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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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66<br />

2. Kapitel<br />

che „vergegenwärtigen“ vergangener mentaler Zustände usw. Offensicht<br />

lich haben wir es hier nicht mit einem Fall von mentaler Repräsentation<br />

zu tun, weil die jeweiligen Repräsentanda nicht oder nur teilweise als<br />

Elemente der aktuellen Systemumwelt gegeben sind. Der erste Schluß,<br />

den man aus dieser Beobachtung ziehen kann, lautet: Die an den fragli<br />

chen mentalen Operationen beteiligten Repräsentate werden ohne Input<br />

aktiviert. Interessanterweise erleben wir die oben angesprochenen Phäno<br />

mene häufig dann, wenn die Verarbeitungskapazität des Gehirns nicht<br />

besonders stark beansprucht wird, weil keine neuen <strong>und</strong> schwierigen<br />

praktischen Problem zu lösen sind (bei Routinetätigkeiten; zum Beispiel,<br />

wenn wir wieder einmal mit dem Auto im Stau stehen) oder weil die aus<br />

der Umwelt einströmende Information stark abnimmt (in Ruhephasen,<br />

beim Einschlafen). Es muß also einen mehr oder weniger unspezifischen<br />

internen Aktivierungsmechanismus geben, der die physischen Randbe<br />

dingungen für solche Zustände schafft. 43 Ich werde solche mentalen Zu<br />

stände, die kontrafaktische Situationen repräsentieren, ab jetzt als men<br />

tale Simulationen bezeichnen.<br />

Mentale Simulation Simulation: M Sim (S,X,Y)<br />

XsimuliertYfür S.<br />

X ist ein mentales Simulat; d. h. es ist das mentale Repräsentat<br />

einer kontrafaktischen Situation.<br />

Y ist eine kontrafaktische Situation.<br />

das teleologische Zusatzkriterium muß nicht erfüllt sein; die<br />

Aktivierung mentaler Simulate kann auch durch zufällige Mi<br />

kro Ereignisse auf der neuronalen Ebene ausgelöst werden<br />

(Traum, Halluzination).<br />

M Sim ist antisymmetrisch <strong>und</strong> kein Fall von M Rep .<br />

Mentale Präsentate 44 können im allgemeinen nicht zu Simulaten werden 45 ,<br />

weil sie in ihren physischen Randbedingungen an einen konstanten Input<br />

strom geb<strong>und</strong>en sind sie können nicht re präsentiert werden. Mentale<br />

Repräsentate dagegen können auch außerhalb der Standard Reizsituatio<br />

nen aktiviert <strong>und</strong> für mentale Operationen eingesetzt werden: Sie verlieren<br />

43 Ein Kandidat für dieses unspezifische Aktivierungssystem ist der älteste Teil unseres<br />

Gehirns: die Formatio reticularis, der Kern des Hirnstamms. Sie kann elektrokortikale Rhyth<br />

men aktivieren <strong>und</strong> desynchronisieren.<br />

44 Vgl. Abschnitt 2.1.3.<br />

45 Ausnahmen bilden all jene Situationen, in denen das System mit internen Signalquellen<br />

einer ausreichenden Stärke konfrontiert ist, wie im Traumzustand oder bei Halluzinationen.<br />

Ich diskutiere einige solcher Situationen in Abschnitt 2.3.2.

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