Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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278<br />
5. Kapitel<br />
schen könnten, würden sie aus der Perspektive einer teleofunktionalisti<br />
schen Analyse zwar auch weiterhin als sehr komplexe interne Systemzu<br />
stände erscheinen, aber nicht mehr als solche, die eine Funktion für ihren<br />
Benutzer, für das sie aktivierende System haben. Diese Benutzerfixierung<br />
durch ein von Variablen freies <strong>Selbstmodell</strong> dient als Instantiierungsbasis<br />
eines spezifischen Sets von psychologischen Eigenschaften. Es gibt keinen<br />
prinzipiellen Gr<strong>und</strong> zu der Annahme, daß erfolgreiche wissenschaftliche<br />
Beschreibungen der repräsentationalen, funktionalen <strong>und</strong> neurobiologi<br />
schen Merkmale dieser Instantiierungsbasis psychologischer <strong>Subjekt</strong>e zu<br />
künftig nicht Teil des wissenschaftlichen Weltbildes werden könnten.<br />
Es ist nun trivial wahr, daß solche Beschreibungen per se nicht die fragli<br />
chen psychologischen Eigenschaften in die Welt bringen <strong>und</strong> es ist außerdem<br />
sehr wahrscheinlich, daß solche Beschreibungen allein unsere Fähigkeiten<br />
zur mentalen Simulation von Fremdsystemen (z. B. Fledermäusen) nicht<br />
wesentlich verbessern werden. Auch wenn uns die technologische Umset<br />
zung einer an ihr historisches Ende gekommenen Theorie des Geistes ge<br />
länge <strong>und</strong> wir künstliche <strong>Subjekt</strong>e erzeugen könnten, dann entstünden diese<br />
künstlichen <strong>Subjekt</strong>e der hier vertretenen Theorie zufolge ja immer durch<br />
die Aktivierung variablenfreier benutzerzentrierter <strong>Selbstmodell</strong>e. Sogar<br />
wenn es uns gelänge, künstliche oder kopierte <strong>Selbstmodell</strong>e innerhalb der<br />
mentalen Simulationsräume lebender Menschen zu implantieren, könnte es<br />
zwar zu interessanten inneren Dialogen kommen (die den erkenntnistheore<br />
tischen Disputen mit Traumfiguren in einem Klartraum ähneln würden),<br />
aber niemals zu der Nagelschen Qualität des „Wie es ist, ein X zu sein“.<br />
Entweder wir würden in den bedauernswerten Versuchspersonen eine Epi<br />
sode multizentrierten Bewußtseins nach Art der bereits geschilderten Multi<br />
ple Personality Disorders erzeugen. Oder das Experiment zöge einen Zusam<br />
menbruch des ursprünglichen psychologischen <strong>Subjekt</strong>s mit einer darauf<br />
folgenden Amnesie für den betreffenden Zeitraum nach sich.<br />
Durch ein von Variablen freies <strong>Selbstmodell</strong> zentrierte mentale Modelle<br />
der Realität können also aus einem prinzipiellen Gr<strong>und</strong> nicht vollständig<br />
dupliziert werden: Wegen ihrer funktional repräsentationalen Fixiertheit auf<br />
das sie erzeugende <strong>und</strong> benutzende System. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden wir<br />
auch niemals wissen, wie es ist, eine Fledermaus zu sein. Undauseben<br />
demselben Gr<strong>und</strong> sind wir auch als geistige Wesen noch in einem sehr<br />
starken Sinn körpergeb<strong>und</strong>en: Wir können die biologischen Systeme, die uns<br />
erzeugen, auch als <strong>Subjekt</strong>e phänomenaler Zustände nicht transzendieren.<br />
P13: Gibt es für externe Beobachter eine zuverlässige Möglichkeit,<br />
um zu entscheiden, ob in einem gegebenen System mit bekannten<br />
physischen <strong>und</strong> funktionalen Eigenschaften die phänomenale Qua<br />
lität des Nagelschen „Wie es ist, ein X zu sein“ auftritt?<br />
Wenn die repräsentationale Analyse von Qualia als mentalen Präsentaten<br />
<strong>und</strong> ihre funktionaleAnalyse als für ein System arbeitenden Analog Indika