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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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Fledermäuse, objektive Selbste <strong>und</strong> die Irreduzibilität der Innenperspektive 221<br />

ein System über den qualitativen Gehalt mentaler Zustände erwirbt. Das<br />

Wissen, das Mary durch ihre neuen Erlebnisse über die Erlebnisse anderer<br />

Menschen gewinnt, ist ein Wissen jenseits von Wahrheit <strong>und</strong> Falschheit.<br />

Eine naturalistische Theorie des <strong>Subjekt</strong>s muß uns deshalb die Beziehung<br />

zwischen qualitativem „Knowledge by Acquaintance“ <strong>und</strong> wahrheitsfunk<br />

tionalem „Knowledge by Description“ bezüglich eben dieser phänomena<br />

len Zustände erklären.<br />

Kehren wir nach diesem kurzen Blick auf das Problem privaten Wissens<br />

zurück zur Relationalität des psychischen Phänomens <strong>Subjekt</strong>ivität. Sub<br />

jektivität bezeichnet eine Beziehung: Mentale Zustände werden zu subjek<br />

tiven mentalen Zuständen, indem sie in diese Beziehung eintreten. Sie<br />

treten in eine Beziehung ein zu einer Entität, die begriffsgeschichtlich aus<br />

idealistischen Konzeptionen des Selbstbewußtseins stammt <strong>und</strong> deren psy<br />

chische Funktion alles andere als gut verstanden ist besonders was ihre<br />

Beziehung zu theoretischen Entitäten in empirischen Theorien über das<br />

Gehirn <strong>und</strong> von ihm erbrachte kognitive Leistungen angeht. Diese Entität<br />

wird üblicherweise als das <strong>Subjekt</strong> bezeichnet.<br />

Wenn Thomas Nagel uns nun sagt, daß er wissen möchte, wie es für eine<br />

Fledermaus ist, eine Fledermaus zu sein, dann vermischt er dabei die Frage<br />

nach der Identität des <strong>Subjekt</strong>s mit der des qualitativen Gehalts seiner<br />

Zustände. Häufig oszillieren seine Bemerkungen zwischen diesen beiden<br />

Fragestellungen. Was aber ist es für eine Beziehung, durch die das psycholo<br />

gische <strong>Subjekt</strong> seine Identität fixiert, indem es manche mentalen Zustände<br />

zu seinen macht? Wir wissen aus empirischen Untersuchungen, daß die<br />

fragliche <strong>Subjekt</strong>beziehung mentaler Zustände durch rein naturwissen<br />

schaftlich zu beschreibende Ereignisse in ihrer Existenz determiniert ist:<br />

Sie entsteht beim Aufwachen <strong>und</strong> in Fällen gelungener Psychotherapie ,<br />

sie kann verlorengehen bei geistigen Erkrankungen aller Art, unter Nar<br />

kose oder unter Einwirkung psychoaktiver Substanzen <strong>und</strong> sie kann sogar<br />

multipliziert werden, nämlich in den bereits erwähnten Fällen von multi<br />

pler Persönlichkeit (MPD). Daraus folgt unmittelbar, daß es auch nicht<br />

subjektive mentale Zustände gibt. Wenn wir also verstehen möchten, wie<br />

die phänomenale Gesamtqualität des „Wie es ist, ein X zu sein“ in die Welt<br />

kommen kann <strong>und</strong> konnte, müssen wir uns zusätzlich dem Ich oder Selbst<br />

zuwenden <strong>und</strong> es in seiner Funktion als <strong>Subjekt</strong> das heißt: in seiner<br />

Relationalität analysieren. In neueren Veröffentlichungen ist auch Tho<br />

mas Nagel diesen Weg gegangen.<br />

4.2.2 Perspektivische Fakten<br />

Die vorläufig letzte Variante der Problemexposition stellt Thomas Nagel in<br />

seinem Buch „The View from Nowhere“ vor. Obwohl auch hier die Kern<br />

these eine schillernde ist, läßt sie sich doch kurz folgendermaßen charakte<br />

risieren: „Es gibt Wahrheiten, die nur in der ersten Person Singular ausge<br />

sprochen werden können. Solche Wahrheiten beziehen sich auf eine be

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