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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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76<br />

2. Kapitel<br />

über die gegenwärtige Präsenz einer Reizquelle. Bei Re Präsentationen (wie<br />

beim Nachdenken über Schmerzen oder beim Sich Erinnern an ein grünes<br />

Nachbild) fehlt dieser Aspekt wegen seiner Input Abhängigkeit zumeist.<br />

Interessant ist, daß Präsentate nur selten isoliert auftreten etwa wenn die<br />

„Hardware“ des visuellen Cortex „nachglüht“ <strong>und</strong> Nachbilder in Komple<br />

mentärfarben entstehen läßt. 69 Im Normalfall sind der Präsentationsaspekt<br />

<strong>und</strong> der Repräsentationsaspekt interner Zustände bruchlos integriert.<br />

Mentale Präsentation: Präsentation M Prä (S,X,Y)<br />

XpräsentiertYfür S.<br />

X ist ein Präsentat; ein nicht simulationsfähiger interner Sy<br />

stemzustand, der nur bei konstantem Input aufrechterhalten<br />

werden kann.<br />

M Prä ist antisymmetrisch.<br />

Zweitens: Unsere cartesianischen Intuitionen bezüglich der Transparenz<br />

<strong>und</strong> Unmittelbarkeit phänomenalen Bewußtseins haben neben dem puren<br />

Präsentationsaspekt mancher mentalen Zustände ihre Wurzeln in minde<br />

stens einer weiteren Eigenart dieser Zustände. Viele von ihnen besitzen<br />

eine instantane Qualität. Was heißt das? Es bedeutet, daß zu ihrem subjek<br />

tiven Erlebnischarakter auch eine Unmittelbarkeit im zeitlichen Sinne ge<br />

hört. Wenn die mit ihnen verknüpften mentalen Gehalte subjektiv gegeben<br />

sind, dann ist auch der pure Präsentationsaspekt immer schon gegeben.<br />

Der rote Apfel auf dem Tisch ist immer schon rot, der qualitativ<br />

präsentative Aspekt der Röte ist unter Standardbedingungen immer schon<br />

Teil des Gesamterlebnisses. Interessanterweise ist er das aber ohne in Rela<br />

tion zu anderen Eigenschaften des Apfels (räumliche Ausdehnung, Form,<br />

Gewicht) oder weiteren Elementen des phänomenalen Feldes zu stehen. 70<br />

Ursache in der Enthemmung gewisser Regionen des Hirnstamms <strong>und</strong> nicht in retinalen<br />

Erregungsmustern. Der pure Präsenzaspekt dagegen kann nicht fehlpräsentiert werden, denn<br />

immer wenn ein bestimmtes Farbquale auftritt, sind ganz bestimmte Datenstrukturen in<br />

speziellen Formaten in den entsprechenden Hirnregionen aktiviert worden. Mentale Präsen<br />

tate tragen also zuverlässige Information über einen gewissen Systemzustand. Die sie beglei<br />

tenden mentalen Modelle können dagegen fehlgehen, was die Darstellung der kausalen Genese<br />

dieses Systemzustands angeht. Das Jacksonsche Knowledge Argument ist häufig auch als<br />

Hypothese über phänomenale Information interpretiert <strong>und</strong> diskutiert worden. Vgl. Dennetts<br />

Bemerkungen zu Peter Bieris „PIPS Hypothese“ (Dennett 1988: 71f) <strong>und</strong> Lewis 1988.<br />

69 Wenn Sie in ein quadratisches rotes Blitzlicht schauen <strong>und</strong> dann die Augen schließen,<br />

erleben Sie nach einiger Zeit nur noch einen diffusen grünen Farbfleck. Einige Zeit nachdem<br />

das relationale mentale Modell des Blitzlichts verschw<strong>und</strong>en ist wird das (komplementäre)<br />

mentale Präsentat noch aufrechterhalten. Genaugenommen handelt es sich hierbei um eine<br />

Ermüdungserscheinung (darum bewegen sich Nachbilder auch mit den Augen). Vgl. Hardin<br />

1988: 93.<br />

70 Diese Beobachtung kann man bezweifeln, indem man Sonderfälle oder „geübte Intro<br />

spektoren“ untersucht; vgl. Dennett 1988, Hardin 1988. Wenn es stimmt, daß Qualia durch<br />

Metarepräsentation anhand von Formaten individuierte Systemzustände sind, dann könnte

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