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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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238<br />

4. Kapitel<br />

falls zur zwangsläufigen weil einzig verfügbaren theoretischen Strategie<br />

zu werden braucht.<br />

Wenden wir uns abschliessend dem ersten von Nagel aufgegriffenen Pro<br />

blemaspekt zu: <strong>Subjekt</strong>ivität qua phänomenaler Gehalt.Wieistes,Batman<br />

zu sein? Angenommen, wir würden bereits heute über die Gesamtheit<br />

möglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich der mentalen Zu<br />

stände von Batman verfügen was genau würden wir dann nicht wissen?<br />

Wir wüßten so Nagel nicht, wie es sich anfühlt, als Erlebnissubjekt durch<br />

Batmans innere Zustände hindurchzugehen. Vielleicht wären wir in der<br />

Lage, eine erschöpfende Beschreibung des Superhelden von der Biologie<br />

über die Neuroinformatik bis hinauf zur Psychologie anzubieten aber<br />

selbstverständlich wüßten wir nicht, wie es ist. Das Problem dieser <strong>und</strong><br />

verwandter antinaturalistischer Denkfiguren 57 liegt darin, daß sie dem<br />

Nicht Skeptiker keine genaue Beschreibung des Explanandums anbieten<br />

können. Es ist nicht klar, wovon überhaupt gesagt wird, daß es sich dem<br />

objektivierenden Zugriff der Wissenschaft prinzipiell entzieht. 58 Das Pro<br />

blem des phänomenalen Gehalts mentaler Zustände ist häufig in vor<br />

schneller Abgrenzung von ihrem intentionalen Gehalt in der neueren<br />

Diskussion überwiegend unter dem Stichwort „Qualia“ abgehandelt wor<br />

den. 59 Wenn man jetzt unter der Hinsicht phänomenalen Gehalts „Wie es<br />

ist“ als die Gesamtheit der zu einem gegebenen Zeitpunkt auftretenden<br />

Qualia interpretiert, dann sieht man sofort die Schwäche skeptischer Sub<br />

jektivitäts Argumente der Nagelschen Art. Denn Qualia sind dem üblichen<br />

Verständnis zufolge singuläre, homogene Aspekte mentaler Zustände, de<br />

ren Gehalt sprachlich nicht adäquat repräsentiert werden kann <strong>und</strong> die<br />

deshalb weitgehend inkommunikabel sind: Wir können einem Blindgebo<br />

renen nicht erklären, was der Kern eines Türkis Erlebnisses ist <strong>und</strong> Su<br />

perman wird nie verstehen, wie es ist, Batman zu sein. Denn es handelt sich<br />

beim Auftreten von Qualia um präreflexive innere Phänomene, die vor<br />

<strong>und</strong> unabhängig von jeder sprachlichen Kategorisierung in erlebnismäßig<br />

57 Vgl. auch Jackson 1982.<br />

58 Kathy Wilkes hat wiederholt (1984, 1988) dafür argumentiert, daß der alltagssprachlich<br />

phänomenologische Begriff „Bewußtsein“ keine natürliche Art herausgreift <strong>und</strong> aus diesem<br />

<strong>und</strong> anderen Gründen für wissenschaftlich orientierte Theorien des Geistes gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

irrelevant ist. „One of the pressing problems for the brain and behavioural sciences is the<br />

construction of a taxonomy of explananda. It is evident that pain, <strong>und</strong>er some description, must<br />

feature in such a taxonomy. However, what counts as pain for the purposes of the sciences may<br />

prove to be in part at least a product of what kinds of phenomena the explanans serves to unify,<br />

and thus may diverge from the extension of the class of phenomena picked out by the vernacular<br />

term....Theadaptation that the term ,consciousness‘ would need to <strong>und</strong>ergo before it could be<br />

made to cover tidily a systematically related bunch of behaviours would be so great that a study<br />

of this,consciousness‘ would no more be a study of consciousness as we think of it than the study<br />

of the spin of an electron can inform us about the behaviour of whippings tops.“ (Wilkes 1984:<br />

234, 239)<br />

59 Vgl. etwa Block 1980, Churchland 1981b, 1985b, 1989, Davis 1982, Dennett 1978,<br />

1979, 1981, 1988, Jackson 1982, 1986, Kitcher 1979, Lewis 1980, 1990, Lycan 1973, 1981a,<br />

1987, Shoemaker 1975, 1981, 1982.

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