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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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274<br />

5. Kapitel<br />

(SMT, MRT, AIT): <strong>Subjekt</strong>ivität ist eine Eigenschaft komplexer<br />

informationsverarbeitender Systeme, die genau dann instantiiert<br />

wird, wenn das System in das von ihm aktivierte Realitätsmodell<br />

ein <strong>Selbstmodell</strong> einbettet. Die Inhalte phänomenalen Bewußt<br />

seins sind Meta Repräsentate, die für ein System eine Teilmenge<br />

der gegenwärtig in ihm aktivierten mentalen Simulate <strong>und</strong> Präsen<br />

tate abbilden. Das was alle bewußten inneren Zuständen mitein<br />

ander gemein haben, ist die Tatsache, daß sie durch eine globale<br />

Metarepräsentationsfunktion erfaßt werden. Qualia sind Analog<br />

Indikatoren, die für ein System die aktuelle Gegenwart eines Prä<br />

sentandums intern signalisieren. Das, was alle introspektiv erleb<br />

baren mentalen Präsentate (die durch den Vorgang erzeugten<br />

aktiven Datenstrukturen) eines phänomenalen Typs (eines Quale)<br />

miteinander gemein haben, ist ihr Format.<br />

Dies ist die These der <strong>Selbstmodell</strong> Theorie in ihrer umfassenden Formu<br />

lierung: Qualitatives, subjektives Bewußtsein entsteht durch dieAktivierung<br />

eines mit mentalen Präsentaten unterlegten <strong>Selbstmodell</strong>s, das von einer<br />

Metarepräsentationsfunktion der höchsten Stufe erfaßt wird. Man muß<br />

dabei immer betonen, daß dies keine dogmatische <strong>Subjekt</strong>theorie sein soll,<br />

sondern der plastische begriffliche Rahmen für zukünftige empirisch<br />

immer weiter angereicherte <strong>und</strong> auch durch Präzisierungen der zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegten Theorie mentaler Repräsentation verbesserte naturalistische<br />

Konzeptionen des psychologischen <strong>Subjekt</strong>s. Es gibt also nach der hier<br />

skizzierten Konzeption verschieden starke Formen von <strong>Subjekt</strong>ivität.<br />

<strong>Selbstmodell</strong>ierung alleine erzeugt nur <strong>Subjekt</strong>ivität in einem schwachen<br />

Sinne.<br />

Einwand: Das ist ja alles gut <strong>und</strong> schön, meinetwegen können Sie dann statt<br />

Künstliche Intelligenz Forschung auch noch Künstliche <strong>Subjekt</strong>ivitäts For<br />

schung betreiben. Ich glaube jedoch nicht, daß jemals die technologische<br />

Realisierung eines künstlichen <strong>Subjekt</strong>s gelingen wird. Ich muß aber auf der<br />

anderen Seite zugeben, daß meine Intuitionen bezüglich der von Ihnen zu<br />

letzt definierten Systemklasse nicht mehr so eindeutig sind letztlich steht<br />

hier Intuition gegen Intuition. Trotzdem wird ein künstliches System, das<br />

der durch die Kombination von SMT, MRT <strong>und</strong> AIT gekennzeichneten<br />

Klasse angehört, niemals Gefühle haben: Vielleicht erzeugt es sensorische<br />

Qualia, emotionale Qualia besäße es jedoch nicht. Und die sind f<strong>und</strong>amental<br />

für echte <strong>Subjekt</strong>ivität.<br />

Antwort: Was Sie als die „authentische“ <strong>Subjekt</strong>ivität immer wieder su<br />

chen, könnte am Ende ein essentialistisches anthropozentrisches Vorurteil<br />

sein. Sie haben jedoch recht: Um emotionale mentale Präsentate zu aktivie<br />

ren, müßte ein künstliches System genuine Interessen besitzen, die sich<br />

nicht von den Interessen seiner Konstrukteure ableiten. Dieses Kriterium<br />

kann ein System aber letztlich nur erfüllen, wenn es auch ein soziales

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