Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
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Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 235<br />
Bevor man sich der Frage zuwendet, was es heißen könnte, daß ein denken<br />
des <strong>Subjekt</strong> die Welt durch eine bestimmte Person betrachtet, sollteman<br />
zwei wichtige Details nicht übersehen.<br />
Erstens geht es hier um die Erklärung der Genese eines Gedankens, das<br />
heißt um die Aktivierung eines bestimmten mentalen Repräsentats. Das<br />
Problem ist, wenn wir Nagels Formulierung ernstnehmen, in seinem Kern<br />
ein psychologisches wegen seiner enormen begrifflich logischen Virulenz<br />
jedoch Gegenstand einer philosophischen Psychologie. Es ist eine sehr spe<br />
zielle <strong>und</strong> problematische Form mentaler Repräsentation, die die Frage<br />
aufwirft, was in ihr repräsentiert wird. Interpretiert man mentale Repräsen<br />
tate nach dem Muster propositionaler Repräsentate, dann stellt sich auch<br />
die Frage nach der Natur der abgebildeten Sachverhalte. Mit Sicherheit<br />
besteht das problematische psychische Phänomen jedoch nicht nur in dem<br />
inneren Aussprechen eines Satzanalogs vom Typ „Ich bin TM“ auch<br />
wenn manche Philosophen gerne sogar die Phänomene selbst noch spracha<br />
nalytisch behandeln möchten.<br />
Zweitens tritt die fragliche mentale Repräsentation in einem sehr speziel<br />
len Kontext auf: Nämlich immer dann, wenn ich mit mir selbst spreche. Ob<br />
die von mir zu diesem Zweck eingesetzten Zeichen hochkomplexe neurale<br />
Ereignisse in meinem Gehirn (also natürliche Zeichen)sindoderobsieauf<br />
der „Makro Ebene“ von Sprechakten anzusiedeln sind, spielt für den ge<br />
genwärtigen Zusammenhang vorerst noch keine Rolle. Wichtig ist dagegen,<br />
daß wir es mit einem internen Versuch von Orientierung durch Selbstrefe<br />
renz zu tun haben. Im Gegensatz zu den üblichen, unmysteriösen Formen<br />
des Gebrauchs von „Ich“ werde ich deswegen ab jetzt von monologischer<br />
Selbstreferenz sprechen. Es handelt sich hierbei um genau jene Sonderfälle,<br />
in denen Sprecher <strong>und</strong> Adressat identisch sind. Monologische Selbstrefe<br />
renz ereignet sich immer dann, wenn ich zu mir selbst sage, daß ich TM<br />
bin.<br />
Betrachten wir vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die interessante, von Thomas<br />
Nagel angebotene Metapher etwas genauer. Was kann es heißen, daß dieses<br />
denkende <strong>Subjekt</strong> die Welt durch die Person TN betrachtet? Ist damit ein<br />
räumliches <strong>und</strong> doch cartesianisches Bild anvisiert, in dem ein cogitationes<br />
produzierendes außerweltliches Ich durch ein Fenster im Himmel in das<br />
Gehirn von TN blickt?<br />
Angenommen, daß wir die Welt immer nur unter Beschreibungen ken<br />
nen zum Beispiel unter wissenschaftlichen oder unter von unserem zen<br />
tralen Nervensystem erzeugten , dann geht es für das denkende <strong>Subjekt</strong><br />
darum, die Welt zu repräsentieren. DawiresmiteinemGedankenzutun<br />
haben, geht es um eine mentale Repräsentation der Welt. Bei dieser Auf<br />
gabe soll die Person TNs als Instrument eingesetzt werden. Also soll im<br />
Rahmen einer psychischen Darstellung der Welt eine Person instrumentali<br />
siert werden, ohne selbst in Form eines wie auch immer gearteten Reprä<br />
sentats intern gegeben zu sein. Das kann aber nicht so sein: Im Rahmen<br />
einer mentalen Weltrepräsentation kann nur das mentale Repräsentat einer<br />
Person zum kognitiven Werkzeug werden. Außerdem wollen wir ja gerade