Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 83<br />
siert werden. Als Datenstrukturen besitzen sie eine abstrakte Eigenschaft:<br />
Das Format, in dem sie vorliegen. Die These ist, daß es genau dieses<br />
Format ist, das wir durch Metarepräsentation erfassen, wenn wir mentale<br />
Präsentate introspektiv kategorisieren. Daß das Format das entscheidende<br />
Merkmal sein könnte, sieht man schon daran, daß es genau der qualitative<br />
Aspekt ist, der bei Darstellung von Präsentaten in anderen Repräsenta<br />
tionsmedien mit anderen Formaten verlorengeht: In einem propositiona<br />
len Repräsentat nach dem Muster „Hier Jetzt Zahnschmerzen!“ geht<br />
nämlich genau das Format der als „Zahnschmerz“ kategorisierten Daten<br />
struktur verloren. Der Indikator Aspekt dagegen bleibt bestehen: Aus der<br />
„Hier Jetzt“ Komponente der sprachlichen Äußerung geht immer noch<br />
eindeutig hervor, daß in diesem System <strong>und</strong> gerade jetzt eine bestimmte<br />
Datenstruktur aktiviert wird. Wenn wir annehmen, daß es sich dabei um<br />
mentales Sprechen handelt, wird der Punkt noch deutlicher: Der indexika<br />
lische Gedanke „Hier Jetzt Zahnschmerzen!“ trägt (in „quasi<br />
propositionalem“ Format) dieselbe Information, aber auf ganz andere Wei<br />
se, weil er ein relationales mentales Modell einer Kette diskreter Symbole<br />
ist. 88 Sein qualitativer Gehalt ist dementsprechend ein anderer. Worauf wir<br />
uns also bei Selbstzuschreibungen von Qualia beziehen, sind abstrakte<br />
Eigenschaften in uns aktivierter Datenstrukturen eben ihr Format.<br />
Das philosophische Problem, auf das diese Hypothese zu antworten ver<br />
sucht, besteht darin, daß es eindeutig phänomenale Familien 89 (Klänge,<br />
Farben, Gerüche usw.) gibt, die subjektive Erfahrung selbst aber zunächst<br />
keinerlei Hinweise darauf enthält, wodurch siezuFamilienwerden.Unsere<br />
Strategie muß es sein, objektive Ähnlichkeitsklassen (etwa von Datenstruk<br />
turen mit gleichen abstrakten Eigenschaften) durch direkte Relationen mit<br />
solchen Familien von phänomenalen Zuständen zu verknüpfen. Derzeit ist<br />
es noch zu früh, um genauere Aussagen in dieser Richtung machen zu<br />
können. Es besteht aber guter Gr<strong>und</strong> zu der Hoffnung, daß sich zukünftig<br />
enge Korrelationen zwischen der wissenschaftlichen Kategorisierung der<br />
vielen vom Gehirn angewandten Formate <strong>und</strong> den während ihrer Aktivie<br />
rung von Versuchspersonen gegebenen introspektiven phänomenalen Ge<br />
haltszuschreibungen herausstellen werden. Dann werden wir vielleicht<br />
auch besser verstehen, wie die unterschiedliche Stärke transmodaler Analo<br />
gien aus der relativen Ähnlichkeit <strong>und</strong> biologischen Geschichte der<br />
zugr<strong>und</strong>eliegenden neuralen Substrate resultiert.<br />
If qualitative similarities and differences among sensory states amount, in the<br />
final analysis, to similarities and differences in sensory coding, we might expect<br />
not only that there be similarities and differences across sensory modalities<br />
because of general similarities of neural processing, but that modalities whose<br />
physical substrates are more similar would show greater phenomenal similari<br />
ties than those whose substrates are less similar. There is some indication that<br />
this is the case. Evolutionarily and embryologically, hearing and touch are<br />
88 Vgl. Abschnitt 2.2.<br />
89 Vgl. Hardin 1988: 132.