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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 251<br />

diesem noch keine spezielle epistemologische Autorität. Auf der anderen<br />

Seite würde uns auch eine komplette neuroinformatische Theorie der Akti<br />

vität eines Fledermausgehirns die wir mental niemals erfassen könnten<br />

keinen Zugriff auf das Fledermausbewußtsein ermöglichen, weil die in<br />

terne funktionale Architektur des Nervensystems der Fledermaus ihr Wei<br />

sen der kausalen Wechselwirkung mit ihren eigenen Zuständen ermöglicht,<br />

die keine theoretische Struktur uns liefern kann. 9<br />

E3: Gibt es irreduzible Tatsachen bezüglich der <strong>Subjekt</strong>ivität men<br />

taler Zustände, die nur in der ersten Person Singular ausgesprochen<br />

<strong>und</strong> nur aus der Perspektive der ersten Person erkannt werden kön<br />

nen?<br />

Die Eigenschaften subjektiver mentaler Zustände sind die Eigenschaften<br />

aktiver mentaler Modelle, die in das <strong>Selbstmodell</strong> eingebettet sind. Es gibt<br />

aber eine wichtige Hinsicht, unter der nur das die jeweiligen mentalen<br />

Modelle aktivierende System selbst mit Hilfe eines externen, propositiona<br />

len Repräsentationscodes auf diese bezugnehmend zugreifen kann: Die<br />

Hinsicht der Internalität. Wennichsage:„Ich habe gerade Schmerzen“,<br />

dann bin ich das einzige System im Universum, das mit diesem propositio<br />

nalen Externrepräsentat auf sein aktuelles <strong>Selbstmodell</strong> Bezug nehmen<br />

kann <strong>und</strong> das sowohl unter der Hinsicht der Internalität, als auch unter der<br />

Hinsicht der Identität der die beiden Repräsentate physikalisch 10 produzie<br />

renden Systeme. Diese speziellen Eigenheiten der Selbstzuschreibung psy<br />

chologischer Eigenschaften bringen aber keinen höheren Gewißheitsgrad<br />

mit sich es handelt sich nicht um eine privilegierte Form von Erkenntnis<br />

aus der Perspektive der ersten Person. Psychologische Selbstzuschreibun<br />

gen in der ersten Person Singular („Ich habe gerade Schmerzen“) sind Sätze,<br />

die durch eine zusätzliche Hinsicht gekennzeichnet werden, nicht durch<br />

eine eigene Logik.<br />

LS 2: Was sind die Wahrheitsbedingungen solcher Sätze?<br />

Sätze, die sich unter der Hinsicht der Internalität auf vom Sprecher intern<br />

aktivierte mentale Modelle des Selbst beziehen, werden durch Eigenschaf<br />

ten dieser Modelle wahr oder falsch gemacht. Als neurobiologisch reali<br />

sierte Datenstrukturen besitzen <strong>Selbstmodell</strong>e öffentlich zugängliche <strong>und</strong><br />

9 Vgl. Van Gulick 1985: 67. Man kann diesen Gedanken auch über den Begriff der<br />

„informationalen Äquivalenz“ zu erläutern versuchen; vgl. a.a.O.: 59.<br />

10 Ich gehe dabei davon aus, daß die Bedeutung des externen Repräsentats durch einen<br />

sozialen Kontext festgelegt wird. Was die Erzeugung von semantischem Gehalt angeht, ist der<br />

Sprecher also nur Teil eines wesentlich größeren Repräsentationssystems. In bezug auf die<br />

physikalischen Datenstrukturen (Schallwellen, Schriftzeichen), die seinem Sprechakt zugrun<br />

de liegen, ist er allerdings der alleinige Produzent.

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