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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Mentale Repräsentation <strong>und</strong> phänomenale Zustände 53<br />

tätsveränderungen einer Vielzahl einzelner logischer Elemente. 10 Mentale<br />

Repräsentate sind also keine nicht physischen Einzeldinge, sondern in<br />

terne Zustände physikalischer Informationsverarbeitungssysteme, die von<br />

uns unter bestimmten, sehr abstrakten Hinsichten betrachtet werden<br />

nämlich als Träger intentionalen <strong>und</strong> phänomenalen Gehalts.<br />

Die Repräsentate sind außerdem in der eben angebotenen Darstellung<br />

der Repräsentationsbeziehung M Rep durch ein teleologisches Zusatzkrite<br />

rium spezifiziert worden. Was soll das heißen? Es bedeutet, daß die von<br />

einem System erzeugten mentalen Repräsentate ihren Gehalt für das Sy<br />

stem darstellen: Ein interner Zustand X repräsentiert einen Bereich der<br />

Welt Yfürein System S. Seinen repräsentationalen Gehalt besitzt der<br />

betreffende physikalische Zustand innerhalb des Systems also nur im<br />

Kontext eines Systems. 11 Wenn man Repräsentate als innere Werkzeuge<br />

betrachtet, die von Systemen zum Erreichen bestimmter Ziele eingesetzt<br />

werden, dann kann man die hier von mir in bezug auf das Phänomen der<br />

mentalen Repräsentation eingenommene Position als Teleofunktionalis<br />

mus 12 bezeichnen. Sie deutet auf einen Unterschied zwischen künstlichen<br />

<strong>und</strong> biologischen Repräsentationssystemen hin: Künstliche Systeme wie<br />

wir sie heute kennen besitzen noch keine Interessen, ihre internen Zu<br />

stände erfüllen keine Funktion für das System sondern immer nur für<br />

die größere Einheit des Mensch Maschine Systems. Darum repräsentie<br />

ren diese Zustände auch nicht im hier intendierten Sinn. Lassen Sie uns<br />

nun von diesem kurzen Blick auf die logische Struktur der Repräsenta<br />

tionsbeziehung übergehen zu der Frage, warum sie in den sie realisieren<br />

den Systemen die Instantiierung psychologischer Eigenschaften bewirkt.<br />

10 Auf die Bedeutung des Unterschiedes zwischen sequentieller <strong>und</strong> parallel distribuierter<br />

Informationsverarbeitung für unser Problem komme ich in Abschnitt 2.2 zurück.<br />

11 Vgl. dazu Eimer 1990, Kapitel 2.<br />

12 Der Teleofunktionalismus ist der einflußreichste zeitgenössische Versuch, auf eine Reihe<br />

von Problemen des klassischen Maschinenfunktionalismus (vgl. Putnam 1975; Block 1978;<br />

Block ⁄ Fodor 1972) als einer Strategie zur Vereinbarung funktionaler <strong>und</strong> intentionalistischer<br />

Handlungserklärungen (vgl. hierzu Beckermann 1977, 1979) zu antworten. Besonders Wil<br />

liam Lycan hat wiederholt (zum Beispiel Lycan 1987: Kapitel 5) darauf hingewiesen, daß die<br />

funktionalistische Erklärungsstrategie nicht zu einem neurobiologisch unplausiblen Zwei Ebe<br />

nen Funktionalismus verkürzt werden darf, weil es eine Kontinuität von Erklärungsebenen<br />

gibt. „Neither living things nor even computers themselves are split into a purely „structural“<br />

levelofbiological⁄ physiochemical description and any one „abstract“ computational level of<br />

machine⁄ psychological description. Rather, they are all hierarchically organized at many levels,<br />

each level „abstract“ with respect to those beneath it but „structural“ or concrete as it realizes<br />

those levels above it. The „functional“⁄ „structural“ or „software“⁄ „hardware“ distinction is<br />

entirely relative to one’s chosen level of organization.“ (Lycan 1990: 60) Diese Einsicht ist<br />

besonders in Zusammenhang mit der Konnektionismus Debatte <strong>und</strong> der Modellierung neuro<br />

naler Netze von Bedeutung. Der Teleofunktionalismus ist außerdem der Versuch, den zu<br />

liberalen Begriff der „Realisierung“ des frühen Maschinenfunktionalismus durch Einführung<br />

teleonomischer Zusatzkriterien relativ zu einem gegebenen System enger zu fassen <strong>und</strong> biolo<br />

gisch realistischer zu machen. Vgl. auch Dennett 1969, 1975 <strong>und</strong> Putnams Dementi in Put<br />

nam 1991; weitere Literaturverweise finden sich bei Lycan 1990: 59ff.

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