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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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258<br />

5. Kapitel<br />

Hintergr<strong>und</strong> einer naturalistischen Theorie der mentalen Repräsentation<br />

eben das physikalische System als Ganzes ist, wird nun in der reifizierenden<br />

Interpretation dieses mentalen Repräsentationsprozesses zum thinking<br />

subject: In Ermangelung einer befriedigenden Erklärung für diese immer<br />

schon vorhandene Fähigkeit zur repräsentationalen Übersteigung des<br />

<strong>Selbstmodell</strong>s gelangen wir somit fast zwangsläufig zur Postulierung eines<br />

transzendentalen <strong>Subjekt</strong>s.<br />

Genauso irreführend wie diese essentialistische Metaphorik wäre auch<br />

die These, daß das <strong>Subjekt</strong> die öffentliche Person als Erkenntnisinstrument<br />

einsetzt. Denn es ist das mentale Modell der Person, welches für diese zum<br />

Erkenntnisinstrument wird. Das <strong>Subjekt</strong> der Produzent von cogitationes<br />

<strong>und</strong> von Selbsterkenntnis ist ein biologisches System, das gewisse ab<br />

strakte Organe gebildet hat <strong>und</strong> diese nun in sich aktiviert. Wir werden<br />

diesen Punkt noch besser verstehen, wenn wir einige der Fragen beantwor<br />

ten, mit denen wir im ersten Kapitel die psychologische Dimension des<br />

<strong>Subjekt</strong>ivitätsproblems definiert haben.<br />

P3: Was ist der phänomenale Gehalt mentaler Zustände im Gegen<br />

satz zu ihrem intentionalen Gehalt?Gibt es mentale Zustände ohne<br />

phänomenalen Gehalt?<br />

Allgemein gesprochen entsteht phänomenaler Gehalt dadurch, daß ein Sy<br />

stem mentale Repräsentate, Simulate <strong>und</strong> Präsentate metarepräsentational<br />

noch einmal abbildet <strong>und</strong> damit zu bewußten Zuständen macht: Phänome<br />

nale Zustände sind Bewußtseinszustände. Über die neurobiologischen Me<br />

chanismen, die den fraglichen Operationen in unserem eigenen Fall zu<br />

gr<strong>und</strong>e liegen, kann man derzeit noch wenig aussagen. Die Netzwerktheo<br />

rie hat uns jedoch gezeigt, daß Metarepräsentation auch subsymbolische<br />

Metarepräsentation sein könnte, die nicht regelgeleitet <strong>und</strong> nur schwach<br />

kompositional 25 ist also subkognitiv im Sinne klassisch kognitivistischer<br />

Theorien à la Fodor <strong>und</strong> Pylyshyn.<br />

In dem speziellen Sinn mentaler Präsentation (wie ich ihn in Abschnitt<br />

2.1.3 entwickelt habe) bedeutet das Auftreten von phänomenalem Gehalt<br />

die Aktivierung von Präsentaten durch das System. Mentale Präsentate<br />

sind nicht relationale Datenstrukturen, die Signalcharakter haben <strong>und</strong> auf<br />

gr<strong>und</strong> ihres Formats <strong>und</strong> ihrer Funktion für das System als Analog Indika<br />

toren beschrieben werden können. Der spezielle qualitative Gehalt der<br />

durch Analog Indikation im System erzeugten Datenstrukturen wird durch<br />

ihr Format hervorgebracht: Phänomenale Klänge oder phänomenale Far<br />

ben sind abstrakte Eigenschaften der physikalischen Realisierung dieser<br />

Datenstrukturen, die vom Gehirn erkannt werden.<br />

25 Vgl. Goschke ⁄ Koppelberg 1990.

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