Die Zukunftsorientierung der deutschen Pflegewissenschaft an der ...

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06.09.2013 Aufrufe

Runde 2 Publikationen stark empirisch und im oberen Segment (Dyade nach S-N, Anm. MB) angesiedelt; mit Ausnahmen – eine Sonderausgabe zur Theorie, welche eine Person damals stark gepusht hat. Bei den Ergebnissen fällt auf, dass das Wort „nur“ benutzt wird. Woher kommt es im Zusammenhang mit dem Ergebnis, dass sich „nur“ 10 % aller Artikel in den Zeitschriften mit dem alten Menschen beschäftigen? Kommt es von der Dringlichkeit des Problems in der Bevölkerung? Pflegewissenschaft „per se“ ist breiter als die gerontologische Pflegewissenschaft und kann auch als sich neu entwickelnde Wissenschaft nicht das gesamte Spektrum gleichberechtigt abdecken (E1.2.1). [S-N]: Auf die Stellungnahme „Gesetzgebung als Trigger für Veränderungen“ (BS): Analyse des Zeitpunkts „Einführung der Pflegeversicherung in Deutschland“: Die Pflegeversicherung ist ein eigenes Policyfeld. Damit ist auch die Pflegewissenschaft entscheidend vorangekommen. Bis 1989 war der Versuch, die Altenpflege im SGBV einzugleichen. Einstieg damals mit ambulanter Pflege. Alle haben gedacht: Da kommt dann auch die Stationäre. Dann kam die eigene Säule im Sozialversicherungsgesetz. Die Etablierung des SGB XI war eine Legitimation für die Pflegewissenschaft, denn damit entstand auch Forschungsbedarf (E3.2.2). [BS]: Auf die Aussage: „Das Medium beeinflusst den Blickwinkel“ (HM): Blick auf das Review-System in Zeitschriften: Unterliegt nicht auch die Pflegewissenschaft Moden? Es ist „in“, etwas über Generationenforschung zu machen. Biografieorientierte Forschung, Politik und Wissenschaftsjournalismus hat etwas vorgegeben, was im Großen und Ganzen unter dem epidemiologischen Wandel abgebildet wird. Auf die Aussage „Begründungszwang versus Handlungszwang“ (HB): Gerontologische Pflege wird unter „Angewandter Gerontologie“ im Verband der DGGG 5 geführt. Kann die Pflegewissenschaft ihre Architektur entwickeln, ihr Dasein begründen in einer angewandten Pflegeforschung? Es muss der Markt bedient werden, der auf der Suche ist nach Lösungen oder nach Ideen, die nicht aus der Medizin kommen (E2.2.2). [HB]: Direkt dran anschließend und auf die Aussage: „Das Medium beeinflusst den Blickwinkel“ (HM): Veränderung der Philosophie beziehungsweise des Profils in den Zeitschriften: zum Beispiel die PFLEGE (Hans Huber) in den 80er-Jahren: Da war das Profil diffus, und ich erinnere mich auch an sehr schlechte Beiträge. Die haben damals alles angenommen. Es gab kein Reviewsystem und so weiter. Dann kam es zum Paradigmenwechsel: „Klinische Pflegepraxis“ und Einrichtung eines Reviewsystems; insofern hat sich die Publikationslandschaft da etwas verändert. Auch bei der ZfGG interdisziplinär schon in den 70er- und 80er-Jahren mit der Blickrichtung Medizin und Psy- 5 Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie CLXXX

Runde 2 chologie. „Die anderen (Disziplinen, Anm. MB) kommen dann auch ein bisschen drin vor…“ (E4.2.2). [S-N]: Direkt auf HB: Philosophie der Veröffentlichungspraxis: Hinweis auf die Qualität der angenommenen Beiträge. Das Interessante ist die „ex ante“-Ablehnung, weil die Artikel nicht „passen“, thematisch. Es gibt vermutlich eine Fülle an pflegewissenschaftlichen Artikeln, die vom Selbstverständnis her anders sind, aber auch anders erscheinen. Vielleicht in einer soziologischen Zeitschrift. Im „Sozialen Fortschritt“ tauchen manchmal Beiträge auf, die sind nicht so eng pflegewissenschaftlich, die sind breiter, eher pflegepolitisch. Da bleibt natürlich die Frage: Welches Verständnis von Pflegewissenschaft haben wir? Der hohe Anteil der qualitativen Sozialforschung, für den ich mich begeistere, ist ein typisches „Underdog“- Verhalten in der Pflege. In der Soziologie ist nämlich der Standard, dass die Akzeptanz der qualitativen Forschung eher gering ist. Wenn ich mich erinnere, welche Kämpfe in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie herrschten, eine eigene Sektion (qualitative Forschung, Anm. MB) aufzumachen, da sieht man heute noch die fehlende Akzeptanz. Ich spreche jetzt über Zeitschriften. Dass der Büchermarkt explodiert mit Dissertationen und Lehrbüchern zur qualitativen Sozialforschung, ist etwas anderes. Aber in der qualitätsbewährten, vom Selbstverständnis weitgehend quantitativen Soziologie kommt man mit qualitativen Methoden ganz schlecht rein. In der Pflegewissenschaft dagegen ist der Anteil qualitativer Forschung sehr hoch. Warum? Ich fahre mal die Schiene: „Wo ich Identität gewinne und mich abgrenze gegenüber anderen.“ Auch das ist so ein Beispiel für Pubertätsrituale. Auf die Aussage „Pflegewissenschaft unterliegt Moden“ (BS): Sie kommen nämlich mit solchen Forschungen nur dann in ihre Pflegezeitschrift rein. Machen Sie eine Forschung über die Dyade haben Sie Schwierigkeiten, in die Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie zu kommen, weil die wollen ein großes N, so wie ein Kollege sagt: „Soziologie ist nichts anderes als angewandte Mathematik.“ Also man bildet Realität über mathematische Strukturmodelle ab, und wenn das natürlich Auswahlkriterien sind, dann kommt es zur Konzentration bestimmter Beiträge in einer dieser wissenschaftlichen Zeitschriften, die Sie analysiert haben. Das Themenspektrum der Gutachter ist interdisziplinär und die in den Zeitschriften ist monodisziplinär (E3.2.3) [HM]: Auf die Aussage „Pflegewissenschaft unterliegt Moden“ (BS) und Philosophie im Publikationsbetrieb (HB): Da ist wieder der Zwiespalt, in dem wir sind: Qualitative Sozialforschung zu pushen, da es eine Methodologie ist, die unseren Fragestellungen entgegenkommt. Das steht in engem Zusammen- CLXXXI

Runde 2<br />

Publikationen stark empirisch und im oberen Segment (Dyade nach S-N, Anm. MB) <strong>an</strong>gesiedelt;<br />

mit Ausnahmen – eine Son<strong>der</strong>ausgabe zur Theorie, welche eine Person damals stark gepusht hat.<br />

Bei den Ergebnissen fällt auf, dass das Wort „nur“ benutzt wird. Woher kommt es im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit dem Ergebnis, dass sich „nur“ 10 % aller Artikel in den Zeitschriften mit dem alten Menschen<br />

beschäftigen? Kommt es von <strong>der</strong> Dringlichkeit des Problems in <strong>der</strong> Bevölkerung? <strong>Pflegewissenschaft</strong><br />

„per se“ ist breiter als die gerontologische <strong>Pflegewissenschaft</strong> und k<strong>an</strong>n auch als sich<br />

neu entwickelnde Wissenschaft nicht das gesamte Spektrum gleichberechtigt abdecken (E1.2.1).<br />

[S-N]:<br />

Auf die Stellungnahme „Gesetzgebung als Trigger für Verän<strong>der</strong>ungen“ (BS):<br />

Analyse des Zeitpunkts „Einführung <strong>der</strong> Pflegeversicherung in Deutschl<strong>an</strong>d“: <strong>Die</strong> Pflegeversicherung<br />

ist ein eigenes Policyfeld. Damit ist auch die <strong>Pflegewissenschaft</strong> entscheidend vor<strong>an</strong>gekommen.<br />

Bis 1989 war <strong>der</strong> Versuch, die Altenpflege im SGBV einzugleichen. Einstieg damals mit ambul<strong>an</strong>ter<br />

Pflege. Alle haben gedacht: Da kommt d<strong>an</strong>n auch die Stationäre. D<strong>an</strong>n kam die eigene<br />

Säule im Sozialversicherungsgesetz. <strong>Die</strong> Etablierung des SGB XI war eine Legitimation für die<br />

<strong>Pflegewissenschaft</strong>, denn damit entst<strong>an</strong>d auch Forschungsbedarf (E3.2.2).<br />

[BS]:<br />

Auf die Aussage: „Das Medium beeinflusst den Blickwinkel“ (HM):<br />

Blick auf das Review-System in Zeitschriften: Unterliegt nicht auch die <strong>Pflegewissenschaft</strong> Moden?<br />

Es ist „in“, etwas über Generationenforschung zu machen. Biografieorientierte Forschung, Politik<br />

und Wissenschaftsjournalismus hat etwas vorgegeben, was im Großen und G<strong>an</strong>zen unter dem<br />

epidemiologischen W<strong>an</strong>del abgebildet wird.<br />

Auf die Aussage „Begründungszw<strong>an</strong>g versus H<strong>an</strong>dlungszw<strong>an</strong>g“ (HB):<br />

Gerontologische Pflege wird unter „Angew<strong>an</strong>dter Gerontologie“ im Verb<strong>an</strong>d <strong>der</strong> DGGG 5 geführt.<br />

K<strong>an</strong>n die <strong>Pflegewissenschaft</strong> ihre Architektur entwickeln, ihr Dasein begründen in einer <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dten<br />

Pflegeforschung? Es muss <strong>der</strong> Markt bedient werden, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Suche ist nach Lösungen<br />

o<strong>der</strong> nach Ideen, die nicht aus <strong>der</strong> Medizin kommen (E2.2.2).<br />

[HB]:<br />

Direkt dr<strong>an</strong> <strong>an</strong>schließend und auf die Aussage: „Das Medium beeinflusst den Blickwinkel“ (HM):<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Philosophie beziehungsweise des Profils in den Zeitschriften: zum Beispiel die<br />

PFLEGE (H<strong>an</strong>s Huber) in den 80er-Jahren: Da war das Profil diffus, und ich erinnere mich auch <strong>an</strong><br />

sehr schlechte Beiträge. <strong>Die</strong> haben damals alles <strong>an</strong>genommen. Es gab kein Reviewsystem und so<br />

weiter. D<strong>an</strong>n kam es zum Paradigmenwechsel: „Klinische Pflegepraxis“ und Einrichtung eines<br />

Reviewsystems; insofern hat sich die Publikationsl<strong>an</strong>dschaft da etwas verän<strong>der</strong>t. Auch bei <strong>der</strong><br />

ZfGG interdisziplinär schon in den 70er- und 80er-Jahren mit <strong>der</strong> Blickrichtung Medizin und Psy-<br />

5 Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie<br />

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