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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 271<br />

Allerdings impliziert die <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität eine<br />

Vereinfachung der psychologischen Ontologie. Sie sagt, daß Sätze über<br />

Zustände des psychologischen <strong>Subjekt</strong>s oder des phänomenalen Selbst<br />

letztlich Sätze über eine variable Datenstruktur innerhalb des beschriebe<br />

nen Systems sind. Psychologische Aussagen handeln ganz gleich, ob sie in<br />

dererstenoderinderdrittenPersonformuliertwerden von einer be<br />

stimmten Klasse mentaler Modelle. Das heißt: Für alle psychologischen<br />

Belange können wir die Annahme eines unveränderlichen Wesenskerns<br />

aufgeben, das Ego als ein Individuum innerhalb der mentalistischen Onto<br />

logie kann eliminiert werden. Die Zentrierung interner Simulationsräume<br />

<strong>und</strong> die Perspektivität phänomenaler Zustände können durch mentale<br />

<strong>Selbstmodell</strong>ierung befriedigend erklärt werden zumindest gibt es gute<br />

Gründe zu der Annahme, daß solche Erklärungen zukünftig möglich sein<br />

werden. Das Ich ist keine primitive, irreduzible Entität der psychologi<br />

schen Beschreibungsebenen 35 mehr, weil sich Möglichkeiten zu eröffnen<br />

beginnen, diese Entität auf begrifflich präzise <strong>und</strong> empirisch gehaltvolle<br />

Entitäten darunterliegender repräsentationaler Erklärungsebenen zu redu<br />

zieren.<br />

Es ist mir jedoch in diesem Buch nicht darum gegangen, eine reduktioni<br />

stische These zu entwickeln oder eine strikte Identifikation repräsentatio<br />

naler <strong>und</strong> phänomenaler Entitäten nahezulegen. Für ein solches Unterneh<br />

men ist es noch zu früh, es kann beim gegenwärtigen Stand unseres<br />

empirischen Wissens nur zur Spekulation verkommen. Klassische Identi<br />

tätsthesen etwa im Sinne von Place, Smart oder Armstrong durch Sätze<br />

des Typs „Das <strong>Selbstmodell</strong> ist das phänomenale Selbst“ oder „Was ein<br />

mentales Modell zu einem subjektiven Zustand macht ist die Einbettung in<br />

ein <strong>Selbstmodell</strong>“ wären als kontingente Aussagen derzeit schlicht unin<br />

teressant, weil ihr empirischer Gehalt nur sehr schwach ist. Solche Thesen<br />

wären nicht informativ. Mein Ziel ist deshalb lediglich gewesen, Wege auf<br />

zuzeigen Wege in Richtung auf eine erfolgversprechende begriffliche<br />

Integration der unter dem Begriff „<strong>Subjekt</strong>ivität mentaler Zustände“ ge<br />

bündelten psychologischen Eigenschaften in eine naturalistische Theorie<br />

des Geistes, die für zukünftige Entwicklungen offen ist.<br />

Was die essentialistische Interpretation mentalistischer Terme als rigide<br />

Designatoren angeht (vgl. Abschnitt 1.1), kann man sagen: Das phänome<br />

nale Erlebnis der Meinigkeit, die das Kripkesche Argument gegen die Iden<br />

titätstheorie ausbeutet, indem sie die durch diese Eigenschaft mancher<br />

innerer Erlebnisse begründeten Intuitionen semantisch überhöht, hat ihre<br />

Instantiierungsbasis in einer kontingenten Einbettungsrelation zwischen<br />

mentalen Modellen. Wenn nun jemand einwendet: „Wer behauptet, es<br />

könnte Schmerzen oder andere mentale Zustände geben, die niemandes<br />

Schmerzen oder mentale Zustände sind, der hat nicht verstanden, was<br />

35 Eine bedeutsame philosophische Frage, der ich hier nicht nachgehen kann, ist die nach<br />

der Notwendigkeit eines primitiven psychologischen <strong>Subjekt</strong>s für die Aufrechterhaltung der<br />

personalen Beschreibungsebene. Gehört die Annahme eines stabilen psychischen „Wesens<br />

kerns“ notwendig zum Begriff der „Person“?

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