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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 259<br />

P4: Koinzidiert das Auftreten von phänomenalem Gehalt immer<br />

mit dem, was wir „Bewußtsein“ nennen? Gibt es Gegenbeispiele?<br />

Es gibt Gegenbeispiele: Das unbewußte Farbensehen von Blindsicht Pati<br />

enten etwa, die innerhalb ihres Skotoms präsentierte Farben unterscheiden<br />

können. Es gibt also erfolgreiches diskriminatives Verhalten bezüglich Far<br />

bunterscheidungsaufgaben ohne bewußtes Seherlebnis. 26 Im Rahmen der<br />

hier skizzierten Theorie könnte man vermuten: In solchen Fällen werden<br />

funktional aktive mentale Präsentate erzeugt, die vom System aufgr<strong>und</strong> der<br />

vorliegenden organischen Schädigung nicht mehr metarepräsentational ab<br />

gebildet werden können.<br />

E5: Stellt der qualitative Gehalt mentaler Zustände eine Form von<br />

„Wissen über die Welt“ dar? Sind Qualia Informationsträger, gibt<br />

es so etwas wie „phänomenale Information“?<br />

Mentale Präsentate sind Informationsträger. In den Standardsituationen<br />

informieren sie das System auf sehr schnelle Weise über die pure Präsenz<br />

einer Reizquelle. Sie produzieren eine sehr einfache Form von Wissen,<br />

wenn man so will, unterstützen sie „Existenzannahmen“ innerhalb eines<br />

Realitätsmodells, indem sie bestimmte mentale Modelle als über eine spezi<br />

fische Signalquelle gegeben auszeichnen. Qualia sind Informationsträger,<br />

aber es ist wie das eben angeführte Beispiel uns zeigt höchstwahrschein<br />

lich nicht die Tatsache, daß sie Inhalte phänomenalen Bewußtseins sind,<br />

die ihnen ihre funktionale Rolle innerhalb des Systems verleiht. Die Infor<br />

mation, die sie für das System intern präsentieren, ist also keine besondere<br />

Art von Information sie ist nicht essentiell an die Koinstantiierung mit<br />

phänomenalen Eigenschaften geb<strong>und</strong>en. In Nicht Standardsituationen<br />

(Träumen, Halluzinationen) kann phänomenaler Gehalt auch durch in<br />

terne Signalquellen erzeugt werden <strong>und</strong> dann zum Entstehen von psychi<br />

schen Artefakten führen. Eine Person, die die korrekte wissenschaftliche<br />

Theorie über mentale Präsentate kennt, könnte sich über die kausale Ge<br />

nese der von ihr gesehenen Farben täuschen nicht aber über die Art der<br />

jeweils aktuellen Systemzustände: Wenn Frank Jacksons Mary ein Roter<br />

lebnis hat, mag sie halluzinieren, aber sie weiß genau, daß ihr visueller<br />

Cortex momentan ganz bestimmte Mikrozustände erzeugt, die (als neuro<br />

biologisch realisierte Datenstrukturen betrachtet) in ganz spezifischen For<br />

maten vorliegen. In diesem Sinne präsentieren Qualia dem System in je<br />

dem Fall Information über seine eigene innere Struktur.<br />

26 Vgl. Cowey ⁄ Stoerig 1991b, Pöppel 1987, Stoerig⁄ Cowey 1990, 1991a, 1992, 1993, Weis<br />

krantz 1986.

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