong> sogar anstatt dieser.“ 20<br />

An den ARD/ZDF-Online-Studien von 1997 bis 2005 kann man erkennen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

bundesdeutschen Bürger ab 14 Jahren, die das <strong>Internet</strong> nutzen, von 6,5% auf 57,9% gestiegen<br />

ist. <strong>Das</strong> entspricht 2005 ca. 37,5 Millionen Menschen. Daran zeigt sich deutlich <strong>der</strong> Siegeszug<br />

des <strong>Internet</strong>s. 67,5% <strong>der</strong> Männer nutzen das <strong>Internet</strong>, im Vergleich zu 49,1% <strong>der</strong> Frauen. <strong>Das</strong><br />

<strong>Internet</strong> spricht am meisten die 14-19-Jährigen an: 95,7% von ihnen sind online, in <strong>der</strong><br />

Altersklasse <strong>der</strong> 20-29-Jährigen sind es 85,3% (vgl. Tabelle 1 21 ).<br />

Tabelle 1<br />

<strong>Internet</strong>nutzer in Deutschland 1997 - 2005 (in %)<br />

1997 1999 2001 2003 2005<br />

Gesamt 6,5 17,7 38,8 53,5 57,9<br />

männlich 10,0 23,9 48,3 52,6 67,5<br />

weiblich 3,3 11,7 30,1 45,2 49,1<br />

14-19 Jahre 6,3 30,0 67,4 92,1 95,7<br />

20-29 Jahre 13,0 33,0 65,5 81,9 85,3<br />

30-39 Jahre 12,4 24,5 50,3 73,1 79,9<br />

40-49 Jahre 7,7 19,6 49,3 67,4 71,0<br />

50-59 Jahre 3,0 15,1 32,2 48,8 56,5<br />

60 Jahre und älter 0,2 1,9 8,1 13,3 18,4<br />

20 Richter, Susanne : Die Nutzung des <strong>Internet</strong>s durch Kin<strong>der</strong>. Frankfurt am Main : Peter Lang GmbH, 2004 , S.<br />

240<br />

21 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

7


<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> wird von 78% <strong>der</strong> Online-Nutzer mindestens einmal wöchentlich als<br />

Kommunikationsmedium genutzt, wie man im Diagramm 1 22 sieht. Etwas mehr als die Hälfte<br />

nutzen das <strong>Internet</strong> zur gezielten Beschaffung von Informationen o<strong>der</strong> Angeboten (53%). Es<br />

lässt sich auch erkennen, dass Web-Radios mit 6% und Online-Fernsehen mit 2% ein<br />

Schattendasein fristen und noch nicht so häufig verwendet werden.<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

E-Mail<br />

Informationssuche<br />

Diagramm 1<br />

surfen<br />

Homebanking<br />

Onlineanwendungen 2005 (in %)<br />

(minde ste ns e inmal wöche ntlich)<br />

Download<br />

Auktionen<br />

Foren, Chats<br />

Onlineshopping<br />

Die Auswirkungen <strong>der</strong> Online-Nutzung auf die Nutzung an<strong>der</strong>er Medien ist nach <strong>der</strong><br />

Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Befragten nicht wirklich hoch: 21 bis 29% <strong>der</strong> Online-Nutzer<br />

konsumieren nach eigenen Angaben aufgrund des <strong>Internet</strong>s weniger Fernsehen, Radio o<strong>der</strong><br />

Zeitung (vgl. Tabelle 2 23 ). Die Alternativen, die das <strong>Internet</strong> bietet, än<strong>der</strong>n den Konsum <strong>der</strong><br />

klassischen Medien bisher nur in geringem Maße.<br />

<strong>Das</strong> zeigt sich auch an <strong>der</strong> täglichen Nutzungsdauer von Fernsehen, Hörfunk und <strong>Internet</strong> im<br />

Verlauf von 1997 bis heute (Diagramm 2 24 ). Der Fernsehkonsum steigt kontinuierlich an, <strong>der</strong><br />

PC-Spiele<br />

Radiokonsum geht seit 2002 ein wenig zurück und das <strong>Internet</strong> nimmt seit 1997 stetig zu.<br />

22 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

23 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

24 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

Musik<br />

Videos ansehen<br />

Webradio<br />

Kartenservice<br />

Partnersuche<br />

Gewinnspiele<br />

live fernsehen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Onlinenutzung auf die Nutzung an<strong>der</strong>er Medien 1997 bis 2005 (in %)<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

sehe weniger fern 34 35 28 34 25 25 31 30 29<br />

lese weniger Zeitungen 16 15 14 21 16 22 25 26 25<br />

höre weniger Radio 11 11 9 15 12 17 23 20 21<br />

Tabelle 2<br />

8


250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> tagesaktuellen Medien Fernsehen, Radio und Tageszeitung unter den<br />

deutschen <strong>Internet</strong>anwen<strong>der</strong>n ist in den letzten Jahren erstaunlich konstant. Nach eigener<br />

Einschätzung lesen 56% <strong>der</strong> <strong>Internet</strong>nutzer täglich eine Tageszeitung, 80% schauen an einem<br />

Durchschnittstag fern und 77% hören Radio. Auf das <strong>Internet</strong> greifen 46% täglich zurück. 25<br />

Deutliche Auswirkungen des <strong>Internet</strong>s auf die klassischen Medien sind also nicht<br />

festzustellen.<br />

4. Fazit<br />

Nutzungsdauer einzelner Medien pro Tag 2005 (in Minuten)<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Fernsehen Radio <strong>Internet</strong> Zeitung Zeitschrift<br />

Diagramm 2<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> ist das <strong>Medium</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong>. Es bietet viel Potenzial und vielfältige<br />

Möglichkeiten und ist daher auch ein Konkurrent <strong>der</strong> klassischen Medien wie Fernsehen,<br />

Zeitung, Radio, Buch, Telefon und Brief. Fast immer endet eine solche Konkurrenzsituation<br />

aber in einem Neben- und Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> alten und <strong>der</strong> neuen Medien. „Es zeigt sich eine<br />

komplementäre statt konkurrierende Beziehung zwischen den Medien.“ 26 Dies war bereits bei<br />

<strong>der</strong> Einführung des Fernsehens so: <strong>Das</strong> Radio wurde zwar zum Nebenbei-<strong>Medium</strong>, aber<br />

parallel zum Anstieg des Fernsehkonsums erhöhte sich die Zuwendung zum Radio. Ähnlich<br />

verläuft es beim <strong>Internet</strong>: Die <strong>Internet</strong>nutzung steigt stetig an, <strong>der</strong> Fernsehkonsum parallel<br />

aber auch. Der steile Einzug des <strong>Internet</strong>s in die Reihe <strong>der</strong> meistgenutzten Medien ist<br />

trotzdem unverkennbar. „Inzwischen sind knapp 58% aller bundesdeutschen Erwachsenen<br />

online“ 27 - Tendenz steigend. Zunehmend mehr Menschen beteiligen sich am „Prozess <strong>der</strong><br />

Informationsgewinnung, -distribution, -aufbereitung und -nutzung mit Hilfe interaktiver und<br />

digitaler Medien.“ 28 <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> hat sich den Statistiken zufolge als dritt stärkstes <strong>Medium</strong><br />

etabliert, es liegt jedoch noch weit hinter Fernsehen und Radio zurück – das <strong>Internet</strong> verdrängt<br />

die klassischen Medien so schnell also nicht.<br />

1997<br />

2002<br />

2005<br />

25 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

26 vgl. ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp , S. 16<br />

27 ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp , S. 1<br />

28 Weiler, Stefan : Die neue Mediengeneration. München : R. Fischer, 1999 , S. 9<br />

9


<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> ist ein Massenmedium. „Es bietet einen Zugang zu Informationen, die in einer<br />

globalen Öffentlichkeit massenhaft verbreitet werden.“ 29 <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> steht für Aktualität und<br />

Zeitsouveränität, was sich auch in den genutzten Inhalten wie<strong>der</strong>spiegelt: <strong>Das</strong> Web wird<br />

vorwiegend für Informationen zu aktuellem Geschehen, als Wissensplattform sowie Service-<br />

und Ratgebermedium eingesetzt. Je<strong>der</strong> kann es bedienen und positiven Nutzen daraus ziehen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> verdrängt die an<strong>der</strong>en Medien nicht vollständig, da in großem Maße an<strong>der</strong>e<br />

Bedürfnisse befriedigt werden. Im <strong>Internet</strong> dominiert die „Lean-forward-Position“ 30 : Man<br />

kann sich im <strong>Internet</strong> nicht wie beim Fernsehen berieseln lassen, son<strong>der</strong>n muss aktiv am<br />

Computer arbeiten, damit etwas passiert. „Die Interaktivität ist eine zentrale Komponente des<br />

Nutzungsverhaltens im <strong>Internet</strong>.“ 31 „Online-Angebote [...] verlangen mehr Aktivität, als <strong>der</strong><br />

Mediennutzer normalerweise entwickeln will.“ 32 Mit Müßiggang und Faulsein erreicht man<br />

im <strong>Internet</strong> relativ wenig: Dies sind mitunter Gründe, die eine vollständige Ablösung <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Medien unwahrscheinlich machen. Die Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>Internet</strong>nutzung liegen in<br />

den Bereichen Individualkommunikation (E-Mail, Chat), Informationssuche, Service und E-<br />

Commerce. 33<br />

Ein zusammenfassendes Fazit, das sowohl Vorteile des <strong>Internet</strong>s herausstellt, als auch den<br />

Weg <strong>der</strong> Gesellschaft zur Informationsgesellschaft durch das <strong>Internet</strong> formuliert, lautet:<br />

„What is coming to be known as the information society will allow individuals – as<br />

consumers or employees – quick, inexpensive and on-demand access to vast quantities of<br />

entertainment, services and information. It will provide the ability to interact at a distance<br />

with many commercial and government services, and to do so from any location.“ 34<br />

Genau aufgrund dieser vielfältigen und unterschiedlichen Möglichkeiten, von Wissen bis hin<br />

zu Unterhaltung, die das <strong>Internet</strong> bietet, reiht sich das neue <strong>Medium</strong> in die Liga <strong>der</strong><br />

klassischen Medien ein und wird seine Stellung in <strong>Zukunft</strong> wohl noch weiter ausbauen.<br />

Aus Statistiken erkennt man, dass sich für die meisten <strong>Internet</strong>-Nutzer ihr Zeitbudget für<br />

an<strong>der</strong>e Medien nur leicht verän<strong>der</strong>t hat. „Die Zeit, die die Deutschen im <strong>Internet</strong> verbringen,<br />

ist zusätzliche Medienzeit. Sie geht nicht zu Lasten <strong>der</strong> Nutzungsdauer <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Medien.“ 35 <strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> wird in den Medienalltag integriert, ohne dass an<strong>der</strong>e Medien<br />

verdrängt werden.<br />

29 Richter, Susanne : Die Nutzung des <strong>Internet</strong>s durch Kin<strong>der</strong>. Frankfurt a. M. : Peter Lang GmbH, 2004 , S.23<br />

30 Eberspächer J. / Ziemer A. (Hrsg.) : Digitale Medien und Konvergenz. Heidelberg : Hüthig, 2001 , S. 92<br />

31 Eberspächer J. / Ziemer A. (Hrsg.) : Digitale Medien und Konvergenz. Heidelberg : Hüthig, 2001 , S. 93<br />

32 Meyen, Michael : Mediennutzung. Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster. Konstanz : UTB,<br />

2004 , S. 212<br />

33 vgl. Meyen, Michael : Mediennutzung. Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster. Konstanz :<br />

UTB, 2004 , S. 208<br />

34 Vince J. / Earnshaw R. (Hrsg.) : Digital Media: The Future. London, Berlin, Heidelberg : Springer-Verlag,<br />

2000, S. 28<br />

35 http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~E51DF939279EF4E6383EE07<br />

1522BB00FA~ATpl~Ecommon~Scontent.html [Stand: 1. März 2006]<br />

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5. Bibliographie<br />

ARD/ZDF-Online-Studie 2005 von http://www.daserste.de/service/studie.asp<br />

Brockhaus DVD, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001<br />

Eberspächer J. / Ziemer A. (Hrsg.) : Digitale Medien und Konvergenz. Heidelberg : Hüthig,<br />

2001<br />

Hörisch, Jochen : Eine Geschichte <strong>der</strong> Medien. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004<br />

http://de.wikipedia.org/ [Stand: 28. Februar 2006]<br />

http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~E51DF939279E<br />

F4E6383EE071522BB00FA~ATpl~Ecommon~Scontent.html [Stand: 1. März 2006]<br />

Klaner, Andreas : Lernen Online. Baden-Baden : Humboldt-Verlag GmbH, 2004<br />

Meyen, Michael : Mediennutzung. Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster.<br />

Konstanz : UTB, 2004<br />

Möller, Erik : Die heimliche Medienrevolution. Wie Welogs, Wikis und freie Software die<br />

Welt verän<strong>der</strong>n. Hannover : Heise Zeitschriften Verlag GmbH, 2005<br />

Neuberger, C./Tonnemacher, J. (Hrsg.) : Online – Die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Zeitung? <strong>Das</strong> Engagement<br />

deutscher Tageszeitungen im <strong>Internet</strong>. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, 2003<br />

Richter, Susanne : Die Nutzung des <strong>Internet</strong>s durch Kin<strong>der</strong>. Frankfurt am Main : Peter Lang<br />

GmbH, 2004<br />

Schanze, Helmut (Hg) : Handbuch <strong>der</strong> Mediengeschichte. Stuttgart : Kröner Verlag, 2001<br />

Vince J. / Earnshaw R. (Hrsg.) : Digital Media: The Future. London, Berlin, Heidelberg :<br />

Springer-Verlag, 2000<br />

Weiler, Stefan : Die neue Mediengeneration. München : R. Fischer, 1999<br />

11

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