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Attributname Beschreibung<br />

Name des<br />

Lernobjekts<br />

Autor/en<br />

Zielgruppe<br />

Vorwissen<br />

Lernziel<br />

Beschreibung<br />

Dauer der<br />

Bearbeitung<br />

Keywords<br />

Erstellung-<br />

datum<br />

Benötigte<br />

Plugins<br />

<strong>Bestandsführung</strong><br />

FH Vorarlberg: Erne/Gasser<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

Beginner<br />

Nach dem Studium dieses Lernobjekts können Sie die Aufgaben der<br />

<strong>Bestandsführung</strong> und die verschiedene Methoden der Bestandserfassung<br />

nennen. Sie sind in der Lage, die unterschiedlichen Möglichkeiten der<br />

Inventur und die Ansätze der Werterfassung zu beschreiben. Zudem<br />

können Sie den Wareneingang und -ausgang sowie die Material- und<br />

Rechnungsprüfung genauer erläutern.<br />

Das Lernobjekt beschreibt die Abläufe sowie die Aufgaben der<br />

<strong>Bestandsführung</strong>. Es gibt einen Überblick über verschiedene Methoden der<br />

Bestands- und Werterfassung und beschreibt den Material- bzw.<br />

Informationsfluss beim Wareneingang und –abgang.<br />

ca. 20 min<br />

<strong>Bestandsführung</strong>, Werterfassung, Mengenerfassung, Inventur,<br />

Materialprüfung, Rechnungsprüfung, Wareneingang, Warenausgang<br />

Juni 2004<br />

--<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 1


1 Einführung<br />

Die <strong>Bestandsführung</strong> stellt den Materialbestand mittels Erfassung und Bewertung der<br />

Materialzugänge und -abgänge fest.<br />

Die Aufgaben der <strong>Bestandsführung</strong> sind: [2]<br />

Abb. 1: <strong>Bestandsführung</strong> [1]<br />

• Erstellen von aktuellen Unterlagen über den Bestand<br />

• Erstellen von Nachweisen über Änderungen bestimmter Materialien im Lager<br />

• Durchführen der Inventur<br />

• Erstellen der Daten für die Ermittlung des Brutto- und Nettobedarfs<br />

• Überwachen von Ausschuss, nicht geplantem Mehrverbrauch und weiteren<br />

Fehlmengen<br />

• Erstellen von Bestellmengen sowie Änderungen daran vornehmen<br />

• Durchführen von Bestandskontrollen<br />

[1] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 236<br />

[2] Vgl. Wannenwetsch 2002, S. 177<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 2


2 Methoden der Mengenerfassung<br />

Die Mengenerfassung stellt fest, welche und wie viele Materialien für die einzelnen Aufträge<br />

verbraucht wurden. [3]<br />

Bei der Mengenerfassung sind drei Gesichtspunkte von Bedeutung:<br />

• Erfassungsmethoden<br />

• Inventur<br />

• Bestandsbewegungen<br />

Erfassungsmethoden werden eingesetzt, um die Bestandsveränderungen festzuhalten. Es<br />

werden folgende Methoden unterschieden:<br />

• Skontrationsmethode<br />

• Inventurmethode<br />

• Retrograde Methode<br />

[3] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 236 f<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 3


3 Skontrationsmethode<br />

Die Skontrationsmethode (oder auch Fortschreibungsmethode) ist das genaueste Verfahren<br />

um Verbrauchsmengen zu ermitteln. Voraussetzung dafür ist eine Lagerbuchhaltung (meist<br />

elektronisch - ansonsten in Lagerkarteiform). Die Zugänge werden auf Grundlage der<br />

Lieferscheine ermittelt, die Abgänge aufgrund von Materialentnahmescheinen. [4]<br />

Mit Hilfe dieser Methode ist der buchmäßige Bestand jederzeit abrufbar. Die diesbezügliche<br />

Berechnung sieht so aus:<br />

Vorteile:<br />

Anfangbestand<br />

+ Zugänge<br />

− Abgänge<br />

=<br />

Endbestand<br />

Formel 1: Skontrationsmethode<br />

• Genauigkeit bei Erfassen der Kostenart, Kostenstelle und Kostenträger<br />

• Ist- und Sollbestand unter Zuhilfenahme der Inventur gut feststellbar<br />

Nachteil:<br />

• Hoher administrativer Aufwand<br />

(kann jedoch durch den Einsatz von EDV stark vermindert werden)<br />

[4] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 237<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur Skontrationsmethode beziehen sich auf Oeldorf/Olfert<br />

2002, S. 237 – 238.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 4


4 Inventurmethode<br />

Bei der Inventurmethode (oder auch Bestanddifferenzrechnung bzw. Befundrechnung) ist<br />

das Führen einer Lagerbuchhaltung nicht erforderlich. Die Zugänge werden von der<br />

Finanzbuchhaltung aufgrund der Lieferscheine erfasst und zum Stichtag der Inventur<br />

bereitgestellt. Die Abgänge werden nicht laufend festgehalten; es werden ihnen keine<br />

Materialentnahmescheine zugrunde gelegt. [5]<br />

Der tatsächliche Verbrauch ergibt sich aus:<br />

Vorteile:<br />

Anfangsbestand<br />

+ Zugänge<br />

−<br />

Endbestand<br />

= Verbrauch<br />

Formel 2: Inventurmethode [5]<br />

• Keine verwaltungsmäßigen Belastungen durch Materialentnahmescheine<br />

• Durch die Inventur können unvorhergesehene Bestandsabweichungen festgestellt<br />

werden<br />

Nachteile:<br />

• Schwund und Diebstahl können nicht festgestellt werden, was am Ende des Jahres<br />

zu unvorhersehbaren Veränderungen des Ergebnisses führen kann<br />

• Zurechnung des Verbrauchs auf Kostenstellen und Kostenträger ist nicht möglich<br />

[5] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 238<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur Inventurmethode beziehen sich auf Oeldorf/Olfert<br />

2002, S. 238 – 239.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 5


5 Retrograde Methode<br />

Die Retrograde Methode (oder Rückrechnung) errechnet den Materialverbrauch aufgrund<br />

der erstellten Halb- und Fertigerzeugnisse. Es wird z.B. mittels Stücklisten von den<br />

erzeugten Mengen zurückgerechnet, wie viel Soll-Verbrauch vorhanden ist. Abfälle und<br />

Ausschüsse sind bereits in der Soll-Verbrauchsmenge pro Stück berücksichtigt. [6]<br />

Daraus ergeben sich folgende Berechnungen:<br />

Vorteil:<br />

Sollverbra uch<br />

Sollbestan d<br />

= Hergestellte Stückzahl × Soll −Verbrauchsmenge<br />

pro Stück<br />

Formel 3: Soll-Verbrauch<br />

= Anfangsbestand + Zugänge −<br />

Formel 4: Sollbestand<br />

Sollverbrauch<br />

Mehr − /Minderverbrauch<br />

= Sollbestand − Istbestand<br />

Formel 5: Mehr-/Minderverbrauch<br />

Ist −Verbrauch = Sollverbra uch ± Mehr − / Minderverbrauch<br />

Formel 6: Ist-Verbrauch<br />

• Leicht einsetzbar bei einfach strukturierten, aus wenigen Teilen bestehenden<br />

Erzeugnissen<br />

Nachteile:<br />

• Keine exakten Werte der Berechnungen möglich<br />

(tatsächlicher Verbrauch kann vom Soll-Verbrauch abweichen)<br />

• Schwund und Diebstahl sind nicht erkennbar<br />

[6] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 239<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur retrograden Methode beziehen sich auf Oeldorf/Olfert<br />

2002, S. 239 – 240.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 6


6 Inventur<br />

Bei der Inventur wird der tatsächliche (physische) Bestand der Materialien erfasst. Nach §<br />

240 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet zumindest einmal jährlich eine Inventur<br />

durchzuführen. [7]<br />

Sie muss folgenden Grundsätzen entsprechen:<br />

• Vollständigkeit<br />

• Richtigkeit<br />

• Wirtschaftlichkeit<br />

• Wesentlichkeit<br />

• Klarheit<br />

• Nachprüfbarkeit<br />

Es werden vier Möglichkeiten der Inventur unterschieden:<br />

• Stichtagsinventur<br />

• Permanente Inventur<br />

• Verlegte Inventur<br />

• Stichprobeninventur<br />

[7] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 240<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur Inventur beziehen sich auf Oeldorf/Olfert 2002, S.<br />

240.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 7


7 Mögliche Varianten der Inventur<br />

Die vier Möglichkeiten einer Inventur sind: [8]<br />

Stichtagsinventur<br />

Bei der Stichtagsinventur wird der gesamte physische Bestand mittels Zählen, Messen oder<br />

Wiegen innerhalb von 10 Tagen vor oder nach dem Bilanzstichtag ermittelt. Zumeist wird<br />

eine doppelte Zählung durchgeführt, um Fehler beim Erfassen zu minimieren.<br />

Permanente Inventur<br />

Die permanente Inventur erfolgt durch eine oder mehrere Bestandsaufnahmen zu<br />

beliebigen Zeitpunkten des Geschäftsjahres und eine fortlaufende Erfassung (zumeist<br />

mittels EDV) der Zu- und Abgänge der Materialien. Bei der permanenten Inventur ist eine<br />

Teil-Inventur möglich. So ist es z.B. möglich, A-Teile öfter zu inventarisieren als B- oder C-<br />

Teile. In einem Geschäftsjahr muss jedoch der Gesamtbestand mindestens einmal erfasst<br />

werden.<br />

Verlegte Inventur<br />

Die verlegte Inventur erspart dem Unternehmen eine Inventur zum Bilanzstichtag, wenn die<br />

körperliche Bestandsaufnahme für einen Tag innerhalb der letzten drei Monate vor oder der<br />

beiden ersten Monate nach dem Schluss des Geschäftsjahres aufgestellt wurde oder wird.<br />

Für die Zeit bis zum Bilanzstichtag oder nach dem Bilanzstichtag muss eine wertmäßige<br />

Fortschreibung bzw. Rückrechnung vorgenommen werden.<br />

Stichprobeninventur<br />

Die Stichprobeninventur kann angewandt werden, wenn sie den Grundsätzen<br />

ordnungsmäßiger Buchführung entspricht. Sie stellt eine wesentliche zeitliche Erleichterung<br />

bzw. Einsparung für den Betrieb dar, da aufgrund von Stichproben auf den Gesamtwert der<br />

Materialien hochgerechnet wird und keine Gesamtaufnahme aller Materialien mehr erfolgt.<br />

Hochwertige Güter sollten jedoch weiterhin vollständig inventarisiert werden.<br />

[8] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 241 f<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 8


8 Bestandsbewegungen<br />

Bestandsbewegungen werden durch Veranlassungen unterschiedlicher betrieblicher Stellen<br />

angestoßen. Beispiele von solchen Stellen sind: Fertigungsplanung,<br />

Kundenauftragsverwaltung, Lagerverwaltung, Materialplanung, Konstruktions- und<br />

Entwicklungsbereich, Werkstattüberwachung, Beschaffungsplanung und Materialeingang.<br />

[9]<br />

Bei Bestandsbewegungen müssen auch Bestandsänderungen und Bestandsstatistiken in<br />

Betracht gezogen werden:<br />

Bestandsänderungen<br />

Bei den Bestandsänderungen muss unterschieden werden, ob es sich um eine körperliche<br />

oder eine nicht körperliche Bestandsänderung handelt. Körperliche Bestandsänderungen<br />

entstehen aufgrund von Zu- oder Abgängen. Nicht körperliche Bestandsänderungen sind<br />

Informationen die nicht unmittelbar einen Zu- oder Abgang darstellen. Beispiele für eine<br />

nicht körperliche Bestandsänderung sind Reservierungen, Bestellungen oder Stornierungen.<br />

Bestandsstatistiken<br />

Bestandsändernde Vorgänge werden in der Praxis meist EDV-gestützt erfasst und in einer<br />

(Bestands-) Liste geführt. Mittels dieser Liste(n) können Bestandsstatistiken erstellt<br />

werden, die eine gute Nachvollziehbarkeit von Bestandsänderungen gewährleisten.<br />

[9] Vgl. Oeldorf, 2002, S. 243<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zu den Bestandsveränderungen beziehen sich auf<br />

Oeldorf/Olfert 2002, S. 243 – 247.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 9


9 Werterfassung<br />

Die Mengen- und Werterfassung gehen, z.B. durch die Inventur, manchmal zeitgleich<br />

einher. Die Werterfassung erbringt den Nachweis über den Wert der am Lager befindlichen<br />

Materialien nach Handels- und Steuerrecht. Zusätzlich werden die Zu- und Abgänge sowie<br />

die Bestände für die Materialabrechnung, Buchhaltung, Kostenrechnung, Kalkulation und<br />

betriebliche Statistik erfasst. [10]<br />

In der betrieblichen Praxis setzt man je nach Zielsetzung der Buchhaltung unterschiedliche<br />

Wertansätze ein.<br />

Bei den Wertansätzen unterscheiden wir:<br />

• Anschaffungswert<br />

Dies ist der Preis, der bei der Beschaffung des Materials zu bezahlen ist. Er wird auch<br />

als Einstandspreis bezeichnet.<br />

• Wiederbeschaffungswert<br />

Dies ist der Wert, der in der Kostenrechnung angesetzt wird, da er erforderlich ist,<br />

um das vorhandene Material zu einem anderen Zeitpunkt in der Zukunft wieder zu<br />

beschaffen. Er wird auch Ersatzwert genannt.<br />

• Tageswert<br />

Der Wiederbeschaffungswert kann oft nur schwer ermittelt werden. So wird mitunter<br />

der Tageswert angesetzt. Er bezieht sich z.B. auf den Tag des Angebotes, den Tag<br />

der Lagerentnahme, den Tag des Umsatzes oder den Tag des Zahlungseinganges.<br />

• Verrechnungswert<br />

Er ist ein über einen bestimmten Zeitraum (vom Betrieb) festgelegter Wert, der<br />

unabhängig von kurzzeitigen Preisschwankungen ist. Er wird nur in der<br />

Betriebsbuchhaltung eingesetzt.<br />

[10] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 248<br />

Die nachfolgenden Ausführungen zur Werterfassung beziehen sich auf Oeldorf/Olfert 2002,<br />

S. 249-257.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 10


10 Wareneingang<br />

Bei Wareneingang werden im Wesentlichen die folgenden Schritte durchlaufen: [11]<br />

Annahme<br />

• Findet im Eingangslager statt<br />

• Lagerpersonal sollte Information zur Verfügung haben, welche erwarteten<br />

Materialien wann und in welcher Menge eintreffen, sowie welche<br />

Bearbeitungsschritte die angelieferten Materialien durchlaufen werden<br />

• Sofort erkennbare Mängel werden vermerkt<br />

Identifizierung<br />

• Es wird überprüft ob dem Materialeingang eine Bestellung zugrunde liegt<br />

• Ebenfalls wird überprüft ob der Lieferschein mit der ursprünglichen Bestellung<br />

übereinstimmt<br />

• Erfassung des Lieferscheines manuell oder per EDV<br />

Art- und Mengenüberprüfung<br />

• Überprüfung, ob die Art und Menge der eingegangenen Lieferung dieselbe ist wie auf<br />

dem Lieferschein<br />

• Falls Differenzen auftreten, muss entschieden werden, ob dieselben akzeptiert<br />

werden können und eine Nachlieferung verlangt wird bzw. ob die Ware komplett<br />

oder teilweise zurückgesandt wird<br />

Qualitätsprüfung<br />

• Sie erfolgt durch den/die LageristIn oder den/die Qualitätsbeauftragte(n)<br />

• Die auf dem Lieferschein angegebene Qualität wird überprüft<br />

• Zuvor werden Qualitätsstandards sowie Umfang der Qualitätsprüfung festgelegt<br />

• Weiters ist bei Qualitätsabweichungen zu entscheiden, welche Maßnahmen erfolgen<br />

sollen<br />

Rechnungsprüfung<br />

• Menge, Art und Qualität des Materials, die auf dem Lieferschein angegeben sind,<br />

werden mit dem Bestellsatz verglichen<br />

• Sind Abweichungen nicht gegeben oder akzeptierbar, wird die Begleichung der<br />

Rechnung veranlasst und der Bestand fortgeschrieben<br />

Erstellung der Materialeingangspapiere<br />

• Es wird dokumentiert, wohin das Material zu transportieren ist<br />

• Bei dringlichen Materialien wird der Disponent oder Einkäufer sofort benachrichtigt<br />

und ein Prioritätskennzeichen zugewiesen. Somit wird eine rasche und direkte<br />

Zuleitung in die Fertigung gewährleistet.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 11


[11] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 338<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 12


11 Materialprüfung<br />

Die Materialprüfung erfolgt im Laufe des Materialeingangs oder unmittelbar danach. Sie<br />

umfasst folgende Punkte: [12]<br />

• Belegprüfung<br />

o Dabei wird überprüft, ob der Lieferschein mit der ursprünglichen Bestellung<br />

übereinstimmt.<br />

• Mengenprüfung<br />

o Es erfolgt ein Vergleich zwischen gelieferter Materialmenge, bestellter<br />

Materialmenge und wenn vorhanden nach der erforderlichen Menge laut<br />

Fertigungsplan.<br />

• Zeitprüfung<br />

o Der tatsächliche und laut Bestellung vereinbarte Liefertermin wird verglichen.<br />

o Eine umgehende Verbuchung des Einganges erfolgt anschließend, da<br />

ansonsten womöglich Fertigungsaufträge zurückgestellt werden, obwohl<br />

deren Materialien im Lager vorhanden sind.<br />

• Qualitätsprüfung<br />

o Die Qualitätsprüfung ist festgelegt durch Gesetze und Verordnungen, DIN-<br />

Normen, Verbandsnormen, Gütebestimmungen oder<br />

Beschaffungsvorschriften.<br />

o Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Materialeingang, der<br />

bestimmt, ob eine Lieferung zu prüfen ist und Informationen für die Prüfung<br />

bereitstellt: Identifikation des Materials, Eingangsdaten des Materials,<br />

Priorität der Lieferung, Standort der Lieferung und den technischen<br />

Änderungsstand.<br />

[12] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 339 f<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 13


12 Beispielhafte Darstellung eines Lieferscheines<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 14


13 Rechnungsprüfung<br />

Nach erfolgtem Wareneingang und der Materialprüfung werden einzelne Daten der<br />

Lieferantenrechnung geprüft.<br />

Die Rechnungsprüfung kann in 3 Teilbereiche unterteilt werden: [13]<br />

Sachliche Prüfung<br />

Die sachliche Prüfung wird meist von der Beschaffungsabteilung vorgenommen. Es wird<br />

kontrolliert, ob die Liefermenge von Seitens des/der Lieferanten/in eingehalten wurde und<br />

wenn nicht (Über-/Unterlieferung oder Teillieferung mit vollem Rechnungsbetrag), ob<br />

reklamiert werden soll. Dies dient somit vor allem zur Kontrolle des Lieferanten.<br />

Hierbei werden folgende Fragestellungen untersucht:<br />

• Liegen zur Lieferung kontierte Bedarfsmeldungen vor?<br />

• Ist der Bedarf im Beschaffungsprogramm vorhanden?<br />

• War die Bedarfsmeldung vollständig?<br />

• Nahm der Lieferant selbstständig Änderungen vor?<br />

• Wurden die Beschaffungsrichtlinien eingehalten?<br />

• Entsprechen die vereinbarten Lieferbedingungen und Termine den Richtlinien?<br />

Preisliche Prüfung<br />

Die preisliche Prüfung ist von der Beschaffungsabteilung oft nur mit hohem Zeitaufwand<br />

durchzuführen. Viele Einkäufer bevorzugen gewisse Lieferanten, obwohl deren Preis über<br />

dem Marktpreis oder zumindest über dem besten Konkurrenzpreis liegt. Gründe sind hierbei<br />

z.B. gute oder langjährige Geschäftsbeziehungen oder bestimmte zugesagte Konditionen.<br />

Um eine aussagekräftige preisliche Prüfung vorzunehmen, sollten folgende Daten zur<br />

Verfügung stehen:<br />

• Preise und Konditionen nach Lieferanten geordnet<br />

• Preisstaffelungen und Preisgefüge<br />

• Zuverlässigkeitsschlüssel der Lieferanten<br />

Die preisliche Prüfung ist nur mit sehr hohem Aufwand manuell durchzuführen und wird<br />

deshalb meistens nur für A-Materialien veranlasst. Durch eine Automatisierung der<br />

Rechnungsschreibung kann jede Bestellposition mit der Lieferposition und mit aktuellen<br />

Marktdaten verglichen werden.<br />

Der Vorteil einer preislichen Prüfung durch die Beschaffungsabteilung ist, dass für ein<br />

Unternehmen schädliche Absprachen eher verhindert werden können.<br />

Rechnerische Prüfung<br />

Bei der rechnerischen Prüfung wird festgestellt, ob die Rechnungssumme richtig ermittelt<br />

wurde und ob die Rechnung nicht mehrfach erstellt wurde. Weiters wird überprüft, ob die<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 15


tatsächlichen mit den vereinbarten Konditionen übereinstimmen. Eine weitere Aufgabe der<br />

rechnerischen Prüfung ist die Ermittlung von Einstandspreisen (fast ausschließlich durch die<br />

EDV), durch die Verbuchung der Material- und Frachtkosten.<br />

[13] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 351 f<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 16


14 Material- und Informationsfluss im Wareneingang<br />

Zur grafischen Darstellung des Material- und Informationsflusses dient die folgende<br />

Abbildung. Es werden in diesem Zusammenhang ebenfalls die verschiedenen Situationen,<br />

die auftreten können, dargestellt.<br />

Versand<br />

Materialfluss Informationsfluss<br />

Lieferant<br />

Warenanfuhr<br />

Waren<br />

annehmen<br />

Waren<br />

entladen<br />

Waren<br />

auspacken<br />

Kontrolle<br />

Identität<br />

Quantität<br />

Termin<br />

Kontrolle<br />

Qualität<br />

nein<br />

Rücksendung erfüllt?<br />

ja<br />

Lager oder<br />

Fertigung?<br />

Besteller<br />

Fertigung<br />

Lager<br />

[14] Vgl. Schulte 1999, S. 255<br />

Bestellung<br />

Reklamation<br />

Lieferschein<br />

Wareneingang<br />

Lieferschein<br />

annehmen<br />

erfüllt?<br />

nein<br />

Fehlmenge<br />

Mängelrüge<br />

Rücklieferanweisung<br />

ja<br />

Einkauf<br />

Kopie der<br />

Bestellung<br />

Vergl. Liefers./<br />

Bestellschein<br />

WE-Beleg<br />

Freigabe<br />

Abb. 3: Material- und Informationsfluss im Wareneingang [14]<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 17


15 Materialabgang<br />

Der Materialabgang bezeichnet die Verminderung des Lagerbestandes und erfolgt in drei<br />

Phasen: [15]<br />

Abb. 4:Phasen des Materialabgangs<br />

Eine Möglichkeit der Anforderung erfolgt mittels Materialentnahmeschein durch die<br />

Fertigung. Ansonsten kann Material noch von der Konstruktionsabteilung und der<br />

Qualitätsprüfung angefordert werden. Entnahmen aufgrund von Kundenaufträgen fallen<br />

ebenfalls in den Bereich der Materialanforderung.<br />

Die Lagerverwaltung beschäftigt sich mit der Frage der Organisation einer möglichst<br />

effektiven und effizienten Auslagerung der angeforderten Materialien. Kriterien hierbei<br />

sind, die Dringlichkeit, der Mehrfachbedarf an gleichen Materialien und die Terminierung der<br />

Anforderungen. Bei der Auslagerung können fehlende Bestände erkannt werden, die eine<br />

Korrektur des Soll-Standes (laut EDV) erforderlich machen. Als Reaktion auf fehlende<br />

Materialien und um eine Verzögerung zu vermeiden, kann, wenn vorhanden, ein<br />

Ersatzmaterial eingesetzt werden.<br />

Die Erfassung von Materialabgängen beinhaltet die (zumeist) EDV-mäßige Ausbuchung der<br />

Verminderung des Lagerbestandes. Aufgrund einer Rücklieferung an den Lieferanten erfolgt<br />

eine Löschung der Lieferung im Lieferantenstammsatz. Bei einem innerbetrieblichen Abgang<br />

(z.B. für die Fertigung) werden als Grundlage für das Ausbuchen Entnahmescheine,<br />

Ausfassscheine oder Materialanforderungsscheine eingesetzt.<br />

[15] Vgl. Oeldorf/Olfert 2002, S. 370 f<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 18


16 Glossar<br />

A-B-C-Teile<br />

Diese Einteilung kommt bei der ABC-Analyse zur Anwendung und erfolgt nach der<br />

Werthäufigkeit von Artikeln: A-Teile machen 80% des Einkaufswertes, der Herstellkosten<br />

oder des Umsatzes aus, B-Teile 15% und C-Teile 5%. [16]<br />

[16] Vgl. Pepels (Hrsg.) 2002, S. 7<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 19


17 Literaturverzeichnis<br />

Oeldorf, Gerhard; Klaus Olfert (2002): Materialwirtschaft. 10. Aufl. Ludwigshafen: Kiehl.<br />

Pepels, Werner (Hrsg.) (2002): Das neue LEXIKON der BWL. Betriebswirtschaft.<br />

Wirtschaftsinformatik. Wirtschaftsrecht. Berlin: Cornelsen.<br />

Schulte, Christof (1999): Logistik. Wege zur Optimierung des Material- und<br />

Informationsflusses. 3. Aufl. München: Vahlen.<br />

Wannenwetsch, Helmut (2002): Integrierte Materialwirtschaft und Logistik. Eine<br />

Einführung. 1. Aufl. Berlin: Springer.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 20


18 Selbstkontrolle<br />

Multiple Choice<br />

Aufgabe 1: Aufgaben der <strong>Bestandsführung</strong><br />

Welche der nachfolgend genannten Punkte gehört zu den Aufgaben der<br />

<strong>Bestandsführung</strong>?<br />

Erstellen von aktuellen Unterlagen über den Bestand (richtig)<br />

Durchführen der Rechnungsprüfung (falsch)<br />

Durchführen der Inventur (richtig)<br />

Erstellen von Nachweisen über Änderungen bestimmter Materialien im Lager (richtig)<br />

Erstellung von Bestellanforderungen (falsch)<br />

Erstellen der Daten für die Ermittlung des Brutto- und Nettobedarfs (richtig)<br />

Überwachen von Ausschuss, nicht geplantem Mehrverbrauch und weiteren Fehlmengen<br />

(richtig)<br />

Beschaffung von Materialien (falsch)<br />

Erstellen von Bestellmengen sowie Änderungen daran vornehmen (richtig)<br />

Durchführen von Bestandskontrollen (richtig)<br />

Aufgabe 2: Arten der Inventur<br />

Welche verschiedenen Arten der Inventur können unterschieden werden?<br />

Stichtagsinventur (richtig)<br />

Genaue Inventur (falsch)<br />

Permanente Inventur (richtig)<br />

Verlegte Inventur (richtig)<br />

Stichprobeninventur (richtig)<br />

Monatsinventur (falsch)<br />

Aufgabe 3: Werterfassung<br />

Bei der Werterfassung gibt es unterschiedliche Wertansätze. Welche sind diese?<br />

Anschaffungswert (richtig)<br />

Durchschnittswert (falsch)<br />

Wiederbeschaffungswert (richtig)<br />

Tageswert (richtig)<br />

Schätzwert (falsch)<br />

Verrechnungswert (richtig)<br />

Lückentext<br />

Aufgabe 5: Preisliche Prüfung<br />

Vervollständigen Sie den nachfolgenden Text zur preislichen Prüfung!<br />

Die preisliche Prüfung ist von der …-Antwort: Beschaffungsabteilung oft nur mit hohem<br />

…-Antwort: Zeitaufwand durchzuführen. Viele Einkäufer bevorzugen gewisse Lieferanten,<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 21


obwohl deren Preis über dem …-Antwort: Marktpreis oder zumindest über dem besten<br />

…-Antwort: Konkurrenzpreis liegt. Gründe sind hierbei z.B. gute oder langjährige<br />

Geschäftsbeziehungen oder bestimmte zugesagte …-Antwort: Konditionen.<br />

Durch eine Automatisierung der Rechnungsschreibung kann jede …-Antwort:<br />

Bestellposition mit der Lieferposition und mit aktuellen …-Antwort: Marktdaten<br />

verglichen werden.<br />

Natascha Gasser | M6_LO016 <strong>Bestandsführung</strong> | 06.08.2004 | Seite 22

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