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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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5. Kapitel<br />

Vom<strong>Subjekt</strong>zum<strong>Selbstmodell</strong>:<br />

Perspektivität ohne Ego<br />

5.1 Der totale Flugsimulator <strong>und</strong> der kleine rote Pfeil<br />

Welches Bild des menschlichen Geistes ergibt sich aus den bisher angestell<br />

ten Überlegungen? Bevor wir uns den spezifisch philosophischen Fragen<br />

zuwenden, möchte ich eine technische <strong>und</strong> eine repräsentationale Metapher<br />

anbieten, die einen Teil der den vorangegangenen Bemerkungen zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Gedanken veranschaulichen sollen. Die erste dieser Metaphern<br />

ist der Flugsimulator. Ein Flugsimulator ist ein Gerät, an dem zukünftige<br />

Piloten ausgebildet werden. Es dient auch dazu, das Verhalten in unvorher<br />

gesehenen <strong>und</strong> kritischen Situationen zu üben, ohne das Risiko eines tat<br />

sächlichen Absturzes einzugehen. Flugsimulatoren wurden bereits zu An<br />

fang des Jahrh<strong>und</strong>erts eingesetzt, seitdem sind sie technisch ständig<br />

verbessert worden. In den heute technisch bereits überholten Standardmo<br />

dellen befinden sich die Kandidaten häufig in einer Kabine, die aufgroßen<br />

Teleskopfüßen oder einer Bewegungsplattform ruht. Diese Teleskopfüße<br />

werden von einem Rechner angesteuert, der auf diese Weise für den in der<br />

Kabine sitzenden Flugschüler alle Bewegungen eines wirklichen Flugzeug<br />

nachahmen kann. In der Kabine befindet sich ein realistisch gestaltetes<br />

Cockpit mit allen Instrumenten <strong>und</strong> Steuerungswerkzeugen, die ein echtes<br />

Flugzeug auch besitzt. Der Schüler blickt auf den ebenfalls von einem<br />

Computer angesteuerten Videobildschirm, der ihm eine visuelle Simula<br />

tion des Blicks aus dem Cockpit liefert. In fortgeschrittenen Modellen ist<br />

dieser Bildschirm bereits durch einen Datenhelm ersetzt, der über zwei<br />

räumlich versetzte Kleinbildschirme den Ausblick in eine dreidimensio<br />

nale R<strong>und</strong>umgrafik ermöglicht. Sie zeichnet sich durch eine „Unendlich<br />

keits Optik“ aus: Durch eine spezielle Programmiertechnik befindet sich<br />

der virtuelle Fokus des Bildes in mehr als zehn Metern Entfernung. Wenn<br />

der Proband „aus dem Fenster“ schaut, kann er seinen Blick auch auf weit<br />

entfernte Objekte fokussieren obwohl das tatsächliche Bild sich nur we<br />

nige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt befindet. Diese visuelle Simu<br />

lation der Außenwelt wird mit großer Geschwindigkeit <strong>und</strong> in Abhängig<br />

keit von den Handlungen des Piloten ständig aktualisiert. Auch der<br />

propriozeptive <strong>und</strong> der kinästhetische Sinn lassen sich heute stimulieren,<br />

zum Beispiel durch einen Seat Shaker, der vom Strömungsabriß bei kriti<br />

schen Geschwindigkeiten bis zu den Vibrationen des Nachbrenners eine<br />

ganze Reihe körperlicher Empfindungen des Piloten zu simulieren hilft.<br />

Auf diese Weise kann ein Flugschüler den Umgang mit den Bordinstrumen<br />

ten sowie die Reaktion eines Luftfahrzeugs auf seine Handlungen kennen

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