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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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24<br />

1. Kapitel<br />

chen Argument gegen die Identitätstheorie (als einer Theorie bezüglich der<br />

Relation zwischen physischen <strong>und</strong> psychischen Phänomenen) zugr<strong>und</strong>e,<br />

das Saul Kripke entwickelt hat. 2 Dieses Argument welches ein breites<br />

Echo in über fünfzig Aufsätzen hervorgerufen hat greift in seinem ersten<br />

Schritt die von Vertretern früher, postbehavioristischer Leib Seele Theori<br />

en 3 behauptete Kontingenz der Identitätsrelation zwischen psychischen<br />

<strong>und</strong> Hirnprozessen an, indem darauf hingewiesen wird, daß die in ihr<br />

eingesetzten Terme starre Designatoren („rigid designators“) sind. Das<br />

heißt: Starre Bezeichnungsausdrücke wie „mein Gehirnvorgang vom Typ A“<br />

<strong>und</strong> „mein Schmerz B“ besitzen in allen möglichen Welten dieselben Refe<br />

renten. Sie funktionieren wie Eigennamen, weil sie ihre Referenzobjekte<br />

durch eine essentielle Spezifikation erfassen. Keine Angst ich möchte das<br />

Kripkesche Argument hier nicht diskutieren, sondern lediglich die Auf<br />

merksamkeit meiner Leser auf die Tatsache lenken, daß es genau der durch<br />

die Analyse von mentalistischen Beschreibungen des Typs „mein Schmerz<br />

vom Typ A“ als rigide Designatoren ausgedrückte semantische Essentialis<br />

mus ist, der ein wichtiges Merkmal unseres Erlebens in Form der aus ihm<br />

entstehenden Intuition wiedergibt, daß meine mentalen Zustände immer<br />

schon meinementale Zustände sind <strong>und</strong> sein müssen. Wer glaubt, es könnte<br />

innere Erlebnisse geben, die niemandes Erlebnisse oder nur zufällig die<br />

inneren Zustände dieses bestimmten psychologischen <strong>Subjekt</strong>s sind, der<br />

hat so Kripke überhaupt nicht verstanden, über was für Zustände wir in<br />

solchen Fällen sprechen. Wenn das aber so ist, dann können gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Zweifel an der Theoriefähigkeit von <strong>Subjekt</strong>ivität aufkommen: Wenn die<br />

<strong>Subjekt</strong> Argumentstelle sich aus Beschreibungen mentaler Zustände prinzi<br />

piell nicht eliminieren 4 läßt, dann können solche Beschreibungen auch<br />

nicht nomologisch mit objektiven Aussagen (etwa über Vorgänge im Ge<br />

hirn) verknüpft werden, weil sie zu einem ganz anderen Typ von Beschrei<br />

bung gehören.<br />

Die Frage nach der <strong>Subjekt</strong>ivität mentaler Zuständegehört in das theore<br />

tische Feld des Leib Seele Problems. Je nachdem, wie man die vielen Ein<br />

zelfragen dieses schwierigen <strong>und</strong> komplexen Bereichs der Theorienbildung<br />

gewichtet, kann man sie auch als das zentrale Problem schlechthin konstru<br />

ieren: Was die meisten von uns auch diejenigen mit starken materialisti<br />

schen Neigungen nicht verstehen können, ist, wie unser eigenes Bewußt<br />

2 Vgl. Kripke 1971, Kripke 1972. Ich habe dieses Argument <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise, in der<br />

cartesianische Intuitionen in es einfließen, an anderer Stelle diskutiert. Vgl. <strong>Metzinger</strong> 1985:<br />

213ff <strong>und</strong> auch die Kritik von Bartels an Kripke in Bartels 1984. Eine gute Rekonstruktion<br />

gibt Lycan 1987, Kapitel 2; vgl. auch Stegmüller 1986: 312ff.<br />

3 Vgl. etwa Armstrong 1965, 1968, Feigl 1960, 1967, Lewis 1966(deutsch 1989), Lewis<br />

1972 (deutsch 1989), Place 1956, 1988, Smart 1959, 1961, 1962, 1963a, 1963b; Erläuterungen<br />

finden sich in Borst 1970: 13ff, Bieri 1981: 36ff <strong>und</strong> <strong>Metzinger</strong> 1985: 16ff <strong>und</strong> 210ff.<br />

4 Eine sehr luzide Diskussion der quasi logischen „Gesetze der <strong>Subjekt</strong>ivität“ <strong>und</strong> der mit<br />

ihnen verb<strong>und</strong>enen Nicht Eliminierbarkeit des subjektiven Standpunkts bietet Colin McGinn<br />

an; vgl. McGinn 1983, besonders Kapitel 3 <strong>und</strong> 6.

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