Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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94 2. Kapitel der Beziehung zwischen phänomenalem Bewußtsein und dem Computatio nal Mind auf. Es hat in letzter Zeit auch Versuche gegeben, Bewußtheit als eine Form von mentalem Gehalt höherer Ordnung zu analysieren, und dabei jeden Rekurs auf die Terminologie des Informationsverarbeitungs Paradigmas zu vermeiden. Damit macht man (ähnlich wie ich zu Beginn dieses Kapitels vorgeschlagen habe) Bewußtsein zu einer relationalen Eigenschaft mentaler Zustände, die ihnen nicht wesensmäßig zu eigen ist (wie nach dem intuiti ven Denkmodell „selbstleuchtender innerer Episoden“), sondern ihnen durch einen sie begleitenden Gedanken höherer Ordnung 127 verliehen wird. Mankanndeshalbauchvontransitivem Bewußtsein sprechen. We are conscious of something, on this model, when we have a thought about it. So a mental state will be consciousif it is accompaniedby a thought about that state. The occurence of such a higher order thought makes us conscious of the mental state; so that state is a conscious state. Similarly, when no such higher order thought occurs, we are unaware of being in the mental state in question, and the state is then not a conscious state. The core of the theory, then, is that mental states are conscious states when, and only when, they are accompanied byasuitablehigherorder thought (HOT). 128 Dieser hier im Vokabular der folk psychology formulierte Grundgedanke taucht in vielen kognitionswissenschaftlichen und philosophischen Ent würfen der Gegenwart in verschiedenen Varianten auf: Bewußtsein ent steht dadurch, daß bereits repräsentationalen Gehalt tragende innere Zu stände ihrerseits zum Gehalt höherstufiger, metarepräsentationaler Zu stände werden. Ray Jackendoff hat eine solche differenzierte Representa tional Theory of Mind entwickelt, die auch eine Reihe empirischer und klinischer Phänomene erklärt. Für ihn ist Bewußtsein ein Epiphänomen, eine Projektion funktionaler Zustände ohne kausale Wirksamkeit. Er geht folgerichtig in seiner Intermediate Level Theorydavon aus, daß die Inhalte phänomenalen Bewußtseins einer mittleren Ebene der Repräsentations hierarchie entsprechen etwa dem Kurzzeitgedächtnis, aus dem sie ausge wählt und durch Meta Repräsentation verstärkt werden. The distinctions of form present in each modality of awareness are caused by⁄ supported by⁄ projected from a structure of intermediate level for that moda lity that is part of the matched set of short term memory representations designated by the selection function and enriched by attentional processing. 129 Das Problem funktionalistischer und neuroinformatischer Definitionen von „Bewußtsein“ liegt darin, daß an den unter diesen Begriff fallenden mentalen Operationen jeweils eine sehr grosse Anzahl von Subsystemen 127 Problematisch an solchen höherstufigen Gedanken ist meiner Auffassung nach ihr assertorisches und propositionales Moment. Ihr Gehalt muß sein, daß man selbst sich jetzt in diesem speziellen mentalen Zustand befindet. Vgl. dazu Rosenthal 1990: 27. 128 Vgl. Rosenthal 1990: 27; dazu auch Dennett 1991: 307ff. 129 Vgl. Jackendoff 1987: 298.
Mentale Repräsentation und phänomenale Zustände 95 beteiligt ist: Welche Funktion ist die kritische Funktion derInputder Sprachzentren? 130 Sind Bewußtseinsinhalte Datenstrukturen im Puffer des Kurzzeitgedächtnisses 131 , die Prozesse bei der Selektion mentaler Schemata und Zielvariablen 132 oder Aktivitäten eines Überwachungssy stems? 133 Das Problem besteht immer darin, unscharfe mentale Universa lien der Alltagsphänomenologie (bzw. klassischer, spekulativ idealisti scher Theorien des Geistes) auf sinnvolle Weise 134 mit dem erst im Entstehen befindlichen Begriffsapparat einer am Modell der Informa tionsverarbeitung orientierten theoretischen Psychologie zu verknüpfen. First, the conceptual systems of phenomenology and information processing⁄ computational psychology are sufficiently loose and remote from each other that one may be able to produce apparently plausible correspondences to ,cons ciousness‘ from a variety of loci within information processing theories. One should therefore be suspicious of mechanistic correspondences for ,conscious nes‘ which are based on broad information processing theories and a limited range of phenomenological generalizations The other general conclusion is that it may not be possibleto produce a satisfac tory correspondence for all the phenomenological generalizations that can be advanced with the operation of a single component within an information pro cessing model. Yet this would appear to be the explicit or implicit aim for most previous attempts to explain ,consciousness‘ from an information processing or functionalist approach. 135 Generell haben mechanistische Ansätze zu einer Theorie des Geistes das Problem, phänomenale Ganzheiten wiesie durch subjektiveErlebnisqua litäten und Bewußtheit (Bewußtheit ist die umfassendste dieser Ganzhei ten) dargestellt werden auf Elemente tieferliegender naturwissenschaftli cher Beschreibungsebenen und deren Relationen zu reduzieren oder anderweitig136 in Beziehung zueinander zu setzen. Denn in der Tat scheint es unverständlich, wie aus vielen Milliarden von funktional miteinander vernetzten Mikroereignissen im Bereich biologischer Informationsverar beitung atomische, homogene und introspizierbare Makro Eigenschaften entstehen sollen. Man muß jedoch bei solchen Fragestellungen sehr vor 130 Vgl. Dennett 1969. 131 Einen Überblick über solche am Begriff der Informationsverarbeitung orientierten Modelle gibt Tim Shallice, auf ihn stütze ich mich hier. Vgl. Shallice 1988. 132 Vgl. Shallice 1972, 1988: 320. 133 Vgl. Mackay 1966, Marshall ⁄ Morton 1978, Mandler 1985. 134 Das heißt auf eine Weise, die heuristisch fruchtbar und offen für ständige empirische Anreicherungen ihres semantischen Gehalts ist, die also befriedigende metatheoretische Per spektiven auf die bekannten philosophischen Probleme eröffnet und dabei gleichzeitig neue testbare Hypothesen erzeugt. 135 Vgl. Shallice 1988: 325. 136 Nicht reduktive Relationstypen wären etwa Supervenienz oder Emergenz. Siesind bereits mit sehr unterschiedlichem Erfolg auf das Leib Seele Problem angewandt worden. Vgl. Bunge 1984, Haugeland 1982, Kim 1974, 1978, 1982, Stoecker 1992: Kapitel 7 und 8.
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der Beziehung zwischen phänomenalem Bewußtsein <strong>und</strong> dem Computatio<br />
nal Mind auf.<br />
Es hat in letzter Zeit auch Versuche gegeben, Bewußtheit als eine Form<br />
von mentalem Gehalt höherer Ordnung zu analysieren, <strong>und</strong> dabei jeden<br />
Rekurs auf die Terminologie des Informationsverarbeitungs Paradigmas<br />
zu vermeiden. Damit macht man (ähnlich wie ich zu Beginn dieses Kapitels<br />
vorgeschlagen habe) Bewußtsein zu einer relationalen Eigenschaft mentaler<br />
Zustände, die ihnen nicht wesensmäßig zu eigen ist (wie nach dem intuiti<br />
ven Denkmodell „selbstleuchtender innerer Episoden“), sondern ihnen<br />
durch einen sie begleitenden Gedanken höherer Ordnung 127 verliehen wird.<br />
Mankanndeshalbauchvontransitivem Bewußtsein sprechen.<br />
We are conscious of something, on this model, when we have a thought about it.<br />
So a mental state will be consciousif it is accompaniedby a thought about that<br />
state. The occurence of such a higher order thought makes us conscious of the<br />
mental state; so that state is a conscious state. Similarly, when no such higher<br />
order thought occurs, we are unaware of being in the mental state in question,<br />
and the state is then not a conscious state. The core of the theory, then, is that<br />
mental states are conscious states when, and only when, they are accompanied<br />
byasuitablehigherorder thought (HOT). 128<br />
Dieser hier im Vokabular der folk psychology formulierte Gr<strong>und</strong>gedanke<br />
taucht in vielen kognitionswissenschaftlichen <strong>und</strong> philosophischen Ent<br />
würfen der Gegenwart in verschiedenen Varianten auf: Bewußtsein ent<br />
steht dadurch, daß bereits repräsentationalen Gehalt tragende innere Zu<br />
stände ihrerseits zum Gehalt höherstufiger, metarepräsentationaler Zu<br />
stände werden. Ray Jackendoff hat eine solche differenzierte Representa<br />
tional Theory of Mind entwickelt, die auch eine Reihe empirischer <strong>und</strong><br />
klinischer Phänomene erklärt. Für ihn ist Bewußtsein ein Epiphänomen,<br />
eine Projektion funktionaler Zustände ohne kausale Wirksamkeit. Er geht<br />
folgerichtig in seiner Intermediate Level Theorydavon aus, daß die Inhalte<br />
phänomenalen Bewußtseins einer mittleren Ebene der Repräsentations<br />
hierarchie entsprechen etwa dem Kurzzeitgedächtnis, aus dem sie ausge<br />
wählt <strong>und</strong> durch Meta Repräsentation verstärkt werden.<br />
The distinctions of form present in each modality of awareness are caused<br />
by⁄ supported by⁄ projected from a structure of intermediate level for that moda<br />
lity that is part of the matched set of short term memory representations<br />
designated by the selection function and enriched by attentional processing. 129<br />
Das Problem funktionalistischer <strong>und</strong> neuroinformatischer Definitionen<br />
von „Bewußtsein“ liegt darin, daß an den unter diesen Begriff fallenden<br />
mentalen Operationen jeweils eine sehr grosse Anzahl von Subsystemen<br />
127 Problematisch an solchen höherstufigen Gedanken ist meiner Auffassung nach ihr<br />
assertorisches <strong>und</strong> propositionales Moment. Ihr Gehalt muß sein, daß man selbst sich jetzt in<br />
diesem speziellen mentalen Zustand befindet. Vgl. dazu Rosenthal 1990: 27.<br />
128 Vgl. Rosenthal 1990: 27; dazu auch Dennett 1991: 307ff.<br />
129 Vgl. Jackendoff 1987: 298.