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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 87<br />

sorischen Elemente bis zu einem gewissen Grad ausfiltert) in theoretische<br />

Überlegungen mit einbezog. Was kann man aus solchen Phänomenen ler<br />

nen? Man kann schließen, daß die Formate, in denen unser Gehirn sensori<br />

sche <strong>und</strong> emotionale Daten präsentiert, plastisch sind <strong>und</strong> auch ineinander<br />

integriert werden können. Man muß außerdem zur Kenntnis nehmen, daß<br />

es starke, physiologisch bedingte Idiosynkrasien bezüglich des qualitativen<br />

Aspekts subjektiver Zustände geben kann <strong>und</strong> daß unsere Intuitionen be<br />

züglich des Innenlebens unserer Mitmenschen nur sehr begrenzt zuverläs<br />

sig sind. Vor allem jedoch muß man theoretische Intuitionen bezüglich<br />

Qualia in Frage stellen.<br />

In Abschnitt 2.3.2 werde ich einige abweichende phänomenale Welten<br />

vorstellen, die unter anderem dem Zweck der weiteren Verunsicherung <strong>und</strong><br />

Manipulation meiner Leser dienen sollen. Eines der Beispiele wird Blind<br />

sicht sein: Das nach gewissen Hirnverletzungen zu beobachtende erfolgrei<br />

che Verarbeiten visueller Information ohne die Begleitung entsprechender<br />

phänomenaler Zustände. Es gibt nämlich Fälle, in denen Personen in ge<br />

wissem Ausmaß Farben unterscheiden können ohne dabei ein subjektives<br />

Seherlebnis zu haben. 106 Das heißt: Es gibt in manchen Fällen funktional<br />

aktive Farbpräsentate innere Zustände, die einem System diskriminatori<br />

sches Verhalten ermöglichen ohne daß es zu bewußten Farberlebnissen<br />

kommt. 107 Wenn das aber so ist, dann müssen wir eine Erklärung dafür<br />

finden, was zusätzlich zu mentaler Präsentation geschehen muß, damit<br />

sensorische oder emotionale Qualitäten zu Bewußtseinsinhalten werden<br />

können. Dies werde ich in dem folgenden Abschnitt versuchen. Lassen Sie<br />

uns jedoch vorher noch die zwei wichtigsten Einsichten bezüglich des Phä<br />

nomens der mentalen Präsentation festhalten. Erstens werden die meisten<br />

unserer alltagspsychologischen Vorannahmen <strong>und</strong> die klassischen theoreti<br />

schen Intuitionen bezüglich Qualia durch neueres empirisches Material ad<br />

absurdum geführt. Zweitens ist mentale Präsentation ein biologisches Phä<br />

nomen: Eine in gewissen natürlich entstandenen Repräsentationssystemen<br />

auftretende Form von Informationsverarbeitung.<br />

2. 1. 4 Subsymbolische Meta Repräsentation: Bewußtsein<br />

Wir kommen nun zum dritten großen Rätsel für eine nicht metaphysische<br />

Theorie des psychologischen <strong>Subjekt</strong>s. Selbst wenn ich verstanden habe,<br />

wie manche meiner inneren Zustände qualitativen Gehalt haben können<br />

<strong>und</strong> wie es dazu kommt, daß sie meine sind, bin ich immer noch mit der<br />

notorischen Frage nach ihrer Bewußtheit konfrontiert. Der anti naturalisti<br />

sche Standardeinwand gegen jede mechanistisch funktionalistische Ana<br />

lyse mentaler Phänomene wird häufig eine Variante des folgenden Gedan<br />

106 Vgl. Pöppel 1987.<br />

107 Vgl. hierzu Wilkes 1984: 234f.

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