Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Vom <strong>Subjekt</strong> zum <strong>Selbstmodell</strong>: Perspektivität ohne Ego 245<br />
nalität 4 , sondern auch durch ihre strukturell repräsentationale Fixierung<br />
auf einen einzigen Anwender, sind auf diese Weise zentrierte Realitätsmo<br />
delle nur noch für ein einziges System sinnvolle Instrumente. Abstrakte<br />
Organe wie mentale Modelle der Welt <strong>und</strong> des Selbst sind deshalb auch<br />
nicht transplantierbar, denn ihr funktionales Profil das durch extraorga<br />
nismische Relationen geprägt wird kann nicht beliebig in ein anderes<br />
System überführt werden. 5 Die Einzigartigkeit jedes phänomenalen Sub<br />
jekts hat somit ihr Gegenstück in der Einzigartigkeit der funktionalen Ei<br />
genschaften des ihm zugr<strong>und</strong>eliegenden <strong>Selbstmodell</strong>s. Dieses Selbstmo<br />
dell ist der kleine rote Pfeil, den ein menschliches Gehirn benutzt, um sich<br />
in der von ihm aufgebauten inneren Simulation der Welt zu orientieren.<br />
Das Bild vom totalen Flugsimulator <strong>und</strong> dem kleinen roten Pfeil ist ein<br />
allgemeines intuitives Bild, das sich aus den Überlegungen der vorangegan<br />
genen Kapitel ergibt. Es sollte den Gr<strong>und</strong>gedanken der vorangegangen<br />
Untersuchungen noch einmal kurz illustrieren. Mit diesem Bild <strong>und</strong> den<br />
Überlegungen, die zu ihm geführt haben, im Kopf lassen sich nun Antwor<br />
ten entwickeln in bezug auf den im letzten Abschnitt des ersten Kapitels<br />
formulierten Minimalkatalog von Fragen in Zusammenhang mit dem phi<br />
losophischen Problem der <strong>Subjekt</strong>ivität mentaler Zustände. Ich hatte die<br />
sen Katalog in logisch semantische, erkenntnistheoretische <strong>und</strong> psychologi<br />
sche Fragen gegliedert. Da das Interesse dieser Arbeit sich primär auf<br />
psychologische <strong>Subjekt</strong>ivität richtet, werde ich mich diesen Fragen nun<br />
auch zuerst zuwenden.<br />
5.2 <strong>Subjekt</strong>ivität in zentrierten Repräsentationsräumen:<br />
Vorläufige Antworten<br />
Informationsverarbeitende Systeme können psychologische Eigenschaften<br />
instantiieren, indem sie ganz bestimmte funktionale <strong>und</strong> repräsentationale<br />
4 Diese Eigenschaft könnten sie prinzipiell verlieren, etwa indem sie dupliziert <strong>und</strong> in<br />
anderen Systemen aktiviert werden. Wenn man durch irgendeine zukünftige Technologie der<br />
funktionalen Klonierung in meinem Gehirn das Realitätsmodell einer Fledermaus aktivieren<br />
könnte, würden zwar phänomenale Fledermauszustände entstehen. Andererseits wären solche<br />
Zustände aber im biologisch physikalischen Kontext meines Organismus hochgradig afunk<br />
tionale Simulate, deren intentionaler Gehalt gegen Null ginge. „Transplantierte Selbstmodel<br />
le“ stünden zu dem sie nun beherbergenden Organismus nur in einer schwachen Ähnlichkeits<br />
relation.<br />
5 Wenn es stimmt, daß die subjektiven Zustände eines physikalischen Systems höherstufige<br />
funktionale Zustände desselben sind, dann nehmen diese Zustände auch einen bestimmten<br />
OrtinderkausalenMatrixderWeltein.DieserOrtwirddurchinterne,physikalischeZu<br />
stände des Systems realisiert <strong>und</strong> damit fixiert. „Subjective facts accessible from other points of<br />
view will remain opaque to us, not because there is some special picture which must remain<br />
hidden from us or entitites which we can never glimpse, but because we can not bring our causal<br />
position inside another self conscious subject to duplicate his own location.“ Van Gulick 1985:<br />
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