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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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5. Kapitel<br />

Schmerzen sind!“, kann man darauf erwidern: „Der hier postulierte Begriff<br />

des Mentalen ist empirisch unplausibel. Wer einen essentialistischen Begriff<br />

der <strong>Subjekt</strong>geb<strong>und</strong>enheit mentaler Zustände voraussetzt, kann viele Fälle<br />

devianter mentaler <strong>Selbstmodell</strong>ierung <strong>und</strong> andere neuere Bef<strong>und</strong>e nicht<br />

mehr adäquat interpretieren <strong>und</strong> hat deshalb seinerseits nurein sehrbegrenz<br />

tes Verständnis davon, was Schmerzen <strong>und</strong> andere mentale Zustände in<br />

Wirklichkeit sind.“Es gibt mögliche Welten, in denen das Gehirn die Ein<br />

bettung mentaler Modelle in das aktuelle <strong>Selbstmodell</strong> nicht mehr leisten<br />

kann, zum Beispiel wenn die betreffende Person einen schizophrenen<br />

Schub erleidet. Dann sind aktive mentale Modelle von höheren kognitiven<br />

Operationen möglicherweise auf der phänomenalen Ebene nicht mehr<br />

meine Gedanken,sondernfremde Gedanken, die meinen inneren Erlebnis<br />

raum penetrieren. Eine moderne Theorie des Mentalen muß auch solche<br />

<strong>und</strong> andere Fälle zerfallender <strong>Subjekt</strong>ivität erklären können mit einem<br />

essentialistisch aprioristischen Begriff des psychologischen <strong>Subjekt</strong>s kann<br />

ihr dies nicht gelingen.<br />

P 12: Welche Klasse von Systemen kann die unter dem Begriff<br />

„<strong>Subjekt</strong>ivität“ gebündelten Eigenschaften instantiieren? Ist künst<br />

liche <strong>Subjekt</strong>ivität möglich?<br />

Ich habe die interessante Klasse von Systemen über ihre repräsentationalen<br />

Merkmale provisorisch auszuzeichnen versucht, weil ich der Meinung bin,<br />

daß das psychologische Phänomen „<strong>Subjekt</strong>ivität“ im Rahmen einer reprä<br />

sentationalen Theorie des Geistes erschöpfend analysiert werden kann. Die<br />

<strong>Subjekt</strong>ivität im starken Sinne eines qualitativen, phänomenalen Selbstbe<br />

wußtseins instantiierenden Systeme sind demnach <strong>Selbstmodell</strong>erzeuger,<br />

die einen Teil ihrer mentalen Präsentate <strong>und</strong> ihres <strong>Selbstmodell</strong>s durch eine<br />

einheitliche metarepräsentationale Funktion noch einmal intern abbilden.<br />

Ich möchte diesen Punkt an zwei häufig vorgebrachten Einwänden illu<br />

strieren.<br />

Einwand: Mit „<strong>Selbstmodell</strong>ierung“ greifen Sie ein für die Erklärung von<br />

<strong>Subjekt</strong>ivität irrelevantes Kriterium heraus. Wir könnten jederzeit eine Ma<br />

schine bauen, die ein <strong>Selbstmodell</strong> erzeugt <strong>und</strong> in ihre innere Darstellung der<br />

Welt integriert. Niemand würde glauben, daß ein solches System Bewußtsein<br />

besitzt!<br />

Antwort: Richtig.Bewußte <strong>Subjekt</strong>ivität entsteht dadurch, daß ein System<br />

zumindest einen Teil seines <strong>Selbstmodell</strong>s noch einmal durch eine verein<br />

heitlichende Metarepräsentationsfunktion der höchsten Ebene in der re<br />

präsentationalen Hierarchie (wie ich sie in Abschnitt 2.1.4 hypothetisch<br />

vorgeschlagen habe) intern abbildet. Wir müssen also SMT <strong>und</strong> MRT kom<br />

binieren:

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