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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 265<br />

P8: Wie entsteht ein zentriertes Bewußtsein? Wie ist in bestimmten<br />

informationsverarbeitenden Systemen die Emergenz eines phäno<br />

menalen Standpunkts bzw. einer Erlebnisperspektive möglich?<br />

Nach der <strong>Selbstmodell</strong> Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität liegt die entscheidende<br />

repräsentationale Instantiierungsbasis für die entsprechenden psychologi<br />

schen Eigenschaften in der Tatsache, daß ein System beginnt, sich selbst<br />

mental zu modellieren <strong>und</strong> die durch diesen Prozeß entstehende Daten<br />

struktur in sein inneres Bild der Wirklichkeit einzubetten. Der vom System<br />

erzeugte mentale Raum erfährt dadurch eine Zentrierung: Da das diesen<br />

Raum erzeugende <strong>und</strong> ihn benutzende System sich nun selbst innerhalb<br />

dieses Raums in Gestalt eines privilegierten mentalen Modells gegeben ist,<br />

verändert sich dessen Gesamtstruktur. Er ist nun nicht mehr nur ein inter<br />

nes Realitätsmodell, sondern sogar ein benutzerfixiertes Realitätsmodell.<br />

Wenn durch einen teuflischen Neurowissenschaftler der Zukunft die zen<br />

trierten Realitätsmodelle zwischen den Gehirnen von mir <strong>und</strong> einem mei<br />

ner Leser ausgetauscht würden, verlören wir beide nicht nur unsere psychi<br />

sche <strong>und</strong> neurobiologische Identität. Wir wären jetzt auch Systeme, deren<br />

aktuelle Realitätsmodelle hochgradig afunktional sind,weilder„kleinerote<br />

Pfeil“ in ihnen also das die Benutzerfixierung leistende <strong>Selbstmodell</strong><br />

zwar ex hypothesi noch vorhanden, aber seinem Gehalt nach schlicht leer<br />

wäre.<br />

Durch die Zentrierung mit Hilfe eines <strong>Selbstmodell</strong>s können interne<br />

Simulationsräume aber auch zur Gr<strong>und</strong>lage einer veränderten Psychologie<br />

des Systems werden: <strong>Selbstmodell</strong>erzeuger instantiieren neue psychologi<br />

sche Eigenschaften.<br />

P9: Wodurch werden manche Resultate interner Informationsver<br />

arbeitung zu meinen Zuständen? Wie entsteht die „Meinigkeit“<br />

mentaler Zustände?<br />

Diejenigen Sequenzen von internen Zuständen eines Systems, die als Infor<br />

mationsverarbeitungsprozesse beschrieben werden können, sind seine nur<br />

im trivialen Sinne physikalischer Internalität. Manche Systeme Selbstmo<br />

dellgeneratoren, die natürliche Sprachen sprechen nehmen dagegen auf<br />

einige ihrer inneren Zustände in externen Codes unter einer anderen Hin<br />

sicht bezug: unter der Hinsicht phänomenaler Innerlichkeit. Die Zustände,<br />

auf die sie sich beziehen, wenn sie sagen „Ich glaube an die Unsterblichkeit<br />

der Seele“ 31 oder „Ich bin gerade etwas verwirrt“ sind Zustände des Selbst<br />

31 Man kann propositionale Einstellungen nun auch als Zustände des <strong>Selbstmodell</strong>s analy<br />

sieren, die im Zusammenhang von mentalen Simulationen möglicher Sprechakte entstehen.<br />

Das bedeutet: Man analysiert nicht mehr die Beziehung zwischen Person <strong>und</strong> Proposition,<br />

sondern diejenige zwischen System <strong>und</strong> <strong>Selbstmodell</strong>.

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