Die Zukunftsorientierung der deutschen Pflegewissenschaft an der ...
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Die Zukunftsorientierung der deutschen Pflegewissenschaft an der ...
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Runde 1<br />
[HB]:<br />
4. Befund passt ins Bild. Das Dilemma <strong>der</strong> <strong>Pflegewissenschaft</strong> ist, dass sie sich durch Abgrenzung<br />
selbst architektonisch aufbauen muss, sich aber auch, will sie erfolgreich sein,<br />
gleich interdisziplinär öffnen muss (E3.1.4).<br />
5. <strong>Pflegewissenschaft</strong> ist Policyfeld. Sie muss Theorien und Befunde <strong>an</strong><strong>der</strong>er Disziplinen aufnehmen,<br />
sie hat keine eigenen Theorien, das macht das „<strong>an</strong>gstbesetzte“ Verhalten (nicht<br />
grenzüberschreitend sein zu wollen, Anm. MB) aus (E3.1.5).<br />
1. Pflege befindet sich frei nach Twenhöfel im Klammergriff <strong>der</strong> Disziplinen, dem Zugriff <strong>der</strong><br />
etablierten Disziplinen und dem „Strampeln nach Eigenentwicklung“. Unter historischwissenschaftsstrukturellen<br />
Entwicklungen hat sich die deutsche <strong>Pflegewissenschaft</strong> stark<br />
kr<strong>an</strong>kenhauslastig entwickelt; die meisten Professuren kamen aus diesem zumeist FH-<br />
Bereich, stark mit Fokus „M<strong>an</strong>agement und Pädagogik“, die letzten zehn bis 15 Jahre auch<br />
vermehrt mit klinischen Herausfor<strong>der</strong>ungen (E4.1.1).<br />
2. Fokus liegt stark bei den Betroffenen, dem H<strong>an</strong>dhabbarmachen des Pflegeproblems, im<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> Demenz sehr viel Interventionsforschung (wie z. B. herausfor<strong>der</strong>ndes<br />
Verhalten). Etablierte deutsche <strong>Pflegewissenschaft</strong> orientiert sich stark <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>gloamerik<strong>an</strong>ischen Diskussion, weniger <strong>an</strong> kritischen sozialwissenschaftlichen Debatten.<br />
Fokus hierbei liegt auf H<strong>an</strong>dhabbarkeit, Regulierung und M<strong>an</strong>ipulation von Umwelten zur<br />
besseren Beherrschung des Pflegeproblems (E4.1.2).<br />
3. Angew<strong>an</strong>dte Forschung bringt die <strong>Pflegewissenschaft</strong> im Praxisfeld in ein Dilemma:<br />
Grundlagenforschung ist schlecht möglich, son<strong>der</strong>n Forschung wird aus <strong>der</strong> Praxis (von<br />
Politik, Institutionen, long- term-care) <strong>an</strong>gefor<strong>der</strong>t, die konkrete Probleme gelöst haben<br />
wollen. Schnittstelle ist hier „Probleme zu bedienen“ und affirmativ abzuarbeiten. Kritische<br />
Impulse sind in <strong>der</strong> <strong>Pflegewissenschaft</strong> eher marginal (E4.1.3).<br />
4. <strong>Die</strong>s zeigt sich auch in den Ergebnissen <strong>der</strong> Zeitschriften<strong>an</strong>alyse: <strong>Die</strong> Ergebnisse sind bestätigend,<br />
affirmativ, systemerhaltend wenig aus <strong>der</strong> Dist<strong>an</strong>z im Sinne einer Kritik <strong>an</strong> den<br />
Verhältnissen, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Forschungstradition begründet mit den Gel<strong>der</strong>n, die wir bekommen<br />
o<strong>der</strong> nicht. Druck <strong>der</strong> Praxis auf die Wissenschaft ist enorm, bestimmte Ergebnisse<br />
zu erzeugen! (E4.1.4)<br />
CLXXVII