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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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268<br />

5. Kapitel<br />

schon als konkrete <strong>und</strong> verkörperte Systeme erleben, also als Wesen, die<br />

sich zumindest teilweise einer scheinbar direkten Selbstgegebenheit erfreu<br />

en.<br />

Wenden wir uns nun noch einmal kurz der erkenntnistheoretischen Pro<br />

blemdimension zu <strong>und</strong> erinnern uns an die folgenden, eingangs gestellten<br />

Fragen:<br />

E1: Ist „<strong>Subjekt</strong>ivität“ eine epistemische Relation? Können men<br />

tale Repräsentate ähnlich wie Sätze als Wahrheitswertträger<br />

fungieren?<br />

In meinen einführenden Bemerkungen zu der hier zugr<strong>und</strong>egelegten Theo<br />

rie über die Entstehungsbedingungen von mentalem Gehalt sie wurde im<br />

zweiten Kapitel in Anlehnung an McGinn auch als „Cambridge Theorie<br />

mentaler Repräsentation“ bezeichnet habe ich bereits darauf hingewie<br />

sen, daß die empirisch plausiblen Entitäten mentale Modelle sind also<br />

Analogrepräsentate, die keine Wahrheitswerte besitzen <strong>und</strong> untereinander<br />

nicht in Folgerelationen stehen. Mentale Modellierung benutzt abstrakte<br />

Isomorphismen, um Ähnlichkeitsbeziehungen zu ihren Repräsentanda her<br />

zustellen. Die Erforschung dieser höherstufigen Isomorphismen ist mögli<br />

cherweise das Kernproblem für eine Naturalisierung der Erkenntnistheo<br />

rie. Innere Zustände ähneln ihren Objekten, aber sie referieren in unserem<br />

Fall nicht auf sie. Natürlich sind auch Systeme denkbar, die dem Fodor<br />

schen Traum einer Language of Thought gerecht werden, die hier vorausge<br />

setzten mentalen Modelle <strong>und</strong> auch <strong>Selbstmodell</strong>e erzeugen aber kein digi<br />

tales Wissen, sondern ein analoges Wissen. <strong>Subjekt</strong>ivität im Sinne der<br />

Eingebettetheit eines mentalen Modells in ein <strong>Selbstmodell</strong> ist demnach<br />

eine Beziehung zwischen zwei internen Repräsentaten. Über diese reprä<br />

sentationale Relation kann das System eine bestimmte Klasse von Fakten<br />

mental simulieren <strong>und</strong> repräsentieren: Nämlich solche Fakten, die darauf<br />

beruhen, daß eine bestimmte Teilmenge von Weltzuständen gleichzeitig<br />

Systemzustände sind.<br />

E6: Ist in der „Meinigkeit“, d. h. der erlebnismäßigen <strong>Subjekt</strong>zen<br />

triertheit mentaler Zustände eine Form von Wissen kodiert?<br />

„Meinigkeit“isteinephänomenaleEigenschaft,diedurchdieebenange<br />

sprochene repräsentationale Einbettungsrelation ins Spiel kommt. Über<br />

die Herstellung dieser Relation in seinem mentalen Modell der Realität<br />

erwirbt ein System analoges Wissen, indem es nun eine bestimmte Klasse<br />

von Fakten intern abbilden kann. Der epistemische Agent ist dabei immer<br />

das System, nicht das psychologische <strong>Subjekt</strong>. Allerdings ist die innere<br />

Erfahrung der „Meinigkeit“ eine Widerspiegelung des epistemischen Pro<br />

zesses: Die erlebnismäßige <strong>Subjekt</strong>zentriertheit mentaler Zustände ist nicht<br />

identisch mit dem Vorgang der neuronalen Informationsverarbeitung,<br />

durch den die entsprechenden mentalen Modelle aktiviert werden. Son

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