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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 249<br />

Präsentate (aber auch andere durch sehr schnelle Operationen erzeugte<br />

mentale Zustände) nicht als Konstrukte,sondernalsObjekte bzw. objektive<br />

Eigenschaften in das aktuelle Realitätsmodell eingebettet. Dieses repräsen<br />

tationale Charakteristikum menschlicher Nervensysteme erzeugt eine psy<br />

chologische Eigenschaft, die man als naiven Erlebnisrealismus oder Gege<br />

benheits Illusion bezeichnen könnte. Die entscheidende, sich aus neueren<br />

empirischen Erkenntnissen ergebende Tatsache ist, daß die Instantiierung<br />

dieser psychologischen Eigenschaft in starker Weise durch bewußtseinsex<br />

terne Faktoren determiniert wird. Da diese Eigenschaft durch kontingente<br />

physikalische Ereignisse in ihr genaues Gegenteil verkehrt werden kann,<br />

verschließt sie sich der philosophischen Interpretation als evidenter a pri<br />

ori Wahrheit.<br />

Wir sind biologische Wesen, die psychologische Eigenschaften erwerben,<br />

indem sie bestimmte mentale Modelle in sich aktivieren. Da mentale Mo<br />

delle zudem auch die Werkzeuge kognitiver Operationen 7 sind, führen<br />

solche Operationen häufig zur Instantiierung neuer psychologischer Eigen<br />

schaften. Eine der interessantesten kognitiven Operationen ist die Selbstbe<br />

zugnahme.<br />

P2: Welche psychologischen Eigenschaften entstehen dadurch, daß<br />

eine Person mental oder extern in Form monologischer Selbstrefe<br />

renz auf sich Bezug nimmt?<br />

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir mehrere Fälle unterscheiden.<br />

a) Externe „monologische“ Selbstreferenz ist dann gegeben, wenn ich zum<br />

Beispiel zu mir selbst sage: „Ich bin gerade etwas verwirrt“. Ich produziere<br />

in solchen Fällen ein externes Repräsentat, dessen Referenzobjekt das aktu<br />

elle interne <strong>Selbstmodell</strong> ist. Deshalb bin ich in solchen Fällen auch gegen<br />

über anderen Sprechern privilegiert, da ich auf größere Informationsres<br />

sourcen zugreifen kann: In sozialen Situationen kann ich immer nur eine<br />

Teilmenge der mir zugänglichen Eigenschaften meiner selbst instrumentali<br />

sieren. Durch diesen „monologischen“ Sprechakt verändert sich sofort<br />

auch der aktuelle Gehalt des von meinem Gehirn aktivierten Selbstmo<br />

dells: Ich erlebe mich nun als einen mit sich selbst Sprechenden, der sich<br />

gerade eine psychologische Eigenschaft zuschreibt.<br />

b) Die mentale Simulation von externer monologischer Selbstreferenz<br />

besteht darin, daß innerhalbdes Systems eine Serie von mentalen Modellen<br />

aktiviert wird, die in analogem Format die Produktion externer sprachli<br />

cher Repräsentate nachahmt. Im Normalfall werden diese Modelle auto<br />

7 Das intellektuelle <strong>Subjekt</strong> im klassischen Sinne eines denkenden Egos ist das mentale<br />

Modell eines mit nicht sensorischen Repräsentaten höherer Stufen operierenden Selbstes. Es<br />

wird durch diejenige Partition des bewußten <strong>Selbstmodell</strong>s gebildet, in die mentale Modelle<br />

eingebettet werden, die satzartige Strukturen <strong>und</strong> propositionalen Gehalt in analogem Format<br />

darstellen. Vgl. hierzu auch Rosenberg 1986.

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