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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 253<br />

von „Ich“. 13 Was es gibt, ist der vom System durchgeführte Gebrauch von<br />

„Ich“ unter der Hinsicht der Internalität des <strong>Selbstmodell</strong>s. Mit„Ich“be<br />

zieht sich ein informationsverarbeitendes System bei der Selbstzuschrei<br />

bung psychologischer Eigenschaften auf ein von ihm intern aktiviertes<br />

Analogrepräsentat seiner selbst, das die Basis für die Instantiierung der<br />

fraglichen Eigenschaften darstellt. Diese indexikalische Bezugnahme wird<br />

natürlich nicht vom phänomenalen Selbst durchgeführt, sondern von dem<br />

System als Ganzem. Der Sprecher ist immer das System als Ganzes. Das<br />

System als Ganzes ist aber zur gleichen Zeit das Repräsentandum des<br />

<strong>Selbstmodell</strong>s, auf das das Wörtchen „Ich“ abzielt. Das, was wir seit Witt<br />

genstein 14 häufig als den <strong>Subjekt</strong>gebrauch von „Ich“ bezeichnen, ist also<br />

seiner logischen Struktur nach die von einem System durchgeführte Indizie<br />

rung eines <strong>Selbstmodell</strong>s durch die Erzeugung eines externen Repräsentats<br />

in propositionalem Format unter der Hinsicht der Internalität. 15 Diese lo<br />

gisch epistemische Struktur kann nur von dem betreffenden System selbst<br />

realisiert werden, darum ist es in einer prinzipiellen Weise privilegiert<br />

gegenüber jeder objektiv wissenschaftlichen Beschreibung.<br />

Was aber ist die bedeutende Lücke, die durch diese Tatsache in unserer<br />

Konzeption der Welt entsteht? Machen wir die starke Annahme, daß die<br />

wissenschaftliche Taxonomie mentaler Zustände sich mit der Individuie<br />

rung mentaler Zustände durch unser Gehirn verknüpfen ließe. Selbst in<br />

diesem Fall werden zukünftige wissenschaftliche Aussagen über mentale<br />

<strong>Selbstmodell</strong>e niemals den kleinen roten Pfeil besitzen, der auf der Ebene<br />

subjektiven Erlebens die phänomenale Qualität der „Meinigkeit“ erzeugt<br />

<strong>und</strong> auf der Ebene äußeren Sprechens in der Hinsicht der Internalität<br />

besteht das ist auch nicht ihr Ziel. Dieser Punkt wird noch deutlicher<br />

werden, wenn wir die folgenden beiden Fragen untersuchen.<br />

LS 6: Sind Sätze des Typs „Ich bin TM“ ausschließlich als Identi<br />

tätsaussagen zu interpretieren?<br />

LS 7: Gibt es nicht triviale Wahrheiten in Gestalt solcher Aussagen,<br />

die über die reine Selbstreferenz qua historische Person in einem<br />

sozialen Kontext hinausgehen? Was wären die Bedingungen der<br />

Wahrheit für solche Identifikationen?<br />

Wie ich im vierten Kapitel dargelegt habe, ist Nagels neuere Reformulie<br />

rung des <strong>Subjekt</strong>ivitätsproblems in ihrem Kern eine These über eine be<br />

stimmteKlassevonSätzen über Sätze vom Typ „Ich bin TM“. Die<br />

13 Vgl. Wittgenstein 1970 (1958): 106f, dazu auch Shoemaker 1981b (1968).<br />

14 Vgl. Wittgenstein 1970 (1958): 106f.<br />

15 Die dieser Hinsicht zugr<strong>und</strong>eliegende Internalität ist eine schlicht räumliche: Die neuro<br />

biologische Realisierung des <strong>Selbstmodell</strong>s befindet sich im System (z. B. in seinem Kopf).

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