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Metzinger · Subjekt und Selbstmodell - Cogprints

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22<br />

1. Kapitel<br />

Innenleben seine unhintergehbare Konkretheit, seinen Reichtum <strong>und</strong> seine<br />

Buntheit verleiht. Die eben genannten begrifflichen Elemente von Subjek<br />

tivität Identität, Bewußtsein <strong>und</strong> Erlebnisträgerschaft versuchen, das<br />

Wesen der drei phänomenologischen Säulen unseres selbstbewußten Erle<br />

bens zu erfassen <strong>und</strong> einzufangen. Sie tun dies in einer sehr vagen <strong>und</strong><br />

häufig äquivoken Art <strong>und</strong> Weise, die es schwierig macht, den Begriff des<br />

psychologischen <strong>Subjekt</strong>s als den Begriff eines Explanandums zu verste<br />

hen: Wenn wir nach wissenschaftlichen Erklärungen oder der korrekten<br />

philosophischen Analyse des Phänomens „<strong>Subjekt</strong>ivität“ im Sinne des in<br />

der Einleitung angesprochenen, diese Erklärungen miteinander verbinden<br />

den metatheoretischen Kommentars suchen, dann wissen wir im Gr<strong>und</strong>e<br />

überhaupt nicht, wonach wir suchen sollen.<br />

Dennoch gibt es die oben angesprochenen drei Hauptaspekte des Pro<br />

blems. Darum werde ich nun der Reihe nach einen Blick auf jeden dieser<br />

drei phänomenologischen Hauptaspekte werfen. Mein Ziel wird dabei sein,<br />

zu einem etwas klareren vorläufigen Bild der Problemlandschaft zu gelan<br />

gen. Im vierten Kapitel dieses Buches werden wir dann aus einer anderen<br />

Richtung etwas weiter in diese Landschaft eindringen, indem wir promi<br />

nente Beiträge der Gegenwartsphilosophie zu ihrer Erk<strong>und</strong>ung untersu<br />

chen. Vorerst jedoch werde ich einen Katalog der Rätsel anbieten, die wir<br />

mindestens lösen müssen, wenn wir an einem theoretischen Verständnis<br />

unseres eigenen <strong>Subjekt</strong>seins interessiert sind. In den beiden auf diese<br />

einführenden Bemerkungen folgenden Kapiteln werde ich dann einzelne<br />

Partien des philosophischen Puzzles näher untersuchen <strong>und</strong> dabei die theo<br />

retischen Mittel entwickeln, mit deren Hilfe ich am Ende dieser Arbeit<br />

schließlich einige Lösungsmöglichkeiten aufzeigen werde. Im Gang der<br />

Überlegungen wird deutlich werden, daß der psychologisch philosophische<br />

<strong>Subjekt</strong>begriff durch das Entstehen der neuen Theorie des Geistes vor einer<br />

Anzahl tiefgreifender semantischer Transformationen steht. Mit ihnen<br />

wird sich auch die ihn traditionell umgebende Landschaft schwieriger phi<br />

losophischer Fragen deutlich verwandeln wobei sie weitgehend zu einer<br />

terra incognita werden wird, die sich uns nur erschließt, wenn wir uns selbst<br />

besser verstehen. Wir befinden uns also in einer neuen <strong>und</strong> schwierigen<br />

Situation. Was genau ist es, das das Unternehmen einer postmetaphysi<br />

schen Theorie der <strong>Subjekt</strong>ivität zu einer so schwierigen <strong>und</strong> gefährlichen<br />

Expedition in ein unbekanntes Gebiet macht?<br />

Zuallererst ist die Frage nach dem <strong>Subjekt</strong> psychischer Zustände immer<br />

auch die Frage nach dem Selbst. Das ist darum so, weil die dieses <strong>Subjekt</strong><br />

konstituierenden inneren Erlebnisse auf rätselhafte Weise immer seine<br />

sind. Ich bin ein Wesen, das eine psychische Identität besitzt ein Wesen,<br />

das seine bewußten, inneren Erlebnisse in einem sehr direkten <strong>und</strong> unver<br />

mittelten Sinn als seine eigenen erfährt. Ein Schmerz ist nicht einfach<br />

schmerzhaft, er ist mein Schmerz. Auch das Überzeugtsein von einer philo<br />

sophischen oder wissenschaftlichen Theorie schwebt nicht einfach frei in<br />

einem inneren Bewußtseinsraum, es ist meine Überzeugung. MentaleZu<br />

stände besitzen also ein sehr prägnantes relationales Charakteristikum.

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