Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 233<br />
lemma ist hier eines von <strong>Subjekt</strong> <strong>und</strong> <strong>Subjekt</strong>ivität, von Abstraktion <strong>und</strong><br />
Introspektion. Nagel ist bei seinen begrifflichen Analysen dieses Dilemmas<br />
häufig in Gefahr, in einen Dualismus abzugleiten, der die beiden Aspekte<br />
oder Bewußtseinsfunktionen schlicht reifiziert. Ihm ist zudem vorgeworfen<br />
worden, daß seine Argumentationen für die Inkompatibilität von subjekti<br />
ver <strong>und</strong> objektiver Perspektive auf einer Äquivokation der erkenntnistheo<br />
retischen <strong>und</strong> der metaphysischen Hinsicht auf die subjektiv objektiv Di<br />
chotomie fußen. 47<br />
William Lycan hat in seiner Kritik 48 an den perspektivischen „funny<br />
facts“, die nur aus dem Blickwinkel der ersten Person erfaßt werden kön<br />
nen, angenommen, daß jeder dieser Tatsachen eine wahre Aussage entspre<br />
chen muß. Da Nagel die logische Struktur der fraglichen Fakten im Dun<br />
keln läßt, geht Lycan davon aus, daß die mysteriöse Perspektivität sich<br />
entweder in ihrem Individuen Element oder in ihrem Eigenschafts Be<br />
standteil verstecken muß. Das bedeutet: Es gibt (als Bestandteil der eben<br />
angesprochenen Proposition) einen Individualbegriff oder einen Prädika<br />
tausdruck, der nicht auf objektive Weise, also aus der Perspektive der<br />
drittenPersonerfaßtwerdenkann sondern nur aus der des <strong>Subjekt</strong>s. Nun<br />
sagt Lycan, daß Individualbegriffe einfach Funktionen von Welten zu Indi<br />
viduen sind <strong>und</strong> Prädikate Funktionen, die bezüglich einer Welt Mengen<br />
von Individuen herausgreifen nichts an ihnen läßt darauf schließen, daß<br />
sie nicht objektiv beschreibbar sein sollten (obwohl es Bedeutungsfunktio<br />
nen geben mag, die zu komplex für unseren mentalen Apparat sind, d. h.<br />
nicht mental repräsentiert werden können).<br />
Lycan bemerkt weiterhin, daß Nagel nicht selten essentialistischen Intui<br />
tionen durch einen Akt Objekt Jargon Ausdruck verleiht (einen Vorwurf,<br />
denerauchanKripkerichtet 49 ). Was heißt das? Es bedeutet, daß wir in der<br />
Interpretation mentaler Phänomene <strong>und</strong> ihres Gehalts deren Prozeßcha<br />
rakter unterschlagen indem wir ein mentales Objekt konstruieren, auf das<br />
sich ein subjektiver Akt richtet. In der theoretischen Analyse unseres Erleb<br />
nisraums rauben wir damit einem seiner Teile die Ereignishaftigkeit <strong>und</strong><br />
frieren ihn zu einem psychischen Einzelding ein, das scheinbar aus der<br />
Ganzheit des inneren Repräsentationsvorgangs gelöst <strong>und</strong> zu einem diskre<br />
ten Objekt auf der inneren Bühne werden kann. In der Tat bedient sich<br />
Thomas Nagel häufig solcher suggestiven Formulierungen.<br />
Nagel slips on the same Banana Peel. For example, on p. 164 he talks of taking a<br />
„subjective viewpoint toward our experience [my italics], and on p. 166 he talks<br />
of „how [his experiences] appear to“ him [ditto]. But experiences are not ob<br />
jects that present appearances to us and toward which we take viewpoints; they<br />
47 Vgl. Foss 1987: 208 (Fußnote 2).<br />
48 Vgl. Lycan 1987: Kapitel 7, siehe auch Boër⁄ Lycan 1980, Boër ⁄ Lycan 1986.<br />
49 Vgl. Lycan 1987, Kapitel 2. Lycan hat den hier beschriebenen logischen Ausrutscher in<br />
der Analyse von mentalen Zuständen <strong>und</strong> Ereignissen als mentalen Objekten auf den Namen<br />
banana peel Fehlschluß getauft, weil er ihm so weitverbreitet erscheint, daß er eines eigenen<br />
Namens bedarf. Vgl. Lycan 1987: 17.