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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Auf dem Weg zu einer neuen Theorie des Geistes 33<br />

Maschine, die mit einer Kamera ihre Umgebung betrachtet, die von den<br />

Oberflächen der Objekte abgestrahlten Wellenlängen des Lichts analysiert<br />

<strong>und</strong> uns dann über ein Sprachmodul mitteilt „Ich sehe einen roten Apfel“,<br />

niemals annehmen, daß sie ein Roterlebnis in sich erzeugt hat?<br />

Die Antwort lautet: Weil wir Maschinenzustände aufgr<strong>und</strong> anderer Ei<br />

genschaften individuieren, als unsere eigenen subjektiven Zustände. 18 Die<br />

Zustände einer Maschine zum Beispiel eines natürlichsprachigen Exper<br />

tensystems zur Analyse visueller Umwelten würden wir anhand ihrer<br />

kausalen <strong>und</strong> funktionalen Merkmale kategorisieren. Die inneren Zustände<br />

einer Maschine wären einem bestimmten Typ von Zustand genau deshalb<br />

zugeordnet, weil sie einen bestimmten Output durch das Sprachmodul<br />

verursachen <strong>und</strong> weil sie mit anderen inneren Maschinenzuständen funk<br />

tional vernetzt sind. Ihre Identität <strong>und</strong> ihre Zugehörigkeit zu einer be<br />

stimmten Klasse von Zuständen („Rotwahrnehmungen“) würde von uns<br />

über ihr kausales Profil festgelegt. Eine etwas weitergehende wissenschaftli<br />

che Taxonomie interner Maschinenzustände könnte auch noch die compu<br />

tationalen Relationen, in die solche Zustände eintreten können, analysie<br />

ren <strong>und</strong> dabei Begriffe wie „Information“ oder „Repräsentation“ zum<br />

Einsatz bringen. Also könnten wir in Einklang mit unseren jeweiligen Inter<br />

essen verschiedene Beschreibungsebenen <strong>und</strong> begriffliche Instrumentarien<br />

auswählen, um die relevanten Aspekte des systeminternen Geschehens zu<br />

beschreiben <strong>und</strong> vorherzusagen.<br />

Die phänomenale Ontologie dagegen scheint prima facie starr zu sein:<br />

<strong>Subjekt</strong>ive Erlebnisse der Röte eines Apfels unterscheiden sich allem An<br />

schein nach dadurch von den Wahrnehmungen derselben dispositionalen<br />

Objekteigenschaft (die auch eine Maschine, d. h. ein durch eine funktionale<br />

Analyse erschöpfend zu beschreibendes Repräsentationssystem leisten<br />

kann), daß sie durch eine weitere, essentielle Eigenschaft charakterisiert<br />

werden können. Diese Eigenschaft ist ihr qualitativer oder phänomenaler<br />

Gehalt. Wahrnehmungen erzeugen intentionalen Gehalt, sie sind immer<br />

Wahrnehmungen von etwas sinnlich Gegebenem. Wahrnehmungserlebnis<br />

se entstehen aber dadurch, daß zu diesem ein qualitativer Gehalt hinzutritt.<br />

Das heißt: Der den intentionalen Gehalt tragende mentale Zustand ist ein<br />

Quale, er besitzt eine monadische, intrinsische Eigenschaft („Röte“), die zu<br />

seinen relationalen, kausalen <strong>und</strong> funktionalen Eigenschaften hinzutritt.<br />

Qualia sind, das wird nun deutlich, genau jene subjektiven Zustände, die<br />

dadurch, daß sie Gegenstände eines bis jetzt noch unbekannten Vorgangs<br />

werden (den man vielleicht in einer ersten Vermutung als innere Wahrneh<br />

mung bezeichnen könnte), zu Trägern von Qualitäten werden.<br />

Mentale Zustände sind in traditioneller Sichtweise intentionale Zustän<br />

de, sie sind gerichtet auf etwas außerhalb ihrer selbst <strong>und</strong> in einem sehr<br />

speziellen Sinn enthalten sie es. In moderner Terminologie kann man sa<br />

18 Eine kurze <strong>und</strong> klare Darstellung dieses Problems findet sich bei Churchland 1981,<br />

1989.

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