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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 91<br />

In der empirischen Forschung haben solche Definitionen ihre Berechti<br />

gung. 116 Philosophen werden mit ihnen wenig glücklich sein, weil mit Aus<br />

drücken wie „mentalistisch“ oder „Mentales“ <strong>und</strong> besonders mit „Auf<br />

merksamkeit“ (als gerichteter Bewußtheit) der zu definierende Begriff als<br />

Teil des Definiens wieder mit eingeschmuggelt wird. Trotzdem hat gerade<br />

die zuletzt genannte Definition mit der zeitlichen Homogenität subjektiver<br />

Erlebnisse ein zentrales Merkmal des Phänomens „Bewußtsein“ im Auge.<br />

Die empirischen Entstehungsbedingungen von Eigenschaftsbindung <strong>und</strong><br />

Metarepräsentation nimmt eine andere interessante Hypothese ins Visier,<br />

deren Ziel die Fixierung der notwendigen <strong>und</strong> hinreichenden neurobiologi<br />

schen Bedingungen für phänomenales Bewußtsein beim Menschen ist. Sie<br />

stammt von Hans Flohr <strong>und</strong> basiert auf neueren Erkenntnissen über selbst<br />

organisierende assoziative Netzwerke. Die Entdeckung eines molekularen<br />

Mechanismus (des NMDA Rezeptor Komplexes 117 ), der als Gr<strong>und</strong>lage ei<br />

nes besonders schnellen Typs von Synapsen den schon länger vermuteten<br />

„schnellen Hebb Synapsen“ oder „Malsburg Synapsen“ fungieren könn<br />

te, hat es möglich gemacht, von einer spontanen <strong>und</strong> sehr schnellen Bildung<br />

von Zellverbänden („neuralcellassemblies“ 118 ) auszugehen, deren Formie<br />

rung ohne permanente Veränderung synaptischer Gewichtungsfaktoren<br />

vonstatten gehen kann. Die technischen Details interessieren hier nicht<br />

weiter. Aus philosophischer Perspektive wird allerdings der sich aus ihnen<br />

ergebende theoretische Kandidat für die Zuschreibung von phänomenalem<br />

Bewußtsein die Aufmerksamkeit erwecken, nämlich die Rate der pro Zeit<br />

einheit gebildeten Zellverbände. Hier die Flohrsche Hypothese:<br />

The rate at which different types of assemblies are generated determines:<br />

(1.) The amount of representations generated in a given period of time;<br />

(2.) the maximal size of assemblies that can be generated in a given time period<br />

and, hence, the maximal complexity of representations. The degree of activa<br />

tion of a neural net therefore determines qualitative differences in what the<br />

brain can and cannot represent;<br />

(3.) the duration of representations;<br />

(4.) the amount, complexity and duration of metarepresentations referring to<br />

internal states that can be formed per time, and<br />

(5.) the amount and the quality of computational processes possible in a given<br />

period of time for these depend on the amount and the quality ofgiven repre<br />

sentations.<br />

116 Weitere Versuche, empirisch adäquate Definitionen von „Bewußtsein“ herauszukristal<br />

lisieren finden sich in Bisiach 1988: 102f, Marcel 1988: 128 131. Weiskrantz 1988: 183f weist<br />

darauf hin, daß die Bedeutung strikter Definitionen in der Forschungspraxis nicht überschätzt<br />

werden sollte. Eine verwandte Argumentation für die Lokalisierung provisorischer Definitio<br />

nen in empirisch motivierten Theorien <strong>und</strong> gegen philosophische Apriorismen findet sich bei<br />

Frau Churchland. Vgl. Churchland 1988: 281ff.<br />

117 Genauere Angaben über die empirischen Daten <strong>und</strong> weitere Literaturangaben finden<br />

sich in Flohr 1991 <strong>und</strong> Kennedy 1989.<br />

118 Vgl. Hebb 1949.

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