23.10.2012 Aufrufe

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 81<br />

ler Meta Repräsentation ist. Und im Fall des Farbensehens kann man sogar<br />

sagen, daß der qualitative Aspekt visueller Präsentate dem psychologischen<br />

<strong>Subjekt</strong> eine wichtige Information anbietet: 84 Nämlich durch welches Sub<br />

system eines Sinnesmoduls der fragliche Bewußtseinsinhalt geliefert wird.<br />

In diesem Sinne kann man sagen: Der qualitative Aspekt mentaler Präsen<br />

tate trägt Information, <strong>und</strong> zwar über seine physische Genese. DieNeuro<br />

wissenschaftlerin Mary kann, wenn ihr Gehirn zum ersten Mal Farbpräsen<br />

tate erzeugt, sofort auch Aussagen über ihre internen physischen Eigen<br />

schaften machen. 85<br />

Der vorwissenschaftliche Begriff von Qualia ist, wie zum Beispiel Den<br />

nett überzeugend gezeigt hat 86 , voller Widersprüche <strong>und</strong> eignet sich nicht<br />

für ein adäquates Verständnis unserer phänomenalen Zustände. Die philo<br />

sophische Analyse zeigt ihrerseits die Unmöglichkeit, das Konzept mit<br />

einem präzisen begrifflichen Gehalt zu versehen <strong>und</strong> dabei unsere essentia<br />

listischen Intuitionen zu retten. Man kann nun die Elimination der diffusen<br />

theoretischen Entität „Qualia“ favorisieren (wie es Daniel Dennett <strong>und</strong><br />

andere getan haben) oder man kann versuchen, das Problem weiterhin<br />

ernstzunehmen, indem man den vortheoretischen Begriff klärt <strong>und</strong> vor<br />

sichtig in einen technischen Term überführt zum Beispiel vor dem Hin<br />

tergr<strong>und</strong> einer am Modell der Informationsverarbeitung orientierten natu<br />

ralistischen Theorie mentaler Repräsentation. Dies werde ich nun in<br />

zugegebenermaßen sehr spekulativer Weise zu tun versuchen, in dem ich<br />

die folgende provisorische Hypothese aufstelle:<br />

(AIT): Qualia sind Analog Indikatoren, diefüreinSystemdieak<br />

tuelle Gegenwart eines Präsentandums intern signalisieren. Das,<br />

was alle introspektiv erlebbaren mentalen Präsentate (die durch<br />

den Vorgang erzeugten aktiven Datenstrukturen) eines phänome<br />

nalen Typs (eines Quale) miteinander gemein haben, ist ihr For<br />

mat.<br />

Hierzu nun einige Erläuterungen. Was ist ein Indikator? Betrachten wir<br />

dazu kurz die entsprechende Funktion in natürlichen Sprachen. Indikato<br />

84 Der evolutionäre Vorteil des Farbensehens besteht in der Extraktion einer zusätzlichen<br />

Umwelteigenschaft: In Feldern gleicher Luminosität werden stärkere Kontraste erzeugt, weil<br />

nun in gewissem Ausmaß neben der energetischen Intensität auch noch die Frequenz des<br />

Reizsignals intern dargestellt werden kann.<br />

85 Gibt es reine Qualia, die keinerlei Präsentationsfunktion für das System haben? Emotio<br />

nale Artefakte könnten Kandidaten für solche Zustände sein: Angenommen, wir injizieren<br />

Ihnen im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments eine psychoaktive Substanz, die eine<br />

völliggr<strong>und</strong>lose Euphorie in Ihnen auslöst. Plötzlich tritt nun das Quale einer reinen, gr<strong>und</strong>lo<br />

sen Freude in Ihrem inneren Erlebnisraum auf. Zumindest für wissenschaftlich gebildete<br />

Versuchspersonen wie Frank Jacksons Mary trägt dieses Quale Information: Nämlich über<br />

physische Eigenschaften eines Subsystems (zum Beispiel des limbischen Systems) ihrer<br />

selbst.<br />

86 Vgl. Dennett 1988.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!