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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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60<br />

2. Kapitel<br />

Das psychologische Projekt: Welche Typen solcher Repräsentate sind<br />

phänomenologisch realistisch? Welche Eigenschaften müssen sie minde<br />

stens besitzen, um in einem Biosystem episodisch eine Psychologie <strong>und</strong> ein<br />

phänomenales Leben zu erzeugen? Gibt es psychologische Eigenschaften,<br />

die prinzipiell durch keinen denkbaren Typ mentaler Repräsentation er<br />

klärt werden können?<br />

Das empirische Projekt: Welche Mechanismen der Informationsverar<br />

beitung sind (in unserem eigenen Fall) neurobiologisch realistisch? Welche<br />

Formen interner Repräsentate wären im evolutionstheoretischen Kontext<br />

als erfolgreich <strong>und</strong> damit ausleserelevant anzusehen?<br />

Antworten auf die Fragen des empirischen Projekts sind derzeit noch rar<br />

wobei die Geschwindigkeit, mit der sie sich vermehren, gegenwärtig stark<br />

ansteigt. Sie müssen <strong>und</strong> werden jedoch zukünftig die durch Antworten auf<br />

das logische Projekt definierte Klasse von Repräsentaten extrem einschrän<br />

ken. In den Worten von Patricia Churchland <strong>und</strong> Terrence Sejnowski:<br />

To be really useful, a model must be biologically constrained. However, exactly<br />

which biological properties are crucial to a model’s utility and which can be<br />

safelyignored until later are matters that can be decided onlyby hunchesuntil a<br />

mature theory is in place. Such „bottom up“ constraints are crucial, since<br />

computational space is immensely vast too vast for us to be lucky enough to<br />

light on the correct theory simply from the engineering bench. Moreover, the<br />

brain’s solutions to the problemsof vision, motor, control, and so forth may be<br />

far more powerful, more beautiful, and even more simple than what we engi<br />

neer into existence. This is the point of Orgel’s Second Rule: Nature is more<br />

ingeniousthan we are. And we stand to miss all that power and ingenuity unless<br />

we attend to neurobiological plausibility. The point is, evolution has already<br />

done it, so why not learn how that stupendous machine, our brain, actually<br />

works? 26<br />

Man kann sich dem Ziel einer Typologie mentaler Repräsentate aber vor<br />

läufig auch auf dem Umweg über die Beantwortung von Fragen des psycho<br />

logischen Projekts annähern, indem man die Struktur der phänomenalen<br />

Realität näher analysiert. In diesem Sinn werde ich jetzt versuchen, im Stil<br />

eines „Pflichtenhefts für mentale Repräsentate“ einige Überlegungen anzu<br />

stellen. Mein Ziel ist dabei, auf diese Weise zu einem „theoretischen Proto<br />

typ“, einem idealisierten Begriff phänomenaler mentaler Repräsentate zu<br />

gelangen, der dann daraufhin überprüft werden kann, ob er empirisch<br />

realistisch ist <strong>und</strong> ob sich theoretische Probleme durch ihn lösen lassen.<br />

Ein Pflichtenheft für mentale Repräsentate<br />

Die Umwelt (mit „Umwelt“ meine ich sowohl das innere als auch das<br />

äußere Milieu, in dem ein Organismus operiert) ist dynamisch. Viele ihrer<br />

26 Vgl. Churchland⁄ Sejnowski 1990(1989): 248; siehe auch Churchland ⁄ Sejnowski 1992.

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