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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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58<br />

2. Kapitel<br />

Form von Vorstellungsbildern. 20 Das imaginale Repräsentationsformat<br />

spielt auch eine wichtige Rolle, wenn wir Thomas Nagels objective self<br />

besser verstehen wollen. Denn was Nagel von seiner Leserschaft verlangt,<br />

ist in Wirklichkeit die Erzeugung gewisser imaginaler Repräsentate in Ver<br />

knüpfung mit einer bestimmten philosophischen Interpretation der dann<br />

auftretenden subjektiven Erlebnisse. Man darf bei der Analyse des mensch<br />

lichen Geistes als eines natürlichen Repräsentationssystems auf biologi<br />

scher Basis nicht übersehen, daß menschliche Gehirne mit einer Vielzahl<br />

von Repräsentatformaten operieren: auditorischen, kinästhetischen, pro<br />

priozeptiven, gustatorisch⁄ olfaktorischen oder piktorialen. Wir hören<br />

Klänge, spüren unsere Körperbewegungen oder riechen den Duft von Ge<br />

bäck, der vielleicht seinereits wiederum innere Bilder aus unserer Kindheit<br />

aufsteigen läßt. Die meisten dieser introspektiv differenzierbaren Formate<br />

lassen sich bestimmten Modulen, d. h. vom restlichen Informationsfluß<br />

weitgehend abgeschotteten Subsystemen des Gehirns zuordnen: Das Auf<br />

treten phänomenaler Bilder ist eng korreliert mit Aktivitäten des visuellen<br />

Cortex <strong>und</strong> Denken im engeren Sinne „internen Sprechens“ geht einher mit<br />

komplexen Erregungsmustern in den Sprachzentren. Auf die Bedeutung<br />

des Formats, in dem eine mentale Datenstruktur intern vorliegt, für ihren<br />

qualitativen Gehalt werde ich später zurückkommen. 21<br />

Interessant ist zudem, daß unser Gehirn nicht nur eine Vielzahl verschie<br />

dener Repräsentatformate zu erzeugen vermag, sondern daß es diese auch<br />

20 Um die Bedeutung von Vorstellungsbildern für die Philosophie des Geistes sind bereits<br />

Fachdebatten entbrannt. Pylyshyn hat (1973b, 1979b) kritisiert, daß das Sprechen von inne<br />

ren „Bildern“ nur eine nach dem Modell der äußeren Sinneswahrnehmunggebildete Metapho<br />

rik ist, die in innere Regresse <strong>und</strong> zum Auftreten von homunculi führt. Er hat außerdem für<br />

einen dritten Code argumentiert, der zwischen satz <strong>und</strong> bildartigen Repräsentationsprozes<br />

sen vermittelt (Eine Analyse verschiedener Typen von Bildhaftigkeit bezüglicher mentaler<br />

Repräsentate findet sich bei Rehkämper 1990). Stephen Kosslyn hat in Auseinandersetzung<br />

mit dieser Kritk eine empirisch f<strong>und</strong>ierte Theorie mentaler Bilder entwickelt (Kosslyn 1980,<br />

1981, 1983; Kosslyn⁄ Shwartz 1977), die davon ausgeht, daß visuelle Bilder in einem speziellen<br />

räumlichen Medium dargestellt werden, das den höchsten Auflösungsgrad in seinem Zentrum<br />

besitzt, eine spezielle „Körnung“ aufweist <strong>und</strong> in dem Bilder bald nach ihrer Erzeugung<br />

wieder verblassen. Im Langzeitgedächntis finden sich sowohl Bilddateien in analogem Format<br />

<strong>und</strong> propositionale Dateien, die Informationen über Teile der Objekte <strong>und</strong> Relationen zwi<br />

schen den Teilen enthalten. Diese beiden Dateitypen werden bei einer Vielzahl von mentalen<br />

Operationen miteinander verknüpft (eine knappe Darstellung der Debatte <strong>und</strong> der neuropsy<br />

chologischen Belege findet sich in Eysenck⁄ Keane 1990: Kapitel 7). In einer Reihe von Erwide<br />

rungen (Pylyshyn 1981, 1984) hat Zenon Pylyshyn der These Plausibilität zu verleihen ver<br />

sucht, daß mentale Bilder kognitiv penetrabel (also durch höhere, propositionale Operationen<br />

zu beeinflussen <strong>und</strong> deshalb prinzipiell auf sie reduzierbar) sind <strong>und</strong> deshalb kein Element der<br />

funktionalen Architektur des Systems sein können. Der Begriff der „kognitiven Undurch<br />

dringlichkeit“ ist im weiteren Verlauf der Debatte vielfach kritisiert worden <strong>und</strong> auch die<br />

simple Unterscheidung zwischen propositionalem <strong>und</strong> analog räumlichem Format. Vgl.<br />

hierzu Boden 1988, Johnson Laird 1983. Eine gute, philosophisch orientierte Textsammlung<br />

ist von Block 1981 zusammengestellt worden, vgl. auch Block 1983a <strong>und</strong> Sterelny 1986.<br />

21 Vgl.Abschnitt 2.1.3.

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